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Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 1–2, 10. Januar 2000
Erste Frau auf Lehrstuhl für Frauenheilkunde
Berufung mit Symbolwert
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enn das kein Fortschritt ist! Das 19. Jahrhundert ging zu Ende, als gerade noch rechtzeitig durch Bundes- ratsbeschluss im Jahr 1899 den Frauen das medizinische Staatsex- amen und damit die ärztliche Ap- probation in Deutschland ermög- licht wurde. Hundert Jahre später – gerade noch vor Anbruch eines neuen Jahrtausends – wird erst- mals eine Frau auf einen Lehrstuhl für Gynäkologie berufen. Privat- dozentin Dr. med. Marion Kiech- le, leitende Oberärztin an der Uni- versitätsklinik Kiel, ist die Glück- liche, und berufen wurde sie vom bayerischen Kultusminister Hans Zehetmair (CSU) auf den Lehr- stuhl für Frauenheilkunde der Technischen Universität Mün- chen. Vorausgegangen waren al- lerdings monatelange Auseinan-dersetzungen um die von der Be- rufungskommission der Fakultät aufgestellte Kandidatenliste, auf der Kiechle trotz gleichwertiger Qualifikation lediglich Rang zwei hinter einem männlichen Mitbe- werber einnahm. Gleiches Schick- sal ist schon so mancher Wissen- schaftlerin widerfahren, ohne dass eine glückliche Fügung dazu führ- te, dass ein Kultusminister seine politische Entscheidungsbefugnis gegenüber einem Universitätsgre- mium in Anspruch nahm. Im Vor- feld der Entscheidung hatte neben anderen Organisationen auch der Deutsche Ärztinnenbund für poli- tischen Druck gesorgt. Dessen Präsidentin Dr. med. Astrid Büh- ren wies in einem Schreiben an Zehetmair darauf hin, dass die Entscheidung für eine Frau auf dem Lehrstuhl auch aus Sicht der
Patientinnen überfällig sei. Bisher habe in der deutschen Frauen- heilkunde die Delegationsmacht über Forschungsschwerpunkte aus- schließlich bei männlichen Ent- scheidungsträgern gelegen. Die Berufung Kiechles ist allerdings kaum mehr als ein Etappensieg auf dem Weg zu einer angemessenen Beteiligung von Frauen an den Spitzenpositionen in Forschung und Lehre an deutschen Univer- sitäten. Von den 86 Lehrstuhlinha- bern an den medizinischen Fakul- täten in München sind nunmehr zwei weiblichen Geschlechts. Aber der Fortschritt scheint – wenn auch langsam – unaufhaltsam voranzu- schreiten, und vielleicht können wir an der Wende zum nächsten Jahrhundert von der ersten Frau auf einem Lehrstuhl für Urologie berichten. Dr. Thomas Gerst
In eigener Sache
Neues zum neuen Jahr
M
illennium hin oder her – die Redaktion des Deut- schen Ärzteblattes hätte auch ohne solch großartigen An- lass mit Beginn des Jahres 2000 ei- nige Neuerungen eingeführt. Die wichtigsten sind:¿Ab diesem Heft wendet die Redaktion die neue Rechtschrei- bung an, notgedrungen, weil sie beschlossene Sache und in der Presse nunmehr üblich ist. Das Deutsche Ärzteblatt richtet sich im Wesentlichen nach den Vereinba- rungen der Presseagenturen, de- nen die Presse zum großen Teil ge- folgt ist. Alle Autoren, einschließ- lich der Verfasser von Leserbrie- fen, sind herzlich gebeten, sich der neuen Rechtschreibung zu bedie- nen und im Zweifelsfall die Regeln im Duden nachzuschlagen. Not-
falls werden Manuskripte entspre- chend redigiert. Schon jetzt bittet die Redaktion freilich jene Leser, die sich mit der Rechtschreibre- form intensiv auseinander setzen, um Nachsicht, wenn es hin und wieder mit der Umsetzung noch hapert.
À Das DÄ wird aktueller, und zwar merklich. Die Zeit zwischen Druckfreigabe und Erscheinen des Heftes wird halbiert. Ein großer Teil der Leser wird das Heft bereits zwei Tage nach der Freigabe zum Druck in Händen halten können.
Dieser erhebliche Fortschritt ist wesentlich unserer Druckerei, aber auch unserem Verlag zu ver- danken. Die Redaktion wird den Aktualitätsgewinn insbesondere bei der politischen Berichterstat- tung nutzen.
Á Mit diesem ersten Heft des Jahres 2000 erreicht das Deutsche Ärzteblatt über die Ärzte hinaus die Psychologischen Psychothera- peuten und Kinder- und Jugendli- chenpsychotherapeuten. Hinter- grund: Die Kassenärztliche Bun- desvereinigung ist verpflichtet, diesem Leserkreis ihre Bekannt- gaben zuzustellen. Sie hat darüber hinaus mit Verlag und Redaktion vereinbart, neben den KBV-eige- nen Bekanntgaben sämtliche Be- kanntgaben auch der Bundesärz- tekammer und zudem den Groß- teil des politischen Teils in die „Ausgabe P“ aufzunehmen.
Die Redaktion wird im Übrigen den Berufsfragen der Psycho- logischen Psychotherapeuten in der Berichterstattung Rechnung tragen. Norbert Jachertz