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Archiv "DDR: Nichts beschönigender Tatsachenbericht" (17.12.1999)

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schlampig durchgeführten Studien teuer verkaufen?

Oder haben unsere profes- soralen Kollegen vor lauter Ehrfurcht vor den marketing- erprobten, sich meist selbst überschätzenden, Amerika- nern mit dem selbständigen kritischen Denken aufge- hört?

Wenn heute eine wichtige Voraussetzung für die Habili- tation die Fähigkeit zur Aqui- sition von Geldern darstellt, kann das für eine qualitativ hochwertige und objektive Forschung nicht von Vorteil sein! Man sollte sich daher genau überlegen, wo der an- gebliche Wert der „evidence based medicine“ oder von

„Leitlinien“ liegt, wenn für die Neutralität der Forschung offensichtlich nicht gesorgt ist.

Dr. med. Herbert Ludwig Ur- bainczyk, Hochstraße 22, 90522 Oberasbach

DDR

Zu dem Beitrag „Staatssicherheits- dienst der DDR – Beispiel: Das Ge- sundheitswesen im Raum Frank- furt/Oder 1962–1989“ von Doris Scholz und Dr. med. Erhard Scholz in Heft 43/1999:

Zeigt sich hier die Ohnmacht des Rechtsstaates?

Der Beitrag über das ab- stoßende Wirken der Stasi im Gesundheitswesen der ehe- maligen DDR erscheint zur rechten Zeit.

Denn wer unter dem Ein- druck der Freudenfeiern an- läßlich des Mauerfalls vor zehn Jahren der Meinung ist, nun solle man endlich die Akten schließen und den wohltuenden Mantel des Schweigens und Vergessens über das Geschehene brei- ten, wird sich dies nach der Lektüre des Aufsatzes hof- fentlich noch einmal überle- gen. Insofern ist der Artikel ein hervorragendes Thera- peutikum gegen jedwede Ostalgie auch unter Ärzten.

Gewiß bot das Gesundheits-

wesen der DDR im Ver- gleich mit anderen gesell- schaftlichen Bereichen dank- bar empfundene Freiräume und ließ sich zum Leidwe- sen vieler Polit-Oberen nur schwer indoktrinieren, doch die Krake Stasi verstand es mit der Zeit immer besser, ihren Einfluß auszuweiten.

Dabei ist die Tätigkeit der zumeist aus schlichter Kar- rieresucht handelnden Spit- zel nur die eine, wenngleich besonders perfide Seite ihres Wirkens.

Mindestens ebenso wich- tig war der direkte Einfluß auf die Personalentscheidun- gen im Gesundheitswesen.

Und dieser Einfluß hatte nach der Logik des SED- Staates rechtzeitig zu begin- nen. Wer wußte schon, daß spätestens seit den 80er Jah- ren die Kreisdienststellen des MfS das letzte Wort bei den Zulassungen von Abiturien- ten zum Medizinstudium sprachen? Daß Westkontak- te der Eltern einen ausrei- chenden Grund darstellen konnten, eine solche Zulas- sung zu versagen? Wer dies für übertrieben hält, lese die Forschungshefte des Bürger- komitees Sachsen-Anhalt über das Wirken der Staats- sicherheit an der ehemali- gen medizinischen Akade- mie Magdeburg, die zugleich eindrucksvoll belegen, daß die aus dem Raum Frank- furt/Oder berichteten Zu- stände alles andere als Aus- nahmen waren.

Selbst wenn man akzep- tiert, daß Diktaturen zu allen Zeiten ihre Handlanger ge- funden haben, so erschreckt doch die offensichtlich auch heute noch hohe Zahl frühe- rer Stasispitzel, die als leiten- de Ärzte „geachtete“ Positio- nen im öffentlichen Dienst ausüben dürfen. Handelt es sich dabei nur um die unver- zeihliche Schlamperei der für Personalentscheidungen Ver- antwortlichen – oder zeigt sich hier am Ende einmal mehr die Ohnmacht des Rechtsstaates?

Dr. med. Jürgen Otto, Bahn- hofstraße 238, 38838 Dingel- stedt

Nichts beschönigender Tatsachenbericht

Endlich einmal ein nichts beschönigender Tatsachen- bericht über die Stasi-Akti- vitäten auch im Gesundheits- wesen der Ex-DDR. Man kann das ewige Leugnen und Verharmlosen schon nicht mehr hören!

Dr. med. Reinhard Gnauck, Deutsche Klinik für Diagno- stik, Aukammallee 33, 65191 Wiesbaden

Akten offenhalten

Den Autoren dieses Bei- trages gebührt Dank, Lob und Anerkennung dafür, daß sie sich mit großer Sorgfalt dem Aktenstudium über die Tätigkeit der Staatssicherheit im Gesundheitswesen . . . hin- gegeben haben. Es darf als gesichert gelten, daß die Dar- stellung der Verhältnisse in den anderen Bezirken der ehemaligen DDR ein völlig gleiches Bild ergeben würde.

Aus meinen eigenen sehr umfänglichen „Opferakten“

weiß ich aus Görlitz, daß es überwiegend Chefärzte des Bezirkskrankenhauses wa- ren, die mich zum Teil über Jahre hinweg fortgesetzt be- spitzelt und über mich an das MfS berichtet haben. Ihre Angaben, die insbesondere in einem Fall von nieder- trächtigsten Verleumdungen strotzten, führten zu mehre- ren „operativen Personen- kontrollen“ und massiven Behinderungen der wissen- schaftlichen Arbeit, was aus der Beschlagnahme einer Vielzahl von Postsendungen aus dem Westen, den Proto- kollen von Überwachungen aller Kontakte mit Kollegen in den östlichen Nachbarlän- dern wie im Westen und der ständigen Ablehnung aller Anträge auf aktive Teilnah- me an Tagungen und Kon- gressen im Westen ersichtlich wird.

Keiner der Spitzel hat es 1990 oder später für nötig be- funden, sich zu entschul- digen. Eigentlich alle haben sich sehr schnell im neuen Gesundheitssystem etabliert.

Wem schaden sie heute auf welche Weise?

Den Autoren ist uneinge- schränkt zuzustimmen, wenn sie feststellen, daß eine effek- tive Überprüfung der Leiten- den Ärzte im Öffentlichen Gesundheitswesen nur un- vollkommen stattgefunden hat. Rehabilitationen von Opfern erfolgten kaum. Not- wendig ist und bleibt auch für die Zukunft, die Akten der Gauck-Behörde offenzuhal- ten, um dieses dunkle Kapitel deutscher Medizingeschichte einer abschließenden Bewer- tung zuzuführen.

Priv.-Doz. Dr. med. habil.

Joachim Richter, Augusta- straße 26, 02826 Görlitz

Vorzüglicher Artikel

„Ich habe niemandem ge- schadet.“ Dieser Satz ist späte- stens dann zu hören, wenn ein überführter IM unter über- mächtiger Beweislast nicht mehr leugnet. Wie mit nüch- terner und kompetenter Be- standsaufnahme der Schleier weggerissen wird, beweist Ihr vorzüglicher Artikel. Dann stehen sie, die Vertrauen mißbrauchten, so nackt und jämmerlich da, wie sie waren.

Denn Vertrauen ist das wich- tigste Glied der zwischen- menschlichen Beziehungen.

Dr. med. Johannes Decker, Mariendorfer Damm 165, 12107 Berlin

Desillusionierend

Während der Sozialismus vergeblich auf die Massenver- elendung des kapitalistischen Westens gewartet hat, ist es offensichtlich zeitgleich in der ehemaligen DDR im Zeitraf- fer zu einer Desevoluzionie- rung menschlicher Werte auf das Profil des Wirbello- sen (ohne Rückgrat) gekom- men. Der Verfall der morali- schen Integrität offensichtlich vieler Mitglieder dieser Ge- sellschaft hat weder vor guten Freunden, Mitgliedern der eigenen Familie noch et- wa vor dem Arztgeheimnis mit Schweigepflicht haltge- A-3216 (8) Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 50, 17. Dezember 1999

S P E K T R U M LESERBRIEFE/BÜCHER

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macht . . . Systematisch wur- de spioniert, ausgehorcht, be- spitzelt und verraten, was mit Sicherheit mit extrem hoher Dunkelziffer zu erheblichen Konsequenzen sowohl im be- ruflichen als auch im privaten Leben der Opfer geführt hat.

Völlig desillusionierend und zutiefst enttäuschend da- bei ist, wie am Beispiel von Frankfurt/Oder gezeigt, daß etliche Arzt„kollegen“, gleich- gültig in welcher Position, be- troffen sind und kräftig an der Denunziation ihrer Nächsten mitgewirkt haben, vermutlich mit dem einzigen niederen Beweggrund, sich selbst bei der SED-Obrigkeit, zu wel- chem Zwecke auch immer, in Szene zu setzen. Dem ent- spricht die Aussage eines mittlerweile Leitenden Arz- tes im Osten, der die soviel zi- tierte Mauer in den Köpfen

der Menschen keinesfalls im Schema Ossi –Wessi, sondern diese eindeutig und zwar we- sentlich subtiler in den Köp- fen der Jäger (zum Beispiel der IM) und der Opfer im Osten sieht.

Hier scheint ein erhebli- cher inneröstlicher Bewälti- gungsbedarf zu liegen, wel- cher augenscheinlich gar nicht wahrgenommen werden will, was schließlich die Unsicher- heit erzeugt, wer hier eigent- lich in der Mehrheit war?!

Bleibt die Hoffnung, daß sich diese IM-Mentalität nicht über die Maßen in un- serer gesamten Gesellschaft ausbreitet. In die Sprache des kapitalistischen Klassenfein- des übersetzt, bedeutet IM nämlich etwas ganz anderes:

IM gleich IMmorality ! H. Fuchs, Sophienstraße 28, 42103 Wuppertal

A-3218 (10) Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 50, 17. Dezember 1999

S P E K T R U M LESERBRIEFE/BÜCHER

Gentherapie

Zu dem Beitrag „Nach erstem Todes- fall müssen ,alle Fakten auf den Tisch‘“ von Volker Stollorz in Heft 44/1999:

Bedauerlich

Es vermittelt einen inkor- rekten Eindruck, von einem

„Wirrwarr der behördlichen Zuständigkeiten“ im Zusam- menhang mit klinischen Stu- dien in Deutschland zu spre- chen. Alle klinischen Prüfun- gen müssen laut Arzneimit- telgesetz vor Beginn an die zuständige Bundesoberbe- hörde (also an das BfArM oder an das PEI, je nach Arz- neimitteltyp) mitgeteilt wer- den. Insofern ist vollkommen klar, daß diese beiden Behör- den einen Überblick über alle in Deutschland laufenden Studien haben! Unabhängig davon findet in der Tat die Überwachung laufender Prü- fungen durch die zuständigen Landesbehörden statt. All dies ist im Arzneimittelgesetz festgehalten.

Wenn klinische Prüfungen häufig in der Laienpresse subkutan mit „Menschenver- suchen“ assoziiert werden, so ist dies schlimm genug. Wenn

aber selbst im DÄ Studien fälschlicherweise mit dem Be- griff Wirrwarr belegt werden und damit mindestens einen Ruch von Unübersichtlich- keit erhalten, so ist das mehr als bedauerlich.

Dr. med. Peter Klöpel, Deut- sche Gesellschaft für Phar- mazeutische Medizin e.V., Schubertstraße 38, 63069 Of- fenbach

Pensionierung

Zu dem Beitrag „Aufhören, wenn es am schönsten ist?“ von Jens Flintrop in Heft 39/1999:

Empörend

Auf das Empörende des Beschlusses des Bundesver- fassungsgerichtes vom 31.

März 1998, die Begründung der Ablehnung der sicher be- rechtigten Klage zweier Ärz- te, mit der das Bundesverfas- sungsgericht der Klage aus- weicht, wird in dem Beitrag leider nicht eingegangen. Es hätte vor die gesamte Öffent- lichkeit gehört.

Geht man so mit dem Grundgesetz um? .. .

Dr. Dr. Karl-Heinz Berns- dorff, Kampstraße 4 a, 44137 Dortmund

Pharmakologie

Gute

Gliederung

Heinz Lüllmann, Klaus Mohr: Pharmakologie und Toxikologie. Arzneimittelwir- kungen verstehen – Medikamente gezielt einsetzen. 14., komplett überarbeitete und neu gestaltete Auflage, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York, 1999, XVI, 575 Seiten, 214 Abbildungen, ge- bunden, 99 DM

Das ursprünglich von G.

Kuschinsky und H. Lüllmann begründete Kurzlehrbuch der Pharmakologie und Toxiko- logie, das lange Jahre das ein- zige Unterrichtswerk auf die- sem Spezialgebiet der Medi- zin darstellte, hat sich mittler- weile zu einem veritablen Lehrbuch der Pharmakologie und Toxikologie entwickelt, das mit Register 575 Seiten umfaßt.

Schon der Untertitel deu- tet darauf hin, daß sich die

Zeichen der Zeit verändert haben: Arzneimittelwirkun- gen verstehen – Medikamen- te gezielt einsetzen. Dieses ist selbstverständlich innerhalb eines Kurzlehrbuches nicht darzustellen. Es versteht sich dann auch von selbst, daß Verlag und Autoren von den modernen drucktechnischen Möglichkeiten Gebrauch ge- macht haben, den Lehrstoff gut gegliedert und mit gutem Anschauungsmaterial verse- hen den Studentinnen und Studenten näherzubringen.

In dieser Hinsicht läßt das Buch sicherlich kaum Wün- sche offen.

Trotz einiger Mängel im Detail ist dem Buch eine wei- te Verbreitung zu wünschen, zumal sich nicht mehr ver- heimlichen läßt, daß eine ge- diegene Vor- und Ausbildung in Pharmakologie und Toxi- kologie das ärztliche Dasein in Klinik wie in freier Praxis nicht nur bestimmt, sondern auch erleichtert.

Wolfgang Forth, München

Achim Jäckel (Hrsg.): Te- lemedizinführer Deutschland.

Ausgabe 2000.Deutsches Medi- zin Forum, Bad Nauheim, 1999, 350 Seiten, 48 DM

Der Begriff Gesundheits- telematik umfaßt die Anwen- dung der Telekommunikati- ons- und Informationstech- nologien im Gesundheitswe- sen im Hinblick auf Admini- stration, Wissensvermittlung und Behandlungsverfahren.

Telemedizin läßt sich als Ein- satz von Gesundheitstelema- tik zur Überwindung räum- licher Distanzen zwischen Arzt und Patient oder zwi- schen mehreren behandeln- den Ärzten bestimmen. Ein weites Feld also, über das sich aufgrund der Vielzahl von Projekten, Entwicklun- gen und Produkten in Deutschland nur schwer ein Überblick verschaffen läßt.

Der „Telemedizinführer“

gibt durch ausgewählte Fach-

beiträge einen gründlichen Einblick in diesen Bereich.

Das Spektrum reicht dabei von technischen Aspekten über wirtschaftliche, soziale bis hin zu rechtlichen Erörte- rungen. Begriffsklärungen führen in das Thema ein, be- vor wichtige Anforderungen und Voraussetzungen der Telemedizin behandelt und viele Anwendungen (unter anderem Telekonsil, Kompe- tenznetzwerke, Patientenak- te, Rezept, Fort- und Weiter- bildung, bildgestützte Dia- gnostik, Telechirurgie) vorge- stellt werden. Zwar erscheint die Kapiteluntergliederung nicht immer stringent, und das Lektorat wurde mitunter etwas nachlässig durchge- führt. Jedoch findet sich zur Zeit kein vergleichbar umfas- sendes Nachschlagewerk zum aktuellen Stand der Teleme- dizin in Deutschland.

Heike Krüger-Brand, Köln

Gesundheitstelematik

Gründliche Information

Referenzen

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