Abstract
Neben Rückständen von Arzneimitteln, Pflanzenschutzpräparaten und Industriechemikalien werden häufig auch Mykotoxine in Futter- und Lebensmitteln gefunden.
Deoxynivalenol (Vomitoxin, DON) ist in Nahrungsmitteln aus heimischen Getreidearten das am häufigsten vorkommende Mykotoxin. Es wird als sekundäres Stoffwechselprodukt von den Pflanzen-Pathogenen Fusarium graminearum und Fusarium culmorum gebildet, beides wichtige Pflanzen-Pathogene, die partielle Taubährigkeit in Getreide hervorrufen. Schlüsselfaktor für eine Inokkulierung der Getreideblüte sind u.a. Regenfälle zur Blütezeit.
In Jahren mit ungünstigen Witterungsverhältnissen wurden Spitzenbelastungen des Getreides von bis zu 34600 µg/kg verzeichnet. Da sich DON während des Verarbeitungsprozesses durch Hitze nicht zersetzt, ist naturgemäß in Lebensmitteln aus derart belasteten Chargen ein erhöhter Gehalt an DON zu finden.
Als Symptome einer akuten Exposition von Menschen gegenüber DON wurden gastrointestinale Beschwerden wie Erbrechen, aber auch Kopfschmerzen und Schwindel beschrieben. Zu den Effekten, die bei kurz- und langfristiger Exposition von Versuchstieren auftraten, gehören mit sinkender Empfindlichkeit: reduziertes Wachstum, erhöhte Infektionsanfälligkeit, Teratogenität und erhöhte postnatale Sterblichkeit.
Vom dem BMVEL werden in Zusammenarbeit mit dem BgVV folgende Grenzwerte für die Belastung von Getreide mit DON vorgeschlagen, die im Rahmen dieser Arbeit auf Basis einer Risikobewertung diskutiert werden:
- Speisegetreide, Getreideerzeugnisse und Teigwaren: 500 µg DON/kg
- Diätetische Lebensmittel für Säuglinge und Kleinkinder: 100 µg DON/kg Im Rahmen einer Risikobewertung konnte gezeigt werden, dass die beiden vorgeschlagenen Grenzwerte für die DON-Belastung von getreidehaltigen Lebensmitteln die Forderung nach einem Schutz aller Bevölkerungsgruppen vor schädlichen Effekten erfüllen.
Die Einhaltung dieser Grenzwerte soll den Verbraucher – insbesondere Kleinkinder – sowohl vor negativen Einflüssen auf das Wachstum, als auch vor erhöhter Anfälligkeit gegenüber Infektionen schützen. Eine Exposition, die nur kurzfristig den Grenzwert überschreitet, wird nicht notwendigerweise schädliche Effekte produzieren.
In Wachstumsperioden mit durchschnittlichen Witterungsverhältnissen liegen die DON-Gehalte der Getreidechargen – bis auf wenige Ausnahmen – unterhalb des vorgeschlagenen Grenzwertes. Die Festsetzung eines Grenzwertes zum Gesundheitsschutz des Verbrauchers wird durch die erhöhte Toxin-Belastung des Getreides in Jahren mit extremer Witterung zur Blütezeit gerechtfertigt.