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11. Vorlesung: Theologische Religionskritik

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Academic year: 2022

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11. Vorlesung:

Theologische Religionskritik

Theologischer Ernstfall:

Die religionskritische Perspektive der Pluralistischen Religionstheologie

• Paul F. Knitter: „Ein Gott – viele Religionen. Gegen den

Absolutheitsanspruch des Christentums, München 1988.

• Mode? Trend? Zeitgeist?

• Was steht auf dem Spiel?

Eine epochale Provokation

– Postmoderne Lebenswelten – Erkenntnistheoretischer

Pluralismus

– Grundsätzliche Kritik universaler, aber kulturelle partikularer

religiöser Wahrheitsansprüche – Das Problem des religiösen

Relativismus

– „Dominus Iesus“ als Reaktion

Wie kann angesichts vieler Religionen eine als allein gültig ausgezeichnet

werden?

(2)

Pluralistische Religionstheologie

Intuition:

Die Vielfalt der religiösen Vorstellungen ist letztlich als Interpretation des einen Numinosen zu begreifen

Anspruch:

Eine kopernikanische Wende der Theologie

Wissenschaftshistorischer Ort:

PRT Religions-

wissenschaft Theologie

(3)

Religionstheologische Modelle

1. Exklusivismus 2. Inklusivismus 3. Pluralismus

(Vgl. Typologisches Modell von P. Schmidt-Leukel)

(4)

Das Problem

Ausgangspunkt:

Welcher Zusammenhang besteht zwischen der Rede vom universalen Heilswillen Gottes und dem Glauben an eine einzige Inkarnation?

Hintergrund:

Erfahrungen der modernen Missionsgeschichte

Erfahrungen des Kolonialismus Erfahrungen einer beginnenden

Globalisierung nach WW II

FRAGE:

Wenn man an den Gott der Liebe glaubt, der alle

Menschen erreichen will, kann man dann zugleich daran glauben, dass er sich auf eine Weise offenbart hat, die

faktisch den Zugang für viele Menschen

versperrt?

(5)

Konsequenz

These:

Statt von einer Inkarnation Gottes ist von mehreren zu sprechen

Erkenntnistheoretische Voraussetzung:

Man kann von Gott nie unmittelbar sprechen.

Man spricht von Gott angesichts des Bilderverbots in Bildern und

Gleichnissen

Folgerung:

Keine Religion kann das / den

Absolute(n) angemessen auffassen Stattdessen: unterschiedliche

Wahrnehmungsformen des Transzendenten

In vielfältigen Angängen wird das / der Unfassbare erkannt

Indem er / es erkannt wird, gibt er / es sich zu erkennen

Offenbarungstheologischer Ansatz

Offenbarungstheologischer Ansatz

(6)

Beispiel: Raimundo Panikkar

Der unbekannte Christus im Hinduismus, Mainz 1986.

• Ursprünglich: konkrete Identifizierung von Jesus und Christus im Sinne der klassischen Christologie

• Paradigmenwechsel:

– Soteriologisch – Christologisch

– Erkenntnistheoretisch FAZIT:

Christus wird vom konkreten Namen zum Symbol, zur Chiffre des Absoluten

• „Der Christ kann...nicht behaupten, >der Herr ist nur Christus<, da unsere Erkenntnis des Herrn

begrenzt ist...>Der Herr ist (da)<, auch wenn sein Name nicht wie

>Christus< klingen mag oder wie irgendein

anderer der uns

vertrauten Namen.“

(7)

JOHN HICK

Theologischer Ernstfall: Die religionskritische

Perspektive der Pluralistischen

Religionstheologie

Hauptwerk:

„An Interpretation of Religion“

(1989)

Anliegen:

Eine religiöse Interpretation der Welt, die konfessionell nicht gebunden ist

¾ These 1:

Die Welt ist ein

Interpretationsphänomen, das auch in religiöser Hinsicht eine grundlegende Mehrdeutigkeit beinhaltet.

¾ These 2:

Die „alles durchziehende

Mehrdeutigkeit der Welt“ macht eine naturalistische wie eine religiöse Interpretation möglich, hält jede aber zugleich offen, weil sie niemals

letztbegründete Sicherheit vermitteln kann.

(8)

JOHN HICK geboren am 20.1.1922 in Scarborough (U.K.)

• ab 1940 Philosophie-Studium in Edinburgh

• als junger Mann evangelikale Wende: Hick wird Presbyterianer

• im WW II verweigert H. den Kriegsdienst: er wird Sanitäter

• ab 1945 Weiterstudium im Edinburgh

• 1948 Wechsel nach Oxford

• 1950 Promotion (1957: “Faith and Knowledge”)

• 1953 Ordination; im selben Jahr Heirat mit Hazel Bowers (vier Kinder)

• 1953 – 1956 Gemeindedienst

• 1956 – 1959 Assistant Professor für Philosophie

• 1959 – 1964 Professor für christliche Philosophie (Princeton)

• 1963 : “Philosophy of Religion”

• 1963 – 1967 Lecturer in Divinity (Camdridge)

• 1966 : “Evil and the God of Love”

• ab 1967 Professor für Theologie in Birmingham

• in den frühen 70-er Jahren seine “kopernikanische Wende”:

Ansätze zur Ausbildung der PRT

• 1973: “God and the Universe of Faiths”

• 1974 – 1976 Indien-Reise

• 1977: “The Myth of God Incarnate”

• 1979 Professor in Claremont (Kalifornien)

• 1985: “Problems of Religious Pluralism”

• 1989: “An Interpretation of Religion”

• Hick lebt in Birmingham

(9)

Erkenntnistheoretischer Ansatz:

Interpretation

Kein zwingender Gottesbeweis Kein zwingender Gegenbeweis Rationalität des Glaubens

in begründeter Erfahrung

Falsifikatorisches Modell:

Eschatologische Verifikation

Erfahrungstheologischer und interpretationstheoretischer Schluss:

dass man je nach der eigenen Einstellung und zugrunde- liegenden Perspektive „einen Gegenstand, ein Ereignis oder eine Situation in der Weise erfahren kann, dass es uns die göttliche Gegenwart vermittelt.“

(10)

Religionstheologischer Interpretationismus

Ein starkes Indiz für die Legitimität von Glauben ist der

universale Nachweis von Religionen.

Jede Religion ist kulturell

unterschiedlich geprägt.

Religionswahl ist kontingent und kulturell gerahmt.

Der

Transzendenzbezug scheint zum

Menschen zu gehören.

Die meisten

Religionsangehörigen sind in ihre Religion als Bestandteil ihres kulturellen Kontextes hineingeboren.

„Daß es nicht einen, sondern eine Pluralität solcher historischer Rahmen gibt, zählt zu den bedeutsamsten Tatsachen, die eine Interpretation von Religion

berücksichtigen muß.“

(11)

Der Ansatz von John Hick

„The Real“ wird „durch die Linse einer

bestimmten religiösen

Kultur mit ihren jeweiligen Konzeptionen, Mythen, geschichtlichen

Vorbildern und Andachts- und Meditationstechniken betrachtet“ (23).

„The Real“:

• Alle Religionen :

¾ Transzendenzbezug

¾ Soteriologischen Charakter:

Befreiung, Erlösung

¾ „Transformation des

menschlichen Daseins aus der Selbstzentriertheit zur

Wirklichkeitszentriertheit“

¾ Das Wirkliche als

„Gattungsname...wird in allen großen theistischen und

nichttheistischen Traditionen benutzt“.

(12)

Kant und Hick

Kant:

Der konstruktive Anteil aller Erkenntnis betrifft die Wahrnehmung eines

Gegenstandes, den wir nie an sich erfahren, sondern je nach unseren Erkenntnisbedingungen.

Folgerung:

The Real kann nie an sich erfahren werden, d.h. unmittelbar, sondern je vermittelt durch den, der es

wahrnimmt.

Religionshistorische Anwendung:

Von daher ergeben sich je nach den Voraussetzungen des

Erfahrenden personale oder

impersonale Zugangsweisen zum WIRKLICHEN, repräsentiert in den semitischen bzw. indischen Religionen.

Religionssystematisches Ergebnis:

Die Religionen sind danach

grundsätzlich gleichrangig, ohne

gleich zu sein.

(13)

Religionstheologische Kriteriologie

1. Der Wert einer Religion zeigt sich in ihrer ethischen

Qualität, wobei „alle großen Traditionen das moralische Ideal der Güte, Liebe und des Mitleids lehren, das in der Goldenen Regel seinen prägnantesten Ausdruck

findet“.

2. Als weiteres Kriterium ihrer Beurteilung dient die soteriologische Wirksamkeit: „Der Wert religiöser

Traditionen... bemißt sich daran, ob sie die erlösende Transformation fördern oder behindern“ (323).

3. Im Durchgang der verschiedenen Traditionen gilt für

Hick, dass alle Religionen die gleiche soteriologische

Qualität haben.

(14)

Gegen Absolutheitsansprüche

Religiöse Absolutheitsansprüche:

• tendenziell intolerant

• fatale Geschichte

• kontextuell zu rekonstruieren

• mythen- bzw. metaphernkritisch zu entschlüsseln: Ausdrucksweisen einer Erfahrung

• pluralistische Überwindung von Absolutheitsansprüchen

Wahrheitstheoretisches Problem:

¾ Welche Bindungskraft haben die eigenen religiösen Überzeugungen der PRT?

Theoriedesign:

™ Einspruch im Namen der Opfer

™ Konnex mit Alteritätsdenken

™ Historisch: Christentumskritik

™ Systematisch: Religionskritik

Offenbarungstheologische Konsequenz:

1. Christologie als Metaphorologie 2. Christus als eine Inkarnation 3. Andere nicht ausgeschlossen

(15)

Absolutheit, christlich

Geschichtlich:

• „Historisch ist der Absolutheitsanspruch des Christentums kein genuin theologischer Begriff. Er findet seinen Ansatz in der religionsphilosophischen Spekulation des

Deutschen Idealismus (v.a. bei Hegel) über das Christentum als „absolute Religion“, wird dann unter dem Stichwort „Absolutheit des Christentums“ in der protestantischen Theologie (E. Troeltsch) erörtert und wird auch in der katholischen Apologetik

aufgegriffen, wobei „weitgehend von der dazugehörigen spezifischen geistesgeschichtlichen Situation abstrahiert wurde“ (K. Lehmann).“[1]

[1]H. Waldenfels, Art. Absolutheitsanspruch des Christentums, in: LThK3, Bd. 1, 80-82; hier: 80.

Systematisch:

• „Die „Absolutheit - christlich“ bezieht sich positiv auf die die Welt zu ihrer Erfüllung bringende Bewegung, die in der Menschwerdung Gottes, seinem Eingehen in die Zeit und den Raum der Menschen ihren unüberbietbaren Höhepunkt besitzt und somit in der Person, im Leben und Sterben Jesu von Nazaret kulminiert.“[1]

[1] H. Waldenfels(2000) 216; vgl. zum Ganzen ebd., 210-217.

(16)

Absolutheit, christlich

Fallbeispiel Infallibilität:

¾ antimodern

¾ reaktiv

¾ defensiv

Fassung von Absolutheit situativ wie systematisch negativ

Gegenbild:

Positivität der Fülle

Theologische Aussage aus Gebetsbezug:

Verweis auf Doxologie

Überschuss der Theo-Logie in Liebes- und Begeisterungs- metaphoriken

Eschatologischer Überhang

Christliche

„Absolutheit“ in der Fülle des Heils und seiner Endgültigkeit

Problematisch:

- Unüberbiet- barkeitsdenken - Metapher

„absolut“

trinitarisch

unangemess

en

(17)

Fundamentaltheologische Problemstellung

Die bleibende Beunruhigung

: Bei allem christlichen Bestehen auf der göttlichen Offenbarung in Jesus Christus bleibt offen, warum sich Gott in der Vielfalt der menschlichen Zeiträume und Kulturen nur einmal und an dieser Stelle inkarniert hat.

„Jeder Theologe hätte seinen Beruf verfehlt, triebe ihn nicht die Frage um:

Warum hat Gott - wie die Schrift ihn uns bezeugt - so gehandelt und nicht anders?

Warum sind die Grade der Offenbarung Gottes in der Geschichte der Menschheit so verschieden? Ich weiß es nicht.“[1]

[1] K.-J. Kuschel, Christologie und Pluralistische

Religionstheologie. Die Herausforderung John Hicks und eine theologische Antwort, in: G. Riße / H. Sonnemanns / B. Theß(1996) 481-493; hier: 490.

Problemlösung der PRT:

Preisgabe eines exklusiven Inkarnationsbegriffs

Mythenkritische Auflösung von

„Inkarnation“

Hintergrundannahme:

¾„kritischer Rationalismus“

¾ Suche nach einem „vernünftigen“ Gott

(18)

Christologische Religionskritik

¾ Für die PRT entscheidendes Hindernis:

„der zentrale christliche Glaubenssatz der Einzigartigkeit Christi“.

[1]

[1] P. F. Knitter(1988) 42.

¾ In Jesus ein Präsenz Gottes, aber keine Identität zwischen Gott und Mensch:

„Das Leben Jesu war ein Punkt, an welchem der Logos - d.h. Gott in seiner Beziehung zum Menschen - gehandelt hat.“

[1]

1]J. Hick, Jesus und die Weltreligionen, in: ders. (Hrsg.), Wurde Gott Mensch? Der Mythos vom fleischgewordenen Gott, Gütersloh 1979, 175-194; hier: 191.

¾ Christologie nach und gegen Chalcedon (451)

(19)

Christologische Religionskritik

Ausgangspunkt dieser christologischen Kritik:

Einsicht, dass eine wörtliche Interpretation des

chalkedonensischen Zugleich von wahrer Gottheit und wahrer

Menschheit im Rahmen der Zwei- Naturen-Lehre keinen

vernünftigen Sinn ergebe.

„Wörtlich verstanden war ihre

Sprache Un-Sinn, redete sie doch von einem Nicht-Ding oder Nichts, denn die Autoren bezeichneten Yeschua als den >begrenzten Unbegrenzten<, den >endlichen Unendlichen<.“ [1]

„>Yeschua ist göttlich<. Solch ein Satz ist kein Un-Sinn und scheint genau das einzufangen, was

Christen sagen wollen mit der Aussage: >Yeschua ist Gott<.“ [2]

1]L. Swidler, Eine Christologie für unsere kritisch- denkende, pluralistische Zeit, in: R. Bernhardt (Hrsg.), Horizontüberschreitung. Die Pluralistische Theologie der Religionen, Gütersloh 1991, 104-119;

hier: 109.

[2]Ebd., 112.

(20)

Christologische Religionskritik

Inkarnation:

1. Metaphorisches Konzept

2. Rahmen einer mythischen Geschichte 3. Jesus ist nicht Gott, sondern „göttlich“

„(E)s ist fraglich, ob eine Person noch als wahrer Mensch gelten kann, die sich darin von allen anderen Menschen unterscheidet, daß sie zusätzlich zu ihrer menschlichen Substanz auch noch durch eine göttliche Substanz

konstituiert ist. Ein Mensch jedoch, der sich rückhaltos und in allem von der göttlichen Wirklichkeit her bestimmen läßt, und der auf sie hin

dementsprechend transparent wird, so daß er ihre Gegenwart mit je

einzigartiger Kraft für andere Menschen vermittelt, der ist wahrer Mensch sowohl im essentiellen als auch im ideellen Sinn dieser Worte.“ [1]

[1]

P. Schmidt-Leukel, Religiöse Vielfalt als theologisches Problem. Optionen und Chancen der pluralistischen Religionstheologie John Hicks, in:R. Schwager(1996) 11-49; hier: 44f.

(21)

Christologische Gegenkritik

• Damit wird in Jesus Christus eine Form der Präsenz Gottes im Menschen und im Menschlichen schlechthin angenommen. In einem metaphernkritisch geläuterten Sinn lässt sich dann auch von mehreren Inkarnationen Gottes in den

verschiedenen Religionen sprechen.

• In aller Konsequenz bedeutet dies die Verabschiedung der PRT aus dem Rahmen einer christlichen Theologie, die von der eschatologischen

Selbstoffenbarung Gottes in Jesus Christus in der Weise ausgeht, dass Gott wirklich Mensch geworden ist - und dies trotz der Einsicht in

metaphorische, kontextuelle

Terminologien, mit denen im Sinne des Chalkedonense etwas

ausgedrückt werden sollte, was sich nie fassen lässt.

• Anders als die PRT sieht sich Chalkedon nicht imstande, das zentrale Geheimnis des

Gottmenschen Jesus Christus

aufzulösen, weil es sich rational nicht einsinnig machen lässt. Die bis zum Zerreißen gespannte, paradoxale Begrifflichkeit des Chalkedonense ist bewusst in der Form Negativer

Theologie gehalten.

„Ein und derselbe ist Christus, der einziggeborene Sohn und Herr, der in zwei Naturen unvermischt,

unveränderlich, ungetrennt und

unteilbar erkannt wird, wobei nirgends wegen der Einung der Unterschied der Naturen aufgehoben ist...“

(22)

Was bedeutet Christologie?

• Im Sinne des Dogmas von Chalcedon

„ist die Selbstoffenbarung Gottes konzentriert in der Person Jesu, aber nicht auf sie begrenzt... Wir können daher nicht beanspruchen, Jesus sei die einzig

bedeutsame, exklusive und absolute Offenbarung

Gottes, wohl aber die nach christlichem Urteil normative:

ohne die (im Geist der unbegrenzten Liebe verstandene) Geschichte Jesu können wir nicht erkennen, ob

irgendwo der Logos des Vaters und nicht ein ganz anderer Logos sich manifestiert.“

[1]

[1]H. Kessler, Pluralistische Religionstheologie und Christologie. Thesen und Fragen, in: R. Schwager (1996) 158-173; hier: 166.

(23)

Fundamentaltheologische Konsequenzen

1. Man kann nicht mehr davon sprechen, dass in der christlichen

Offenbarung Gott eschatologisch ganz als er selbst anzutreffen ist.

2. Die Offenbarungsspannung von Verborgenheit und gleichzeitiger Volloffenbarung Gottes im Christusereignis wird gesprengt. Das

bezeichnete Paradox wird ganz im Sinne einer letzten Unerkennbarkeit Gottes gesehen, womit Offenbarung lediglich als metaphorische Fassung eines Unfassbaren begriffen wird.

3. Damit ist der entscheidende erkenntnistheologische Maßstab der Offenbarung tatsächlich einem radikalen Paradigmenwechsel unterzogen. Erkenntnisprinzip ist jetzt eindeutig die menschliche Rationalität.

4. Die Kategorie des WIRKLICHEN bei Hick erscheint als summarisches Abstract, gewonnen aus dem vergleichbaren Material von Religionen, die wiederum nach rational entscheidungsabhängigen (soteriologischen,

ethischen) Kriterien ausgewählt wurden. „The Real“ wird aus dem

Blickwinkel eines unabhängigen Beobachters vermittelt. Im Gegenzug bleibt eigentümlich dunkel, wie dieses Transzendente sich dem

Erkennenden erschließt.

(24)

Fundamentaltheologische Fragen

Ist der Interpretationsvorgang selbst bereits Offenbarung?

Geschieht Offenbarung im und als Erkenntnisprozess?

Woher weiß man, was the Real ist?

(25)

Fundamentaltheologische Bewertung – Thesen

• Die eigene Vernunft kann ein theologisches Kriterium nur unter der Voraussetzung sein, dass sie unfehlbar wäre, was ausscheidet. Bloßer Verweis auf Erfahrung allein reicht auch nicht: ihr Wahrheitswert ließe sich nicht mehr kommunizieren. Im

offenbarungstheoretischen Zueinander von Subjektivität und Objektivität hält die PRT diese Spannung nicht aus: sie löst sie in letzter Konsequenz rationalistisch auf. So entspricht sie ihren eigenen Denktraditionen von Deismus und Aufklärung, über die sie ihrerseits nicht immer hinreichend aufklärt.

• Hier holt sie ihre theoretische Konstitution ein: die PRT ist letztlich eine

Religionsphilosophie, mit allen erkenntnistheoretischen Konsequenzen, die sie von einer dezidiert theologischen Perspektive scheiden.

• Christlich bedeutet dies, auf den Punkt gebracht: die Bibel als Offenbarungsdokument wird nicht länger in der Weise aufgefasst, wie sie sich selbst begreift. Neutestamentlich kann nur unter Preisgabe des hermeneutischen Anspruchs der Bibel die Aussage

aufgeweicht werden, dass Jesus Christus die eschatologisch unüberbietbare Selbstoffenbarung Gottes ist.

• Was im Interpretationsrahmen der PRT vom christlichen Offenbarungsbegriff übrig bleibt, ist das Bild eines >vernünftigen< Gottes, den sich der Mensch eingerichtet hat.

Ohne die religionstheologischen Konsequenzen Karl Barths zu teilen, ist hier an seine Religionskritik zu erinnern, wonach Religion Menschenwerk ist, Versuch der

Selbstrechtfertigung, die Gott sagt, wie er für den Menschen zu sein hat, statt sich etwas von Gott sagen zu lassen. Gerade im Interesse der von der PRT betonten Unverfügbarkeit Gottes muss es irritieren, wie sicher sich die PRT in ihrer

Gotteserkenntnis eingerichtet hat - und wie sehr das WIRKLICHE dem nachgebildet ist, was wir als vernünftig auffassen.

(26)

Zusammenfassung

Theo-logisch zeigt sich mit der Christologie der PRT eine rationalistisch geprägte, im Grunde nachchristliche Religionsphilosophie. Die PRT kann nicht an eineInkarnation glauben - warum mehrere, also auch raumzeitlich begrenzte, je einzelne Inkarnationen des WIRKLICHEN

demgegenüber plausibler sein sollen, ist indes nicht einzusehen. Schöpfungstheologisch und über die damit gegebene Möglichkeit natürlicher Gotteserkenntnis ist bereits ein inkarnatorisches Vor- Bild gegeben, das universalen Gotteszugang erlaubt. Jeder, der Liebe lebt, erkennt Gott. Dieses Universale wird in dem einen Partikularen des Jesus Christus endgültig deutlich: dass nämlich Gott Liebe ist, der Gott Jesu Christi, der in ihm erselber ist. Unter der Voraussetzung, überhaupt die Möglichkeit eines Gotteszugangs und göttlicher Selbstoffenbarung einzuräumen, ist die eine Inkarnation nicht absurder als die Annahme mehrerer.

Dem Anliegen der PRT, einen >vernünftigen Gott< denken zu wollen, der sich im Plural der

Religionen zeigt, muss christlich von daher eine theologische Aporetik entgegengehalten werden, die das Unverrechenbare im Gottesgeheimnis festhält. Christlich würde ein solcher Ansatz im eschatologischen Vorbehalt und im Wissen um das Unauflösbare in aller Theo-logik sensibilisiert nach anderen Heilswegen suchen lassen.

„Keine Christologie ‘hat’ die Wahrheit, bestenfalls ist sie in ihr unterwegs zu ihr.“[2] Das Ineinander von starkem, unverzichtbarem christologischem Wahrheitsanspruch und aporetisch gebrochenem Vorbehalt im Bekenntnis zum Deus semper maior ist es, was christliche Theologie zum offenen Dialog mit anderen Religionen auffordert und befähigt. Gerade um eines solchen Dialoges willen sind konkurrierende Wahrheitsansprüche ins Spiel zu bringen. Die PRT droht aus christlicher Sicht, hier Entscheidendes zu verkürzen.

[2]R. Bernhardt, Deabsolutierung der Christologie?, in: J. Werbick / M. von Brück(Hrsg.), Der einzige Weg zum Heil? Die Herausforderung des christlichen Absolutheitsanspruchs durch pluralistische Religionstheologien (QD 143), 144-200; hier: 186.

(27)

Was bleibt?

• Jeder Theologe hätte seinen Beruf verfehlt, triebe ihn nicht die Frage um: Warum hat Gott - wie die Schrift ihn uns

bezeugt - so gehandelt und nicht anders? Warum sind die Grade der Offenbarung Gottes in der Geschichte der

Menschheit so verschieden?“

[1]

[1] K.-J. Kuschel, Christologie und Pluralistische Religionstheologie. Die Herausforderung John Hicks und eine theologische Antwort, in: G. Riße / H. Sonnemanns / B. Theß(1996) 481-493; hier:

490.

• „Ich weiß es nicht. Es bleibt Gottes Geheimnis, dem ich mich anzuvertrauen habe, genauso wie ich mich ihm verweigern kann...Gott

rechtfertigt sich selbst.“[ 1]

[1]

K.-J. Kuschel(1996) 490.

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