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Was tun, wenn psychiatrische Praxis auf Menschen mit extrem rechter Gesinnung trifft? Fachgespräch ONLINE der DGSP,

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Academic year: 2022

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Was tun,

wenn psychiatrische Praxis

auf Menschen mit extrem rechter Gesinnung trifft?

Fachgespräch ONLINE der DGSP, 28.7.2021

Dr. Samuel Thoma (Psychiatrische Tagesklinik Fürstenwalde), Prof. Dr.

Esther Lehnert (ASH Berlin), Dr. Friedemann Bringt (Bundesverband mobile Beratung), Prof. Dr. Marion Mayer (ASH Berlin)

(2)

ABLAUF

• Vorstellung und kurze Einführung in das Workshop-Thema

• Drei kurze Inputs der Mitwirkenden aus den Perspektiven:

• Psychiatrische Versorgung im Klinikkontext;

• Fachberatung Gender und Rechtsextremismus;

• Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus

• Austausch und Diskussion in zwei Runden

• I: Welche Phänomene nehmen Sie wahr? Und welche Herausforderungen sind damit verbunden?

• II: Welche Handlungsmöglichkeiten kann es geben?

• Was kann aus dem Gespräch folgen?

(3)

Ungebrochener Anstieg an rechter Gewalt und Zunahme gruppenbezogener

Menschenfeindlichkeit

Exemplarisch ein paar Zahlen:

23.080 Straftaten durch „rechts“ im Jahr 2020 213 Todesopfer seit 1990

ca. 32.500 rechtsextrem Bekannte

1.063 Hasstaten gegen Amts- und Würdenträger*innen in 2020.

(Quelle: Zick; 2021)

(4)

DIE GESELLSCHAFTLICHE UND SOZIALE PERSPEKTIVE MITDENKEN

„Eine Welt im Wandel braucht Beratung,

aber eine Beratung, die diesem Wandel Rechnung trägt!“

(Zweite Frankfurter Erklärung zu Beratung, Forum Beratung DGVT 2021)

Und welche Sozial- und Gemeindepsychiatrie braucht sie?

(5)

ALLTAGSPRAKTISCHE PERSPEKTIVE

• Frau Hüther: Anfang 50jährige Patientin in stationärem Setting, aufgenommen wegen wiederkehrenden

Depressionen und einer Persönlichkeitsstörung

• Seit kurzem berentet, davor große Belastung am Arbeitsplatz, „betriebliche Umstrukturierungen“

• Agitiert politisch in Gruppentherapien und Milieutherapie

(6)

MORGENRUNDE

(7)

DISKUSSION IM TEAM

• „Was ist das für eine Marke?“ „Hab ich nicht erkannt“ „Reagierst Du nicht ein bisschen übersensibel?“

• → Spreche die Pat. darauf an und bitte sie, die Marke hier nicht zu tragen.

• → Gewöhnliche Reaktionen:

• „Keine Angst, ich mach hier keinen Krawall“ // „Dass Thor Steinar rechtsradikal ist, ist ein totales Missverständnis – aber klar, dass Sie mir das dann verbieten müssen.“

• Mit Frau Hüther eskaliert Situation jedoch weiter…

• → Schreibt Brief an Klinikleitung. „Thor Steinar ist von der Verfassung nicht verboten.“

(8)

DISKUSSION IM TEAM

• Diskussion im Team intensiviert sich; zahlreiche Supervisionen

• Lassen wir uns von der Pat. provozieren und spalten?

• Politische Agitation der Patientin als Symptom ihrer (Persönlichkeits-)Störung?

• → Vereinbarung im Team: Sie mit ihrem Verhalten konfrontieren und dieses mit ihr auf ihre Biographie und ihre Erkrankung

zurückführen

• Reaktion: „Endlich hört mir jemand zu. Endlich hat jemand Verständnis für mich!“

• Gleichzeitig: Gespräche über die Ästhetik der Runenschrift im Hinterhof, weiteres politisches Agitieren und Klüngeln

• Meine Reaktion: Therapeutische Beziehung wird unmöglich

(9)

ÄRZTLICHE VS.

PSYCHOTHERAPEUTISCHE HALTUNG

• → Beispiel Neonazis auf der Rettungsstelle

(10)

THERAPEUTISCHE “STANDARDS”

• Abstinenz

• Floskeln: „Aha, was fühlen Sie, wenn Sie das so hören?“ // „Was löst das bei den anderen aus?“ // „Beschreiben Sie Ihre

Gefühle.“

• „Bitte bleiben Sie bei sich“

• → Wirkte hier sinnlos

(11)

Sexismus-Betroffenheit/

Betroffene von Gewalt:

Sexismus, sex. Gewalt, Häusliche Gewalt

Mythen über die friedfertige Frau

Stereotype: „Freundin* von“,

„doppelte Unsichtbarkeit“

kaum Wissen über

regionale Raumaneignung und rechte Strategien:

Frauen als

Normalisiererinnen Beziehung/ Bindung zu/an

Beraterin* /Therapeutin*

Klientin*

Adressatin*

Genderdimensionen

(12)

Frauen gelten als per se friedfertiger (Mitscherlich 1985, Mythos der friedfertigen Frau). Der politische Hintergrund der Aktivitäten rechtsextremer Frauen und Mädchen bleibt oft unbemerkt, das Gefahren- und Gewaltpotential ihrer Aktivitäten wird oft

übersehen. Im Alltag bleiben rechtsextreme Frauen und Mädchen oftmals unerkannt.

Quelle: Screenshots Instagram, Tumblr

Der Mythos der Friedfertigkeit

(13)

Der Mythos der Friedfertigkeit

Mütterlichkeit,

Beziehungs-orientierung und Empathie schützen Frauen nicht per se vor dominanten Verhalten. Je nach Situation können diese „weiblichen“

Kompetenzen im Dienst von Diskriminierung, Ausbeutung und Gewalt stehen. Frauen sind eher geneigt, aus

„weiblichen“ Motiven Gewalt auszuüben. So etwa wenn sie

„um ihrer Familie willen“

Flüchtlinge aus dem Wohngebiet jagen.“

(Holzkamp/Rommelspacher 1991, S. 39)

GERMANIA FITNESS

Der Blog von Fräulein Hess

(14)

Die „doppelte Unsichtbarkeit“

(Lehnert 2013, S. 200)

Mädchen und jungen Frauen werden nach wie vor viel weniger politisches Interesse oder

eigenständige politische Ansichten zugetraut. (…) Erschwerend kommt hinzu, dass

Rechtsextremismus nach wie vor als ein

männliches Phänomen und damit auch Problem wahrgenommen wird. (…) Für rechtsextrem

orientierte und rechtsextreme Mädchen und junge Frauen konstatieren wir in diesen Fällen das Prinzip der „doppelten Unsichtbarkeit“.

(15)

Miriam Hope

- Rechte YouTuberin und Coronaleugner-Influencerin - Verbreitet Verschwörungsideologien („Great Reset“,

„New World Order“ etc.)

- NS-Relativierung: z.B. im April 2020 Video mit dem Titel

„Was haben der NationalSOZIALISMUS mit den Zwangsimpfungen des RKI Robert-Koch-Instituts, Leopoldina und Merkels Ehemann gemeinsam?“

Screenshot YouTube

Screenshot Twitter

Profilbild YouTube

(16)

Eva Rosen

- Mitorganisatorin der Frauen-Bustour gegen die Corona-Maßnahmen

- Ehemalige stellvertretende Parteivorsitzende „WIR2020“

- Seit Januar 2021 Mitglied bei

„DieBasis“ (zuvor Widerstand 2020) - Singt auf Querdenken-Demos ihre

Protest-Songs

Screenshot YouTube Screenshot YouTube

Erika Balzer

(17)

Catherine Thurner

- Verschwörungsideologische YouTuberin („Catherines Blick“ - 20.000 Abonnent*innen)

- QAnon-Anhängerin (Telegram-Kanal)

- bietet in ihrem Haus Körper-Energie-Sitzungen und Malkurse an

- In ihren Videos, die sie in ihrem Garten aufnimmt spricht sie über Alltag, Mutterschaft und esoterische Inhalte

Website catherine-thurner.com Screenshot YouTube

(18)

HANDLUNGSFELDER MOBILER BERATUNG

Menschenrechts- und Gemeinwesenorientierung

Beratung vor Ort

mobil, aufsuchend und unabhängig

Analysen und Recherchen

Politische Bildungsarbeit

Ressourcen- u.

Machtsensibilität

Prozess- begleitung, Netzwerkarbeit

Teamarbeit und Reflexion

Nachhaltigkeit Dokumentation

Evaluation

(19)

Beratungs- nehmer*innen

Prozess- begleitung Clearing u.

Verweisberatung

Fort- und Weiterbildung

Strategie- entwicklung Vernetzung

MOBILE BERATUNG

gegen Rechtsextremismus

(20)

bundesweiter Fachaustausch zu

rechtsoffenen Corona-Protesten

soziale Bewegung: zunehmende Dominanz rechter Ideologie(- fragmente )

bundesweite Zunahme von Beratungsanfragen (tlw. auch aus familiärem Kontext)

hoher Bedarf an Informations- und Bildungsveranstaltungen

diffuse Protestszene: Auseinandersetzung mit ideologischen

Anknüpfungspunkten/kulturellen Brücken in die extreme Rechte notwendig

rhetorische Bezüge zu Freiheit und Demokratie:

egoistischer Freiheitsbegriff verweigert Solidarität mit vulnerablen Gruppen

ausgrenzender Demokratiebegriff

Bezug auf völkisch verengten Nationalstaat

Wunsch nach der Abschaffung einer als illegitim empfundenen Ordnung => Gewalt

als legitimes Mittel zur Durchsetzung eigener Ziele

(21)

DISKUSSION: RUNDE 1

• Welche Veränderungen (mit Handlungsbedarf) im Umgang mit extremrechten, menschenfeindlichen oder antidemokratischen Äußerungen und Verhaltensweisen nehmen Sie bei Klient_innen (oder auch Kolleg_innen) in Ihrem Berufsalltag als Berater_in / Psychotherapeut_in wahr?

• Wie offen gehen Sie mit Ihren eigenen Einstellungen und

Haltungen und sich daraus ergebenden Grenzen und fachlichen Positionierungen im Kolleg*innenkreis um?

• Welche Fragen und Anliegen bringen Sie hierzu mit?

• Welche Herausforderungen stellen sich in der beruflichen Praxis?

(22)

DISKUSSION: RUNDE II

• Welche Möglichkeiten für eine kritische Auseinandersetzung sehen Sie?

• Welche Reflexions- und Diskussionsräume stehen zur Auseinandersetzung mit diesen Herausforderungen zur Verfügung?

• Welche Unterstützung, Rückendeckung und Handlungsanweisungen gibt es von Seiten der Arbeitgeber/Organisation?

(23)

ANHANG

(24)
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Referenzen

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