BERICHT
ZUR ENTWICKLUNG DER LANDWIRTSCHAFT IN THÜRINGEN
1998
Vorwort
Die Landwirtschaft des Freistaates Thüringen hat vielfältige wirtschaftliche, ökologische und soziale Aufgaben. Sie sichert die Versorgung mit qualitativ hochwertigen Nahrungsmitteln und Industrieroh- stoffen. Zugleich gestaltet sie Umwelt und Landschaft wie kein anderer Wirtschaftszweig. Ihre Wirtschaftskraft ist unverzichtbar für die Erhaltung lebensfähiger ländlicher Räume.
Sie kann diese Aufgabe jedoch nur erfüllen, wenn ihre Existenz und Wettbewerbsfähigkeit in allen Rechts-, Erwerbs- und Betriebsformen sowie in allen Regionen gesichert ist.
Die Landwirtschaft ist ein Wirtschaftszweig, der alle angeht. Aus diesem Grunde bietet der vorgelegte
"Bericht zur Entwicklung der Landwirtschaft in Thüringen 1998" der interessierten Öffentlichkeit umfassende Informationen zur Lage der Land- und Ernährungswirtschaft im Freistaat Thüringen.
Der Bericht wendet sich nicht nur an das einschlägige Fachpublikum. Die zusammengetragenen Fakten und die beleuchteten Zusammenhänge sollen vor allem zur Auseinandersetzung und Diskus- sion mit den Problemen des Agrar- und Ernährungssektors im gesamtgesellschaftlichen Kontext anregen. Dazu gehören die Verbraucher und ihr Vertrauen in die Nahrungsmittel mit hoher Qualität aus Thüringer Herkunft, gleichzeitig aber auch diejenigen, die den weit über die wirtschaftliche Bedeutung hinausgehenden Beitrag der Landwirtschaft für die Erhaltung der natürlichen Ressourcen und die Kulturlandschaft sowie für die Stabilisierung der ländlichen Räume erkennen und einfordern.
Gerade hier soll der Bericht mit seiner sachgerechten Darstellung der Arbeit der Landwirte und deren Auswirkungen auf Wirtschaft, Umwelt und ländlichen Raum einen besonderen Beitrag leisten.
Für die Landwirte Thüringens war das Jahr 1997 kein einfaches Jahr. Die Situation auf den Rinder- und Milchmärkten führte zu einem Einkommensrückgang in den Futterbaubetrieben. Aber auch bei den Marktfruchtbetrieben waren ertrags- und preisbedingte Schwankungen Ursache für stagnierende Einkommen. Von den positiven Entwicklungen am Schweinemarkt konnten die Thüringer Landwirte wegen des geringen Umfangs der Schweinehaltung kaum profitieren.
Die Gewinne der Betriebe liegen daher im Jahr 1997 unter denen des Vorjahres.
Dabei ist jedoch eine immer stärkere Differenzierung zwischen erfolgreichen und weniger erfolgreichen Betrieben zu konstatieren. Hier zeigt sich am deutlichsten der überragende Einfluß des Betriebs- managements auf die Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe.
Die Verantwortlichen in Politik, Verwaltung, Berufsstand und Betrieben müssen deshalb neben der Gestaltung der Rahmenbedingungen ihr Augenmerk vor allem auf diese Entwicklung richten. Hier bestehen viele Ansatzpunkte zur Änderung der Situation.
Den meisten Lesern wird aufgefallen sein, daß dem Agrarbericht 1996 nunmehr der Agrarbericht 1998 folgt. In Übereinstimmung mit den anderen Berichten des Thüringer Ministeriums für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt wird jetzt auch für den Agrarbericht das Jahr seines Erscheinens benannt.
Unabhängig davon wird mit dem diesjährigen Bericht Auskunft über die Entwicklung im Jahr 1997 gegeben.
Der vorliegende Bericht wird vom Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt und der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft herausgegeben.
All denen, die an seiner Erarbeitung mitgewirkt haben, sei an dieser Stelle herzlich gedankt.
Dr. Volker Sklenar
Thüringer Minister für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt
Inhalt
Vorwort 2
Abkürzungsverzeichnis 6
1 Landwirtschaft in Thüringen . . . 8
1.1 Agrarpolitische Ziele . . . 8
1.2 Landwirtschaft als Wirtschaftsfaktor . . . 8
1.3 Agrarstruktur im EU-Vergleich . . . 11
1.4 Natürliche Standortbedingungen . . . 12
1.5 Agrarverwaltung und Beratung . . . 13
2 Rahmenbedingungen und Maßnahmen der Agrarpolitik . . . 15
2.1 Agrarpolitik . . . 15
2.1.1 Agrarreform der EU . . . 15
2.1.2 Ausgleichszahlungen im pflanzlichen Bereich . . . 15
2.1.3 Tierprämien . . . 16
2.1.4 Weiterentwicklung der EU-Agrarpolitik . . . 18
2.2 Preis- und Kostenentwicklung . . . 20
2.3 Förderpolitik . . . 21
2.3.1 Bereitstellung von Fördermitteln 1997 (Überblick) . . . 21
2.3.2 Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der Agrarstruktur" . . . 22
2.3.3 Gemeinschaftsaufgabe "Sonderrahmenplan" . . . 22
2.3.4 Operationelles Programm und Landesprogramme mit Beteiligung der EU . . . 23
2.4 Ausgewählte Förderprogramme . . . 24
2.4.1 Einzelbetriebliche Investitionsförderung . . . 24
2.4.2 Ausgleichszulage . . . 25
2.4.3 Förderung umweltgerechter Landwirtschaft . . . 26
2.4.4 Marktstrukturförderung . . . 28
2.5 Grundstücksverkehr und Pachtangelegenheiten . . . 29
2.5.1 Grundstücksverkehr . . . 29
2.5.2 Pachtmarkt . . . 31
2.5.3 Privatisierung durch die BVVG . . . 31
2.6 Flurneuordnung und Flurbereinigung . . . 32
3 Strukturen der Landwirtschaft . . . 34
3.1 Arbeitskräfte . . . 34
3.1.1 Beschäftigte und Arbeitskräftebesatz . . . 34
3.1.2 Tätigkeitsbereiche und Betriebszweige . . . 35
3.1.3 Alters- und Qualifikationsstruktur . . . 37
3.1.4 Arbeitsmarktsituation . . . 39
3.2 Berufliche Bildung . . . 40
3.2.1 Berufsausbildung . . . 40
3.2.2 Umschulung . . . 41
3.2.3 Meisterausbildung . . . 41
3.2.4 Fachschulausbildung . . . 42
3.2.5 Sonstige Fort- bzw. Weiterbildung . . . 42
3.3 Entwicklung der landwirtschaftlichen Betriebe . . . 43
3.3.1 Datengrundlage für die Strukturanalyse . . . 43
3.3.2 Rechts- und Betriebsformen der Landwirtschaft . . . 44
3.3.3 Viehbestandsstruktur . . . 49
3.3.4 Insolvenzen . . . 52
3.4 Technikausstattung . . . 52
3.4.1 Datengrundlage für Technikanalyse . . . 52
3.4.2 Schlepper . . . 52
3.4.3 Mähdrescher . . . 54
3.4.4 Sonstige Technik . . . 55
3.4.5 Maschinen- und Betriebshilfsringe . . . 55
3.5 Benachteiligte Gebiete . . . 56
4 Pflanzenproduktion . . . 58
4.1 Witterungsverlauf . . . 58
4.2 Bodennutzung . . . 60
4.2.1 Langfristige Entwicklung der Bodennutzung . . . 60
4.2.2 Regionale Unterschiede der Bodennutzung . . . 61
4.2.3 Ackerflächennutzung nach Fruchtarten . . . 62
4.2.4 Flächenstillegung und Anbau nachwachsender Rohstoffe . . . 64
4.3 Produktion und Leistung . . . 65
4.3.1 Bruttobodenproduktion . . . 65
4.3.2 Getreide . . . 67
4.3.3 Ölfrüchte . . . 70
4.3.4 Hülsenfrüchte . . . 71
4.3.5 Hackfrüchte . . . 72
4.3.6 Futter . . . 74
4.3.7 Sonderkulturen . . . 77
4.4 Gartenbau . . . 78
4.4.1 Gärtnerische Kulturen und Standorte . . . 78
4.4.2 Gartenbauliche Erzeugung . . . 79
4.4.3 Vermarktung von Obst und Gemüse . . . 81
4.5 Ökologischer Landbau . . . 81
4.6 Verwertung nachwachsender Rohstoffe . . . 82
4.7 Umweltgerechte Landbewirtschaftung . . . 82
4.7.1 Bodendauerbeobachtungsflächen . . . 82
4.7.2 Düngung und Nährstoffkreislauf . . . 83
4.7.3 Turnusmäßige Bodenuntersuchung . . . 84
4.7.4 Klärschlammeinsatz . . . 85
4.7.5 Pflanzenschutz . . . 86
4.7.6 Umweltverträglichkeit landwirtschaftlicher Unternehmen . . . 87
5 Tierproduktion . . . 89
5.1 Viehbestandsentwicklung . . . 89
5.2 Regionale Verteilung . . . 91
5.3 Milchproduktion . . . 93
5.3.1 Rohmilchanlieferung . . . 93
5.3.2 Milcherzeugerpreise . . . 95
5.3.3 Milchqualität . . . 95
5.3.4 Milchleistung . . . 97
5.4 Rinderproduktion . . . 99
5.4.1 Schlachtrindermarkt . . . 99
5.4.2 Erzeugerpreise für Rinder . . . 100
5.4.3 Rinderzucht und Reproduktion . . . 100
5.5 Schweineproduktion . . . 102
5.5.1 Schlachtschweinemarkt . . . 102
5.5.2 Erzeugerpreise für Schweine . . . 103
5.5.3 Schweinezucht . . . 103
5.5.4 Schweinekontroll- und Beratungsring . . . 104
5.6 Schafhaltung . . . 104
5.7 Geflügelproduktion . . . 105
5.8 Pferdehaltung . . . 106
6 Ernährungswirtschaft und Absatz . . . 108
6.1 Strukturelle Entwicklung . . . 108
6.2 Verarbeitung pflanzlicher Erzeugnisse . . . 109
6.2.1 Getreideverarbeitung . . . 119
6.2.2 Futtermittelherstellung . . . 110
6.3 Verarbeitung tierischer Produkte . . . 112
6.3.1 Verarbeitung von Milch . . . 112
6.4 Absatzförderung . . . 112
6.4.1 Erzeugergemeinschaften . . . 112
6.4.2 Marketing . . . 113
6.4.3 Direktvermarktung . . . 114
6.4.4 Herkunftszeichen "Original Thüringer Qualität" . . . 114
6.5 Verbraucheraufklärung im Ernährungsbereich . . . 115
7 Ökonomische Ergebnisse . . . 116
7.1 Datengrundlage und methodische Fragen . . . 116
7.2 Charakterisierung der analysierten Landwirtschaftsbetriebe . . . 117
7.3 Bilanzanalyse . . . 118
7.3.1 Bilanzvermögen . . . 118
7.3.2 Bilanzkapital . . . 119
7.3.3 Entwicklung von Vermögen und Kapital . . . 121
7.4 Betriebliche Aufwendungen . . . 121
7.4.1 Gesamtaufwendungen . . . 121
7.4.2 Materialaufwand . . . 122
7.4.3 Personalaufwand . . . 123
7.4.4 Sonstige Aufwendungen . . . 124
7.4.5 Investitionen . . . 125
7.5 Betriebliche Erträge . . . 126
7.6 Ergebnisse . . . 127
7.6.1 Ergebnisermittlung . . . 127
7.6.2 Ergebnisse nach Betriebsformen . . . 129
7.6.3 Regionale Unterschiede . . . 130
7.6.4 Auswertung nach Betriebserfolg . . . 132
7.6.5 Entwicklung identischer Betriebe . . . 135
7.7 Betriebswirtschaftliche Bewertung . . . 135
7.7.1 Vergleich mit Testbetrieben Deutschlands . . . 134
7.7.2 Einfluß staatlicher Mittel . . . 136
7.7.3 Streubreite der Ergebnisse . . . 137
7.8 Ökonomische Ergebnisse von Gartenbaubetrieben . . . 139
8 Zusammenfassung . . . 141
8.1 Landwirtschaft und Agrarpolitik 1997 . . . 141
8.2 Strukturen der Landwirtschaft . . . 141
8.3 Pflanzenproduktion . . . 141
8.4 Tierproduktion . . . 142
8.5 Ernährungswirtschaft und Absatz . . . 142
8.6 Ökonomische Ergebnisse . . . 142
Anhang
Karte 1 bis Karte 6
6
Abkürzungsverzeichnis
ABM Arbeitsbeschaffungsmaßnahme
ADR Arbeitsgemeinschaft Deutscher Rinderzüchter
AF Ackerfläche
AFG Arbeitsförderungsgesetz
AFP Agrarinvestionsförderungsprogramm
AG Aktiengesellschaft
AIP Agrarinvestionsprogramm
AK Arbeitskraft
AKE Arbeitskräfteeinheit
AKh Arbeitskraftstunde
AZ Ackerzahl
BML Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
BSE Bovine Spongiforme Enzephalopathie
BVVG Bodenverwaltungs- und -verwertungsgesellschaft mbH
CCM Corn Cob Mix
CMA Centrale Marketinggesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft mbH
DGE Deutsche Gesellschaft für Ernährung
EAGFL Europäischer Ausrichtungs- und Garantiefonds für die Landwirtschaft
EALG Entschädigungs- und Ausgleichsleistungsgesetz
e.G. eingetragene Genossenschaft
EU Europäische Union
e.V. eingetragener Verein
EZG Erzeugergemeinschaft
FAK Familienarbeitskraft
Flurb Flurbereinigungsgesetz
GA Gemeinschaftsaufgabe
GAP Gemeinsame Agrarpolitik
GbR Gesellschaft bürgerlichen Rechts
GE Getreideeinheit
GJ NEL Gigajoule Netto-Energie-Laktation
GL Grünland
GmbH Gesellschaft mit beschränkter Haftung
GV / GVE Großvieheinheit
ha Hektar (= 10 000 m )2
HE Haupterwerbsbetrieb
HFF Hauptfutterfläche
HGB Handelsgesetzbuch
ICE Intercity
KG Kommanditgesellschaft
KULAP Programm zur Förderung von umweltgerechter Landwirtschaft, Erhaltung der Kulturlandschaft, Naturschutz und Landschaftspflege in Thüringen
kt Kilotonne
kW Kilowatt
LEADER Gemeinschaftinitiative zur Entwicklung des ländlichen Raums
LF Landwirtschaftlich genutzte Fläche
LTR Landesverband Thüringer Rinderzüchter
LVG Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau
LVZ Landwirtschaftliche Vergleichszahl
LwAnpG Landwirtschaftsanpassungsgesetz
ME Maßeinheit
MFA Muskelfleischanteil
Mhz Megaherz
Mio. Million
MJ NEL Megajoule Netto-Energie-Laktation
NE Nebenerwerb
NN Normal Null
OHG offene Handelsgesellschaft
OTQ Herkunftszeichen "Original Thüringer Qualität"
PS Pferdestärke
PSM Pflanzenschutzmittel
RGV Raufutterverzehrende Großvieheinheit
TDM Eintausend Deutsche Mark
Tha Eintausend Hektar
TLL Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft
TMLNU Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt
Tsd. Tausend
TSPV Thüringer Schweinezucht- und Produktionsverband
TVL Thüringer Verband für Leistungs- und Qualitätsprüfungen in der Tierzucht e.V.
VE Vieheinheit
VO Verordnung
ZMP Zentrale Markt- und Preisberichtsstelle für Erzeugnisse der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft GmbH