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5 Physik Journal 13 (2014) Nr. 4 © 2014 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim

V

ierzig Mikrometer, also halb so viel wie ein gewöhnliches Blatt Papier, trennen Kartoffelchips in ihrer Tüte von der Umgebung.

Diese  Mikrometer sorgen dafür, dass die Chips keine Feuchtigkeit ziehen und sich ihr Geschmack nicht durch eindringenden Sauer- stoff verändert. Sie stellen sicher, dass die Chips nicht ihr Aroma verlieren und der leichte Überdruck eines Gasgemischs aus Kohlendi- oxid und Stickstoff erhalten bleibt, der die Chips bei Transport und Lagerung vor dem Zerbröseln bewahrt. Im Querschnitt gesehen bestehen diese  Mikrometer aus zwei Polypropylenfolien mit einer Aluminiumschicht dazwischen.

Miteinander verklebt bilden sie eine Barrierefolie.

Barriere folien müssen am häu- figsten Sauerstoff und Wasserdampf von empfindlichen Produkten fern- halten. Diese Gase wirken sich auf Lebensmittel und Pharmazeutika negativ aus und verringern zum Beispiel die Lebensdauer gedruck- ter Elektronik. Bei Lebensmitteln begünstigt eindringender Sauerstoff – wie auch Licht – die Keimbildung und führt durch Oxidation zu Geschmacksveränderungen. Was- serdampf wiederum kann Lebens- mittel ungenießbar machen, indem er ihre Konsistenz oder ihren Ge- schmack verändert. Bei manchen Produkten, wie Feuchttüchern, ist es wichtig, dass Wasserdampf

nicht aus der Verpackungsfolie aus- tritt. Auch Aromen und Gase wie Kohlendioxid und Stickstoff, die als Schutzgas dienen, sollen in der Verpackung bleiben.

Für eine Barriere sind Kunst- stofffolien die erste Wahl, weil sie billig sind, sich leicht verarbeiten lassen und ausgefallene Verpa- ckungen ermöglichen. Je nach An- wendung beschichten die Hersteller sie mit einem Metall, einem Me- talloxid oder amorphem Silizium- monoxid (SiOx). Entscheidend für die Wirkung einer Barrierefolie ist ihr Permeationsverhalten. Es be- schreibt, wie leicht ein Stoff durch sie hindurch geht: Je geringer die Permeation, desto höher ist die Barriere. Mikroskopisch lässt sich der Stofftransport durch eine Bar- riere als Abfolge von Adsorption, Diffusion und Desorption beschrei- ben (Abb. 1). Gasmoleküle lagern sich zunächst an der Oberfläche der Barriere an (Adsorption) und diffundieren dann aufgrund des Konzentrationsunterschiedes bei- derseits der Grenzfläche zum Teil in die Barriere. Wenn sie durch die Barriere hindurchgewandert sind, treten sie nach und nach wieder aus (Desorption).

Polymerfolien zählen zu den organischen Barrieren. Bei ihnen ist

die Diffusion der zeitbestimmende Faktor für den Stofftransport. Er hängt von den Diffusionseigen- schaften der Barriere und ihrer Dicke ab sowie vom Partialdruck- unterschied zwischen den beiden Seiten der Barriere.

Auf molekularer Ebene erfolgt die Diffusion in einer Polymerfolie durch Platzwechselvorgänge: Da Polymere langkettige Makromole- küle sind, bilden sie im Festkörper eine Art Matrix, in der kristalline und amorphe Bereiche vorliegen.

Vorzugsweise in den amorphen Bereichen des Polymernetzwerkes entstehen durch Fluktuationen der Makromoleküle freie Plätze, die eindiffundierende Gasmoleküle vorübergehend einnehmen können, bevor sie weiterwandern. In den kristallinen Bereichen des Polymer- netzwerks treten freie Plätze dage- gen selten auf, weil die Fluktuati- onen der Makromoleküle deutlich geringer sind.

Bei Verpackungen liefern ma- kroskopische Defekte den entschei- denden Beitrag zum Transport von Gasen. Anorganische Barrieren werden meist auf Polymerfolien aufgedampft oder mit ihnen verklebt. Die makroskopischen Defekte entstehen dabei durch Verunreinigungen der Folien-

Gut verpackt

Barrierefolien sorgen für den notwendigen Schutz, damit Lebensmittel und andere empfindliche Produkte nicht aufgrund von Witterungseinflüssen vorzeitig verderben.

Hochbarrierefolien – hier in einer Lackier­ und Kaschieran­

lage – sind gegenüber Umwelteinflüssen und mechanischer Beanspruchung stabilisiert.

Kartoffelchips sollen frisch und knackig sein, wenn man die Tüte öffnet. Damit das klappt, muss die Verpackung aus

einer Barrierefolie bestehen, welche die Diffusion von Gasen und Aromen verhindert.

von Lieres, Fotolia

Fraunhofer IVV

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© 2014 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim Physik Journal 13 (2014) Nr. 4 51 oberfläche, durch Risse infolge

von Spannungen oder durch sog.

Antiblockpartikel. Diese Partikel ermöglichen die Verarbeitung von Folien als Rollenmaterial, indem sie auf der Folienoberfläche aufge- bracht die van-der-Waals-Kräfte zwischen zwei Lagen absenken.

Bei der Folienverpackung spie- len neben den Barriereeigenschaf- ten auch die Herstellungskosten und das Design eine wichtige Rolle.

Nahrungsverpackungen müssen zudem lebensmittelecht sein; Lage- rung und Transport stellen weitere Anforderungen. Aufgrund des Designs liegt einer anorganischen Barriere aus amorphem SiOx häufig ein stöchiometrisches Verhältnis von 1 : 1,7 zugrunde: Es ist ein Kom- promiss zwischen Wirkung und Optik. Siliziummonoxid hat zwar bessere Barriereeigenschaften als Siliziumdioxid, aber eine unschöne Gelbfärbung, während Silizium- dioxid transparent ist.

Die Gestaltung einer Barriere- folie hängt immer stark von der Anwendung ab, pauschal gilt aber:

Die großen Stärken von Polymer- folien sind ihre billige Herstellung durch Extrudieren und ihr ge- ringes Gewicht. Aufgrund ihrer molekularen Eigenschaften ist ihre Barriere wirkung gegenüber Was- serdampf aber oft gering. Hohe Wasserdampfkonzentrationen in der Umgebung können sogar dazu führen, dass die prinzipiell gute Sauerstoffbarriere eines Polymers sich verschlechtert. Ein Beispiel ist Ethylen-Vinyl-Alkohol (EVOH).

Es hat eine gute Sauerstoffbar- riere und lässt sich gemeinsam mit einem anderen Polymer, das sozusagen als „Substrat“ dient, in einem Fertigungsschritt herstellen.

Bei hoher Luftfeuchtigkeit können die Wassermoleküle relativ leicht zwischen die Polymerketten dieser Folie diffundieren, was zu einem

„Aufquellen“ führt. Die entstehen- den Hohlräume erleichtern das Eindiffundieren von Sauerstoff und senken damit die Barrierewirkung.

Anorganische Schichten aus Metallen, Metalloxiden oder amor- phem Siliziumoxid haben diese

Probleme nicht: Sie sperren gut gegen Wasserdampf, Sauerstoff und Aromen. Metall- und Metalloxid- schichten schützen das Produkt vor Lichteinfall. Soll eine Folie durch- sichtig sein, kommt Silizium oxid ins Spiel. Zwei Nachteile gibt es aber doch: Erstens lassen sich an- organische Schichten nicht zusam- men mit der Polymerfolie herstel- len, sondern müssen nachträglich mit ihr verbunden werden. Zwei- tens sind sie spröde und wenig ver- formbar. Durch Falzkanten an den Rändern oder an Öffnungsnähten von Verpackungen können in der anorganischen Schicht Brüche ent- stehen und so die Barrierewirkung einer Verpackung zunichte machen.

Einfach dickere Schichten zu ver- wenden ist übrigens keine Lösung, denn anorganische Materialien werden mit steigender Dicke noch spröder, zudem kostet der Rohstoff Metall vergleichsweise viel Geld.

Und letzteres ist das K.o.-Kriterium für eine Barrierefolie.

Michael Vogel

Abb. 1 Der Transport eines Stoffes durch eine Barriere lässt sich als Abfolge von Adsorption, Diffusion und Desorption beschreiben: Adsorbierte Gasmoleküle diffundieren aufgrund des Konzentrationsunterschiedes beiderseits der Grenzfläche durch die Barriere und werden dann wieder desorbiert.

Adsorption

Diffusion Desorption hohe Konzentration an

permeierender Substanz Festkörper (Polymer)

niedrige Konzentration an permeierender Substanz

M. Hanika, TU München

Ich danke Kajetan Müller vom Fraun­

hofer­Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV, Freising, für hilf­

reiche Erläute­

rungen.

Referenzen

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