KRANKENHAUSPLANUNG
Auf Dauer gut – und erreichbar
Der Verband der Ersatzkassen hat ein Gutachten zur Krankenhaus- planung vorgelegt. Die Notfallversorgung spielt eine wichtige Rolle.
versorgung. Lediglich knapp vier Prozent fahren länger als 60 Minuten zu einem Haus der Schwerpunkt- und Maximalversorgung. Daran wür- de sich nichts ändern, so seine Analy- se, wenn man 300 Häuser der Grund- versorgung schließen würde, also jede siebte Klinik dieser Kategorie.
Nach Auffassung des RWI muss eine verbesserte Planung Leistungen der Grund- und Regelversorgung klarer definieren und gegenüber den Leistungen in der Schwerpunkt- und Maximalversorgung abgrenzen.
Auch müsse man Notfälle in Kran- kenhäusern stärker in den Blick nehmen. Schließlich seien dies rund 40 Prozent aller Fälle, so Augurzky.
Im Gutachten wird vorgeschlagen, verbind liche Strukturanforderungen für Kliniken vorzusehen, die an der Notfall ver sorgung teilnehmen. Die Zuständigkeiten von ambulantem Bereitschaftsdienst, Rettungsdienst und Notfallaufnahmen müsse man klar regeln und diese Bereiche verzahnen. Zudem solle man die Vorhaltekosten der Notfallversor- gung gegebenenfalls durch Sicher- stellungszuschläge finanzieren und Notfallleistungen durch eine Zusatz- kennzeichnung in der DRG-Kodie- rung klarer abgrenzen. Dann könn- ten auch kostendeckende Vergü- tungssätze ermittelt werden.
Spezialisten in Notaufnahmen
Die Krankenhausplanung beziehe die angemessene Notfallversorgung unzureichend ein, monierte Prof.Dr. med. Christoph Dodt, Präsident der Deutschen Gesellschaft Notfall- und Akutmedizin (DGINA). Um rasch eine spezifische Notfallthera- pie einzuleiten, muss es seiner Auf- fassung nach klare Strukturvorga- ben für die Organisation und die Ausstattung der Notfallversorgung in einem Krankenhaus geben. Die DGINA setzt sich seit längerem auch dafür ein, Notfallmedizin als eigenständiges Fachgebiet an den Universitäten zu etablieren. Sie for- dert zudem eine spezielle Qualifi- kation für Ärzte in Notaufnahmen.
Andere Fachgesellschaften und Ärzteverbände haben sich jedoch gegen einen „Facharzt für Notfall- medizin“ ausgesprochen.
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Sabine Rieser Nicht zu überse-
hen – der Weg zur Notaufnahme. Bei der Krankenhaus- planung wird die Notfallversorgung hingegen stiefmüt- terlich behandelt.
Foto: dpa
haben, sind die Folge der historisch gewachsenen Krankenhausland- schaft und deren Fortschreibung:
Zu viele kleine Einheiten, eine zu hohe Krankenhausdichte, zu wenig Spezialisierungen, eine zu geringe Qualitätsorientierung.“
Verzichtbar: 300 Kliniken
Um dauerhaft mehr Qualität und ein gleiches Versorgungsniveau von Schleswig-Holstein bis Bayern zu erreichen, braucht es nach Auffas- sung von vdek und RWI bundesweit einheitliche Qualitäts- und Erreich- barkeitsstandards. Diese sollten ver- bindlich für die Krankenhauspla- nung und für Budgetverhandlungen der Krankenkassen mit den Kran- kenhäusern gelten. So sollten Klini- ken der Grund- und Regelversor- gung innerhalb von 30 Minuten mit dem Auto zu erreichen sein, Klini- ken der Schwerpunkt- und Maximal- versorgung innerhalb von sechzig Minuten.Legt man diese Maßstäbe an, zeigt sich, schon jetzt, dass Kranken- häuser sehr gut zu erreichen sind.
Nach Darstellung von Augurzky brauchen nur 0,4 Prozent der Bevöl-
kerung mehr als 30 Minuten zum nächsten Krankenhaus der Grund-
D
ie Ersatzkassen fordern eine umfassende Reform der Krankenhausstrukturen. „Qualität und Erreichbarkeit von Kranken- häusern müssen im Mittelpunkt ei- ner Krankenhausplanung der Zu- kunft stehen“, sagte Ulrike Elsner, Vorstandsvor sitzende des Verban- des der Ersatzkassen (vdek), Mitte Oktober. Man müsse „antizipieren, welche Versorgung eine Gesell- schaft des demografischen Wandels braucht“. Weil Rettungsdienste eine besondere Bedeutung für die Ver- sorgung von Notfallpatienten besit- zen, müssten diese ebenfalls in die Krankenhausplanung der Zukunft einbezogen werden.Die vdek-Vorstandsvorsitzende verwies auf Vorschläge im Gutach- ten „Krankenhausplanung 2.0“, das ihr Verband beim Rheinisch-West- fälischen Institut für Wirtschaftsfor- schung (RWI) in Auftrag gegeben hat. Dessen Leiter des Kompetenz - bereichs Gesundheit, Dr. rer. pol.
Boris Augurzky, erklärte bei der Präsentation: „Die Probleme, die wir heute in den Krankenhäusern
A 2002 Deutsches Ärzteblatt