Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 110|
Heft 38|
20. September 2013 A 1745D
as Lenbachhaus steht nach vier Jahren Sanierung der al- ten Villa und Fertigstellung des Neubaus – in Form eines goldenen Kubus des britischen Stararchitek- ten Norman Foster – seit dem 8. Mai wieder dem Publikum offen. End- lich darf der „Blaue Reiter“, der auf eine Schenkung von Gabriele Mün- ter, Malerin und Lebensgefährtin Wassily Kandinskys, zurückgeht, wieder bewundert werden.Schon bei der Annäherung an den Gebäudekomplex an der vor- nehmen Münchner Briennerstraße wird klar, dass es gelungen ist, das alte Lenbachhaus trotz massiver Neubaumaßnahmen zu erhalten. So ist die alte dreiflügelige Anlage mit dem wunderbaren Garten nahezu unverfälscht geblieben. Gleichzei- tig wurde aber auch ein Zugang ge- schaffen, der den Ansprüchen eines modernen Publikums gerecht wird.
Bedenkt man, dass zuletzt durch den Garten mit der Freitreppe bis zu 400 000 Menschen jährlich ge- gangen sind, wird bewusst, welche Her ausforderungen das Museums- management meistern musste. Das Nadelöhr ist nun beseitigt und die
gesamte Anlage barrierefrei angelegt.
Das Besondere aber ist, dass die für das Lenbachhaus charakteristischen überschaubaren Räume erhalten ge- blieben sind und mit exzellenter Be- leuchtungstechnik ergänzt wurden.
Doch selbst bei dem jetzt erwei- terten Platzangebot kann nie die ge- samte Sammlung gezeigt werden.
In ihr ist laut Lenbachhaus-Chef Helmut Friedel so viel Ka-
pazität vorhanden, dass immer wieder interessante Sonderausstellungen ent- wickelt werden können.
Daher hat das Lenbach- haus seine inhaltlichen Schwerpunkte noch deutli- cher herausgearbeitet. Die Gegen- wartskunst ist eine eigene Attrakti- on geworden. Und das 19. Jahrhun- dert wurde mit der Stiftung Chris- toph Heilmann und den Corots, Courbets oder den Dresdner Malern zu einer wunderbaren Sammlung.
So sind neben dem „Blauen Reiter“
weitere Akzente entstanden, die zum Besuch einladen. Die Städti- sche Galerie punktet zwar ganz klar mit Kandinsky, Münter und Marc, bietet aber auch spannende Ex-
traabteilungen, wie „Kunst nach 1945“ oder „Neue Sachlichkeit“.
Weitere interessante Werke, wie die von Anselm Kiefer, Ansgar Jorn, Öyvind Fahlström oder der Gruppe Spur, können wohl erst bei der nächsten Umhängung berücksich- tigt und gezeigt werden.
Im angegliederten Kunstbau sind zusätzliche Werke von Josef Albers,
Marcia Hafif, Thomas Scheibitz oder Michel Maje- rus zu sehen. Gezeigt wird, dass das Lenbachhaus in größeren Zusammenhängen sammelt und nicht in Einzel- bildern und die Künstler in ihrer Entwicklung darstellt.
Fazit: Auf etwa 300 Quadratme- tern summiert sich die neue Aus- stellungsfläche für die Kunst. Au- ßerdem gibt es Räume für Muse- umsarbeit, einen Buchladen und ein Restaurant mit Blick auf die Propy- läen am Königsplatz. Neben dem Erweiterungsneubau hat das Len- bachhaus eine völlig neue Beleuch- tungsanlage erhalten, die mit Hilfe von LED Räume und Bilder in per- fektem Licht erstrahlen lässt.
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Dagmar Nedbal
KUNSTMUSEUM IN MÜNCHEN
Rückkehr des „Blauen Reiters“
Das Lenbachhaus ist nach aufwendiger Sanierung und Erweiterung wieder zugänglich.
Öffnungszeiten:
Bis 30. September:
täglich (außer mon- tags) 10 bis 20 Uhr, Kunstbau bis 18 Uhr.
Ab 1. Oktober: täglich (außer montags) 10–18 Uhr. Eintritt:
10 Euro, ermäßigt:
5 Euro
Fotos: Dagmar Nedbal