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Ueber die künstlidte Begründung -von Eidtenbeständen.

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Ueber die künstlidte Begründung -von Eidtenbeständen.

Von Hans Bm·ger.

Einleitung.

Im XI. Band unserer Mi Heilungen vom Jahre 19211) hat A. E n g 1 e r in einem kurzen Vorwort zu einer Veröffentlichung des Verfassers „Ueber morphologische und biologische Eigenschaften der Stiel- und Trauben­

eiche und ihre Erziehung im Forstgarten"-einen ganzen Forschungsplan über die Eiche aufgestellt. Es sollten darnach abgeklärt werden: 1. Die '\\Taldbaulid1 morphologischen und biologischen Eigenschaften der Stiel­

und Traubeneichen. 2. Die natürliche Verbreitung und das Vorkommen der beiden Eichenarten. 3. Der Anbau der Eichen mittels Saat und Pflan­

zung. 4. Die natürliche Verjüngung und Pflege der Eichen und ihre .A„nzucht in verschiedenen Betriebsformen und Betriebsarten. 5. Wachs­

tum, Massen- und Gelderträge der Eichen. 6. Die technischen Eigen­

schaften des Eichenholzes und die Ursachen seiner Fehler und Schäden.

Den ersten Beitrag lieferte der V erfasseT mit der schon erwähnten Arbeit „Ueber morphologische Eigenschaften der Stiel- und Trauben­

eichen und ihre Erziehung im Forstgarten". Es wurde darin nach dem damaligen Stand des ·Wissens und nach eigenen Untersuchungen berichtet über die morphologischen Eigenschaften, über die Keimung, den Blatt­

ausbruch und die Blattverfärbung und den Blattabfall, über das Mann­

barkeitsalter der Bäume, die Samenjahre und die Samenreife, über die Erfahrungen heim Sammeln und Aufbewahren der Eicheln, über die Prüfung der Keimfähigkeit mittels der Schnitt- oder der Sinkprobe und das Pflanzenprozent. Zahlreiche Versuche gaben Auf schluß über den Ein­

fluß der Saatart, der Saatzeit, der Saattiefe und der Samenmenge .auf

· den Erfolg der Eichensaat im Fnrstgarten. Einige Angaben über die Ver­

sclmlung und Verpflanzung der Eichen und über ihr Wachstum in den ersten Jugendjahren schlossen diese Arbeit ab.

Die Erforsdiung des früheren Vorkommens unserer beiden Haupt­

eichenarten ist in den letzten Jahren an unserer Anstalt in gründlicher '\V-eise gefördert worden durch die mühevollen Archivstudien· von K. A. M eye r. Die Standortsansprüche der Eichen in der Schweiz wurden

1). Vergleiche das Literaturverzeichnis am Schluß dieser Arbeit.

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weitgehend abgeklärt durch Veröffentlichungen von Burger, Stamm, Etter u. a.

Auch bezüglich der Prüfung der gmverblichen Eigen~chaf ten des Eichenholzes hat unseTe Versuchsanstalt gemeinsam mit der E. M. P. A.

(Prof. Dr. Ros) einige Vorarbeiten geleistet, wie die Veröffentlichung von Sta udacher im XXII. Band 1942 unserer "Mitteilungen" beweist.

Die Eichen haben bekanntlich den g-röfüen Teil ihres ursprünglichen Verbreitungsgebietes, das nicht an die Landwirtschaft übergegangen ist, teilweise an die Buche, teilweise an die Nadelhölzer verloren. Will man den Eichen mindestens einen Teil des, alten ,Vuchsgebietes wieder zu- rückgeben, so ist man genötigt, weitgehend von der künstlichen Be- standesgründ ung Gebrauch zu machen.

Angeregt durchA. Engler hat unsere Versuchsanstalt, meistens unter Mitwirkung von .Ph. Fl ury, seit 1912 im ,schweizerisdien Mittelland vom Bodensee bis in den Kanton W aadt h'inein zahlreiche kleinere und größere Eichenkulturversuche ausgeführt die zusammen, wie die bei- gefügte U ebersicht beweist, immerhin 18 ha umfassen. Es sind dabei Stiel- und Traubeneichenbestände teilweise gesät, teilweise gepflanzt worden, einerseits auf Laubholzmittelwaldböden, anderseits auf Böden.

die nach dem Kahlschlag der ehemaligen Laubholzwälder gerodet und landwirtschaftlid1 zwischengenutzt wurden und eine Generation von Nadelhölzern getragen haben.

Die Kulturversuche sind ausgeführt worden, einmal um die Forst- verwaltungen ebenfalls zum vermehrten Eichenanbau anzuregen und sodann um das versdiiedene Verhalten der wirtschaftlich besonders in Frage kommenden Stiel- und Traubeneichen zu erforsdien, und endlich um Erfahrungen zu sammeln über die besten Arten des künstlichen An- baues durch Saat oder Pflanzung.

Da die neueren pflanzensoziologischen Forschung·en die Rückkehr zu naturgemäßeren Waldpflanzengesellschaften im Mittelland neuerdings anregten, so wird es den Forstleuten vielleicht w:illkommen sein, zu ver- nehmen, was wir und andere bei der künstlichen Begründung von Eichenbeständen in den letzten 30 Jahren erfahren haben.

Selbstverständlich ist aber nicht nur an unserer Anstalt und nicht nur bei uns in der Schweiz an der Lösung der Eichenfragen gearbeitet wor- den. Ich v,erweise diesbezüglich auf das Literaturverzeichnis meiner Veröffentlichung von 1921 und auf dasjenige am Schluß dieser Arbeit.

Man beachte besonders die zusammenfassende Arbeit von Poskin.

H.Leibundgut hat in Verbindung mit unsererVersuchsanstalt For- schungen aufgenommen bezüglich der Umsetzung der Baumklassen und del' Güte der Schäfte usw. in Naturverjüngungen, iiber die er in einem späteren Zeitpunkt beTichten wird.

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Saaten und Pflanzung·en mit Stiel- und Traubeneichen

verschiedener Herkunft. Tab. 1

Anlage

Hauptzweck des Versuches ·waldort \Valdeigentümer Fläche

Jahr ha

1912 Saat und Pflanzung mit Stiel- Eschenberg Stadt Winterthur 0,45 und Traubeneichen

1912 Saat und Pflanzung mit Stiel- Stockmatthubel

" Zo:fingen 0,45

und Traubeneichen

1913 Verschiedene Pflanzung mit Unterwald

" " 0,75

Stiel- und Traubeneichen

1913 Stiel- und Tra.ubeneichen Wylereggli

" Eglisau 0,29

1914 Saat und Pflanzung mit Stiel- Buchberg bei Staat Aargau 2,00 1 und Traubeneichen Mellingen

1916 Verschiedenes Pflanzenalter Föhren bann Gemeinde Gunzgen 0,70 1916 Saat und Pflanzung mit Stiel- Eichbann

" Neuendorf 1,53

und Traubeneichen

1916 Na turv~rj üngung u. Pflanzung Haslenhau, Korp. Güttingen 1,00 mit Stiel- und Traubeneichen Lachenweghau

1920 Verschiedene Pflanzung mit Boulex pr. Payerne Staat Waadt 1,46 Stiel- und Traubeneichen

1921

" " Bois de Chenes Gemeinde Genolier 0,50

. 1922 Saat und Pflanzung mit Stiel- Ethal

" Lengnau, 0,62

und Traubeneichen Aargau

1922 Verschiedene Herkunft .Balmis

" Winznau 0,27

1925 Saaten und Pflanzungen mit Großes Moos bei Staat Bern 3,84 Eichen verschied. Herkunft Ins

1925 Verschiedene Herkunft Chablais

" Freiburg 0,50

1926 Verschiedene Herkunft Hohnert Gemeinde Dietikon 0,50 verschiedener Wurzelschnitt

1926

" . " Bischofswald Staat Bern 1,30

Schalunen

1935 Verschiedene Herkunft Oberholz-Eichwald Gemeinde Suhr 0,20 1935

" " Oberrnooshau

" Ermatingen 0,64

1935

" " Bois Desert

" Chavornay ---1,20

Zusammen 18,20

Es ist mir eine angenehme Pflicht, hier allen Forstleuten der Praxis, die unserer Versuchsanstalt bei der Ausführung der Eichenanbauver - suche ihre wertvolle Unterstützung angedeihen ließen, den verbindlich- sten Dank auszusprechen. Danken möchte ich aber auch Dr. ,V. Nägeli

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und E. Badoux, sowie dem übrigen Personal der Versuchsanstalt für verständnisvolle Mitarbeit bei den wiederholten Aufnahmen der Ver- suchsflächen und beim Verarbeiten des Materials. · Besonderen Dank schulde ich den Herren Eidgen. Forstinspektor Dr. E. Heß und Prof. Dr. Leibundgut, die die Güte hatten, die vorliegende Arbeit vor dem Druck zu lesen und auf einige „Schönheitsfehler" aufmerksam zu machen.

A. Stiel- und Traubeneichen.

Durch die Veröffentlichungen von Schmid, Stamm, Etter, dem Verfasser und vielen anderen is,t bewiesen worden, daß die beiden Eichenaden von Natur aus ganz verschiedene Standorte besiedeln und daß deshalb an einen erfolgreichen Neuaufbau unserer Eichenwaldungen nur gedacht werden kann, wenn man auf jedem Standort einmal die richtige Art und wenn immer möglich auch noch die best geeignete Rasse anbaut. Das ist aber nur möglich, wenn der Forstmann im Stand ist, wenigstens Stiel- und Traubeneichen mit einiger Sicherheit zu unter- scheiden. Es kann deshalb nur nützlich sein, wenn ich hieT über die Standortsansprüche und die Eigenschaften der Stiel- und Traubeneichen einen kurzen U eher blick gebe.

I. Standortsansprüche der Stiel• und Traubenei~e.

In

der schweizerischen Zeitschrift für Forstwesen von 1926 habe ich bereits darauf hingewiesen, daß die Stieleiche die schwereren, schlechter durchlüfteten, feuchten Böden besiedle, die Traubeneiche dagegen die leichteren, trockeneren, gut durchlüfteten, lockereren und durchlässigeren.

Diese Feststellung wurde unterdessen nicht nur für die Schweiz, sondern für alle Gebiete bestätigt, auf denen Stiel- und Traubeneichen vor- kommen.

Nach der Darstellung von Etter {1943) sind im Schweizerwald fol- gende Eichenwaldgesellschaften zu unterscheiden: 1. Das Querceto- Liihospe.rmetum: Der Flaumeidienwald. 2. Das Querceto-Betuletum:

Der Eichen-Birkenwald. 3. Das Querceto-Carpinetum: Der Eichen Hagebuchenwald.

·1_. Der Fla u~eichen wald

=

Querceto-Lithospermetum. Er

kommt auf außerordentlich trockenen, warmen, meist auch flachgrün- digen Stellen vor im Jura, im Wallis und im Tessin. Es handelt sich meistens um magere, krüppelige Buschwälder der Flaum- und Trauben-

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eiche, die aber eine beachtenswerte Begleitflora aufweisen. Da der Flaum- eichenbuschwald standortsbedingt ist, läßt er sich höchst selten und nicht kurzfristig in eine wirtschaftlich günstigere Waldpflanzengesellschaft überführen.

2. Der Eichen - Birkenwald

=

Querceto-Betuletum. Sein Vor- kommen ist beschränkt auf die Hochebenen des De<kenschotters außer- halb der Endmoränen der letzten Vergletscherung. Der nährstoff- arme, stark durchlässige, leicht podsolierte, sehr saure Boden ist meistens bestockt mit kurzen, vielfach krummschäftigen Trauheneichen, Birken, Föhren, sowie Buchen und Fichten. Der Eichen-Birkenwald ist zufolge seiner Standortseigenschaften wenig geeignet zur Erzeug'Ung erstklas- sigen Eichennutzholzes. Zu reichlicher Buchenanbau verbessert die Lage nicht. Man kann durch die Beimischung von Föhren und Lärchen den Ertrag etwas günstiger gestalten. Es gibt auch einen Stieleichen- B ir ken w ald, der aber bei uns nicht vorkommt.

3. Der Eichen-Hagebuchenwald

=

Querceto-Carpinetwn. Er ist die bedeutungsvollste Eichenwaldgesellschaft der Schweiz. Sie stockt auf unseren besten Waldböden, auf denen auch standortsfremde Holz- arten wenigstens vorübergehend vorzüglich g·edeihen, auf Böden, die sich ganz hesonders gut für den Ackerbau eignen. Der Eichen- Hage- buchenwald hat deshalb im Lau'.fe der Jahrhunderte verhältnismäfüg am meisten von seinem na Hfrlichen W uchsgebiet verloren und die noch ver- bleibenden Reste sind ganz besonders stark durch den Menschen beein- flußt worden, · sodaß man mindestens sehr vorsichtig sein muß bei der Aufstellung natürlicher Eichenwaldpflanzengesellschaften.

Im Eichen - Hagebuchenwald werden in Europa die erstklassigen Eichennutzhölzer erzogen und hier lohnt es sich auch wirtschaftlich, die naturgemäßen Pflanzengesellschaften wieder herzusteUen. Wo der natur- gemäße Eichen-Hagebuchenwald noch vorhanden ist, müssen wir ihn durch richtige Pflege zu erhalten suchen. Wo sein ehemaliges Wuchs- gebiet aber unter dem Einfluß der Mensd1en an andere Laub- oder an Nadelhölzer übergegangen ist, da muß man versuchen, zuerst die erst- klassigen Böden wieder in Eichenwald zurückzuführen, weil die Maß- nahmen hier am meisten Erfolg versprechen.

Innerhalb des Eichenhagebudl!enwaldes sind bis jetzt im Schweizer- vrnld nach Etter folgende Untergesellschaften.festgestellt worden, wobei id1 mir vom forstlichen Standpunkt aus gestatte, die Gesellsd1aften mit vorwiegender Teilnalnrnf der Stieleiche (früher Quercus pedunculata

=

jetzt Quercus Robur) zusammenzufassen und ihnen die Gesellschaften mit vorwiegender oder ausschliefllid1 ·er Beteiligung der Trauben- eiche ( früher Quercus sessilifior a

=

jetzt Quercus pefr aea) gegen über- überzustellen.

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a) Der Stieleichen-Hagebuchenroald.

Er bestockt die feuchteren , schwereren, weniger durchlüfteten Böden von der Grenze des Schwarze rlenwal des bis zum Uehergang zum Trau- beneichen-Hagebuchenwalcl und wird in folgende Gesellschaften unter- teilt:

a) QC aretosum Etter Aronstabreicher Stieleichenwalcl b) QC filipenduleiosum Tüxen Spiräenreicher Stieleichenwald c) QC caricetosum brizoidis Moor Seegrasreid1er Stieleichenwald.

Der forstlich wichtig,ste Stieleid1enwald der Schweiz ist der a r o 11 -

stabreiche Eichenhagebuch ,en w ald. Der wenig ausgedehnte Stiel- eichen -S p ii: ä e n w a l cl stellt die U ebergangsgesellschaft dar vom Stiel- eichen-Aronstabwald zum Schwarzerlenwalcl. Ob der seegrasreiche Stieleichenwald eine naturgemäße örtlich begrenzte Pflanzengesell- schaft darstelle, oder ob das häufig die ganze Pflanzengesellschaft beherr- schende massenhafte Auftre ten der Carex brizoides immer ·wirtschaft- lichen Maßnahmen zuzuschreiben sei, muß noch näher geprüft werden.

Im aronstahreichen Eichenhagebuchenwald gedeihen die Stieleiche und die Esche hesonder ,s gut.

In

geringer Menge und als Besonderheit kommen auch Bergulme, Kirschbaum und Schwarzerle vor.

Je mehr die Schwarzerle gegen den Auenwald und den Buschwald hin zunimmt, um so mehr tritt die Buche zurü ck. Der aronstabreiche Stiel- eichenhagebuchenwald ist der zuwachskräftigste Eichenwald. Er kommt vor auf typischer Braunerde, auf frischen, wasserhaltenden, nährstoff- reichen, wenig durchlüfteten Lehmen, auf Flußebenen, am Fuß von Hängen oder auf größeren Terrassen, oft auf Grundmoränen über Molasse.

Der asarumreiche Eichenhagebuchen walcl

=

QC asaret- osum Moor ist ,vahrscheinlich eine U ehergangsg ,esellschaft vom Stiel- eichen- zum Traubeneichenwald auf schwereren · Jurahöden, in der meistens Stieleichen vorhe rrschen, oft aber auch 'I'raubeneichen ·vor- kommen.

b) Der Traubeneichen-H agebuch.enroalcl.

Er bildet die Waldpflanzengesellschaft der trnckene n, besser durc-h- lüfteten Böden vom Stieleichen-Hagebuchenwald bi,s gegen den Föhren- wald. Audi da lassen sich wahrscheinlich 3 Trauheneicheng·esells .chaften unterscheiden:

a) QC luzuleiosum Tüxen Der hainsimsenreiche 'fraubeneichen - wald

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b) QC calcareum e) QC unbenannt?

Stamm Der veilchenreiche Traubeneichen- Buchenwald

Stamm, Etter: zwischen Genf und Lausanne, meist Traubeneichen.

Der noch nicht benannte und noch ungenügend untersuchte Trauben- eid1enwald auf den trockenen Standort~n des "\V1einbaugebietes zwischen Genf und Lausanne zeidmet sich nach Stamm und Etter aus durch eine Anzahl Arten atlantischer Einstrahlung.

Der veilchenreiche Traubeneichen-Buchenwald auf Hu- muskarbonatgehängeschuttböden des Tafeljura ist besonders gekenn- zeidmet durch ein starkes Vo~herrschen der Buche neben der Trauben- eiche, dem Bergahorn, dem Elsbeerbaum, dem Feldahorn und der so- genannten Kalkesche. Die Strauchschicht enthält zahlreidie wärme- liebende Arten. Während die Buche stark in den Vordergrund tritt, ist die Hagebud1e nicht mehr regelmäfüg vertreten.

Der hainsimsenreiche Eichenhagebuchenwald ist für uns wir t s c h a f t 1 ich der wichtigste Trau b E: n eichen w a 1 d. Diese Untereichenwaldgesellschaft ist ausg·ezeichnet durd1 das gelegentliche Auftreten und gute Gedeihen von Winilerlinde, Birke und Föhre. Die Buche tritt zwar etwas weniger in Ersch.einung als im veilchenreichen Traubeneichenbuchenwald, aber doch mehr als im Stieleichenhage- buchenwald. Esche, Ulme und Bergahorn werden selten. Dieser Trau- beneichenhagehuchenwald steht meistens auf schwad1 podsoligen, gut durchlässigen und also gut durchlüfteten Lehmböden auf Molassesanden, Wallmoränen oder Terrassenschottern. Adlerfarn ist oft ein guter Weiser. Man vergleiche die grundI.egende Veröffentlichung von Etter.

Wenn man in einem pflanzengeographischen Werk, z.B. bei R ub- ner sieht, weldi ausgedehntes Wuchsgebiet namentlich die Stieleiche besitzt, von Portugal bis an den Ural und von Sizilien bis nach Bergen, und daß sich das Traubeneidiengebiet fast im ganzen europäischen Westen bis an die Linie Königsberg-Odessa und wiederum im Kaukasus mit dem der Stieleiche gToßp:flanzengeographisch überdeckt, so könnte man auf den abwegig,en Gedanken kommen, es könne nicht so viel davon abhangen, ob man Stiel- und Traubeneiche scharf sondere und ob man die verschiedenen Stiel- und Traubeneichenpflanzengesellschaften im Waldbau genau beachte. Aber gerade Arten mit großem Verbreitungs- gebiet neigen besonders zur Ausbildung örtlid1er Standortsrassen und gerade die Stiel- und Traubeneidie zeigen da, wo sie scheinbar wahllos nebeneinander vorkommen, eine erstaunlid1 feine Auslese der gut durch- lüfteten Böden für die Traubeneiche, der weniger durdilüfteten für die Stieleid1e. Wie fein die N ahu ausliest, zeigt sich z.B. darin, daß in Wald- rändern von Traubeneichenwäldern fast immer einzelne Stieleichen vor-

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kommen und daß die Feldeichen und Hageichen häufig auch im Trau- beneichenhagebuchengebiet Stieleichen sind.

Es ist also waldbaulich unbedingt nötig, daß wir die -beiden Eichen- arten scharf auseinanderhalten und ·daß wir innerhalb der Art die durch entsprechende Pflanzengesellschaften gekennzeichneten Standortsrassen nicht wahllos verschieben.

II. Eigensdtaften der Stiel• und TraubeneidJ.en.

Wenn man die richtige Eichenart und ihre best geeigneten Rassen auch auf den Standorten wieder anbauen will, auf denen keine Mutter- eichenbestände als Wegweiser mehr vorhanden sind, so ist es unbedingt erforderlich., daß das Forstpersonal mindestens Stiel- und Traubeneichen sicher unterscheiden kann. Dazu mag es nützlich sein, die etwas ergänzte Zusammenstellung über die Eigenschaften von Stiel- und Traubeneiche meiner Veröffentlidrnng von 1921 wiederzugeben. Man vergleiche audi Etter: Schweizerische Zeitschrift für Forstwesen 1944

Stieleiche = Q. pedunculata = Q. Robur = Chene pecloncule.

Traubeneiche= Q. sessilifiora = Q. ,petraea = Chene roiwre.

Es ist lästiger Beschluß der· Systematiker, d~ß die lateinischen Namen der Pflanzenarten immer wieder wechseln, bis man den allerersten Namen und namentlich seinen Urheber verewigen kann. Die Sad1e ist lästig; es ist aber nutzlos, sich darüber zu ärgern. Im vorliegenden Fall kann man sich. vielleicht sogar freuen, daß der alte deutsche Name Steineiche für die Traubeneidie audi in dei lateinischen Bezeichnung (Q. petraea) wieder erstanden ist, obwohl die „Sitzendblütige" = sessili- . fiora auch nicht schledit war .. Wer aber regelmäßig mit deutsdier und französischer Literatur zu tun hat, kann sich der Einsicht nicht ver- sdili,eßen, daß es leicht zu Mißverständnissen und Verwechslungen führen kann, weil die Stieleiche heute lateinisch Quercus Robur heißt, die Traubeneid1e französisdi aber chene rouvre. Der lateinisdie Name Quercus Robur für Stieleiche ist nicht nur verwirrend, sondern aud1 niditssagender als der frühere Name Quercus pedunculata, die „Gestielt- bl ütige"' die französisch immer noch chene pedoncule heißt.

Sdion in der Veröffentlichung über morphologisdie und biologische Eigensdiaften der Stiel- und Traubeneiche von 1921 habe ich darauf hin- gewiesen, daß nach den Forsdiungen anderer und nach eigenen Beob- achtungen die Unterschiede zwischen diesen beiden Eidienarten nicht sehr scharf faßbar, nicht etwa in genauen Zahlen ausdrückbar seien. Es . handelt sidi dabei fast immer nur um „mehr oder weniger" und es sind

-bezüglidi fast aller Eigensdiaften gleitende U.ebergänge von einer Art

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Bild 1

Traubeneicheln von Büren a. A.

Bild 2

Phot.: -w. Nägeli

Stieleicheln von Büren a. A.

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Bilcl 3

Traubeneicheln rnn Dießenhof eu,

Bild 4

Phot.: \V. Nägeli

Stieleiche1n von Jugoslavien.

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Merkmal

Knospen:

Blätter:

Blüten:

Friicl1te:

Junge

·Pflanze:

Stangen u.

alteßäume:

Unterschiede zwischen Stiel- und Traubeneiche. Tab. 2 Quercus Robur

Stieleiche = Chene pedoncule

Dick, kantig, ziemlich stumpf, treiben am gleichen Ort etwas später aus.

Sehr kurz gestielt, ungleich ge- öhrte Basis, unsymmetrische Form, unregelmäßig gelappt_. Bei der Entfaltung rötlich, dann ober- seits mattgrün, beiderseits kahl, meist laufen auch Nerven in die Buchten.

Verfärbung im Herbst später, Blätter sind dabei scheckig, grün- gelb-braun. Am Boden liegende Blätter sind mehr gerollt und verbogen. Unterseits rostrot.

Weibliche Blüten deutlich gestielt.

Meist größer, hell- bis dunkel- lehmbraun mit dunkeln Längs- streifen im frischen Zustand.

Mehr länglich - elliptische Form, größter Durchmesser in der Mitte oder oberhalb derselben, Die Eicheln keimen im Herbst nur wenig vor, sie lassen sich besser überwintern.

1 Die Keimung beginnt etwas spä- ter, die Entwicklung ist rascher.

Die jungen Blätter sind zuerst dunkelrot. Fast alle Pflanzen bil- 9en J ohannistriehe, die häufig vom Meltau befallen, nicht aus-- reifen und von den Hel'bst- und Winterfrösten zerstört werden.

Die einjährige Pflanze ist bedeu- tend gröfier.

Die Krone ist unregelmäßig. We- nige, knickige Hauptäste trageu- zahlr eiche schwach entwickelte Seitenzweige. Die Blätter sind ört- lich gehäuft und bilden nie ein gleichmäfüg gefülltes Blätter- dach. Erträgt weniger Schatten, wächst rascher, wird höher und stärker. Stärkere Neigung zu Was- serreiserbildung, bessere Schaft- formen.

Quercus petraea Traubeneiche = Chene rouvre

Schlanke , spitzere Knospen, die bei gleichem Klima etwas früher austreiben.

Länger gestielt, Blattgrund keil- förmig, regelmäfüge Form, gleich- mäfüg gelappt. Bei der Entfal- tung gelblich grün, später ober- seits glänzend grün, unterseit s Sternhaare (Lupe). Keine Buch- tennerven. Verfärbung im Herbst früher, dabei werden die Blätter gleichmäßig gelb, dann tiefbraun.

Am Boden liegende Blätter er- scheinen. lederig, weniger gerollt.

Unterseits bleifarbig.

Weibliche Blüten sitzend.

Meist kleiner, gut gereift kaffee- braun, ohne Längsstreifen, beim Austrocknen scheckig. Mehr e1-. förmig, größter Durchmesser fast immer im unteren Drittel, nahe am Cupulaflecken.

Die Eicheln keimen im Herbst stark vor, oft schon an den Bäu- men.

Die· Keimung beginnt etwas frü- . her, die Entwicklung ist etwas langsam. Die jungen Blätter sind anfänglich gelbrot. Nur verein-

zelte Pflanzen bilden Johannis- triebe. Sie leidet auch zufolge ihres Standortes weniger unter Früh-, Winter- und Spätfrösten.

Die einjährige Pflanze ist bedeu- tend kleiner.

Die Kronen sind regelmäßiger ver- zweigt, es gibt weniger kleine Ne;..

berizweige. Die Blätter sind gleichmäßig verteilt und bilden rund um die Krone einen ge- schlossenen, · lockeren Blätterman- tel.

Erträgt etwas mehr Schatten, wächst langsamer, wird weniger hoch und stark. Geringere Nei- gung zu Wa,sserreiserbildung.

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Tab. 2 (F'orlsef}ung)

Merkmal

Holz:

Standort:

Quercus Robur Stieleiche = Chene pedoncule

Breitringiger und schwerer, mit großer Festigkeit und Dauer, Bauholz.

Frischer, wasserhaltender, nähr- stoffreicher, wenig durchlüfteter Lehm auf Flußebenen, am Fuß von Hängen, auf größeren Ter- rassen, · oft auf Grundmoränen ii ber Molasse.

Quercus petra'ea Traubeneiche= Chene rouvre

Schmalringig, weitlumig, leicht und mild, Möbelholz, Furnierholz.

Trockener, g:ut durchlässiger und also auch gut durchlüfteter Lehm- boden auf Molassesanden, Wall- moränen oder Terrassenschottern.

zur andern vorhanden. Die Versuchung lag nahe, die Zwischenformen als Bastarde zu erklären. Ich habe immer vor dieser Verlegenheitsan- nahme g~ewarnt. Wäre die Bastardierungsgefahr so groß, so könnte es in unsei'em Land, in dem die Standortseigenschaften so rasch wed1seln, die beiden Arten also so nahe beieinander wohnen müssen, keine Stiel- und Traubeneichen mehr geben, sondern nur noch Bastarde und doch ist man immer wieder überrascht, wie reinlich sich die beiden Arten nach dem Standort auch auf kleinstem Raume scheiden.

Unterdessen hat Dengle r in Eberswalde zum ersten Mal in ver- dienstvoller Weise künstliche Kreuzungen zwischen Stiel- und Trauben- eichen vorgenommen. Die Bestäubungen Stieleichen mit Stiel,eichen ergaben einen Erfolg von 30-60 % , die zwischen Traubeneichen mit Traubeneichen einen solchen von 40-50

%.

Die Kreuzungen innerhalb der Art zeitigten also erfreuliche Erfolge. Von den Artkreuzungen zwischen Stiel- und Traubeneid1en gelangen aber nur 1-4

%.

Es bestehen also nach Denglern Versuchen so große Hemmungen gegen Bastardierungen zwischen Stiel- und Traubeneichen, daß ihr Vor- kommen in der freien Natur sicher sehr beschränkt ist.

Wer sich also mit den Eichen zu befassen beginnt, wird zunädist einige Schwierigkeiten mit der Unterscheidung von Stieleichen und Traubeneichen bekommen. Wer sich aber näher mit den beiden Arten befreundet, dem gehen sie auch ihre Geheimnisse preis, der lernt doch aus der Art der Verzweigung, aus dem Eindruck der Blattverteilung in der Krone, an den Eigenheiten der Blattstiele, Blattnerven, Blattlappen, aus der Form und der Farbe der Früchte usw., nicht an meßbaren Unters ·chieden, aber am Gesamteindruck die beiden Arten nach und nach mit großer Sicherheit auseinander zu halten.

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B. Die Erziehung junger Eichen im Waldgarten.

Um im Waldgarten junge Eichen nachziehen zu können, muß man sich zunäd1st geeignetes Saatgut beschaffen, und es wäre erwünsdit, wenn man die Eicheln nicht nur vom Herbst bis zum folgenden Früh- jahr, sondern 1-2 Jahre aufbewahren könnte.

I. Das Sa:m:meln und Aufbewahren der Eidieln.

Da ist zuerst notwendig, daß wir uns eine Vorstellung zu verschaffen suchen, in welchem Alter die Eichen keimfähige Samen zu erzeugen beginnen, wie häufig sogenannte Masten eintreten und in welchem Zeit- punkt im Herbst die Eid1eln zu reifen beginnen.

1. Mannbarkeit, Samenjahre, Samenreife.

Die Erfahrung lehrt, daß bei Samenpflanzen frei,stehender oder herrschender Bäume des Bestandes etwa vorn 40. Altersjahr an verein- zelt keimfähige Früd1te reifen, während im geschlossenen Bestand erst etwa vorn 80. bis 90. Jahr an reichlich gesunde Eicheln erzeugt werden.

Viel früher als Samenpflanzen tragen Stockausschläge Früchte. Im Oktober 1920 haben wir bei Concise, Kanton Waadt, Eicheln gesammelt von ?jährigen,· ·15jährigen und 35jährigen Traubeneichenstockausschlä- gen, die allerdings nicht hoch.keimfähig waren.

In

der Literatur wird meistens und sogar auch für das klimatisch begünstigte französische Eichengebiet angegeben, daß etwa alle 6-:-7 Jahre Vollmasten eintreten.

In

den begünstigten Eichengebieten kommen dazwischen noch reichlidiere, in den ungiinstigeren W uchsgebieten magere 2-3 Sprengmasten vor. Auch in den Eichengebieten der Schweiz kann man damit rechnen, daß fast jedes zweite Jahr da oder dort ört- lidie Sprengmasten eintreten, so daß im allgemeinen das Saatgut der Eid1e leichter zu besdiaffen ist, als das der Buche. Allerdings läßt sich eine Buchenmast aud1 weiter in die Zukunft hinein auswerten als eine Eichenmast.

Die Eicheln reifen je nach der Witterung von der zw,eiten Hälfte September an bis in den Oktober hinein. Die Traubeneicheln sind eher etwas früher reif als die Stieleicheln. Der diesbezügliche Untersdüed

tritt

nidit so scharf in Erscheinung, weil die einzelnen Bäume je der- selben Art ihre Früchte nidit zu gleid1er Zeit ausreifen, derart, daß die spätesten Traubeneichen ihre Früchte später fallen lassen als die frühe- sten Bäume der Stieleiche.

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Die Eicheln eines Baumes sind zwar recht verschieden groß, aber jeder Baum erzeugt doch nach Form und Größe Früchte von bezeichnen- der Eigenart. Die Stieleicheln keimen im Herbst nur selten und wenig vor. Die Traubeneicheln dagegen können bei feuchtwarmem.Wetter schon an den Bäumen auskeimen und sie beginnen nach dem Abfall unter günstigen Bedingungen sofort weiterzuwachsen, so daß sie ihre Würzel- chen oft schon Ende Oktober bis 10 cm tief in den Boden versenkt haben.

2. Das Sammeln der Eicheln.

Sobald man an das Sammeln der Eicheln für die Nachzucht denkt, so stellt sich sofort die Frage nach der Bedeutung der Herkunft des Samens. Man vergleiche dazu die Untersuchungen von Hauch und Oppermann und die zusammenfc!l,ssende Darstellung der Provenienz- versuche unserer Versuchsanstalt von Nägeli.

Es besteht nach unseren Erfahrungen kein Zweifel, daß sich bei den Eichenarten und ihren Rassen z. B. die Raschwüchsigkeit, die Gerad- schaftigkeit, die Widerstandskraft gegen klimatische, pflanzliche oder tierische Schädigungen us1w. weitgehend vererben. 0 p p er man n zeigte, daß sich das Sammeln der Eicheln von schönen Elternbäumen lohnte. Es ist wirtschaftlich sinnlos, auf den fruchtbaren Stieleichenstandorten der Flußebenen Traubeneichenrassen anzubauen, die zufolge ihres früheren Austreibens in diesen Lagen häufiger unter Spätfrösten zu leiden haben als die standortsgerechten Stieleichen. Es ist aber ebenso sinnlos, die raschwüchsige und auf richtigen Standorten erstklassiges Bauholz liefernde Stiieleiche auf stark durchlässigen Sand-, Kies- oder Schutt- böden anzubauen, weil sie die Trockenheit des Standortes schwer erträgt, noch lichtfordernder wird und starke Neigung zu Krummwuchs zeigt usw.

,Venn man also Eicheln kaufen oder viel empfehlenswerter für die Nachzucht selber sammeln will, so muß man sich schon zum voraus ein Bild machen, wo man die zu erziehenden Pflanzen später verwenden will. Man muß also beim Sammeln allermindestens Stiel- und Trauben- eicheln scharf auseinander halten, und innerhalb der Art sind auch die von den Pflanzensoziologen ausgeschiedenen Untergesellschaften zu beachten.

Sind noch alte Eichenbestände vorhanden, so zeigen sie selber am besten, welche Art und welche Ortsrasse im gegebenen Fall zu verwen- den ist. Mittelalte Bestände können irreführen, weil sie oft aus Handels- saatgut begründet worden sind und deshalb meistens aus Stieleichen bestehen, weil die Stieleicheln größeT sind, sich bes,ser aufbewahren lassen usw. Man bestelle also keine ,,Eicheln gewöhnliche" beim Samen-

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händler. Ha{ man das Mißgeschick, in einem Forstkreis wirken zu müssen, der zwar alte Eichenböden aufweist, aber keine Eichen mehr, so m uH man sich unbedingt einmal die Verhältnisse ansehen in einem Gebiet, in dem die natürlichen Pflanzengesellschaften noch gegeben sind.

Auch bei der Beschaffung des Eichensaatgutes gilt also die allgemeine Regel, daß man es am bes,ten selber sammle von den besten Beständen und darin von den besten Bäumen der örtlich bewährten Rassen.

Es soll nur gut ausgereiftes Saatgut gesammelt werden, weil unreife Eicheln wenig Pflanzen liefern. Das Herunterschütte 1 n reif er Eicheln ist empfehlenswert, wenn Gefahr des Sammelns durch Dritte besteht, das Herunterschlagen mit Stangen dagegen nicht, weil dabei häufig unreifes Saatgut geerntet wird. Die Ernte der Eicheln muß, wenn immer möglich, bei trockenem Boden erfol- gen. Es dürfen besonders frische Traubeneicheln nicht länger als un- bedingt nötig in Säcken aufbewahrt werden, weil sie stark ankeimen und sich erhitzen. Die Eicheln müssen vor der endgültigen Lagerung in trockenen, luftigen Räumen ausgebreitet und durch öfteres Umwenden äußerlich gut getrodrnet werden .

.3-. Das Aufbewahren der Eicheln.

Man muß sich bewußt sein, daß nach dem heutigen Stand des Wis- sens eine Aufbewahrung der Eicheln mit einfachen Hilfsmitteln nur vom Herbst der Samenreife bis zum darauf folgenden Frühjahr möglich ist.

ilus zahlreichen Aufbewahrungsversuchen von uns und anderen hat sich

folgendes ergeben:

Eid1eln lassen sich ohne allzugroße Verluste am Pflanzenprozent überwintern an Haufen , auf trockenem Ras·en- oder Waldboden mit Laub bedeckt und mit einem Graben umgeben zur Abhaltung des Was- sers oder der Mäuse. Auch die Ueberwinterung in etwa 1,50 m tiefen Gruben in trockenem Boden, die mit Brettern und einem Stroh- oder Laubdach versehen, die Eicheln vor Kälte, Nässe und Tierien schützen , hat sich bewährt. Ganz besonders zu empfehlen ist das Einwickeln der Eicheln in ein Drahtnetz oder das Einfüllen in einen flachen Gitter- kasten, die beide auf den Waldboden gelegt und mit Laub bedeckt werden. Sodann ist die Aufbewahrung der Eicheln unter Erhaltung einer genügenden Keimfähigkeit auch möglich in nicht zu trockenen, kühlen Kellern mit Naturboden und ohne Zentralheizung.

In trockenen, luftigen uO:d geheizten Räumen lassen sich Eicheln nicht erfolgreich überwintern. Klingeln die ausgetrockneten Samen in den Schalen, so sind die Eid1eln nicht mehr keimfähig.

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Alle unsere Versuche zeigen eindeutig, dafl sich die Stieleicheln bedeu- tend bes,ser unter Erhaltung einer genügenden Keimfähig·keit über- wintern lassen als Traucheneicheln, weil diese schon im Herbst vorkeimen.

Die Stieleicheln erfordern aber im Winterlager einen bessern Schutz vor den Tieren, weil sie weniger bitteren Geschmack besitzen als die Trau- beneicheln.

Die weitaus , beste Art der U ebe.nvinterung der Eicheln ist die Herbst-\

saat, sofern die Gefährdung durch freilebende Tiere nicht zu groß ist.

II . Die Prüfun g der Keimf ähig keit der Eicheln.

Von alters her sind Eid1eln in roher Weise auf ihre Keimfähigkeit untersucht worden durch die Sink- oder Schwimmprobe in Wasser oder durch die Schnittprobe. Die Keimfärbeprüfverfahren sind noch nicht derart abgeklärt, .daß sie dem Praktiker unmittelbar dienen könnten.

In

meiner Veröffentlichung von 1921 habe ich die Ergebnisse zahlreicher Keimprüfungsversuche verglichen mit Saatversuchen dargestellt und fasse Mer nur das \Vesentlid1e zusammen.

Diie Schwimm- oder Sinkprobe kann nur im Herbst gleich nach dem Samenabfall einen gewiss,en Sinn haben, weil dann vorzeitig und unreif abgiefallene oder von Maden durchlöcherte Eicheln schwim- men, reife und gesunde aber im Wasser sinken. Unsere Untersuchungen haben aber ergeben, dafl von den gesunkenen Eicheln nach Sdmittprobe 1--60 % krank sein können, während anderseits auch s-chwimmende Eicheln noch verhältnismäßig viele gesunde Samen enthalten können.

Im Frühjahr kann die Schwimmprobe aber vollständig irreführen.

Werden die Eicheln kunstgerecht in einem K,eller aufbewahrt, so können sie immerhin bis zum Frühjahr so viel Wasser verlieren, dafl sie gerade auf dem Wasser sd1wimmen und doch zur Mehrheit noch keimfähig sind.

Werden anderseits Eicheln im Freien auf feuchtem Boden aufbewahrt, so können sie im Frühjahr alle im Wasser sinken, weil sie mit Wasser gesättigt sind, auch wenn sie zufällig alle faul sein sollten.

Die S c h n i tt probe kann angewendet auf frische Eicheln oder auf richtig überwinterte Eidieln einen angenäherten Einblid<: in den Gesund- heitszustand des Saatgutes , und damit in die vermutlidie Keimfähigkeit verschaffen, wobei allerdings dem persönlidien Ermessen, das auf mehr oder weniger Erfahrung aufgebaut sein mag, ein weiter Spielraum gewährt ist. Eicheln aber, die in der Schale klingeln, die also in zu trockenen Räumen „klingeldün" geworden sind, können eine günstige Sdmittprobe ergehen und werden dodi nicht mehr keimen.

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vVir wollen dmch die Bestimmung der Keimfähigkeit des Samens Anhaltspunkte verschaffen über die Anzahl der zu erwartenden Pflanzen im Verhältnis zur gesäten Samenmenge, d. h. also für das Pflanzenpro- zent. Die Keimfähigkeit deutet aber meistens nm die Möglichkeit an, die bestünde, wenn alle Samen unter günstigsten Bedingungen keimen und aufwachsen könnten. Im Pflanzenprozent kommen alle Zufällig- keiten der Saatheeteigenschaften, der \Vitterung, des Auftretens von Schädlingen usw. zum A-µ_sdruck.

Die Saatversud1e beweisen einmal, daß das Pflanzenprozent, bezogen auf die Anzahl der gesäten Eicheln, bei den Süeleichen größer ist als bei den Trauheneid1en. Auserlesene, große Stieleid1eln können bis über 90 % Pflanzen ergeben, während das Pflanzenprozent der Traubeneicheln fast immer um 10-20 % kleiner ist. Man darf unter unseren V erhält- nissen zufrieden sein, wenn 40 % der Traubeneicheln und 60 % der Stieleicheln 'Wirklich zu Pflanzen auswachsen.

Große und namentlich auch reife Eicheln liefern ein ansehnlich höheres Pflanzenprozent als kleine und unreife Eidieln. Es konnte endlich nadi- gewiesen werden, daß die Eicheln verschiedener Bäume derselben Art im gleichen Ernte_jahr ungleid1e Pflanzenprozente aufweisen, besondel's aber, da.ß Eicheln verschiedener Jahre zu Saatzwecken nicht gleich- wertig sind.

Im allgemeinen entspricht dem höheren Pflanzenprozent aud1 eine größere Höhe der ein- bis zweijährigen Pflanzen.

In

allen Fällen waren die ein- bis zweijährigen Traubeneichen auffallend viel kleiner als die gleidi alten Stieleichen, wobei allerdings zu bead1ten ist, daß die Trau- beneicheln meistens kleiner sind als die Stieleicheln.

HI. Saatzeit, Saatart, Saattiefe und Samenmenge.

\Vo im ehemaligen Eichengebiet, sei es auf Laubholz- oder Nadelholz- böden, neuerdings Eidienbesfände begründet werden, wird meistens die Saat der Pflanzung vorgezogen. Unter besonderen Verhältnissen hat aber auch die Pflanzung ihre Vorzüge, so daß es sidi rechtfertigt, die Erzie- hung junger Eichen im Forstgarten kurz darzustellen.

1. Die Saatzeit.

Es kann dabei nur an Herbstsaat oder an Frühjahrssaat gedacht werden. Die Herbstsaat wird im allgemeinen vorgezogen. Sie en t- spricht dmn Naturgesdiehen, sie enthebt der Sorge um den besonders bei den Traubeneicheln doch immer etwas unsicheren Erfolg der Aufbewah- rung der Eicheln. Die Herbsfaaat liefert sodann nicht nm ein größeres

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Pflanzenprozent, sondern bei der Stieleiche zufolge vermehrter Johannis- triebbildung auch wesentlich größere einjährige Pflanzen, was von großer Bedeutung ist, wenn man sie als einjährig auszupflanzen gedenkt.

Endlich kann es der Forstverwaltung nur angenehm sein, wenn ein Teil des Saatgeschäftes schon im Herbst erledigt werden kann, wobei man an keine bestimmte Zeit gebunden ist. Selbst Saaten im Dezember zeitigen guten Erfolg, sofern nur der Boden noch nicht gefroren ist.

Frühjahrssaa

t

kann empfehlenswert sein, soweit man es mit winternassen Böden zu tun hat, aus denen die Eicheln leicht ausfrieren.

Frühjahrssaat wird in ausgesprochenen Frostlagen auch vorgezogen , weil sie später keime und infolgedessen weniger unter Spätfrösten zu leiden habe als Herbstsaat. Frühjahrssaat sei auch angezeigt, wenn Mäuse, Eichhörnchen, Eichelhäher, eventuell sogar Wildsäue us--w. die im Herbst gesäten Eicheln zu vernichten drohen. ,

Das spätere Keimen im Frühjahr läßt sich aber auch erreichen durd1 etwas tiefere Saat im Herbst. Ein zu spätes Keimen ist aber auch un- erwüns cht, weil dann besonders bei trockenem Frühjahr und Vor- sommer das Pflanzenprozent gering wird und die entstandenen Pflanzen klein bleiben. Gegen Mäuse und Eimhörnchen haben wir die Eicheln erfolgreich mit Mennige, Pb3 04 , behandelt. Die Eicheln werden an- gefeuchtet in ein flaches Gefäß geworfen, sodann mit Mennigpulver bestreut und mit dem Stock solang umgerührt, bis alle Eicheln mit einer gleichmäßig dicken Kruste von Mennige überzogen sind. Man darf also das Mennigpulver nicht ,sparen tind man muß die Mennigkruste vor der Aussaat der Eimeln gehörig antrocknen lassen. Es gibt wirksamere Sdmtzgifte als Mennig·e, z. B. Zinkphosphid , aber sie sind dann aum wesentlich gefährlicher für die damit werk,enden Menschen.

Nach allen unseren Erfahrungen ist Herbstsaat der Früh- jahrss aa

t

weitaus vor zu ziehen.

2. Die Saatart.

Für die Erziehung junger Eichen im Forstg·arten verdient die Ril- 1 e n s a a t gegenüber der V o 11 s a a

t

entsdüeden den Vorzug. Nur bei der Rillensaat kann die bei so großen Samen notwendige, gleichmäßige und genügend tiefe Bedeckung erreicht ,verden. Der Erfolg einer Rillensaat läßt sich leimter feststellen und die Pflege der Saaten wird wesentlich erleichtert. Ein Rillenabstand von 20 cm genügt im allgemeinen, wenn man die Pflanzen nur 1-2 Jahre im Saatbeet belassen will. Will man aber größere, 3-5jährige Pflanzen erziehen , so ist der Rillenabstand auf 30 cm zu erhöhen m1d zugleich die Samenzahl etwas zu vermindern , damit der Stand der Pflanzen nicht zu dicht wird.

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Es ist \vohl selbstverständlich, daß, sofern man regelmäßig Eichen- saaten ausführen will, man sich einen Rillenzieher beschaffen muß.

3. Die Saattiefe.

Die Saattiefe muß der Größe der Eicheln, der Bodenart, dem Klima und. der Saatzeit angepaßt werden. Nach unseren Versuchen im schweren Boden hat sich für größere Eicheln eine Saattiefe von 5-8 cm und für kleinere Eicheln eine solche von 4-6 cm am besten bewährt.

In

leichtem Boden ;der trockenem Klima ist tiefere Saat angezeigt als in schwerem, feuchtem Boden. Herbs,tsaaten müssen tiefer bedeckt werden als Früh- jalll'ssaaten, damit sie nicht zü früh keimen und besser vor dem Erfrie- ren, dem Häher und dem Eichhörnchen geschützt sind.

In lockerem, trockenem Boden in sonniger Lage käme man bei großen Eicheln und Herbstsaat auf Saattiefen bis zu 10 cm. Zu tief darf aber auch nicht gesät werden, weil die Saaten sonst zu spät und zu langsam keimen und dadurch länger den Keimlingspilzen ausgesetzt sind.

vVährend bei der Walnuß die Lage im Boden bei der Keimung eine gewisse Rolle· spielt, haben unsere V ersuche ergeben, daß bei den Eicheln der Einfluß der Lage gering ist. Saaten mit horizontaler Lage der Eicheln und solche mit der Spitze aufwärts oder abwärts gesteckter Eicheln haben bis zum Ende des zweiten Jahres genau gleich große Pflanzen geliefert.

4. Die Samenmenge.

Saatversuche zeigten, daß es bei Eichensaaten grundsätzlich unrichtig ist, die anzuwendende . Samenmenge in Gewichts- oder Raumgrößen aus- zudrücken. Größe und Gewicht der Eicheln wechseln nicht nur von Art zu Art, sondern auch von Baum zu Baum, so daß in einem Kilogramm frischer Eicheln bald nur 300, bald aber auch 500 Stück enthalten sein können. Die Anzahl der Samen je Kilo ist aud1 wesentlich ver,schieden _jenach dem Trockenheitsgrad der Eicheln. Die Samenmenge je m' Ril1en- länge wird bei großen Früchten, wie hei Eid1eln, Nüssen, Kastanien besser nach der Stückzahl bemessen.

Nach unsern Erfahrung ·en steht eine Saat mit 20-25 Stieleichen je m' dicht genug, wenn die Pflanzen 2 Jahre im Saatbeet verbleiben sollen.

Bei den etwas kleineren Traubeneichen dürften je m' Rille wohl etwa 25-30 Pflanzen stehen. Da nun bei nicht zu dichter Herbstsaat bei der Stieleiche etwa 50---170 % , hei der Traubeneiche etwa 40-60 % Pflanzen erwartet werden können, so hätte man je nach der Güte der Eicheln zu säen:

Stieleicheln 30-50 Stück je m', Traubeneicheln 40-60 Stück je m'.

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Die Anzahl Eicheln je m' oder je Rillenlänge wird am besten in einem entsprechenden Gefäß gemessen und man verwendet dann für jede Rille immer wieder das entspreche nde Raummaß. Man erhält so fast mühelos eine viel gleichmäßigere Saat, als wenn man die Samenmenge für das ganze Beet abmifü oder abwiegt und dann angenähert gleichmäßig auf die einzelnen Rillen zu verteilen sucht. Man kann aber auch nicht fehlen:

·wenn man di:e Eicheln in der Rille so verteilt, daß etwa alle 2- 13 cm eine Eichel zu liegen kommt.

Die anzuwendende Samenmenge wird auch etwas davon heeinfluß(

ob es sich im gegebenen Fall um stark vorgekeimte oder um nicht vor- gekeimte Eicheln handelt. Stark vorgekeimte Eicheln leiden bei der Saat in mannigfacher Weise, ,so daß, da,s Pflanzenprozent wesentlich geringer ist a1s bei gleichzeitig gesäten nicht vorgekeimten Eicheln gleicher Art und Rasse. Die aus vorgekeimten Frühjahrssaaten entstandenen Pflan- zen erreichen im Herbst des ersten Jahres eine etwas größere Höhe als die aus nichtvorgekeimten Eicheln hervorgegangenen; sie erreichen aher nicht ganz die Größe der Herbstsaafon aus gleichem Saatgut.

5'. Die V erschulung- der Eichen.

Die Eiche bildet bekanntlich eine Pfahlwurzel , die schon im ersten Jahr bis 30 cm und mehr erreichen kann und die an Länge und Gewicht in den ersten Jahren den oberirdischen Teil der Pflanze übertrifft.

In

der Veröffentlichung „Holzarten auf .verschiedenen Bodenarten" konnt e der Verfas,ser 1930 zeigen, daß die Stiel- und Traubeneichen im Mittel von allen Bodenarten folgende Längen und Gewichte aufwiesen:

Längeh der Trocken-Gewichte

Alter unct Herkunft Stengel \Vurzeln · Pflanze Ganze Stengel \Vurzeln

Clll Cll1 g 0io 0/o

4jährige Stieleichen, Zürich 46 53 22 32 68

4 " Traubeneichen, Zürich 21 41 10 31 69

9 " Stiel eichen,. Belgien 75 57 59 44 56

9 '' Traubeneichen, Spessart 60 57 58 35 65 Bei den 4jährigen Eichen vom Käferberg zeigt sich einmal das bedeu- tend raschere Jugendwachstum der Stieleiche g·egenüber der Trauben- eiche auf dem Stieleichenstandort Adlisherg.

Man erkennt sodann, daß noch bei 4 jährigen Eichen der oberirdische Teil, also das Stämmchen, im Mittel wesentlich kürzer ist, als die Pfahl- wurzel. Noch fast 70 % des Gewichtes der unbelaubten Pflanzen entfällt auf die Wurzeln und erst 30 % auf die heasteten Stämmchen.

Bei den 9 jährigen Eichen ist der oberirdische Teil immerhin schon länger ge'worden a1s die Pfahlwurzel, aber noch immer ist das· Trocken-

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gewicl1t der Wurzeln wesentlich größer ais das Gewicht der unbelaub ten Stämmchen. Ferner ist aber zu beachten , daß der Unterschied im Wachs- tum zwischen jüngeren Stiel- und Traubeneichen vom Käferberg bei Zürich viel gTößer ist, als zwiscl1en den Stieleiclien von Belgien und den Traubene ichen vom Spessart, wobei allerdings schon die l-Ierkunft eine Rolle spielen mag.

Die starke \iVurzelentwicklung in der ersten Jugend , meisten s in Form eines wenig verzweigien Pfahles, bietet ein ernstliches Hindernis für die erfolgreiche Verpflanzung junger Eicl1en. Um den dabei auf- tretenden Scl1wierigkeiten zu entgehen , sind verschiedene Aus'Nege gesucht ·worden.

Bei den Nußbäumen, bei deren Jugenderziehung sich die gleiche Frage auch stellte, läßt man die Nüsse im Frühjahr vor der Saat vor- keimen und beschneidet dann das Keimwürzelcl1en, so daß sich an- stel1e einer Pfahlwurzel mehrere kräftige Herzwurzeln bilden. Pos ki n empfiehlt das Verfahren auch für die Eichen. Das abs,ichtliche Vorkeimen der Eicheln und das Beschneiden der Keimwürzeld1en kann aber doch wohl nur bei Frühjahrssaaten in Frage kommen, es ist bei der Kleinheit der Eicheln schon ziemlich umständlich; dagegen kann man, weil nur wirklid1 gekeimte Eicheln g·esät werden , das zu erwartende Pflanzen- prozent mit guter Annäherung voraussehen , und die jungen Eid1en mit einigen Herzwurzeln entwickeln sich so gut wie solche mit Pfahlwurzeln.

Traubeneichen, bei denen die häüfig schon im Herbst ausgetriebenen Wurzelspitzehen oft abbrechen, oft auch wiedervertrocknen, zeigen des- halb in der Natur häufiger keine Pfahlwurzel als· die Stielei chen, deren Eicheln im Herbst nidit auskeiinen.

Hauptsächlich in Frankreich wird die Bildung einer Pfahlwurzel im Forstgarten folgendermaßen zu verhindern versucht. ·wenn bei der ein- jährigen Pflanze im Juni der Frühjahrstrieb abgeschlossen ist, so werden die nod1 unverholzten Pfahlwurzeln der Rillensaaten etwa 10 cm unter der Erdoberfläche mit einem scharfen Spaten abgestochen. Der Erfolg ist meistens befriedigend, wenn der Spaten genügend scharf und der Boden nicht zu steinig und nicht zu trod~:ei1 ist.

Endlich läßt sich eine für die Verpflanzung günstige Wurzelform auch erzielen , wenn man ·die Eichen als einjährig aushebt , ihre Pfahlwurzeln auf 10-15 cm zurückschneidet und die Sämlinge verschult, üm sie erst als 3-5 jährig ·in den Wald zu verpflanzen. Die Forstleute sind im allgemei- nen in der Anwendung des Wurzelsdmittes eher zurückhaltend. Sollen aber mehr als zweijährige Eid1en noch verpflanzt werden, so läßt sich ein Wurzelschnitt nicht ganz vermeiden; er ist aber auch nicht so gefähr- lich, wie oft angeno1111nen wird.

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Unsere Versuche haben allerdings mit der Spaltpflanzung von 1-2 jährigen Eichensämlingen auf nicht zu stark verunkrauteten Flächen die bes.ten Erfolge gezeitigt, aber auch Lochpflanzungen mit 3-5 jährigen verschulten, beschnittenen und unbeschnittenen Eichen haben befriedi- gende Bestände ergeben, sofern die Arbeit sorgfältig ausgeführt worden' ist.

C. Die Bestandesgründung.

Die natürliche Verjüngung wird da, wo Alteichenbestände noch vor- liegen, mit Recht in erster Linie empfohlen, weil sich dabei die Lösung der Art- und Rassenfragen und anderer Schwierigkeiten von selbst ergibt. Künstliche Bestandesgründung muß dagegen angewendet werden, wenn in ehemaligen Eichengebieten neuerdings Eichenbestände begrün- det werden sollen. Dabei können Saat oder Pflanzung in Frage kommen je nach den gegebenen Verhältnissen.

Welche Begründungsart man den Umständen gemäß auch wähle, es ist immer nach Möglichkeit dahin zu wirken, daß die jungen Eichen rein oder in Mischung in dichtem Stand aufwachsen, damit sie rasch in die Höhe schießen, langschäftig, einachsig, schmalkronig und schwachästig werden und sich frühzeitig reinigen. Frei aufwachsende Eichen zeigen starke Neigung zu Breitwüchsigfoeit.

I. Die natürlime Verjüngung der Eime.

Unsere Verisuchsanstalt hat darüber verhältnismäßig geringe eigene Erfahrungen sammeln können, weil sich die Besitzer der wenigen noch vorhandenen Alteichenhochwaldbestände meistens nicht zu dem bei Na- turverjüngung notwendigen verhältnismäßig raschen Abtrieb des Alt- holzes entscheiden konnten. Da aber die besonder,s in Frankreich erprob- ten Verfahren der Eichennaturverjüngung auch manche Fingerzeige für Saat und Pflanzung unter Schirm ergeben, so seien sie hier, wie sie von

J

ol yet, F ankha user, Grivaz, Heß, Leibundgu t, Poskin u. a.

geschildert worden sind, kurz erwähnt.

Gut bestockte Alteichenbestände mit Hagebuchen und Buchen und anderen Holzarten als, Unterbestand werden langsam auf die zur Ver- jüngung erwünschte Bodengare hin vorbereitet. Man versucht eine mög- lichst gleichmäßige Verteilung erstklassiger Alteichen auf der ganzen Fläche zu erreichen. Schlechtwüchsige und namentlich auch stark dreh- wüchsige Eichen werden vor der Einleitung der Verjüngung entfernt.

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Im Herbst nach einer reid1en Mast werden 30-40 % der Eichen des I-iauptbestandes , und der größte Teil des Unter- und Zwischenbestandes entfernt. Alle Sträud1er und Kräuter werden mit den "\Vurzeln aus- gerissen. Ist der Boden z.B. durch Weide verhärtet, oder liegt Rohhumus vor, so ist eine Bodenlockerung zu empfehlen.

Man erhält dann wenig-stens .plätzeweise Naturverjüngung und mufl nach wenigen Jahren nachlichten, beim günstigen Klima im französi- schen Eichengebid erst 4-6 Jahre nach der Mast, im Spessart und audi bei uns dagegen schon nach 2-3 Jahren. Die N achlid1tung erfolgt zuerst da, wo sich bereits eine befriedigende Verjüngung eingestellt hat, wobei 2-3 gute Sämlinge auf dem Quadratmeter noch als genügend betrachtet werden. Die dabei im einzelnen zu fassen-den Entschlüsse sind nidit immer leicht. Einerseit.s möchte man den Lichtungszuwachs an den schön- sten, nutzholztüchtigsten AHeid1en noch möglid1st lange ausnützen, besonders wenn sid1 keine W asserreiser gebildet haben; anderseits sind aber die Eichenjungwüchse lichthungrig und müssen rechtzeitig frei- gestellt werden.

Auf den günstigeren Eichenstandorten in Frankreich kann die Räu- mung des Altholzes ohne besondere Naditeile für den Jungwudis auf

15_:_20 Jahre ausgedehnt werden, im Spessart und aud1 bei uns hat man den besten Erfolg, wenn 2 Jahre nach dem Samenschlag ein erster, 3-4 Jahre nachher ein zweiter N achhieb erfolgt und wenn etwa bis zum 1.0. Jahr die Räumung durdigeführt wird. Ein allgemein gültiges Sdiema läflt sich dabei nicht aufstellen. Der Wirtschafter mufl durdi eigene Be- obachtungen feststellen, wie viel Schatten di~ J ungeidien ertragen können, ohne dafl sie in den ersten Jahren wieder eingehen und ohne dafl sie später den Sinn zur Bildung eines Adisenleittriebes verlieren.

Es sei noch angedeutet, dafl auf den Standorten, auf denen die Eidien den N ebenhestandesholzarten vorwüchsig sind und es für die ersten 70 bis 80 Jahre erfahrungsgemäß auch bleiben, die Verjüngung dieser Holz- arten zugleich mit der Eiche, wenn nötig durch Einsaat oder Pflanzung erwünscht ist. -wo aber Hagebuchen, Buchen und die andern Neben- und Zwischenbestandesholzarten den Eid1en gleidiwüdisig oder gar vorwüch- sig sind, dürfen sie erst etwa vom 20. AHersjahr an unter den reinen Eichenbestand eingebradit werden.

Diese Grundsätze gelten aud1 für die künstlidie Verjüngung unter Schirm, wie sie z. B. im Spessart und an anderen Orten üblich ist. Es ist gewiß nicht Zufall, dafl die verhältnismäßig langen Abräumungszeiten fast immer in Traubeneichengebieten möglid1 sincl, während die Stiel- eiche viel häufiger auf der kahlen Fläche durch Saat oder Pflanzung verjüngt wird.

(24)

II. Saat oder POanzung von Beständen.

Größere Eichenbestände oder mich Eichengruppen lassen sich unte r Schirm oder auf der kahlen Fläche . begründen. Die Begründung unter Schirm besitzt den Vorteil, daß die jungen Eichen weniger unter Frostschaden und unter dem Unkrautwuchs zu leiden haben. Es ist aber nötig, junge Eichen unter Schirm ständig im Auge zu behalten und ihnen das nötige Licht zu verschaffen, bevor sie den Sinn zur Bildung eines Achsenleittriebes verlOTen haben.

Die Begründung von Eichenbeständen auf kahlen Flä- chen, w·omöglich nach Stockrodung und Vollumbruch sagt der Eiche zu, weil sie sich von Anfang au in der Sonne baden kann. Sie hat aber auf der kahlen Fläche , insbesondere auf Stieleichenstandorten sehr unt er Spätfrösten und meistens auch vom Unkrautwuchs zu leiden. Es ist des- halb empfehlenswert, Eichensaaten oder -Pflanzungen auf der kahlen Fläche mit Weißerlen im Verband von etwa 3,0

· x

3,0 m zu durchsetzen, wobei allerdings zu beachten i,st, daß die Erlen schon nach wenigen

Jahren lästig werden können, geastet oder geköpft oder auf den Stock gesietzt und rechtzieitig wieder entfernt ·werden müssen.

Saat und Pflanzung haben bei der künstlichen Begründung von Eichenbeständen ihre Vorzüge und Nach teile je nach den zufällig gege- benen Verhältnissen.

1. Die Saat.

Sie verdient bei der Begründung von Eichenbeständen den Vorzug , weil sie eine ungestörte Entw icklung der eigenartigen Eichenwurzel n sichert. Die Ausbildung einer Pfahlwurzel ist wahrscheinlich vorwiegen d von Bedeutung in der Jug,end, denn alte, starke und schöne Eichen besitzen vielfach keinen Pfahl. Die Ausbildung einer auffallenden Pfahl- wurzel in der Jugend soll vielleicht den Eichen ermöglichen, sich den passenden Bodenhorizont zur Ausbildung von Seitenwurzeln und damit zur Nahrungsaufna hme auszulesen.

Die Saat ,schafft, sofern sie gerät, meistens, dichtere J ungwüchse mit den für die Eiche damit verbundenen Vorteilen des mscheren J ugencl- höhenwachstums, der besseren Astreinigung usw. Das Gelingen der Saat is,t aber anderseits von vielen Zufällen abhängig. Sie kann nur aus- geführt werden, wenn eine Mast eintritt, sie kann völli g mifllingen, wenn das Saatgut aus irgend einem Grund nicht vollwertig ist, oder durch Klimaerscheinungen oder durch Tiere teilweise zer.stört worden ist. Die Saat ist aber auf der kahlen Fläche bei uns, wo man sich wohl kaum zum Vollumbruch nach Stockrodung und landw irtschaftlicher Zwischen-

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nutzung entscheiden wird, häufig gefährdet durch starkenUnkrautwuchs.

Saat unter lichtem Schirm ist eher zu empfehlen.

Eichenvollsaaf kann nur bei Vollumbruch zur Bestandesgründung verwendet werden. Wir haben bei unseren Versud1en hauptsächlid1 die Stufensaat, das sogenannte Einstufen und die Leiternsaat angewandt.

Die Stufensaat wurde derart ausgeführt, daß mit Hilfe einer auf 40 cm eingeteilten Pflanzschnur im Verband 0,4 X 0,4 m j·e 2 Eicheln unter eine mit einer schmalen Haue gehobene, etwa '.3-5 cm dicke Scholle gelegt wurden, worauf die Scholle wieder zugeklappt und leicht angedrückt wurde.

Bei der Leiternsaat wurde ein Holmenabstand von 1,0 m an- genommen. Die Saatsprossen wurden in je 40 cm Abstand 40 cm lang mit der 1-Iaue 4-6 cm tief geöffnet, mit 6-8 Eicheln besät und wieder zugedeckt.

Eine _derart ausgeführte Stufensaat erforderte im Mittel je ha einen Arbeitsaufwand von 320 Stunden, die Leiternsaat einen solchen von 240 Stunden. Der Arbeitsaufwand wird aber starken Schwankungen unter- liegen je nach der Schwere des Bodens und je nach seiner Sauberkeit und Durchwurzelung usw.

2. Die Pflanzung.

Sie besitzt insbesondere den Vorteil, daß sie von den bei uns ziemlich seltenen Mastjahren unabhängiger ist. Sie ist wohl teurer als die Saat, aber zuverlä,ssiger und man kann der verschiedenen Verunkrautung der Pflanzflädie einigermaßen durch das Alter der Pflanzen Rechnung tragen.

·wohl haben unsere sehr zahlreid1en Pflanzungsversuche mit un:.

besdmittenen 1-2jährigen Eid1en die besten Ergebnisse gezeitigt. Aber auch Pflanzungen mit 3-5 jährigen Pflanzen sind gut gelungen, wenn sie sachgemäß ausgeführt worden sind, während anderseits auch Kultu- ren mit 1jährigen Eichen versagen können, wenn sie s,chlecht ausgeführt und ungenügend vor dem Unkraut geschützt werden.

Die Verwendung natürlichen Aufschlages zu Pflanzungen ist dmch- aus möglich, wenn man dazu nur 1-2jährige Sämlinge aus nicht zu tiefem Schatten verwendet und sie unter leichtem Schirm eines Altholz- bestandes oder eines V orbauschutzholzes auspflanzt. Die Ergebnisse sind aber sehr ungünstig, wenn man Eichenwildlinge aus verhältnismäßig tiefem Schatten auf die kahle Fläche hinaussetzt, wie namentlich Ver- suche im Bischofwald bei Fraubrunnen sehr eindeutig gezeigt haben.

Anderseits ergeben sid1 für junge Eichen ganz erhebliche Anpassungs- schwierigkeiten, wenn sold1e, die im offenen Pflanzgarten erzogen wor- den sind, unter Schirm angebaut werden.

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