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Mehr Prinzipien statt Detailregelungen | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik

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Wirtschaftspolitische Stellungnahmen

38 Die VolkswirtschaftDas Magazin für Wirtschaftspolitik 12-2008

Exzessive Manager-Boni, horrende Ab- gangsentschädigungen und Spesen seien ein Beleg dafür, dass gierige Bankmanager das Finanzsystem in den Abgrund getrieben ha- ben. Damit habe sich gezeigt, dass die Markt- wirtschaft missbraucht werde und der Staat mehr kontrollieren müsse, um solche Exzes- se in Zukunft zu vermeiden. Nur der Staat könne ein wirklich stabiles und ein funktio- nierendes Finanzsystem gewährleisten! EZB- Präsident Jean-Claude Trichet sprach sich im Oktober, als sich die Finanzkrise zuspitzte, für eine umfassende Reform des Weltfinanz- systems aus.

Diese Analyse verkennt die wahren Ursa- chen der Finanzkrise. Sie liegen vielmehr in den staatlichen Massnahmen und Regeln, die den Banken vom Gesetzgeber und von der Aufsicht aufgezwungen wurden.

Das staatlich regulierte Finanzsystem Detaillierte Vorschriften beschäftigen Heer- scharen von Juristen, Compliance Officern, Risk Managern etc., die die Einhaltung der immer komplexer gewordenen Vorschriften sicherstellen sollen. Die Revisoren führen um- fangreiche Prüfungen durch und dokumen- tieren dies in ihren Berichten. Aufsichtsbehör- den in allen Ländern überwachen das Tun der Revisoren und Finanzinstitute, indem sie Be- richte und Daten sammeln und auswerten.

Dies hat unerwünschte Nebenwirkungen:

Zunehmende Kosten für Finanzgeschäfte:

Regulierung führt zu direkten und indi- rekten Kosten, die auf die Marktteilneh- mer überwälzt werden und zu Effizienz- verlusten führen. Markteintrittsbarrieren aufgrund von Regulierung schränken den Wettbewerb ein.

Marktmechanismen werden ausser Kraft gesetzt: Normalerweise sollte ein schlech- ter Schuldner (oder eine unsichere Bank) höhere Zinsen bezahlen. Anleger sollten z.B. Banken meiden, die hohe Risiken ein- gehen. Mit einer impliziten Staatsgarantie, die grosse Bankinstitute heute faktisch er- halten, wird dieser Mechanismus ausser Kraft gesetzt. Banken, die hohe Geschäfts- risiken eingehen, damit sie rasch wachsen, werden von den Anlegern nicht gemieden, sondern erhalten als Belohnung für ihr Wachstum diese implizite Staatsgarantie

gratis. Banken, die eine für das System ge- fährliche Grösse haben, werden belohnt.

Dynamische Wechselwirkungen werden in der Regulierung kaum berücksichtigt: Nach schlechten Erfahrungen werden neue Ge- setze oder Vorschriften erlassen, die den soeben erlebten Fall für die Zukunft ver- hindern sollen. Die statische Betrachtung dominiert. So führt z.B. die Kombination von Marktbewertungen von Bilanzposi- tionen zusammen mit Preiszusammen- brüchen in Teilmärkten (z.B. in den Obliga- tionenmärkten) dazu, dass die Eigenmittel plötzlich nicht mehr ausreichen.

Was sind die Lehren?

Ein Finanzsystem so zu definieren, dass es funktioniert, Missbräuche schwierig macht und eine inhärente Systemstabilität aufweist, ist anspruchsvoll. Dennoch können gewisse Lehren gezogen werden:

Zuerst gilt es, mehr Prinzipien und weniger Detailregelungen zu definieren. Detailrege- lungen haben nichts gebracht, können leicht umgangen werden und sind in den Wirkun- gen schwieriger zu beurteilen. Prinzipien sind zwar weniger scharf, führen jedoch da- zu, dass die Marktteilnehmer im Zweifelsfall (bei einer wirksamen Aufsicht) sich mehr nach den Prinzipien ausrichten. Weiter sind Mechanismen zu schaffen, in denen die Ver- antwortlichen nicht nur bei Erfolg, sondern auch bei Misserfolg persönlich Konsequenzen tragen. Gescheiterte Marktteilnehmer sollten nicht von anderen Finanzinstituten übernom- men, sondern aufgelöst werden. Die Übernah- me von Instituten mit Schwierigkeiten durch gesunde Institute führt dazu, dass noch grös- sere Marktteilnehmer entstehen, die für die Systemstabilität gefährlicher sein können.

Zudem braucht es eine internationale Koor- dination der Aufsicht und Regeln. Es hat sich gezeigt, dass Ursachen in einem Land das Bankensystem in einem anderen Land in die Knie zwingen können. Und schliesslich sind Staatsinterventionen, die Spekulationsblasen entstehen lassen, zu vermeiden.

Eine Lehre, die man aus der Krise leider auch ziehen muss, ist, dass bisher weder der Staat noch die Aufsicht noch die Marktteil- nehmer aus Finanzkrisen wirklich etwas ge-

lernt haben.

Mehr Prinzipien statt Detailregelungen

Dr. Gérard Fischer CEO Swisscanto-Gruppe, Bern

Die aktuelle Finanzkrise zeigt in erster Linie ein Versagen von Auf- sicht und Staat. Statt einfach zu- sätzliche Vorschriften und Regeln einzuführen, sollten vermehrt die Schwachpunkte angegangen und destabilisierende Regulierungen abgeschafft werden. Dazu gehört auch, dass vermehrt mit Prinzi- pien statt mit Detailregelungen reguliert wird. Ausserdem braucht es Mechanismen, damit Verant- wortliche nicht nur bei Erfolg, sondern auch bei Misserfolg per- sönlich die Konsequenzen zu tra- gen haben.

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