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D Von der Wissensvermittlung zur Lernbegleitung

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© 2017 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim Physik Journal 16 (2017) Nr. 11 3 M E I N U N G

D

er Bologna-Prozess hat man- che Reformen angestoßen, von denen einige erst jetzt in Gang gekommen sind. Dazu zählt der

„Shift from Teaching to Learning“, bei dem sich der Fokus der Lehre auf das Erreichen angestrebter Lernergebnisse verschiebt. Um dies zu realisieren, nennt der Wis- senschaftsrat die Ziele von Lehre, ihre weitere Professionalisierung, ihre Steuerung und langfristige Entwicklung als Handlungsfelder.1) Dabei geht es immer um das Qualitätsziel, kompetente Absol- ventinnen und Absolventen auszu- bilden.2)

Konkret stehen wir als Lehrende vor der Aufgabe, uns zu überlegen, was die spezifischen Lernziele der einzelnen (Physik-)Vorlesungen oder Praktika sein sollen, wie wir die Studierenden beim Erreichen dieser Ziele durch unsere Lehre unterstützen können und wie wir ihre erreichten Lernziele in kompe- tenzorientierten Prüfungen messen können. Diese geben Studierenden die Möglichkeit, ihre Selbstein- schätzung mit unserem Feedback abzugleichen und an ihren Kom- petenzen weiter zu arbeiten. So verschiebt sich für Lehrende die Rolle von Wissensvermittlern zu kompetenten Lernbegleitern.

Auch die Rolle der Studierenden ändert sich, da sie mehr Verant- wortung für ihre eigenen Lernpro- zesse übernehmen müssen. Wenn sie sich ein (physikalisches) Thema selbst erschließen, z. B. im Anfän- gerpraktikum, womöglich verbun- den mit einem „Aha-Effekt“, ver- knüpfen sie es mit einem positiven emotionalen (Lern-)Erlebnis, was tieferes Lernen und systemisches Verknüpfen mit vorhandenem Wissen unterstützt.

Dieses Agieren auf der Mikro- ebene einer einzelnen Lehrver- anstaltung reicht allerdings bei weitem nicht für das angestrebte

Qualitätsziel aus. Über Lehrziele und Kompetenzprofile sollte eine Verständigung hochschulweit und studiengangsspezifisch erfolgen, zum Beispiel in übergeordneten Lehrverfassungen und Lehrprofi- len. Wir müssen Lehre verstärkt als Gemeinschaftsaufgabe wahrneh- men, also die Mikroebene der ein- zelnen Lehrveranstaltung mit der curricularen Mesoebene verzah- nen. Fachbereichen kommt die ur- eigene Aufgabe zu, die Zusammen- arbeit von Lehrenden in Modulen und Studienprogrammen zu för- dern z. B. zwischen Angewandter, Experimenteller und Theo retischer Physik. Auch interdisziplinäre Dis- kurse haben hier ihren Platz.

Studienreformausschüsse kom- ponieren die Abstimmung der Module zueinander wie eine wis- senschaftliche Entdeckungsreise

gemäß den angestrebten Studien- gangs- und Kompetenzzielen, mit Rückgriff auf Erkenntnisse der physikspezifischen Lehr-Lern- Forschung. Ein so konzipierter Studiengang enthält idealerweise verschiedene Formate – von Fron- talvorlesungen bis Projektlernen in verschiedenen Vertiefungs- und Freiheitsgraden – und reiht nicht einfach Lehrveranstaltungen un- verbunden aneinander.

Verbindliche Leitbilder, norma- tive Aussagen und Vereinbarungen unterstützen diese Entwicklung einer institutionellen Gemein- schaftsaufgabe auf der Makroebene der Universität als Ganzes. Sie um- fassen auch hochschulweite Quer- schnittsaufgaben wie das Qualitäts- management in Studium und Lehre, die Personalentwicklung für Lehrende, insbesondere für Neu-

berufene, oder die Qualifizierung von Tutorinnen und Tutoren.

Mit diesen institutionellen Strategien ist nach meiner Über- zeugung ein echter Qualitätsschub verbunden, der nicht bei den quantitativen Ausbauzielen der Erstsemesterzahlen des Hochschul- paktes stehen bleibt. In der letzten Dekade wurde hier vielmehr ein Paradigmenwechsel hin zu einer Lernenden Organisation initiiert.3)

Die Vernetzung von Wissen- schaftlerinnen und Wissenschaft- lern hat die Organisationsentwick- lung von Hochschulen nachhaltig voran getrieben. Bleibt die Frage, wie eine höhere Wertschätzung und bessere Sichtbarkeit für gute Lehre nachhaltig zu erreichen ist.

Denn gute Lehre darf nicht weni- ger wert sein als gute Forschung, schließlich haben wir alle höchstes Interesse an kompetentem wissen- schaftlichen Nachwuchs. Daher schlägt der Wissenschaftsrat vor, Leistungen in Lehre und Forschung ein vergleichbares Gewicht bei den Berufungen an den Hochschulen zu geben und Lehrleistungen als Karrierefaktor zu stärken. Lang- fristig regt er an, die Einrichtung einer eigenständigen Lehrgemein- schaft zu prüfen, die Innovationen in Studium und Lehre fördert und engagierte Lehrende gezielt ver- netzt.4) Aus meiner Sicht spricht viel für eine solche Instanz, die der Lehre eine Stimme verleihen und Impulse für deren Weiterentwick- lung geben kann.

Von der Wissensvermittlung zur Lernbegleitung

Wir benötigen eine hochschulübergreifende Instanz, um der Lehre eine Stimme zu geben, sowie Impulse für ihre Weiterentwicklung.

Monika Bessenrodt-Weberpals

1) Wissenschaftsrat:

Strategien für die Hoch- schullehre (2017), bit.ly/2kBaCsQ 2) Vgl. N. Schaper, Fach- gutachten zur Kompe- tenzorientierung in Stu- dium und Lehre (2012), bit.ly/1r5fy5P 3) P. M. Senge, Die fünfte Disziplin. Kunst und Praxis der lernenden Or- ganisation. Schäffer-Pö- schel Verlag, Stuttgart (2008)

4) B. Jorzik, Der Hoch- schullehre eine Stimme geben, bit.ly/2yadQsc

Meinung von Prof. Dr. Monika Bessenrodt-Weberpals, Vize- präsidentin der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg und Jurymitglied im Bund-Länder-Programm des

„Qualitäts pakts Lehre“

Markus Scholz

Wir müssen Lehre ver-

stärkt als Gemeinschafts-

aufgabe wahrnehmen.

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