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Herr, segne du unser Reden und unser Hören. Lied wird eingespielt: Silbermond Irgendwas bleibt

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Academic year: 2022

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Predigt: Irgendwas bleibt! Zu Mt 7,24-27 Pfr. Matthias Marschall

Herr, segne du unser Reden und unser Hören.

Lied wird eingespielt: Silbermond – Irgendwas bleibt

Liebe Gemeinde!

„Gib mir 'n kleines bisschen Sicherheit In einer Welt, in der nichts sicher scheint

Gib mir in dieser schnellen Zeit, irgendwas das bleibt Gib mir einfach nur 'n bisschen Halt

Und wieg mich einfach nur in Sicherheit Hol mich aus dieser schnellen Zeit Nimm mir ein bisschen Geschwindigkeit Gib mir was, irgendwas, das bleibt“

Vor einigen Jahren hat die deutsche Band Silbermond dieses Lied gesungen, was wir gerade teilweise gehört haben: „Irgendwas bleibt“.

Was bleibt denn in unserem Leben? Was hat Bestand in einer unsicheren, schnelllebigen Welt? Worauf kann ich mich verlassen?

Darauf hat Jesus in unserem heutigen Predigttext eine eigene Antwort. Am Ende der Bergpredigt gibt er den Menschen einen Hinweis, wie Sie etwas Bleibendes finden können. Und er sagt:

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„Wer diese Worte von mir hört und sie befolgt, ist wie ein kluger Mann:

Er baute sein Haus auf felsigem Boden.

Dann kam ein Wolkenbruch.

Die Flüsse traten über die Ufer,

die Stürme tobten und rüttelten an dem Haus.

Doch es stürzte nicht ein,

denn es war auf felsigem Untergrund gebaut.“ (Mt 7,24-27)

Eigentlich ein wunderschöner und vertrauensweckender Text.

Nach all den Weisungen der Bergpredigt kommt jetzt am Ende nochmal die konzentrierte Aufforderung: „Hört auf meine Worte, dann habt ihr ein festes Fundament für euer Leben und euer Miteinander! Handelt danach, das ist klug.“

Aber im gleichen Atemzug wie ich diese Worte heute höre, schießen mir die Bilder und Nachrichten der letzten zwei Wochen durch den Kopf. Die Bilder von eingestürzten Häusern, von gefluteten Kellern, von Trümmern und Verwüstung. Ich habe die Berichte von vielen Toten und Vermissten im Ohr, von

Menschen die nichts oder nur wenig retten konnten.

Ich sehe Fotoalben vor mir, die mit Schlamm überzogen sind von verdreckten Händen gehalten werden, so wie die eigene

Lebensgeschichte jetzt damit mit Schlamm überzogen ist.

Das Wasser, der Schlamm stehen mir bis zum Hals. Das Bild aus den Psalmen, das wir als Bild für schier ausweglose

Lebenssituationen hernehmen, es ist leider Wirklichkeit geworden.

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Der kluge Mann baut sein Haus auf Fels… „Mensch, Jesus!“

möchte ich sagen. „Aber das sind doch Menschen wie du und ich, die dort leben und gelebt haben, die versucht haben, ihr Leben tragfähig auf die Beine zu stellen, die Sicherheit wollten, die bestimmt alles andere als töricht waren. Die an sicheren Orten gebaut haben, wörtlich und im übertragenen Sinn. Und die jetzt erleben mussten: unsere Sicherheit wurde einfach weggespült.

Der Boden unter den Füßen ist uns einfach weggebrochen.“

Was ist dann noch sicher? Was bleibt?

Was ist dann aber der Fels, der unser Lebenshaus trägt?

Ich denke, dass wir doch alle versuchen, im Leben möglichst auf

„Fels“ zu bauen. Wir brauchen ja diese Sicherheit:

Also Orte, wo ich Zuflucht habe, wo ich geschützt bin, die mir Halt und Orientierung bieten, selbst wenn mich das Leben einmal bis auf die Haut nass macht.

Und wir vertrauen auf diese Felsen. Ich glaub, anders geht es ja gar nicht im Leben. Ich muss doch auf irgendetwas aufbauen können. Ich muss mir sicher sein, dass etwas hält und Bestand hat und nicht gleich wegbricht. Mein ganzes Leben besteht doch aus solchem Urvertrauen!

Dieses tragende Vertrauen, dass das Haus hält, in dem mein Bett steht und in dem ich lebe. Dass die Menschen, die ich lieb habe, auch morgen noch da sind. Dass die Demokratie dieses Land trägt und ich hier in Freiheit leben kann.

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Vielleicht auch, dass meine Arbeitskraft erhalten bleibt und ich mich selbst versorgen kann. Oder dass meine Gesundheit und Kraft reicht.

Das sind alles kleine und große Felsen, auf die ich versuche möglichst klug und vorausschauend mein Lebenshaus baue.

Und trotzdem: vieles ist doch unsicher und zerbrechlich.

Und auch die jetzige Katastrophe bei uns führt das vor Augen, dass ich lernen muss, dass ich einen solchen Felsen, einen solchen Ort im Grunde wohl nicht finde. Nicht auf dieser Welt, nicht in diesem Leben.

Es kommt immer wieder zu Erschütterungen und manchmal auch zum Totaleinsturz der Fundamente, auf die ich mein Leben

aufgebaut habe:

eine unvorstellbare Natur- und Klimakatastrophe, die ganze Landstriche verwüstet und Existenzen zerstört;

ein junger Mann und Vater, der mit Mitte 30 unheilbar an Krebs erkrankt;

ein Seitensprung und die Ehe und vor allem das Vertrauen komplett zerbrochen;

Und wenn solche Dinge passiert, dann merkst du, wie die Fundamente deines Lebens bröckeln.

Ja, wegen solcher Erfahrungen ist der Text heute sehr

herausfordernd. Denn das Bild aus der Bergpredigt will nicht so recht passen. Nicht zu dem, wie ich das Leben erlebe. Und erst recht nicht zu den Bildern, die ich gerade sehe. Unser Leben ist kein Fels. Unser Leben ist „sandiger Boden“.

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Doch diese Sehnsucht, dieser Wunsch nach dem Tragenden bleibt, ja wird noch größer mit jeder Unsicherheit die mich erschüttert:

„Gib mir 'n kleines bisschen Sicherheit In einer Welt, in der nichts sicher scheint?“

Diese Sehnsucht verbindet mich durch die Zeit mit den

Menschen. Auch den Menschen zur Zeit Jesu und davor. Deren Lebenswirklichkeit war ja die Wüste, der sandige Boden. Aber natürlich auch im übertragenen Sinn: Das Leben war unsicher und zerbrechlich, mehr noch als heute.

Häuser bauen auf sandigem Boden? Schwierig. Zelten geht da besser. Vielleicht passt das Zelt insgesamt besser zum Leben. Ich bin ja nur eine begrenzte Zeit hier unterwegs.

Und so kommt Gott in Jesus mitten hinein in dieses brüchige Leben und schlägt sein Zelt für eine Zeit unter diesen Menschen für eine Weile auf. Spannt es weit über ihre wackeligen

Lebenshäuser aus.

Und mit seiner Botschaft, mit seinem Wirken zeltet er unter ihnen für eine Zeit. Und gibt ihnen für ihr eigenes Leben etwas mit: er gibt Ihnen Heringe und Sturmleinen – ganz wichtig fürs Befestigen des Zeltes: „Damit ihr euch trotzdem fest machen könnt, damit ihr dieses manchmal so stürmische Leben mit seinen Krisen übersteht!“

Nehmen wir nur mal die Bergpredigt: Seid barmherzig

miteinander wie Gott es ist, seid füreinander da, damit niemand allein steht. Zack! Ein Hering eingeschlagen für all die Einsamen und Verzweifelten.

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Vergebt einander wie Gott euch vergibt und vergeltet nicht, gebt euch eine zweite Chance. Zack! Nächster Hering eingeschlagen für die Verstrittenen und Verbitterten.

Handelt nach meinen Worten, haltet euch daran, liebt Gott und euren Nächsten, damit ihr Halt gewinnt im Leben. Zack! Nächster Hering.

Seid klug, sagt Jesus. Vertraut auf Gott und handelt nach seinem Wort, dann werdet ihr für euch und andere Heringe in den sandigen Boden des Lebens einschlagen und Halt gewinnen.

Und ist das nicht tatsächlich so? Viele Menschen sind gerade überwältigt von so viel Hilfe und Liebe. Fremde Menschen kommen quer durch Deutschland gefahren, weil sie sich

berühren lassen von dem Leid anderer und helfen wollen. Eine unglaubliche Hilfsbereitschaft und Solidarität ist da. Auf der ganzen Welt.

In Ruanda, einem der ärmsten Länder der Welt und einigen Nachbarländern haben Kirchen Geld für deutsche

Hochwasseropfer gesammelt. Als Zeichen. Wir sind mit euch verbunden, wir denken, wir beten für euch.

Und dann merke ich: Da ist doch vielmehr da als nur sandiger Boden oder nur der Schlamm und Schutt.

Die Liebe, die da ist. Trotz allem.

Die Liebe, die zum Beispiel jetzt den Kaffee kocht und Brote schmiert für die Helferinnen und Helfer.

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Die Liebe, die den ganzen Lebensschutt wegkehrt. Zur Not auch fremden.

Die Liebe, die für Menschen in Not betet und spendet.

Die Liebe, die die Tränen und den Ärger aushält, die einem eine Schulter zum Anlehnen anbietet oder ein offenes Ohr hat.

Das ist noch nicht der große und sichere Fels. Aber all diese Zeichen der Nächstenliebe und Solidarität, das sind kleine Heringe und Sturmleinen, die helfen, uns im Leben wieder festzumachen.

Vielleicht ist es auch nicht immer gleich sichtbar. Im Rückblick fällt es oft einfacher, wenn die ganz große Not vergangen ist zu fragen: Was hat mich in dieser Situation eigentlich über Wasser gehalten? Was hat mir geholfen, das ganze irgendwie zu

ertragen?

Sich das auch einmal im Rückblick auf die eigenen unsicheren Zeiten des Lebens zu fragen, das lohnt sich.

Am Dienstag hat mir eine Frau beim Seelenschmaus erzählt, dass ihr Sohn mit seiner Frau in Ahrweiler lebt, dort wo so viele

Menschen gestorben sind. Ihr Sohn und seine Frau sind rausgekommen, konnten sich in den ersten Stock des Hauses retten, bis sie dort gerettet wurden. Davongekommen mit dem Leben.

Sie erzählt weiter von ihren großen Sorgen, denn auch der andere Sohn schwebt wegen einer Erkrankung in ständiger Lebensgefahr.

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Und sie merken im Gespräch, wie das Wasser an dieser Frau rüttelt, wie sie sich zusammenreißen muss, um die Angst und Sorge, die sie befallen als Mutter hatte, in den Griff zu

bekommen. Aber in der größten Sorge sagt sie: „Mit Gottes Hilfe werden wir es schaffen. Anders geht es nicht. Er hat schon sooft geholfen. Er ist bei uns!“

Und in Erinnerung an diese Situationen, schlägt sie einen Hering nach dem anderen für sich ein. Ihr Vertrauen in Gott und sein Wort: „Ich bin bei dir“, das trägt sie, auch wenn es noch so sehr an ihr rüttelt.

In dem Lied von Silbermond heißt es am Anfang:

„Sag mir, dass dieser Ort hier sicher ist Und alles Gute steht hier still

Und dass das Wort, das du mir heute gibst Morgen noch genauso gilt“

Und vielleicht ist ja genau hier doch der Fels zu finden, in diesem Wort und dieser Zusage Gottes: „Siehe, ich bin bei euch, alle Tage bis an der Welt Ende“ (Mt 28,20). Darauf kann ich bauen.

Und überall da wo Menschen diese Hoffnung und das Vertrauen daran festhalten und erfahren, dass sie wunderbar gehalten sind.

Und überall da, wo Menschen sich berühren lassen, von Gottes Wort und seiner Liebe und es tatkräftig umsetzen um anderen zur Seite zu stehen.

Da gewinnt das Leben wieder Halt, das Wasser muss weichen und der Boden wird wieder fest. Amen.

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Lied wird eingespielt: Silbermond – Irgendwas bleibt

Matthias Marschall 1.8.2021

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