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The Underground drinks and goes home by Hans Dieter Huber

Imrrer wieder taucht in letzter zeit das Gejammer von der inhaltlidlen und ästhetischen Stagnation der Urrlergrcll.ln:'l-Filmszene der achtziger Jahre auf. Das ist sehr richtig, d� die Achtziger sind in eineinhalb Jahren vorbei.

V01 vielen Filmemachern zu Anfang des Jahrzehnts wie Knut E-bffmeister, Christoph Doering, Uli Sappok, Stilette ist kaum rrehr etwas öffentlich zu sehen. W3.s ist da los? Arbeiten die nichts mehr crler haben sie kein Interesse rrehr, ihre Filme auf den oft Öden und saftlosen 'Festivals' zu zeigen? Ich vennute, beides ist der Fall.

Die Eigendynamik von Institutionen tut ein Übriges dazu. Zu Anfang der achtziger Jahre waren die 'Filmtreffs' noch sehr intim, von den Filmemachern selbst organisiert. Die Sache lief gut, es wurden imner rrehr Filme

eingeschickt, die Subventionen durch die öffent­

liche Hand stellte sich ein. Ein 'Festival' war geboren. Dann, auf dem Höhepunkt der Welle, wurde das Ganze immer langweiliger, die Epigonen und Nachahrrer drän;rten auf den Markt, der keiner ist, nie einer war und auch keiner werden wird.

Heute ist es ein bildungsbürgerlidles Muß, seinen Experimentalfilm crler sein Video nach dem �tto 'Jeder Mensch ein Künstler' crler 'Die Selbstverwirklichung beginnt bei der schlechten Qualität' gemacht haben zu müssen.

Mir scheinen die künstlerischen Ansatzpunkte heut& Filmchenmachens sehr fragwürdig. Nichts ist in diesem Bereich schli.mrrer als Rootine und 'Professionalität'. Denn: 'Der richtige Profi überläßt das Denken dem Projektor'.

Die künstlerischen Intentionen, die zu Anfang der Adltziger bestanden, haben sich mittlerweile deutlich verändert, dme aber unbedingt

schlechter geworden zu sein. Das kann rran nicht behaupten. Sie sind heute einfach anders. Ich würde eine von vielen Veränderungen darin sehen, von der herkönmlichen Filrnprojekticri auf die weiße Leinwand wegzukcmnen zu ein.er Art Expanded Cinema, zu einer Erweiterun:;J der Projektions­

möglichkeiten auf andere Oberflächen, wie Haus\oärrle, Bleche, Fernseher, rotierende Tücher und in andere Bereiche wie Installation crler Performance. Am deutlichsten wird dies sichtbar bei Christoph Döring, Caspar Stracke und

Sdunelz-Dahin. Damit scheidet natürlich ein traditionelles Filmfestival als Austragungsort solcher Experirrente, die vielleicht wirklich noch deI:1 Namen verdienen, aus.

KOB-Info 79 S. 6

Zukünftige Festivals sollten daher dieses andersartige künstlerische Paradigma genau herausarbeiten und eigentlich konsequenter­

weise keine Filme rrehr zeigen, die noch der Tradition der Achtziger verpflichtet sind.

Ich wünsche mir daher einen Ort, an dem die Austragung solcher Experimente möglich ist.

Eine andere mögliche Strategie wäre es, in einer gezielten Konfrontation die ältere Tradition des Super-8-Films mit den Neuent­

wicklungen zu konfrontieren, sozusagen die 'Retrospektive' der 'Perspektive' in ihrer gemeinsamen Kontinuität und Tradition gegen­

überzustellen. Das ist aber schlecht-möglich, weil diejenigen Leute, die diese Festivals organisieren, sich noch immer dieser zehn Jahre alten Tradition verpflichtet fühlen. Damit hängen sie einem ranantischen Traum nach, der längst ausgeträumt ist. Es sollte also die jün;Jere Generation die Festivals in die Hand nehmen.

Ein dritter wichtiger Punkt ist die Geschichte und die Kontinuität des Experimentalfilm­

schaffens, die viel zuwenig aufgezeigt wird.

Weil die älteren Filmemacher nichts rrehr zeigen (nach Obigem verständlicherweise) crler weil die Jün;Jeren zu faul sind, sich Über ihre Tradition zu informieren, fallen soviele neue Filme hinter bereits erreichte künstlerische Positionen zurück, was eigentlich ziemlich peinlich ist. Hier ist Missionarsarbeit und Nachhilfe in Geschichte des Experimentalfilms dringend angesagt. Ich verstehe auch nicht, warum kein einziges Festival seine M3glichkeiten einmal nutzt, um diese historische Aufarbeitung zumindest in Gang zu setzen. Als Kunsthistoriker kann ich nur da.vor warnen, dies zu vergessen.

Es wird sich eines Tages für alle Beteiligte bitter rächen, wenn die Geschichte des Super- 8-Films nicht geschrieben wird.

Lets drink and go hane."

Anm. der Redaktion

Es hat sich gerade so schön ergeben, daß wir eine der von Hans Dieter Huber gestellten Fragen - sicher nicht die wichtigste - aktuell

beantworten können: Knut Hoffmeister hat am 28. Juni in der Berliner Galerie RAAB gemeinsam mit Luciano Castelli eine Ausstellung mit dem Titel "Manila" eröffnet. Die Ausstellung zeigt zeitgenössische fhilippinische Kunst und wird ergänzt von einer Installation aus Jeepney­

Teilen, Fernsehern und anderen Gegenständen, die Castelli urrl E-bffmeister einrichteten.

Besondere Attraktion: Ein Original-Jeepney fährt Ausstellungsbesucher van Kudarnn Ecke Uhlandstraße in die Galerie und zurück.

Weitere Diskussionbeiträge erwünscht!

/

Originalveröffentlichung in: KOB-Info 6 (1988), S. 6

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