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J oachim Müller und Karlheinz Köller, Hohenheim, sowie Sherif Algohary und Ahmed Hegazi, Kairo
So��rbetriebene Tropfbewässerung in Agypten
Da sowohl die Energie zur Wasserförde
rung als auch das Wasser als solches begrenzte Ressourcen im Bewässerungs
landbau darstel len, kommt der Entwick
lung wasser- und energiesparender Bewässerungssysteme wachsende Bedeu
tung zu. Vor diesem Hintergrund wurde ein photovoltaisch betriebenes N ieder
druck-Tropfbewässerungssystem konzi
piert und in Ägypten zur Bewässerung einer 1 ,7 ha großen Dattei/Zitrus-Pianta
ge eingesetzt. Die installierte Leistung des Solargenerators beträgt 530 Wp. Der Wirkungsgrad bei der Wandlung von Strahlungsenergie in hydraul ische Ener
gie erreichte 3 %. Durch Anpassung der Solargeneratorleistung an die Lastkennli
nie der Pumpe sowie durch regelmäßige Reinigung der Solarmodule läßt sich der Wirkungsgrad noch erheblich steigern.
D
tes Einsatzfeld photovoltaisch erzeugie Wasserförderung gilt als bevorzugter Energie, da der Wasserbedarf in der Regel direkt von der G lobalstrahlung ab
hängt und somit eine gute An lagena usla
stung erwarten läßt [1]. Aufgrund der ho
hen I nvestitionskosten der Solarmod ule kommt diesem Wirtschaftlichkeitskriteri
um besondere Bedeutung zu. Posorski [2] belegte d urch eine umfassende öko
nomische Analyse d ie wirtschaftliche Ü berlegenheit von PV-Pumpen gegen
ü ber Dieselpumpen im unteren Lei
stungsbereich, wobei die O bergrenze j e nach Einsatzland bei 2 bis 4 k W lag. Meh
rere PV-Pumpsysteme d ieser Leistungs
klasse wurden auch im Rahmen ei nes B M B F-Projektes an verschiedenen Sta ndorten in Deutschland zur Bewässe
r.ung eingesetzt [3, 4, 5]. Wä hrend d ie technische Zuverlässigkeit der Anlagen nachgewiesen werden konnte, entsta n
den d u rch die geringe An lagenauslastung aufgrund der kurzen Bewässerungssa i
son oft sehr hohe Wasserförderkosten.
Prof Dr. Karlheinz Kö/ler ist Leiter des Fach
gebiets " Mechanisierung und Bewässerung"
des Instituts für Agrartechnik in den Tropen und Subtropen der Universität Hohenheim, Garbenstraße 9, 70599 Stuttgart, e-mail:
koeller@ats. uni-hohenheim. de. Dr. sc. agr.
Joachim Müller ist Mitarbeiter des Instituts.
Sherif Algohary und Ahmed Hegazi sind Mitarbeiter der Atomic Energy Authority, Kairo.
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Solargenerotor I solar g•fltralor
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Bild 1 : Aufbau des photovoltaisch betriebenen Tropfbewässerungssystems Fig. 1: Design of the photovoltaic driven drip Irrigation system
I n der vorliegenden Arbeit wurde ein PV-Bewässerungsystem für ein a rides Kli
ma mit ganzjährigem Bewässerungsbe
darf konzipiert und in Ägypten ( l nshas 31 o 26' W, 30° 36' N, 20 m N N ) unter Praxisbedingungen untersucht. Ziel war d ie Entwicklung einer wirtschaftlich kon
kurrenzfähigen Lösung durch eine optimale Anpassung sämtlicher System
komponenten an das spezifische Be
triebsverha lten einer PV-Pumpe unter M i
nimierung des hyd raulischen Energiebe
darfs.
Aufbau und Funktion der Bewässerungsanlage
Das PV-Pum psystem besteht aus einer einstufigen Kreiselpumpe mit einem inte
grierten , elektronisch komm utierten G leichstrommotor, welcher d i re kt an ei
nen Solargenerator gekoppelt ist. Der Motor ist für eine Leerlaufspannung von 1 00 V und einen maximalen Kurzschluß
strom von 8,4 A a usgelegt. Die zulässige Dauerleistung beträgt 450 W. Der Solar
generator besteht aus zehn Siemens
M55 Solarmodulen mit zwei para llelen Strängen a fünf Mod u len in Reihenschal
tung, Bild 1 . Aus dieser Verschaltung er
gibt sich eine Leerlaufspannung des Ge
nerators von 108,5 V und ein Ku rz
schlußstrom von 6,8 A. Die Nennleistung beträgt 530 Wp bei einer Generatorfläche
von 4 , 27 m2. Das Wasser wird direkt, also oh ne zwischengeschalteten Hochbehäl
ter in das Rohrnetz der Tropfbewässe
ru ngsanlage ei ngespeist. Der Betriebs
druck der Anlage variiert somit entspre
chend der G lobalstrahlung. Um trotzdem eine gleichmäßige Wasserverteilung zu erreichen, wurde ein spezielles Verroh
rungsschema entwickelt, wobei zur M i n i
mierung des Anlagendrucks sämtliche Leitungsq uerschnitte ü berd imensioniert sind . Entlang jeder Baumreihe wurd e ein P E-Rohr DN32 u nterird isch verlegt, von welchem an jedem Baum eine Steiglei
tung D N 1 6 a bzweigt ( Bild 2) . Die Steigrohre münden in Blind leitu ngen, welche ringförmig um die Stämme gelegt sin d . Die Scheitel der Steigleitungen sind 0,2 m ü ber dem höchsten Geländepunkt nivelliert. Das Rohrnetz bleibt somit stän
dig mit Wasser gefüllt. Das tägliche Fluten der An lage entfällt und da mit auch die kri
tischen P hasen mit u ngleichmäßiger Wasserverteilung. Auf den R ingleitungen sind, entsprechend des u nterschied li
chen Wasserbeda rfs von Zitrusbä u men und Dattelpalme, vier oder fünf Aufsatz
tropfer m it einer Nenn-Ausflußrate von 8 1/h installiert. Die tatsächliche Aus
flußrate variiert entsprechend der mo
menta nen Pumpenleistung. Zu r Vermei
du ng von Tropferverstopfungen wurde ein 53. Jahrgang LANDTECHNIK 3/98
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Scheibenfilter installiert, welcher manuell gespült wird, da a utomatische R ückspül
systeme einen zu hohen Betriebsdruck erfo rd ern . Flüssigdünger wird über einen Drucktank eingespeist - eine Technik, die im Gegensatz zur präziseren Venturidüse oder Dosierpumpe auch bei geringem Betriebsdruck a rbeitet.
Bild 3: Lastkennlinie und Solargenerator
kennlinien für 6, 8 und 10 Module (MPP =
maximum power point) Fig. 3: Load profile and solar generator charac-
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I n Bild 2 ist das Betriebsverhalten der Be
wässerungsanlage exemplarisch für ei
nen repräsentativen Tag im J u ni darge
stellt. Die Tagessumme der G loba lstrah
lung erreichte einen Wert von 7,9 kW/m2, mit einem Maximum der Strahlungslei
stung von 980 W/m2. Die Pumpe startete morgens selbsttätig bei einer Einstrah
lung von etwa 1 00 W und stoppte a bends bei U nterschreitung dieses Wertes. Bei Sonnenhöchststand erreichte der Förder
strom ein Maximum von 6,5 m3/h bei ei
ner Gesamtförderhöhe von 8 m. Die Ta
gesfördermenge summierte sich auf 51 m3. Der leicht asymmetrische Verlauf von Förderhöhe und -strom ist a uf den zunehmenden Druckverlust des Schei
benfilters zu rückzuführen, hervorgerufen d u rch d ie hohe Algenfracht des Kanal-
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wassers. Der Filter mußte deshalb täglich gereinigt werden.
Der Gesamtwirkungsgrad des PV
Pumpsystems, a lso die Energieausbeute bei der Wandlung von G loba lstrahlung in hydraulische Leistung, erreichte bei Son
nenhöchststand ein Maximum von 3 % und lag für sechs Stunden des Tages über 2 % . Dieses Ergebnis liegt im u nteren Be
reich üblicher PV-Pumpsysteme. Der Wir
kungsgrad der Pumpe bei der Wa ndlung elektrischer Energie in hydraulische Ener
gie lag dagegen mit rund 40 % ü ber dem Durchschnitt vergleichbarer Solar
pumpen. Einen Schwachpunkt stellte der Wirkungsgrad des Solargenerators dar, welcher m it einem Maximum von 7% be
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des Potentials von etwa 1 2 % blieb.
Einer der Gründe für den reduzierten Generatorwirkungs- grad ist die M inde- rung der Transpa- renz der G lasab- decku ng. Die Tra nsmission einer Modul-Deckscheibe des eingesetzten Typs beträgt im Neu- zustand 95 % . Bei einer Exposition am Versuchsstandort verringert sich die Tra nsm ission konti- n uierlich durch Stau ba blageru ng aus der Atmosphäre.
Nach einer Expositi- onsdauer von d rei
Bild 2: Tagesverlauf von Globalstrahlung, Temperatur, Förder
strom, Förderhöhe und Wirkungsgrad am 3. 6. 1 997
Fig. 2: Oaily course of solar radiation, tempe
rature, flow, head and efficiency on 3. 6.
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53, Jahrgang LANDTECHNIK 3/98
Wochen wurde eine Tra nsmission von 80
% gemessen . Entsprechend des Ein
strahlu ngsverlusts sinkt der potentielle Wirkungsgrad des Sola rgenerators um 20
% . Eine weitere U rsache fü r den geringen Generatorwirkungsgrad liegt in der kon
servativen Anlagendimensionierung sei
tens des Herstellers, wie a us der gemein
samen Darstellung der Generator- und Lastkennlinie im U/1-Diagra m m hervor
geht ( Bild 3) . Die Lastkennlinie des Pum
penmotors verlä uft weit a ußerhal b des optimalen Bereichs, welcher d urch den M P P (maximum power point) gekenn
zeichnet ist. Die für einen 6-Modui-Gene
rator berechnete Kennlinie zeigt, daß bei
de Generatorsträ nge um je zwei Mod u le verkürzt werden kön nen, ohne d ie Pum
penleistung wesentlich zu beeinträchti
gen . Das entspräche einer Steigerung des Generatorwirkungsgrades von 7 auf rund 1 2 % und einer Reduzierung der Modul
kosten um 40 % . Weitere U ntersuchungen
Wie die ersten Ergebnisse zeigen, läßt sich der Systemwirku ngsgrad durch d ie Anpassung der installierten Solargenera
torleistung an d ie Lastkennlinie der Pum
pe erheblich steigern . Zur weiteren Ver
besserung des Wirkungsgrades sollen Maßnahmen zur Vermind erung der Sta u ba blagerung u ntersucht sowie Ein
richtungen zur Reinigung der Module entwickelt werden. Nach Abschluß der tech n ischen Optimierung wird das Anla
gen konze pt ei ner ökonom ischen Analyse unterzogen , um die Wirtschaftlich keit im Vergleich zu konventionellen Systemen zu u ntersuche n .
Literaturhinweise sind unter LT 98 322 vom Verlag erhältl ich.
Sch l üsselwörter
Solarenergie, Photovoltaik, Tropfbewäs
seru ng, Baumkultu r
Keywords
Solar energy, photovoltaic, d ri p irrigation, orchard
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