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ie Deutsche Gesellschaft für Kardiologie wandte sich Ende 2003 zusammen mit der Deutschen Herzstiftung und weiteren Organisationen in ei- nem offenen Brief an die Kul- tusminister der Länder, um auf die Notwendigkeit eines gene- rellen Rauchverbots an Schu- len hinzuweisen (siehe DÄ, Heft 39/2003). Inzwischen lä- gen von 14 Kultusministerien Antworten vor, berichtete der Leiter der Projektgruppe Prä- vention der Deutschen Gesell- schaft für Kardiologie,Prof.Dr.med. Helmut Gohlke.
In allen Bundesländern sei- en Aktionen zur Prävention von Rauchen in der Schule im Gang, zum Beispiel „Be smart – don’t start“ oder „Klasse 2000“. Allerdings hätten meh- rere Behörden angeführt, dass es für die Durchsetzung eines generellen Rauchverbots am Arbeitsplatz und in der Öf- fentlichkeit bisher keine recht- liche Grundlage gebe, wie Gohlke erläuterte. Auch die im September 2002 geänder- te Arbeitsstättenverordnung, die den Nichtraucherschutz deutlich stärke, biete für ein generelles Rauchverbot an Schulen keine ausreichende Grundlage. Das Recht der
Lehrer oder der nicht päd- agogischen Mitarbeiter auf Selbstverwirklichung durch Rauchen werde als höherwer- tiger erachtet als der pädago- gische Auftrag, den Schülern einen gesunden Lebensstil zu vermitteln, bemängelte Gohl- ke. Zwar sei in fast allen Bun- desländern das Rauchen an der Schule untersagt, jedoch könne die Schulleitung – mancherorts
im Einvernehmen mit dem El- ternbeirat – über Ausnahmen entscheiden. Nach Angaben von Gohlke geschieht dies re- gelhaft für Schüler, die älter sind als 16 Jahre.
Als häufiges Argument ge- gen ein striktes Rauchverbot werde angegeben, dass die Eigenverantwortlichkeit und Lebenskompetenz der Schü- ler gesteigert werden solle, um
so eine bewusste Entschei- dung gegen das Rauchen zu fördern. Die Beziehung zwi- schen Lebenskompetenz und Rauchverhalten bezeichnet Gohlke aber als „bestenfalls vage“. Es gebe genügend Bei- spiele für Raucher, die zwei- felsfrei Lebenskompetenz be- wiesen hätten. Klare Richtli- nien und eine Vorbildfunktion der Schule seien geeigneter.
Die Erfahrungen aus den euopäischen Nachbarländern zeigten, dass hier ein erhebli- cher Effekt zu erwarten sei.
Die häufig geäußerte Be- fürchtung, dass sich bei einem Rauchverbot auf dem Schul- hof das Problem auf die umlie- genden öffentlichen Bereiche verlagere, auf die die Schule keinen Einfluss nehmen kön- ne, lässt Gohlke nicht gelten.
Sein Fazit: Keine Gesellschaft kann es sich erlauben, Kinder und Jugendliche wissentlich und willentlich zu schädigen oder zu ignorieren, dass Kin- der einem gesundheitsgefähr- denden Lebensstil ausgesetzt seien, den diese dann selbst übernehmen. Gohlke fordert daher weitergehende und effek- tivere gesetzgeberische Maß- nahmen zur Tabakprävention in der Schule. Amina Elsner A K T U E L L
Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 4215. Oktober 2004 AA2777
Allergien
Schnelle Testung beim Primärarzt
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ine Lücke in der Allergiediagnostik schließt sich: Mit dem „FastCheck- POC“ ist es möglich, innerhalb von 30 Minuten und bei Raumtemperatur All- ergien auf 12 Nahrungsmittel- und 12 Inhalationsallergene zu erkennen. Le- diglich zwei Tropfen Blut (Serum, EDTA-Blut oder Heparin-Blut) wer- den für diesen Bedsidetest benötigt.Auf welche Allergene der Patient rea- giert, ist anhand von Plus-/Minuszei- chen abzulesen. Nach Angaben des Herstellers (Diagnostic Science & Tech- nology in Zusammenarbeit mit der Charité-Universitätsmedizin Berlin) lie- fert die Methode auch verlässliche Er- gebnisse, wenn der Patient bereits mit
Corticosteroiden oder Antihistaminika behandelt wird.
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ls einen „Quantensprung in der Entwicklung“ bezeichnet Prof. Dr.med. Ulrich Wahn (Sprecher des Aller- gie-Centrum-Charité) den neuen IgE- Schnelltest. Der Präsident der Euro- pean Academy of Allergy and Clinical Immunology verspricht sich von der Screening-Methode eine frühzeitigere Diagnostik und einen schnelleren The- rapiebeginn bei Typ-I-Allergien. „Ziel des Testes ist es, ein Screening beim Primärarzt zu ermöglichen, ohne die weiterführende Diagnostik durch den Spezialisten zu ersetzen“, betont Wahn.
Abgedeckt werden vom Test alle gängi- gen Inhalationsallergene (Hausstaub- milbe, Birken-, Haselnuss-, Beifuß-, Gräser- und Brennnesselpollen, Kat- zen- und Hundeepithel, Latex, Clado- sporium herbarum,Aspergillus fumiga- tus und Alternaria alternata) sowie Le-
bensmittelallergene (Hühnerei, Hasel- nuss, Weizenmehl, Roggenmehl, Fisch, Fleisch, Erdnuss, Karotte, Sojabohne, Sellerie, Shrimps und Milch). Die Ko- sten von 17 Euro pro Test tragen die Krankenkassen.
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etestet werden sollten nach Anga- ben von Wahn vor allem Kinder – besonders diejenigen mit Asthma und Neurodermitis. Der Berliner Mediziner wies erneut darauf hin, dass Allergien allzu häufig bagatellisiert würden.„Nicht nur die gesundheitlichen Aus- wirkungen und Folgekosten, sondern auch die volkswirtschaftlichen Schäden sind erheblich, da Allergien die Lei- stungsfähigkeit um bis zu 30 Prozent reduzieren“, erklärt Prof. Dr. med. Zu- berbier vom Allergie-Centrum-Cha- rité. Obwohl effektive Medikamente zur Verfügung stünden, würden derzeit nur etwa zehn Prozent der Allergiker be- handelt. Dr. med. Eva A. Richter-Kuhlmann Akut
Rauchen auf dem Schulhof: Kardiologen fordern effekti- vere gesetzliche Maßnahmen zur Tabakprävention.
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