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Archiv "Madagaskar: Public Health oder Kurativmedizin?" (23.02.2007)

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A486 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 8⏐⏐23. Februar 2007

B R I E F E

lich deshalb aber per se noch nicht begründet. Wir sind mit der Fach- arztausbildung in Deutschland längst an einem Punkt angelangt, an dem die vermittelten Kenntnisse immer weiter in die Tiefe gehen, dadurch aber die Breite verloren geht. Wir benötigen gerade in der Notaufnahme Ärzte, die den Blick über den Tellerrand eines speziellen Fachgebiets hinaus behalten ha- ben. Dies widerspricht in keiner Weise dem Grundsatz der Behand- lung auf fachärztlichem Niveau. Ich kann aus meiner eigenen Erfahrung nach jahrelanger Tätigkeit in Not- aufnahme-Einheiten beider Organi- sationsformen behaupten, dass in einer interdisziplinären Notaufnah- me der Patient deutlich früher von dem Facharzt, der für sein Erkran- kungsbild zuständig ist, behandelt wird als in dezentralen Einrichtun- gen. Dies spiegelt sich auch in der Tatsache wider, dass in der Stel- lungnahme der DGIM ein Fach wie die Neurologie mit einer großen Anzahl von Notfällen mit zeitkri- tisch zu versorgenden Patienten (Stichwort Schlaganfall) nicht er- wähnt wird. Aus gutem Grund gibt es daher in der überwiegenden An- zahl der industrialisierten Länder dieser Welt interdisziplinäre Not- aufnahmen mit Ärzten, die eine ent- sprechende (klinisch-)notfallmedi- zinische Ausbildung absolviert haben . . .

Dr. med. Peter-Friedrich Petersen,

Leiter Notaufnahme, Universitätsklinikum Aachen, Pauwelsstraße 30, 52074 Aachen

MADAGASKAR

Die einseitige Förde- rung von Public- Health-Konzepten führt in die Sackgas- se (DÄ 46/2006: „Die kurative Medizin muss aufgewertet werden“ von Prof. Dr. med. Albert Hel- ber).

Public Health oder Kurativmedizin?

Herr Kollege Helber beschreibt die auch uns gut bekannten klinischen Arbeitsbedingungen in einem Ent-

wicklungsland. Teile seines Arti- kels erwecken jedoch den Ein- druck, als sei die kurative Versor- gung nur deswegen unzureichend, weil Public Health (einseitig) ge- fördert würde. Tatsache ist, dass die Gesundheitsversorgung in Entwick- lungsländern generell unterfinan- ziert ist. Dies trifft für Public Health wie für kurative Dienste in gleicher Weise zu. Dafür tragen wir in Deutschland eine Mitverantwor- tung: Wir haben unser Versprechen, 0,7 Prozent des Bruttosozialpro- dukts für die Entwicklungshilfe aufzuwenden, auch nach Jahren noch nicht umgesetzt. Zusätzlich

belasten westliche Industriestaaten die ärmeren Länder, indem sie gut ausgebildete Mediziner von dort aktiv abwerben. Tatsache ist aber auch, dass eine kurative Medizin ohne Public Health schnell an ihre Grenzen stößt. Das den Artikel be- gleitende Foto zeigt Lebensbedin- gungen, unter denen sich Cholera ausbreitet. Eine Strategie, die sich lediglich auf die Therapie der Cho- lera stützt, kann das Problem nicht nachhaltig lösen. Public Health und kurative Medizin müssen Hand in Hand arbeiten – in Entwicklungs- ländern genauso wie in Deutsch- land.

Prof. Dr. med. Oliver Razum, Dr. med. Ansgar Gerhardus,

Abteilung Epidemiologie & International Public Health, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Universität Bielefeld, Universitätsstraße 25, 33615 Bielefeld

Prof. Dr. med. Hajo Zeeb,Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik, Johannes Gutenberg-Universität, Obere Zahlbacher Straße 69, 55131 Mainz

GKV

Das Beske-Institut schlägt eine Be- schränkung des Leis- tungskatalogs vor (DÄ 50/2006: „GKV- Leistungskatalog:

Kürzungsvorschläge auf dem Tisch“).

Ist das gewollt?

. . . Da fordert Herr Beske also Wirt- schaftlichkeits- und Plausibilitäts- prüfung für psychotherapeutische Behandlungen. Wissen er oder seine Mitarbeiter denn nicht, dass es seit Jahrzehnten Tatsache ist, dass jede länger dauernde (mehr als 25 Sitzun- gen) Psychotherapie von durch die KBV bestallten Gutachtern entspre- chend den Psychotherapierichtlinien eben auf Plausibilität und Wirtschaft- lichkeit hin geprüft werden muss, ehe sie von den Krankenkassen bewilligt wird? Übrigens im Gegensatz zu manchen anderen medizinischen Maßnahmen. Der weitere Vorschlag, zehn Euro zu jeder Sitzung zuzuzah- len, bedeutet für die Praxis nichts an- deres, als die wenig verdienenden oder arbeitslosen Teile der Bevölke- rung von der psychotherapeutischen Versorgung auszuschließen. Das würde als weitere schlechte Neben- folge den Verbrauch eigentlich nicht notwendiger Psychopharmaka stei- gern. Sollte das etwa gewollt sein?

Dr. med. Paul R. Franke,Harnackstraße 4, 39104 Magdeburg

PSYCHOTHERAPEUTENTAG

Ein Thema des 9.

Deutschen Psycho- therapeutentags war der Entwurf zum GKV-Wettbewerbs- stärkungsgesetz (DÄ 48/2006: „Sach- argumente sollen Veränderungen bewir- ken“ von Thomas Gerst).

Anschaulich

Vielen Dank für Ihren Bericht über das 9. Treffen der Psychologischen Psychotherapeuten und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeu- ten (PP/KJP) im November in

Foto:AP

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 8⏐⏐23. Februar 2007 A487

B R I E F E

Köln, aus dem sehr anschaulich hervorgeht, worin sich u. a. Psy- chologische Psychotherapeuten von Ärzten unterscheiden:

Während man sich seitens der Ärz- teschaft bemüht, bei dem derzeit laufenden Gesetzgebungsverfahren zur „Gesundheitsreform“ bereits jetzt absehbare handwerkliche Feh- ler der Politik aufzuzeigen und auf sinnvolle Korrekturen mit allen verfügbaren Mitteln hinzuwirken, nutzen Psychologische Psychothe- rapeuten die wie gewohnt bei sol- chen Verfahren aufgeheizte Situati- on, sich als die „sachlichen Argu- mentierer“ öffentlichkeitswirksam darzustellen. Wie gut, zum x-ten Mal zu erfahren, dass sich Psycho-

logische Psychotherapeuten, die in das System der GKV aufgenom- men wurden, um das Angebot an Psychotherapie zu verbessern, sich dabei jetzt sogar als Einzige für die Belange psychisch Kranker einset- zen – das macht sich gut und lässt vergessen, dass es bei der Behand- lung psychischer Erkrankungen mit Psychotherapie allein nicht getan ist, wie die Behandlung dieses The- mas auf dem 109. Deutschen Ärz- tetag eindrucksvoll zeigte (was aber offenbar von Psychologischen Psychotherapeuten nicht wahrge- nommen worden zu sein

scheint) . . .

Birgit Löber-Kraemer,Paul-Clemen-Straße 3, 53113 Bonn

MUSEUM

Das in den Räumen der früheren Ingol- städter Universität untergebrachte Mu- seum verbindet die Wissenschaftlichkeit des Aufklärungszeit- alters mit barockem Lebensgefühl (DÄ 3/2007: „Medizinhistorisches Museum:

Geschichte der Medizin zum Anfassen“

von Ernst Wanner).

Korrektur

Mit großem Interesse habe ich Ihren Artikel über das Medizinhistorische Museum in Ingolstadt gelesen und mir vorgenommen, es bei der näch- sten Gelegenheit zu besuchen. Aller- dings möchte ich auf einen kleinen Fehler hinweisen. Der Autor schreibt, dass bei den medizintechni- schen Exponaten eine frühe Herz- Lungen-Maschine, die sogenannte

Eiserne Lunge ausgestellt wäre. Das ist nach meinem Wissen nicht kor- rekt. Die Eiserne Lunge war eine frühe „Beatmungsmaschine“, die funktionierte, indem der Körper des Patienten in einer Kammer einge- schlossen war, welche Druck- schwankungen aufbaute. Da der Kopf des Patienten außerhalb der Kammer lag, konnte so eine insuffi- ziente Atmung unterstützt werden.

Ich habe dieses Gerät noch in Aktion erlebt, als ich in den 80er-Jahren als Schüler im Städtischen Krankenhaus Dresden-Neustadt arbeitete. Dort la- gen damals seit etwa 30 Jahren zwei Patienten, die nach Poliomyelitis gelähmt waren. Eine dieser Patien- tinnen wurde nachts in die Eiserne Lunge gelegt. Noch ein Dank zum Schluss. Ihre Artikel über Medizin- geschichte fesseln mich jedes Mal.

Ich würde mir gern mehr davon wün- schen.

Alexander Wagner,Tzschimmerstraße 13, 01309 Dresden

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