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Archiv "Hospital 1633" (06.05.1983)

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AUS DER GESCHICHTE DER MEDIZIN

MARGINALIEN

Hospital 1633

Jacques Callot war einer der er- sten, wenn nicht der erste Künst- ler der Neuzeit überhaupt, der in einer zeitgeschichtlichen Bilder- folge von 18 Radierungen die großen Schrecken des Krieges im Jahre 1633 darstellte: Eine sensa- tionelle Bildfolge von der Anwer- bung der Truppen, Schlacht- und Lagerleben, über Folterungen, Plünderungen, Mord und Hin- richtungen, bis zu den beiden letzten Bildern, dem Hospital und Siechenhaus sowie der „gerech- ten" Verteilung der Beute und Kontributionen.

Die Darstellung des zeitgenössi- schen Hospitals aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts ge- winnt ihre Aussagekraft morali-

scher Sensation aus der Bewe- gung der Kranken, Siechen und Krüppel, die sich auf das Hospital hinzu bewegen.

Die von dem Gelehrten und Sammler, dem Abt Michel de Ma- rolles, verfaßten Verse lauten in deutscher Übersetzung:

Was mit den Kindern all des Got- tes Mars geschieht, welch Maß an Leiden ihnen das Geschick beschied:

die einen schleppen sich als Krüppel durch die Gassen, die andern hat das Kriegsglück mächtig steigen lassen, und viele enden bös am Galgen und am Pfahl, der Rest zieht aus dem Felde gleich ins Hospital.

Die Platten zu diesen Radierun- gen befinden sich im Musäe Lor- rain in Nancy.

„Das Krankenhaus” (Ausschnitt), aus: Jacques Callot, das gesamte Werk, Druck Graphik mit Einleitung von Thomas Schröder, Verlag Rogner & Bern- hard GmbH, München, Lizenzausgabe für Manfred Pawlak Verlags-Gesell- schaft mbH, Herrsching, o. J., Seite 1349 (2. Band)

Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

ben in der Stadt, auf ein Wunder oder doch Schiffsraum hoffend.

Ein Teil soll Pisa erreicht haben, von wo sie in zwei Schiffen abge- segelt seien, ohne daß jemand später von ihnen hörte. – Das Gros mit Nikolaus wandte sich nach Rom an Papst Innozenz III., der ihnen schon von Treviso aus durch einige Kardinäle den Heim- weg befohlen hatte, angeblich ge-

rührt von ihrer Frömmigkeit und verlegen durch ihre Torheit. Die Kinder baten ihn um Lösung von ihrem Gelübde, in dem sie sich gefangen glaubten, obwohl der Kreuzzug nie offiziell ausgeschrie- ben war. Beide Unternehmen hat- ten niemals den amtlichen Segen der Kirche, waren also im strengen Sinne gar keine Kreuzzüge (H. E.

Mayer).

Kinderkreuzzüge

Einzelne sollen sogar bis Brindisi gekommen oder ganz in Italien ge- blieben sein. Die meisten zogen aber enttäuscht im Oktober und November heimwärts. Nur wenige, die Kälte und Hunger überlebten, tauchten im Frühjahr 1213 wieder im Rheinland auf, jetzt von densel- ben Leuten verlacht, die ihren Auszug umjubelt hatten.

Triumph und Niederlage der Armutsidee

Nach dem kläglichen Scheitern beider Kreuzzüge waren sich die (geistlichen) Chronisten einig: Der mangelnde Beistand Gottes be- wies ihnen die pervertierte Idee als ein Werk des Teufels. Dahinter verbarg sich ohne Zweifel auch ihr eigenes schlechtes Gewissen.

Wie beim alljährlich begangenen Fest der unschuldigen Kinder, muß man in der Erwählung der Reinsten und Ärmsten die Wurzel für den naiven Glauben sehen, Je- rusalem waffenlos erobern zu kön- nen. Durch Hoffart und Hochmut waren die Reichen und Mächtigen dieser Welt gescheitert und hatten gezeigt, daß die Gewalt der Waffen vor Gott nichts erreicht.

Wir sind vielleicht geneigt, diese Ereignisse aus heutiger Sicht nur als psychopathologische Aus- wüchse zu deuten; aber die Kin- derkreuzzüge waren mehr:

Triumph und Niederlage der Ar- mutsidee zugleich (H. E. Mayer).

Lite ratu r

Dobbertin, H.: Quellenaussagen zur Ratten- fängersage, C. W. Niemeyer-Verlag, Hameln — Röhricht, R.: Der Kinderkreuzzug von 1212, Historische Zeitschrift 36, 1876 — Alphandöry, P.: Les Croisades d'enfants, Revue de I'histoi- re des religions 73, 1916 — Mayer, H. E.: Ge- schichte der Kreuzzüge, Urban-Bücher 86,

51980 — ders.: Bibliographie der Geschichte der Kreuzzüge, Hannover, 2 1965 — Runciman, St.: Geschichte der Kreuzzüge, C. H. Beck, München 1975— Nissen, G.: Psychopathologie des Kindesalters, Wissenschaftl. Buchgesell- schaft Darmstadt, 1977

Anschrift des Verfassers:

Dr. med. Olaf Ganssen Oststraße 76

5620 Velbert 1 106 Heft 18 vom 6. Mai 1983 80. Jahrgang DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Ausgabe A

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