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Archiv "Zitat der Woche: Gravierendes Fehlurteil" (17.05.2013)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 110

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Heft 20

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17. Mai 2013 A 995

ZITAT DER WOCHE

DÄ 8/2013: „Das Gesundheitswesen war mit Sicherheit der am besten zu ertragende Teil der DDR“, Prof. Dr. med.

Harald Mau, Vor- standsmitglied der Ärztekammer Berlin, bei deren 50-jährigem Jubiläum

Gravierendes Fehlurteil

Das „Zitat der Woche“ von Prof.

Dr. Mau hat mich entsetzt.

Dass ein Vorstandsmitglied der Ärztekammer Berlin ein so gravie- rendes Fehlurteil über den Zustand des Gesundheitswesens in der

DDR spricht, zeugt von völliger Unkenntnis der Verhältnisse außer- halb der privilegierten Charité, in der Herr Prof. Mau lange Jahre vor der Wende tätig war und von man- gelnder Sensibilität der Redaktion des DÄ. Dass es anderswo in der DDR zum Beispiel an Insulin für eine Jugendliche mit Typ-I-Diabe- tes fehlte, Risikoschwangere zur Ultraschalluntersuchung 100 Kilo- meter im Sammeltransport in die Bezirksstadt gekarrt wurden, eine Tokolyse im zweiten Schwanger- schaftsdrittel im Kreißsaal neben gebärenden Frauen stattfand, Rönt- genfilme und Einwegmaterial fehl- ten, stattdessen unter anderem stumpfe Kanülen herhalten muss-

ten, für die Behandlung eines Hy- drozephalus nur eine unzureichen- de Auswahl von Shuntsystemen zur Verfügung stand, eine starre regio- nale Zuständigkeit von Schwer- punkt-Krankenhäusern lange Trans portzeiten mit sich brachte und Kinder durch enge Besuchsre- geln Hospitalisierungsschäden da- vontrugen, war für die Betroffenen mit Sicherheit ein schlecht zu ertra- gender Teil der DDR.

Ich spreche von im Familien- und Bekanntenkreis erlebten Missstän- den Anfang der 1980er Jahre, die zwei der betroffenen Familien schon aus diesen Gründen zwan- gen, die DDR zu verlassen . . .

Dr. med. Antje Greve, 76137 Karlsruhe D

G w d e D H standsmitglied der Ä

CHIRURGIEASSISTENZ

Nichtärztliche Chir - urgieassistenten übernehmen ausge- wählte ärztliche Auf- gaben im OP (DÄ 10/2013: „Nichtärzt- liche Chirurgieassis- tenz: Erfahrungen mit einem neuen Be- ruf“ von Karl Blum und Matthias Offer- manns).

Kontraproduktive Entwicklung

Schon bei der Definition des Aufga- benbereiches der hier vorgestellten

„Nichtärztlichen Chirurgieassis- tenz“ stellt sich das erste Problem dar: Können wirklich „ärztliche“

Aufgaben an „Nichtärzte“ übertra- gen werden? Diese Frage ist keines- wegs semantisch, sondern sie ist unter dem unverändert bestehen- dem Vorbehalt der höchsten Recht- sprechung bei der Versorgung von stationären Patienten – und um die- se geht es ja hier – nach dem Fach- arztstandard zu sehen. Weiterhin ist die Aussage, die nichtärztlichen Chirurgieassistenten würden durch Entlastungen des ärztlichen Diens- tes eine „Konzentration der ärztli- chen Weiterbildung auf ärztliche Kernleistungen“ ermöglichen, mit zahlreichen Fragezeichen zu verse- hen. Ist es nicht vielmehr so, dass hier in erster Linie unter Kosten-

aspekten und natürlich auch auf- grund des (Fach-) Ärztemangels ein neuer Berufszweig etabliert wird, der mitnichten irgendeinen positi- ven Einfluss auf die ärztliche Wei- terbildung haben wird? Zahlreiche wissenschaftlich-operative Fachge- sellschaften, unter anderen die Deutsche Gesellschaft für Urolo- gie, haben gerade in den letzten Monaten die zunehmend schlechte- re operative Qualifikation der Fach- ärzte beklagt. Ein Arzt in Weiterbil- dung in einem operativen Fach muss eben gerade die Aufgaben ler- nen und beherrschen, die im Tätig- keitskatalog des Chirurgieassisten- ten aufgezählt sind. Es ist ein von ökonomischen Gesichtspunkten ge- prägter Aberglaube zu meinen, ope- rative Techniken könne man nur mit dem Lehrbuch und elektronischen Medien lernen . . .

Dr. med. Helmut Müller, 1. Vorsitzender des Ärztlichen Bezirksverbandes Niederbayern, 94315 Straubing

Ein Irrweg

. . . Warum verlassen unsere jungen deutschen Kollegen ihre Heimat Richtung Ausland? Sie können in ihrem eigentlichen Beruf (Tätigkeit am Patienten, manuelle Tätigkeit in der Chirurgie) wegen überborden- der Verwaltungsaufgaben (Arztbe- richte, Berichte für MDK etc., Ver- schlüsselung von Prozeduren, DRG-Problematik, zunehmende

Übernahme von Tätigkeiten, die ei- gentlich den Krankenschwestern zugeordnet sind etc.) nicht in ihrem eigentlichen Aufgabengebiet tätig sein. Die Einführung einer „nicht- ärztlichen Chirurgieassistenz“ führt dieses Problem ad absurdum.

Die für eine vernünftige chirurgi- sche und operative Ausbildung er- forderlichen Ausbildungsphasen (erst zweiter Assistent, dann erster Assistent), die zur Erlernung der basalen chirurgischen Tätigkeiten (Instrumentennutzung, Knüpfen, Präparation, Eröffnung der Brust/

Bauchhöhle, Darstellung des Ope- rationsgebietes bis zum Eintreffen des Hauptoperateurs, schichtweiser Wundverschluss etc.) notwendig sind, werden nun paraärztlichen Be- rufsgruppen übertragen.

Dies führt groteskerweise dazu, dass sich der auszubildende Chirurg am Schreibtisch und am Computer tummeln soll, während die nicht- ärztlichen Assistenten im OP we- sentliche ärztliche Aufgaben über- nehmen sollen.

Ein in Ausbildung befindlicher Chir - urg hat sich aus meiner Sicht zu 80 Prozent im OP oder am Patienten aufzuhalten, die Verwaltungsquote sollte 20 Prozent nicht übersteigen.

Durch das vorgeschlagene, eher als perfide zu bezeichnende System mit Einführung von nichtärztlichen Chirurgieassistenten kann diese Quote sicherlich nicht erreicht wer-

C U G

N u ü w g 1 l tenz: Erfahrungen m

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17. Mai 2013 den. Die Einführung derartiger kos-

tengünstiger Assistenten wird nur dazu führen, dass unsere werden- den Operateure noch mehr sinnlose Zeit mit schriftlichem Kram . . . ver- bringen müssen.

Sinnvoller wäre es, derartige „nicht- ärztliche Assistenten“ zur Entlastung unserer jungen Chirurgen einzuset- zen. Hier besteht ein ausgedehntes Betätigungsfeld. Es reicht von der Vorbereitung von Arztberichten und selbstständigen Erstellung von An- fragen des MDK über einfache ma- nuelle Tätigkeiten (Blutentnahmen, Anlage von Infusionen etc.) bis zur

Durchführung von einfachen Ver- bandswechseln inklusive Entfernung von Nahtmaterial.

Alle anderen Tätigkeiten gehören in die Hand von ausgebildeten Ärzten, die ein sechsjähriges Medizinstudi- um mit adäquater Ausbildung in Anatomie, Physiologie etc. hinter sich haben.

Zusammenfassung: Die Einführung nichtärztlicher Chirurgieassistenten hat in Kliniken, in denen chirurgi- sche Weiterbildungsassistenten an- gestellt sind, nichts zu suchen! Dies ist ein Irrweg!

Dr. med. Peter Heilberger, 90441 Nürnberg

NOTFALLPATIENT

Ein Erfahrungsbe- richt eines Hausarz- tes im Ruhestand, der einen Schwä- cheanfall erleidet und in die Notauf- nahme eines Univer- sitätsklinikums gefahren wird (DÄ 10/

2013: „Sechs Stunden als Notfallpatient:

Ein Betrieb, der krank macht“ von Leon- hard Ehlen).

Haltlose Kritik

In dem Artikel übt ein „Hausarzt im Ruhestand“ sehr persönliche Kritik gegenüber der „Notaufnahme eines Universitätsklinikums“. Was sind die Lehren aus dem Artikel?

Sicherlich sind die Zeiten im deut- schen Gesundheitssystem schwie- rig, aber der Kollege scheint hier in der Notfallsituation eine umgehen- de fachgerechte diagnostische Ab- klärung erhalten zu haben.

Über das in der Regel hohe Engage- ment der Ärzte/Pfleger in diesen Notfalleinrichtungen wird hier nicht geschrieben. Die dargestellte Kritik

des Kollegen ist haltlos. Ist es nicht den Umständen geschuldet, dass im Mehrbett-Notfallraum mit EKG- Monitoring die Ehefrau nicht am Krankenbett bleiben konnte und die Überwachungstöne den vorbeste- henden Tinnitus verstärkt haben?

Im Artikel urteilt der pensionierte Hausarzt mutmaßend und abfällig über die jungen Ärzte „Generation, die immer auf ihr Smartphone-Dis- play schaut“.

In einer geschilderten Behandlungs- situation rät er, dass man dem Pa- tienten, der aufgrund von Erfahrung um Benzodiazepine bittet, diese auch geben soll. Woher ist sich der der Situation als Nachbarpatient beiwohnende Kollege da so sicher, dass es sich nicht um einen Polyto- xikomanen gehandelt hat? Alltag in Notaufnahmen.

Sein eigenes Verhalten, der Ab- bruch der Diagnostik, erscheint hin- gegen angesichts des stattgefunde- nen Ereignisses unverantwortlich, und etwaige Folgekosten könnten dazu beitragen, dass die Notaufnah- men in der nächsten Altersgenerati- on noch zugiger werden, als sie es aus Sicht des Kollegen ohnehin schon sind. Ein bisschen mehr Rea- lismus und Verständnis für die Si- tuation, Notwendigkeiten in der Akutmedizin, für das Alter der Kol- legen und den trotz aller Knappheit im Gesundheitssystem immensen Leistungen der Notaufnahmen an Universitätskliniken erschiene hier angebracht . . .

Dr. med. Roland Sparing, 50937 Köln

O

E r t d c u n sitätsklinikums gefa

Die Redaktion veröffentlicht keine ihr anonym zugehenden Zuschriften, auch keine Briefe mit fingierten Adressen. Alle Leserbriefe werden vielmehr mit vollem Namen und Orts- angabe gebracht. Nur in besonderen Fällen können Briefe ohne Namensnennung publiziert werden – aber nur dann, wenn der Redaktion bekannt ist, wer geschrieben hat.

ANONYM

ANTIBIOTIKA

Antibiotikaresisten- zen werden zuneh- mend zu einem Pro- blem, weil diese Medikamente regel- mäßig in der Mas- sentierhaltung ein- gesetzt werden (DÄ 10/2013: „Antibioti- ka in der Tierhaltung: Die Waffen wer- den stumpf“ von Falk Osterloh).

Ungesteuerten Verbrauch beenden

Angesichts der prekären Lage, in der sich die Infektiologie befindet, muss daran erinnert werden, dass die Antibiotika erst 1946 in Deutschland eingeführt wurden.

Keinesfalls war die Medizin davor so hilflos wie heute. Im Gegenteil, seit Semmelweis und Lister war das Problem der Krankenhausinfektio- nen beherrscht, insbesondere da die sich dann entwickelnde bakteriolo- gische Ära mit Antisepsis und Asep- sis strenge Hygienevorschriften in den Krankenhäusern zur Folge hatte.

Es gab keine nosokomialen Infektio- nen und keine resistenten Keime.

Alle mittelbaren und unmittelbaren Folgen einer kritiklosen Therapie mit Antibiotika, wie die Entwick- lung resistenter Keime, die Schädi- gung der Symbioseflora mit Folge- krankheiten, die Schwächung des Immunsystems, waren schon seit 1948 bekannt und veröffentlicht.

Der Siegeszug der Antibiotika war aus bekannten Gründen nicht aufzu- halten. Es mag sein, dass die leichte Behandelbarkeit zu einer Vernach- lässigung der Expositionsprophyla- xe geführt hat. Hinzu kommt, dass sich zu den bekannten pathogenen Erregern jetzt zusätzlich aus harm- losen Kommensalen und Symbion- ten, also opportunistischen Erre- gern, antibiotikaresistente Keime entwickelten, mit denen die heutige Medizin nicht fertig wird.

Die Besinnung auf die Vorantibio - tikaära mit deren Hygiene und Therapie kann jetzt weiterhelfen.

Vor aussetzung ist allerdings, den ungesteuerten Verbrauch von Anti- biotika in allen Lebensbereichen zu beenden.

Dr. med. Claus Ruda, 12167 Berlin

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A z m b M m s gesetzt werden (DÄ

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