Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 107|
Heft 49|
10. Dezember 2010 A 2461 KULTURKALENDERVon Kennern und Visionären
Alle vier Wochen stellt das Deutsche Ärzteblatt eine Auswahl von herausragenden Ausstellungen vor, die Sie nicht verpassen sollten.
AHLEN
Bis 6. Februar 2011:
Georges Braque. Die Druckgrafik Ein privater Pariser Sammler hat mit gro- ßer Kennerschaft die exquisite Sammlung Braque’scher Druckgrafik zusammenge- tragen, die jetzt in Ahlen zu sehen ist. Auf- grund seines persönlichen Kontakts zum Künstler und dessen Druckwerkstätten sind unter den 135 Exponaten neben vielen Spitzenwerken auch kaum gezeigte Unikate und Probedrucke mit Anmerkun- gen von Braque. Die Lithografien, Radie- rungen, illustrierten Künstlerbücher und einige Keramiken umspannen Braques künstlerisches Schaffen von 1921 bis zu seinem Tod 1963. Nachdem die Samm- lung nach Deutschland gelangte, wird sie seit 2004 vom Kunstmuseum Pablo Picasso in Münster betreut.
Kunstmuseum, Museumsplatz 1, Di./Mi./Fr.
14–18, Do. 14–20, Sa./So.11–18 Uhr
HAMBURG Bis 13. März 2011:
Kosmos Runge
Philipp Otto Runge (Foto: Selbst- bildnis, 1809/10) ist mit Caspar David Friedrich der Begründer der Romantik in Deutschland. Obwohl er bereits 1810 im Alter von 33 Jahren starb, hinterließ er ein visionäres, vielgestaltiges Œuvre aus Porträts, Natur- und Kinder- darstellungen. Die Retrospektive zeigt neben 35 Gemälden und mehr als 200 Zeichnungen auch 50 Scherenschnitte, die durch ihre Fragilität, Naturgenauigkeit wie auch ihre Abstraktion beeindrucken.
Ab 13. Mai 2011 übernimmt die Hypo- Kulturstiftung, München, die Schau.
Kunsthalle, Glockengießerwall, Di.–So. 10–18, Do. 10–21 Uhr
HERFORD
18. Dezember bis 20. Februar 2011:
Wir sind Orient
In westlicher Kunst und Baukunst wurde das Ornament lange abgelehnt, während es für die arabisch-islamische Bildkultur seit jeher wesentlich ist. Und doch unter- liegen wir – wenn auch unbewusst – sei- nen Einflüssen. Denn das sich wiederho- lende Muster ist eine der ältesten Formen nichtfigürlicher Darstellungen und war bereits in der Antike verbreitet. Die Aus- stellung stellt fünf westeuropäische Ge- genwartskünstler vor, die in ihrem Werk neue Ansätze für das Ornament gefunden haben. – Eine weitere Ausstellung in Her- ford ist zu empfehlen: Bis zum 16. Januar 2011 zeigt der Kunstverein die Grafik - zyklen „La Tauromaquia“ – Goyas und Picassos Faszination für den Stierkampf.
Marta, Goebenstraße 4–10, Di.–So. 11–18, 1.
Mi. im Monat 11–21 Uhr; Kunstverein, Deich- torwall 2, Di.–Sa. 14–18, So. 11–18 Uhr
LUDWIGSHAFEN Bis 16. Januar 2011:
Welten in der Schachtel
Mit ihren Linsenkästen – der Montage von Fundstücken in Schachteln, Kästen und
Boxen – gelang der bei Köln lebenden Künstlerin Mary Bauermeister (*1934) Mitte der 60er Jahre der Durchbruch auf dem New Yorker Kunstmarkt. Ihre 30 Arbeiten aus dieser Zeit werden durch 70 Exponate von Zeitgenossen wie Beuys oder Vostell ergänzt, die ebenfalls die Schachtel zur Kunstform erhoben.
Wilhelm-Hack-Museum, Berliner Straße 23, Di./Mi./Fr. 11–18, Do. 11–20,
Sa./So. 10–18 Uhr
STUTTGART Bis 20. März 2011:
Hans Holbein d. Ä. Die Graue Passion Einem zentralen Thema christlicher Kunst ist die große Landesausstellung Baden- Württemberg gewidmet: der zwölf Tafeln umfassenden Grauen Passion, Holbeins eigenwilliger und eindringlicher Interpreta- tion der Leidensgeschichte Christi, die zwischen 1494 und 1500 entstand und seit 2008 in der Staatsgalerie aufwendig restauriert wurde. Im Kontext themen - gleicher Tafelbilder und Grafikreihen von Vorläufern, Zeitgenossen und Nachfolgern wie Martin Schongauer, Albrecht Dürer und Hans Schäufelein entfalten Holbeins idealisierter Christustypus und seine „entdramatisierte“ Passionsgeschichte ihre faszinierende Ausstrahlung.
Staatsgalerie, Konrad-Adenauer-Straße 30–32, Mi./Fr./Sa./So. 10–18, Di./Do. 10–20 Uhr
Sabine Schuchart
Traditionelle Heilrituale Die Vorstellungen von Krankheit und Heilung sind je nach Kultur völlig un- terschiedlich. Die Ausstellung des Grassi-Museums in Kooperation mit dem Universitätsklinikum Leipzig un- tersucht die traditionelle, eng mit der Religion der Andenbewohner verbun- dene Medizin der Kallawaya aus den Hochanden Boliviens, deren Weltanschauung 2003 in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen wurde.
Die Kallawaya sind Wanderheiler und Ritualspezialisten, die über ein großes Heilkräuterwissen verfügen. Anhand der Themen Berufung, Prophylaxe, Diagnose, Pharmazie und Therapie wird auch nach Berührungsfeldern mit westlicher Medizinpraxis, insbesondere der Biomedizin, gefragt. Die Exponate stammen aus der Sammlung von Prof. Dr. Dr. h. c.
Ina Rösing, Direktorin des Instituts für Kulturanthropologie am Universitätsklinikum Ulm, die jahrelang bei den Kallawaya lebte und deren Heilmethoden aus sozialwissenschaftlicher und psychotherapeutischer Perspektive erforschte.
DER BESONDERE TIPP
„Kallawaya. Heilkunst in den Anden“: Grassi-Museum für Völkerkunde, Johannisplatz 5–11, 04103 Leipzig, Di.–So. 10 bis 18 Uhr (bis 8. Mai 2011)
Foto: Grassi-Museum; Foto: I. Rösing Foto: Hamburger Kunsthalle