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Finanzmarktregulierung aus Sicht der Finanzplatzinfrastruktur | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik

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Academic year: 2022

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33 Die VolkswirtschaftDas Magazin für Wirtschaftspolitik 10-2012

Die Finanzplatzinfrastruktur stellt Dienst- leistungen bereit, die für das Funktionieren des Finanz- und Kapitalmarktes unerlässlich sind, und leistet damit einen massgeblichen Beitrag zur Stabilität des Schweizer Finanz- platzes: Eine schnelle und zuverlässige Han- delsplattform für Wertschriften und struktu- rierte Produkte gewährleistet, dass die Märkte liquid sind. Ein Käufer muss jederzeit einen Verkäufer finden und umgekehrt. Die Über- wachung des Handels kann bei Regelverstös- sen oder Unregelmässigkeiten mit verschie- denen Instrumenten eingreifen und dadurch die Handelseffizienz sicherstellen. Durch die Zwischenschaltung einer zentralen Gegen- partei können Risiken und Kosten minimiert werden. Den Abschluss der Transaktion bil- det die Übertragung der Rechte an den neuen Wertschriftenbesitzer. Dabei kann der Zent- ralverwahrer – ein nationales Register – je- derzeit über die Wertschriftenbesitzer Aus- kunft geben. Alle Teilbereiche der Infrastruk- tur müssen eine grosse Anzahl Transaktionen resp. hohe Geldsummen verarbeiten können.

Eine wichtige Voraussetzung für das Funktio- nieren sind daher stabile und zuverlässige IT- Systeme, die permanent verfügbar sind. Ob die Infrastruktur optimal genutzt wird, hängt überdies vom regulatorischen Umfeld ab.

Regulierung als Wettbewerbsfaktor Regulierungen mit direktem Einfluss (etwa das Börsengesetz oder das Kollektivan- lagengesetz) betreffen eher die Ausgestaltung des Infrastrukturangebots, während Regulie- rungen mit indirekter Wirkung (z.B. das Ak- tien- oder das Steuerrecht) das Verhalten der Finanzmarktteilnehmer – also der Infra- struktur-Kunden – beeinflusst. Diese gesetz- lichen Vorschriften bestimmen letztlich, ob sich ein Unternehmen in der Schweiz kotie- ren lässt, oder ob für die Abwicklung und Verwahrung von Wertschriften ein Schweizer Anbieter genutzt wird. Seit der Finanzkrise stehen die Finanzdienstleister erschwerten Marktbedingungen, aber auch erschwerten Rahmenbedingungen durch strengere Regeln gegenüber. Im Listing sind weniger IPOs und mehr Dekotierungen zu verzeichnen; im Handel gewinnen ausserbörsliche Handels- plattformen und andere ausländische Börsen an Marktanteilen; und im Clearing hat sich

der Wettbewerb intensiviert. Hinzu kommen protektionistisch motivierte Regulierungs- vorhaben der EU und teilweise auch der USA, die den Marktzutritt verhindern oder eine extraterritoriale Wirkung entfalten.

Finanzmarktregulierung als Chance Aus Sicht der Finanzmarktinfrastruktur stehen für die künftige Entwicklung der Re- gulierung drei Aspekte im Vordergrund:

− Wettbewerbsorientierung: Seit der Finanz- krise stehen primär defensive Regulie- rungsvorhaben im Vordergrund, die auf Kundenschutz und Integrität abzielen.

Dies sind sicher wichtige Massnahmen, um das Vertrauen in die Finanzindustrie wieder herzustellen. Es ist jedoch unab- dingbar, dass die Wettbewerbsfähigkeit wieder vermehrt in den Fokus der Regu- lierung gelangt. Der Wettbewerb zwischen den internationalen Finanzplätzen hat sich in den letzten Jahren spürbar intensi- viert. Es werden sich jene durchsetzen, die sich positiv zu differenzieren vermögen.

− Bessere Zusammenarbeit: Angesichts der bereits festgestellten Zunahme von Pro- tektionismus und der Verschärfung des Wettbewerbs ist der Zusammenhalt und damit die Kooperation im eigenen Land von zentraler Bedeutung. Dabei sollte ei- ne Intensivierung wie auch eine Instituti- onalisierung der Zusammenarbeit sowohl zwischen den verschiedenen Finanz- marktakteuren als auch zwischen Akteu- ren und Behörden stattfinden. Darüber hinaus sollte eine gemeinsame aktive Ver- marktung des Finanzplatzes Schweiz an- gestrebt werden.

− Marktzugang: Die Gewährleistung und Aufrechterhaltung des Marktzugangs in der EU wird voraussichtlich eine Heraus- forderung bleiben. Daneben muss im Rahmen der inländischen Umsetzung die Frage «Differenzierung vs. Harmonisie- rung» beantwortet werden. Dabei ist eine über die Äquivalenz hinausgehende Re- gulierung im Sinne eines Swiss Finish zu vermeiden, da sie einen Wettbewerbs- nachteil darstellt. Schliesslich sollte der Blick über die EU hinaus gerichtet und ein Marktzugang auch mit anderen auf- strebenden Nationen vereinbart werden. m

Finanzmarktregulierung aus Sicht der Finanzplatzinfrastruktur

Die Finanzplatzinfrastruktur leis­

tet einen wichtigen Beitrag zur Stabilität des Finanzplatzes, auch in Krisenzeiten, wenn die gehan­

delten Volumen hoch und die Prei­

se volatil sind. Sie muss sich aber auch im zunehmenden interna­

tionalen Wettbewerb der Finanz­

plätze profilieren können. Neben den eigenen Erfolgsvoraussetzun­

gen spielen die regulatorischen Rahmenbedingungen hierbei eine zentrale Rolle. Werden diese ver­

mehrt auf Wettbewerbsfähigkeit, Zusammenarbeit und Marktzutritt ausgerichtet, kann sichergestellt werden, dass der Finanzplatz auch in Zukunft einen namhaften Bei­

trag zur schweizerischen Volks­

wirtschaft leistet.

Prof. Dr. Peter Gomez Präsident, SIX-Group

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