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Archiv "Allensbach-Studie „Naturheilmittel 2002“: Die Selbstmedikation boomt" (26.04.2002)

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ie Ärzte verordnen wegen der Sparzwänge im Gesundheitswe- sen immer weniger pflanzliche Arzneimittel; dennoch ist die Nachfra- ge nach Naturheilmitteln in Deutsch- land seit Jahren unverändert hoch. Denn:

Im gleichen Maße wie die Umsätze mit Phytopharmaka, die ärztlich verord- net werden, sin-

ken (im Jahr 2000 um zehn Prozent auf 0,8 Milliar- den Euro), stei- gen die Umsätze aus Selbstmedi- kation (im Jahr 2000 um zehn Prozent auf 1,23 Milliarden Euro).

Eine Trendstudie des Instituts für Demoskopie Al- lensbach, die im Auftrag des Bun- desverbandes der Arzneimittelher- steller (BAH), Bonn, erstellt wur-

de, unterstreicht das Vertrauen der Be- völkerung in Naturheilmittel.

Der Studie zufolge nahm der Anteil derjenigen in der Bevölkerung, die Na- turheilmittel einnehmen, von 52 Pro- zent in 1970 und 65 Prozent in 1997 auf 73 Prozent in 2002 zu. Insbesondere die Angst vor schädlichen Nebenwirkungen bei chemischen Arzneimitteln veranlas- se die Menschen, zu Phytopharmaka zu greifen. Auf einer Skala von null bis zehn schätzen die 2 172 Befragten die Gefahr von Nebenwirkungen bei chemisch- synthetischen Arzneimitteln im Durch- schnitt bei 6,7 ein, bei Naturheilmitteln dagegen nur bei 2,3. Die Phytopharmaka werden besonders zur Vorbeugung von Krankheiten eingenommen: Von allen

Erwachsenen, die prophylaktisch Me- dikamente einnehmen, verwenden da- zu 38 Prozent ausschließlich und weite- re 41 Prozent unter anderem auch Na- turheilmittel. Zudem werden die Prä- parate überwiegend zur Begleitmedika- tion eingesetzt. Im Krankheitsfall wür- den nur vier Prozent der Naturheilmittel-

befürworter aus- schließlich Natur- heilmittel nehmen,

62 Prozent unter anderem auch Natur- heilmittel; etwa jeder Dritte würde die Therapie im Krankheitsfall ausschließ- lich dem Arzt überlassen. Nach Angaben der Befragten helfen Naturheilmittel vor allem bei Erkältung (69 Prozent), Grip- pe (34 Prozent), Schlaflosigkeit (27 Pro- zent), Magenbeschwerden (26 Prozent) und Kopfschmerzen (24 Prozent). Die meisten gesetzlich Versicherten legen Wert darauf, dass die Ärzte die Natur- heilmittel weiterhin verordnen dürfen.

Auch 71 Prozent der Patienten, die die Präparate zuletzt selbst bezahlt haben, bestehen darauf, dass die Medikamente

in der Gesetzlichen Krankenversiche- rung erstattungsfähig bleiben.

„Pflanzliche Arzneimittel werden weiterhin unterschätzt und in der Me- dizin immer noch zu wenig beachtet“, sagte Prof. Dr. phil. Elisabeth Noelle- Neumann, Direktorin des Allensbach- Instituts, bei der Vorstellung der Studie

„Naturheilmittel 2002“ am 16. April in Bonn. Sie kritisierte, dass es bundes- weit nur einen Lehrstuhl in Berlin gebe, der sich mit Phytopharmaka beschäfti- ge: „Es müsste aber mindestens zehn geben, um die zukünftigen Ärzte ange- messen informieren zu können.“ BAH- Geschäftsführer Dr. rer. nat. Bernd Eberwein unterstrich, dass es sich bei der Zuwendung der Bevölkerung zu Naturheilmitteln nicht um einen Mo- detrend handele, sondern um ein „lang- fristig angelegtes tief verwurzeltes Ver- trauen“. Er kritisierte, dass die Her- steller von Naturheilmitteln durch die gesundheitspolitischen Maßnahmen der vergangenen Jahre überdurchschnitt- lich getroffen worden seien. So habe die ärztliche Verordnung von Phytophar- maka zweistellig abgenommen.

Mit Bangen wartet der BAH auf die Positivli- ste für erstat- tungsfähige Arz- neimittel. Eber- wein: „Die Liste ist aufgeteilt in Hauptteil und Anhang. So er- freulich es ist, dass im Anhang viele Arzneimit- tel der besonde- ren Therapierichtungen Eingang finden werden, so bedauerlich ist es, dass die Möglichkeit, in den Hauptteil aufge- nommen zu werden, nur für sehr weni- ge pflanzliche Arzneistoffe genutzt wer- den wird.“ Der Verband befürchtet, dass den Ärzten „pharmakologisch-po- litisch“ die Trennung in Hauptteil und Anhang als Qualitätsunterschied ver- mittelt wird, und deshalb viele Ärzte die „Anhangspräparate“ künftig noch zurückhaltender verordnen. Phyto- pharmaka seien aber keine Präparate zweiter Wahl, betonte der BAH-Ge- schäftsführer. Jens Flintrop P O L I T I K

Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 17½½½½26. April 2002 AA1127

Allensbach-Studie „Naturheilmittel 2002“

Die Selbstmedikation boomt

Die Bereitschaft, Geld für pflanzliche Arzneimittel auszugeben, wächst. Wichtigstes Motiv dafür ist die Angst vor

schädlichen Nebenwirkungen bei den chemischen Präparaten.

Erkältung Grippe Schlaflosigkeit Magenbeschwerden,

Magengeschwür Verdauungsbeschwerden, Darmleiden Kopfschmerzen Nervosität Kreislaufstörungen Bronchitis Erschöpfungszustände, Ermüdungserscheinungen

Hautkrankheit

Wobei Naturmittel geholfen haben (in Prozent)

41

31 34 13

27 24

26 24 24 13

24 12

21 15

19 12

8

8 15

14 18

69

1970 2002

Weiter wachsender Anteil von Selbstmedikation bei Naturheilmitteln

56

22 21 1

60

22 17 1 1997 2002 Die zuletzt eingenommenen

Naturheilmittel waren (in Prozent) selbst bezahlt

vom Arzt verschrieben

teils selber gekauft, teils verschrieben weiß nicht mehr, keine Angabe

Quelle: Institut für Demoskopie Allensbach

Grafik 1

Grafik 2

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