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Alzheimer verstehen: Informationskampagne klärt auf

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Bayerisches Ärzteblatt 6/2006 313

KVB informiert

Obwohl Alzheimer mit einem Anteil von 70 Pro- zent die häufigste Ursache einer Demenzerkran- kung darstellt, wissen die Menschen in Deutsch- land nur wenig über den Krankheitsverlauf und die Therapiemöglichkeiten. Die Alzheimer Gesell- schaft München e. V. hat daher die Informations- kampagne „Verstehen Sie Alzheimer?“ initiiert.

Verschiedenste Veranstaltungen, Vorträge und Diskussionsrunden sollen zu einem besseren Verständnis des Krankheitsbildes beitragen.

Auch die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) hat sich mit zwei Diskussionsforen unter dem Motto „Diagnose Alzheimer. Heute verkannt – morgen unlösbar“ an der Kampagne beteiligt.

Eine der Veranstaltungen fand Anfang Mai in den Räumen der KVB in München statt.

Trotz Wochenendes und strahlenden Son- nenscheins waren knapp 100 interessierte Ärzte, Angehörige und Vertreter von Pflege- berufen gekommen, um sich über die Dia- gnose und Therapie von Alzheimer zu infor- mieren und die anschließende Podiumsdis- kussion zu nutzen, um mit den anwesenden Experten die Probleme im Umgang mit der Krankheit zu erörtern. Namhafte Vertreter aus Politik und Medizin standen dem Publi- kum für die zahlreichen Fragen zur Verfü- gung: die Alzheimer Gesellschaft München konnte neben Staatsministerin Christa Ste- wens auch den ersten stellvertretenden Vor- standsvorsitzenden der KVB, Dr. Gabriel Schmidt, den Leiter der Ersatzkassenverbän- de in Bayern, Christian Bredl, den Alzhei- mer-Experten Professor Dr. Hans Förstl so- wie Marlene Spitzer als Angehörigenvertre- terin für die Veranstaltung gewinnen. Schnell zeichnete sich ab, dass beim Umgang mit Alzheimer insbesondere das Zusammenspiel aller Beteiligten – des Kranken selbst, seiner Angehörigen, der behandelnden Ärzte und der Pflegeberufe – wichtig ist. Deutlich wur- de aber auch, dass die Rahmenbedingungen dafür noch verbessert werden müssen.

Ein besonderes Problem stellt die Finanzsitu- ation sowohl der Kranken- als auch der Pfle- gekassen dar. Ärzte und Angehörige beklag- ten sich, dass eine optimale Arzneimittel-

therapie auf Grund zunehmender Kürzungen im Arzneimittelbereich immer schwieriger werde. Und auch Bredl forderte als Kassen- vertreter eine „offene und ehrliche öffentliche Diskussion über die Finanzierung der Pflege- versicherung in der Zukunft“. Denn bereits jetzt leiden 1,2 Millionen Menschen in Deutschland an Demenzerkrankungen. Auf Grund der demographischen Entwicklung ist in den kommenden Jahren mit einem deut- lichen Anstieg zu rechnen.

Um diesem wachsenden Problem auch in der medizinischen Versorgung gerecht werden zu können, plädierte Förstl, Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychothe- rapie am Klinikum rechts der Isar, für die Einrichtung eines Lehrstuhls für Allgemein- medizin. Bisher fänden geriatrische Erkran- kungen in der Ausbildung künftiger Allge- meinärzte noch zu wenig Berücksichtigung.

Der Vorstand der KVB setzt sich daher be- reits seit längerer Zeit, unter anderem auch mit einem entsprechenden Antrag auf dem Bayerischen Ärztetag, für die Einrichtung ei- nes solchen Lehrstuhls ein. Auf der Veran- staltung sagte Staatsministerin Christa Ste- wens nun zu, auch den zuständigen Staats- minister Dr. Thomas Goppel für dieses An- liegen zu sensibilisieren und um Unterstüt- zung zu bitten. Denn auch ihrer Meinung nach muss die geriatrische Aus-, Fort- und Weiterbildung noch deutlich ausgebaut wer- den. Der Expertenkreis „Geriatrie“ im Sozial- ministerium habe bereits ein entsprechendes abgestuftes Fortbildungsprogramm erarbeitet.

Dr. Karl Sigl, der als niedergelassener Arzt viele Demenzkranke behandelt, würde sich jedenfalls freuen, wenn mehr Kolleginnen und Kollegen über vertiefte geriatrische Kenntnisse verfügen würden. Denn momen- tan seien geriatrisch erfahrene Ärzte so ge- fragt, dass kaum mehr Zeit bliebe für die so genannte „sprechende Medizin“, die gerade im Umgang mit Demenzkranken von beson- derer Bedeutung sei.

Der behandelnde Arzt mag aber noch so ge- riatrisch erfahren sein – entscheidend für

Alzheimer-Kranke ist vor allem die pflegeri- sche Betreuung, idealerweise durch vertraute Angehörige. Und auch auf diesem Gebiet be- steht noch Verbesserungsbedarf. Denn viel zu oft erkennt die Familie die Krankheit zu spät oder gar nicht. Nur wenn Alzheimer aber früh diagnostiziert wird, ist eine optimale Be- handlung möglich und kann den Angehörigen die Pflege erleichtert werden. Claudia Bayer- Feldmann, erste Vorsitzende des Vorstands der Alzheimer Gesellschaft München, verspricht sich daher von der im Januar gestarteten In- formationskampagne, dass die Möglichkeiten der Unterstützung, die bereits bestehen, besser bekannt sind und wahrgenommen werden.

Gelobt wurde sie für ihr Engagement von Staatsministerin Christa Stewens, die jedoch zugleich forderte, sensibel mit alten Menschen umzugehen. Die Veranstaltung Anfang Mai war für Stewens insofern vorbildlich: verband sie doch fundierte Informationen über die Krankheit mit gesundheitspolitischen Dis- kussionen und Erfahrungsberichten von An- gehörigen, die – so KVB-Vorstand Schmidt in seinem Fazit – „unter die Haut gingen“.

Verena Stich (KVB)

Alzheimer verstehen: Informationskampagne klärt auf

Setzen sich für eine verbesserte Versorgung De- menzkranker ein: Staatsministerin Christa Ste- wens, Dr. Gabriel Schmidt, Dr. Karl Sigl (v. li.).

313.qxp 24.05.2006 18:20 Uhr Seite 313

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