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5: The Aramaic Versions of the Achaemenian Inscriptions

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Corpus Inscriptionum Iranicarum. Part 1: Inscriptions of Ancient Iran. Vol. 5: The Aramaic Versions of the Achaemenian Inscriptions. Texts 1: The Bisitun Inscrip¬

tion of Darius the Great. Aramaic Version. By Jonas C. Greenfield und

Bezalel Porten. London: Lund Humphries 1982. X, 68 S., 25 Taf. SBN

85331-458-6.

Die von einer Rolle der ElephantinQ-Papyri stammenden Fragmente einer

aramäischen Version der babylonisch-elamisch-altpersischen Darius-Inschrift von Behistun wurden erstmals von E. Sachau (1911) publiziert. Fortschritte in ihrer Zu- und Einordnung erzielte A. Cowley (1923). Die vorliegende, scharf¬

sinnige und bei der Konstitution des Textes sorgfältige Edition vollendet das Werk der Vorgänger. Leider ist sie unübersichtlich angelegt. Das betrifft nicht zuletzt auch die 25 Tafeln.

Man betrachte etwa die auf pp. 54-56 anhangsweise in Kleindruck (und nur

teilweise mit Überschriften) behandelten Fragmente No. 1 (= 56,1 = 56/1 =

Sachau PI. 56, No. 1 etc.), No. 19 (= 57,19 etc.), No. 91 of 96 unpublished frag¬

ments (=96/91), No. 21 (=57,21 etc.), No. 5 (=61,5 etc.), No. 93 of 96 unpub¬

lished fragments (= 96/93). Ihre graphische Bearbeitung findet sich auf pl.

XXV mit Fortsetzung auf pl. II [!]. Nach den Beischriften der Tafeln, der Einlei¬

tung, dem Kommentar und dem auf pl. I gegebenen Key gehören No. 21 + No. 5

zu Col. I, und No. 1 -I- No. 19 + No. 91 zu Col. III der ursprünglichen Rolle und repräsentieren die erhaltenen Reste dieser beiden Kolumnen. Aufder Übersicht p. 3 sind sie jedoch nicht aufgeführt. Nach ihr beginnt der erhaltene Text mit Col. IV der ursprünglichen Rolle = Col. 1 des erhaltenen Texts [ = Kol. I der Ber¬

liner Anordnung], dessen Zeilen auch über größte Lücken hinweg von 1 bis 79 durchgezählt werden.

Die Edition ist das Ergebnis einer Kombination von sprachlicher und graphi¬

scher Rekonstruktion auf der Basis der babylonischen Version. Viel Gewicht liegt aufder korrekten Neuübersetzung der verlorenen Partien aus dem Babylo¬

nischen. Altpersisch wird nur zögernd zitiert, auch da, wo es vom iranistischen

Standpunkt aus wünschenswert erschiene. Vgl. etwa zu Z. 75: „Akk. has Sa

kitruya illikü 'who came to my aid' . . . The OP text is closer to the Aramaic:

'who were active with me'." (DB 4,82 hat adakaiy imaiy martiya hamataxSatä anuSiya manä.) Lies dort übrigens richtig: JA, CCXLII, statt CCLXXII.

In Z. 17 mnfd'm. l]' 'byd 'he did not do anything' steht liir erwartetes 'bd das Passiv 'byd. Die Vf rechtfertigen es gegen Cowi^ey: „The passive form is used in later Eastern Aramaic with active meaning, cf too 1. 66" {'yk zy 'byd 'nt 'how you act'). In der Parallele Z. 23 mnd'm ß' 'l>dj rekonstruieren sie jedoch die

aktive Form 'bd. — M. E. recht unnötige Gedanken machen sich die Vf z.B.

darüber, ob in Z. 26 die verlorene aram. Übersetzung von babyl. ittalak 'he went' mit Cowley als pthj oder, wie sie voiv.iehen, als fzlj zu rekonstruieren ist.

Die Comparative 'Word-List (p. 61 f), eine Auswahl aramäischer Wörter mit babylonischen Entsprechungen und ohne Stellenangaben ist ein sehr unzurei-

Zeitschrift der Ufutschen Morgeniändischen (icsellsclmll Hand 135, licit 1 (1985)

© Deulsche Morgenländische Cesellschaft e. V.

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I

chender lexikographischer Behelf. Dem Iranisten wäre neben einem vollständi¬

gen Index vor allem ein aramäisch-altpersisches Wörterverzeichnis dienlich gewesen. Pür ihn ist ja ein Vergleich der aramäischen Version mit der altpersi¬

schen im Hinblick auf die Entwicklung der iranischen Schriftsysteme von vor¬

rangigem Interesse.

Helmut Humbach, Mainz

Stanislaw Chojnacki: Major Themes in Ethiopian painting. Indigenous deve¬

lopments, the influence of foreign models and their adaption from the 13th to the 19th century. Wiesbaden: Steiner 1983. 564 S. mit 236 teils farb. Abb. 8"

(Äthiopistisehe Forschungen. 10.) 272,- DM. ISBN 3-515-03466-8.

Die äthiopische Malerei erfreute sich lange Zeit geringer Wertschätzung in Europa. Trotzdem sind bereits damals eine Reihe von Artikeln zu Spezialproble¬

men der äthiopischen Kunst — die von der Architektur und dem Kunsthand¬

werk abgesehen vor allem Malerei ist — erschienen. Als dann in den letzten Jahr¬

zehnten ein breiteres Interesse an der äthiopischen Malerei erwachte, kamen Bildbände und populäre Darstellungen hinzu. Doch fehlt es bis heute an einer

umfassenden wissenschaftlichen Monographie über die äthiopische Malerei.

Auch das vorliegende Buch will — wie schon im Titel zum Ausdruck kommt —

keine Gesamtdarstellung sein, aber es bringt uns einer solchen doch ein erhebli¬

ches Stück näher; denn Chojnacki verfolgt in seinem Werk eine Reihe zentra¬

ler Themen der äthiopischen Malerei durch die Geschichte: The Flight into

Egypt; The Holy Trinity and Representation ofthe Ancient of Days; The Ima¬

gery ofthe Virgin Mary; Dormition and Assumption of the Blessed Virgin; The Crowned Virgin and her Coronation. Wie man sieht, steht Maria im Mittelpunkt der Betrachtungen.

Besonders sorgfältig geht Chojnacki den vielfältigen fremden Vorbildern der äthiopischen Malerei nach. Sie kommen aus dem koptischen, dem christlich- vorderorientalischcn, dem islamischen, dem armenischen, dem griechisch-kreti¬

schen, dem italienischen und dem portugiesischen Bereich. In dem Kapitel The Virgin of S. Maria Maggiore zeigt Chojnacki auf fasziruerende Weise, wie die aus Europa importierten Kopien eines einzigen Bildes die äthiopischen Marien¬

darstellungen völlig veränderten und für Jahrhunderte bestimmten. Allerdings handelte es sich hier nicht um einen Zufallsimport, sondern um eine bewußte Verbreitung des Bildes durch die jesuitischen Missionare, die sich nicht auf Äthiopien beschränkte. Machte hier und in anderen Fällen ein im Ausland her¬

gestelltes Bild in Äthiopien Schule, so behandelt das auch für die allgemeine

Kulturgeschichte interessante Kapitel European Painters in 15th and Early

löth-Century Ethiopia das Wirken europäischer Künstler in Äthiopien selbst.

Chojnacki kann sowohl die Einflüsse als auch die inneräthiopischen Ent¬

wicklungen sehr viel klarer zeichnen als seine Vorgänger, nicht zuletzt auf Grund der Tatsache, daß sich das zur Verlügung stehende Bildmaterial in den letzten zwei Jahrzehnten durch Entdeckungen in abgelegenen Klöstern und Kir¬

chen dramatisch vermehrt hat.

Chojnacki bietet — auch das ist im Titel bereits gesagt — in erster Linie eine Geschichte der Ikonographie. Stilistische und technische Fakten werden zwar auch häufig erwähnt; dies geschieht aber eher als Mittel zum Zweck, vor allem zur Festlegung der Chronologie. Da jedoch keine durchgehende Stilgeschichte

Zeitschrilt der Deutschen Morgeniändischen Gesellschaft Band IS.'i. IJell 1 (1985)

© Deutsche Morgenländische Gesellschaft e. V.

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Bücherbesprechungen

geboten wird, hängen für den Leser, der nicht über die Stilkenntnisse von Choj¬

nacki verfügt, auch die Datierungen etwas in der Luft.

Jeder, der äthiopische Malerei betrachtet, hat sofort das Gefühl, hier eine Kunst sui generis vor sich zu haben. Aber es wird dem Laien auch nach Lektüre des größten Teile.s dieses Buches weiterhin schwer fallen, genau zu definieren, was nun das eigentlich Äthiopische an der äthiopischen Malerei ist. Auch das liegt sicher an dem Schwergewicht, das auf die sich größtenteils an fremden Vor¬

bildern orientierende Ikonographie gelegt wurde; das eigentlich Äthiopische liegt sicher im Stihstischen.

Das letzte Kapitel (The Art of Sawä in the 1 8th and 1 9th Century) fällt in man¬

cher Hinsicht aus dem Rahmen der übrigen Darstellung. Das hat seinen Grund

wohl darin, daß auch die Malerei des aufkommenden Reiches von Schoa aus

dem Rahmen der übrigen äthiopischen Malerei fiel. Zwar sind die Themen grö߬

tenteils von der Gondar-Schule abhängig, aber der Stil (und hier behandelt Chojnacki — wie übrigens auch schon in der Einleitung — auch diesen Aspekt) ist einerseits von der Malerei der Vor-Gondar-Zeit und andererseits von der Volkskunst, wie sie etwa in den Illustrationen der Zauberrollen zum Ausdruck kommt, beeinflußt. Hier sieht Chojnacki auch typisch Afrikanisches, das sich in der christlich bestimmten Ikonographie natüriieh schwer nachweisen läßt.

Beim Überlesen der Rezension muß ich feststellen, daß sich manches kriti¬

scher anhört, als es beabsichtigt war und vor allem gerechtfertigt ist; denn ich habe von Dingen gesprochen, die nach dem Titel ausdrücklich nicht primäres

Anliegen des Buches sind. Es sollte nur darauf hingemesen werden, daß eine

Geschichte des Stils und der Maltechnik sicherlich ebenso interessant wäre wie die der Ikonographie.

Wir müssen Chojnacki außerordentlich dankbar sein, daß er seine einmali¬

gen Kenntnisse des Bildmaterials genutzt hat, um uns die Quellen und die Ent¬

wicklung der Hauptthemen der äthiopischen Malerei so überzeugend vorzufüh¬

ren, und daß es ihm gelungen ist, diese auch in die allgemeine Geschichte Äthio¬

piens und in die Geschichte der Theologie, Hagiographie und Literatur einzubin¬

den.

Ewald Wagner, Gießen

Wolfgang H. Behn: Islamic Book Review Index. Vol. 1. Berlin: Behn 1982.

ISBN 3-9800467-5-3.

Mit der vorliegenden Publikation hat der Autor und Verleger — er ist bereits durch verschiedene bibliographische Arbeiten hervorgetreten — fiir die „islami¬

sehen Bereiche" der Orientalistik eine bibliographische Pionierleistung voll¬

bracht. Es handelt sich um das erste wenn auch zeitlich begrenzte Verzeichnis von Rezensionen, eine Schriftengattung, welche in anderen Wissenschaftsberei¬

chen bereits eingeführt ist (etwa: D. L. Easterbrook: Africana book reviews in selected English-language publications. Boston 1979.). Gegenstand des ersten

Bandes sind Besprechungen, die im Jahre 1980 veröffentheht wurden und bis

Oktober 1982 in Berlin verfügbar waren. Es wurden 122 Zeitschriften durchge¬

sehen und Rezensionen von etwa 2600 Büchern erfaßt — und zwar solche in eng¬

lischer, französischer, deutscher, italienischer, russischer und spanischer Sprache. Gelegentlich sind auch orientalische Sprachen vertreten. Den Haupt¬

teil des Werkes bildet die alphabetische Folge der Verfasser bzw. Sachtitel der

Zeitschrift der Deutschen Morgt*nländisc-hcn GeHellschaft Band 1.3.5, Heft 1 (1985)

© Deutsche Morgenländische Gesellschaft e. V.

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Bücherbesprechungen

rezensierten Bücher (S. 1-200). Es folgt ein Verzeichnis der Buchtitel (S. 201- 250). Letzteres scheint entbehrlich zu sein. Stattdessen wäre es vielleicht nützli¬

cher, die Benutzbarkeit des Hauptteiles durch Verweisungen zu verbessern. Die

Herausgeber von Sammelwerken etwa sind nicht im Alphabet zu finden. Dies

lührt z. B. den Benutzer zu der Vermutung N. Abadan-Unats Buch Türk toplu-

munda kadin sei nicht in dieses Verzeichnis aufgenommen worden, da unter

„Abadan-Unat" nur ein anderes Buch dieser Verfasserin steht. Andere Titel wie etwa Turkish art oder Die Türkeivon W. Kündig-Steineb sucht man vielleicht gar nicht erst unter dem Buchtitel, unter dem sie hier stehen, sondern eher unter

den Herausgebern. Weitere Vorschläge zur Auswertung von Zeitschriften

wären: Asien, Afrika, Lateinamerika (Berlin/DDR), Journal of Ottoman studies (Istanbul). Dem Herausgeber dieser Publikation, die periodisch fortgeführt wer¬

den soll, ist ein langer Atem und dem Werke, das in jede Fachbibliothek gehört, eine weite Verbreitung zu wünschen.

Klaus Schwarz, Berlin

Fuat Sezgin: Geschichte des arabischen Schrifttums. Bd. VIII: Lexikographie bis ca. 430 H. Leiden: Brill 1982. Xlll, 389 S. 8°

Die arabische Lexikographie hat nicht nur um ihrer selbst wülen, sondem immer schon aus einem praktischen Grund das Interesse der abendländischen Arabistik genossen: die zum Teil sehr umfangreichen lexikalischen Werke der Araber haben westlichen Forschern lange Zeit immerhin so gute Dienste gelei¬

stet, daß man sich mit Übersetzungen dieser Lexika behalf und darauf verzich¬

tete, selbst anhand der Quellen sich ein wissenschaftliches Wörterbuch der klas¬

sischen arabischen Sprache zu schaffen. Und auch bei der Herausgabe des

WKAS, das diese Lücke schließen soll, spielen sowohl die Belege als auch die Interpretamente der arabischen Lexika noch eine bedeutende Rolle. So wird der

achte Band von Sezgins GAS die Aufmerksamkeit einerseits der Wissen¬

schaftshistoriker und andererseits all derer auf sich ziehen, die mit den Proble¬

men der Bedeutung arabischer Wörter und der Herkunft der uns zugänglichen Bedeutungsangaben konfrontiert sind.

Der Aufbau des zu besprechenden Bandes unterscheidet sich nicht von dem

der vorhergehenden. Nach einem Überblick über „Geschichte und gegenwärti¬

gen Stand der Forschung" (p. 1-6) informiert Sezgin auf relativ knappem

Raum (p. 7-15) über „Anfänge, Entstehung und Entwicklung der arabischen

Lexikographie" (zum Inhalt s. weiter unten). Nach der Aufzählung der „Quellen unserer Kenntnis der arabischen Lexikographie" (p. 16-20) beginnt dann der nach Verfassern geordnete Teil des Werkes, der zunächst eine etwas diffuse Gruppe „früher Lexikograjjhen und Fusahä'" behandelt und dann in gewohnter

Weise nach geographisch-chronologischem System aufgebaut ist. Ein letztes

Kapitel ist anon^Tnen Werken gewidmet. Es sei noch hingewiesen auf die das

Verzeichnis in GAS VI p. 311-466 ergänzende Liste von Bibliotheken und

Sammlungen arabischer Handschriften auf den Seiten 296-312. Das Buch wird

dui'ch die übersichtlichen Indices der Autoren, Büchertitel, modernen Verfasser und der Signaturen anonymer Handschriften abgeschlossen.

Die Angaben zu den einzelnen Autoren machen einen zuverlässigen Eindruck und beschränken sich auf die wichtigsten Daten; Wertungen werden selten vor¬

genommen, was beim Stand der Forschung wohl auch gut ist. Die wenigen gesi-

Zeitschrift Hci' Ocutsphen Morgeniändischen Gesellsehart Band LS.*!.Heft 1 (198.5) Deutsche Morgenländische Gesellschaft e.V.

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Bücherbesprechungen

cherten Ergebnisse der modernen Forschung hätten (hier in den Biographien oder zu den Werken) vielleicht ausführlicher referiert werden können, z.B. die

Beobachtungen von Werner Diem zur Arbeitsweise des Abü 'Amr aä-Saibäni,

der für sein K. al-öim die Diwane von 17 Dichtern mehr oder weniger systema¬

tisch exzerpierte (s. W. Diem: Das Kitäb al-öim den Ahü 'Amr a^-aaibäni. Diss.

München 1968, p. 27), oder etwa die Feststellung Diems, daß das Interesse Abü 'Amrs bei der Abfassung seines Lexikons praktisch ausschließlich der Poesie galt (es stehen zwei Koranzitate 4300 Versen gegenüber, s. ebd. p. 60). Dafiir möchte man gerne auf einige in ihrer Diktion stark den arabisehen Quellen ver¬

pflichtete Bemerkungen verzichten, so etwa auf Ta'labs Urteil, daß Abü 'Amr a§- Saibänl zehnmal soviel gewußt habe wie Abü 'Ubaida (p. 121), oder auf die Fest¬

stellung, daß die arabische Sprache nach Ansicht von Abü Hätim ar-Räzi die

perfektesten Buchstaben und ein vollkommenes Vokabular besitze (p. 194). Die im Anschluß an die Biographien gegebenen Hinweise auf Primär- und Sekundär¬

literatur sind wie immer reichhaltig und berücksichtigen auch in arabischen Ländern geschriebene Monographien und Aufsätze.

In den Listen der lexikalischen Werke, die jeweils anschließend gebracht wer¬

den, ist, wie bei Sezgin gewohnt, das Material der Handschriftenkataloge \md seiner eigenen Untersuchungen in Bibliotheken in erstaunlicher Fülle zusam¬

mengetragen. Über die älteren und jüngeren Editionen der verzeichneten

Werke, gerade auch aus dem arabischen Raum, ist Sezgin gleichermaßen vor¬

züglich informiert. Ich kann nur die folgenden wenigen Nachträge zu allerjüng- sten Editionen machen: zu p. 52 ff.: Vom K. al-'Ain Aes Halil Ibn Ahmad sind bis

jetzt 6 Bände erschienen in der Ed. MahdI al-MahzOm1 u. Ibrähim as-Sä¬

marrä'i. Bagdad 1980-82; zu p. 218 Nr. 9: das K. at-Tanbih wa-l-idäh des 'Ab¬

dalläh Ibn Barri wurde herausgegeben von Mustafä HiöÄzi u. 'AlI an-Naödi

Näsif (Bd. I, Kairo 1980) und 'AbdalhalIm at-Tahäwi u. 'Abdassaläm Hä¬

rün (Bd. II, Kairo 1981); zu p. 193: Das K. al-Alfäz des 'Abdarrahmän Ibn 'Isä

wurde noeh herausgegeben von al-Badräw! Zahrän. Kairo 1980.

Die in diesem Band der GAS verzeichneten lexikalischen Schriften ergeben ein ausgesprochen buntes Bild. Neben Werken, die die zu erklärenden Wörter in

verschiedenen alphabetischen Systemen aufreihen und so mit mehr oder weni¬

ger Erfolg als semasiologische Wörterbücher konzipiert sind, fallen zahlenmä¬

ßig vor allem Abhandlungen zu einzelnen Themen, also ononiasiologisch auf¬

gebaute Bücher, ins Gewicht. Es fmden sich Monographien über Pferde und

Kamele, Falken und Tauben, Schafe und Ziegen, über Sonne und Mond, Pal¬

men und Weinstöcke, Wolken und Regen, Waffen, Schwüre, Flüche und vieles

mehr. Zukünftige Untersuchungen zu dieser reichhaltigen Literatur haben in

Sezgins Werk, in dem das Material so vollständig und übersichtlich zusammen¬

getragen ist, jetzt ein solides Fundament.

Das Bild, das Sezgin in der Einleitung und in seinen Artikeln zu den frühen

Autoren von der Entstehung der arabischen Lexikographie zeichnet, bedarf

jedoch m.E. einiger Modifikationen. Diese ersten 50 Seiten sind sicher für den

Fachmann nicht der wichtigste TeU des Buches, doch da auch Fachfremde sich

hier orientieren, scheint mir ein näheres Eingehen auf Sezgins Thesen geboten zu sein.

Zu Recht in diesen Band aufgenommen sind die amtäl-Bücher, da in ihnen

schwer verständliche Sprichwörter sowohl registriert als auch erklärt werden.

Doch von Sezgins „unwiderlegbaren Angaben über frühe Titel" (p. 7 oben) sind zwei von fünf vielmehr unwiderlegbar mißverstanden. In GAS I p. 262 Nr. 9 u.

Zeitschrift der Deutschen Morgeniändischen Gesellschaft Band 135. Heft 1 (1985)

© Deutsche Morgenländische Geseiischaft e. V.

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Büoherbesprechungen

10, worauf Sezgin a. a. O. verweist, findet man zu den amiä/.-Büohern des Nah-

här Ibn Aus al-'Udri und des Abü Kiiäb Warqä' Ibn Lisän al-Hummara die

Angabe öahiz. K. al-Hayawän. Ed. 'Abdassaläm Muh. Härün. Kairo 1938ff.,

Bd. III p. 209 f. Dort beißt es (209, Vff'.): wa-lladi yaStamilu (\ . taAlamilu''.) 'alaihi dawämnu ashäbi l-hamämi aktaru min kutubi n-nasabi llati tudäfu ilä bni l-Kal- biyi wa-.s-fSarqiyi bni l-Qutämiyi wa-abi l-Yaqzäni wa-abi 'Ubaidata n-Nahwiyi, balil.äDagfalihniHanzalatawa-bniLisänil-Hummarati . . . bat ilä n-Nnhhärinil- 'Udriyi . . . (bal heißt hier soviel wie „auch"). Von den fünf am<äi-Werken, die Sezgin aufzählt, sind also zwei vielmehr 7Kfcsaft-Werke gewesen.

Wegen ihrer Beschäftigung mit der Koranphilologie sind auch 'Abdalläh Ibn 'Abbäs und Mugähid in diesem Band vertreten (p. 7-9; 21 f). Von den einschlä¬

gigen Werken des ersteren will Sezgin den Tafsir und die Masä'il Näfi' Ibn al-

Azraq als authentische Schriften betrachten. Das schon in GAS I p. 27 zu

lesende und hier p. 8 u. 21 wiederholte Argument, daß ausgerechnet die Version des Tafnr Ilm 'Abbäs, die durch 'Ali Ibn Abi Talha überliefert wurde, von Ibn 'Abbäs selbst abgefaßt worden sein muß, überzeugt nicht. Sezgins Begründung stützt sich auf den Vorwurf muslimischer Traditionskritiker, daß 'Ali Ibn Abi Talha den Tafnr gar nicht von Ibn 'Abbäs persönlich gehört habe. Ignaz Gold¬

ziher hatte diesen ihm aus as-Suyüti's Itqän bekannten Einwand als Diskredi- tiervmg dieser Überlieferung verstehen wollen (Die Richtungen der islamischen

Koranauslegung. Neudruck Leiden 1952, p. 78). Sezgin hingegen folgert, daß

'Ali Ihn Abi Talha ein Buch des Ibn 'Abbäs vor sich gehabt haben müsse. Er

unterläßt es aber zu erwähnen, daß nur der wortkarge Ibn Hibbän al-Busti (st.

ca. 354/965) in seinem K. maSähir 'ulamä' al-amsär (ed. Manfred Fleisch¬

hammer. Wiesbaden 1959 [Bibliotheca Islamica. 22.], p. 182 Nr. 1450) es bei

dem erwähnten Vorwurf bewenden läßt. Andere Gelehrte, denen Sezgin

Unkenntnis der Haditmethodologie weniger leicht vorwerfen kann als Gold¬

ziher, wie Abü öa'far an-Nahhäs (st. 338/949) oder öaläladdm as-Suyüti, nen¬

nen vielmehr die von 'Ali Ibn Abi Talha aus irgendwelchen Gründen im Isnäd

unterschlagenen Zwischenglieder zu Ibn 'Abbäs, s. Muhammad Kämil Husain

bei Muhammad Fu'äd 'Abdalbäqi: Mu'gam garib al-t^r'än. Kairo 1950, p.

hy. Hinzufügen lassen sich noch entsprechende Bemerkungen von Muhammad

Ibn Ahmad ad-Dahabi: Mizän al-i'tidäl fi naqd ar-ri^äl. Ed. 'Ali Muhammad al-BiöäwT. Kairo 1963, Bd. III, p. 134, 2 f und Ibn Hagar al-'Asqaläni: Tahdib at-Tahdib. Ed. Haidaräbäd 1907-10, Bd. VII, p. 339, 12ff. - Unklar bleibt bis auf weiteres auch die Frage nach der Authentizität und Schriftlichkeit der Ma- sa~'il Näfi' Ibn al-Azraq. Mit Sezgins Bemerkung „Wir sind auf unsere Vorstel¬

lung angewiesen. Danach hat Näfi' b. al-Azraq die Fragen 'Abdalläh b. al-'Abbäs schriftlich vorgelegt" (p. 8 unten) ist das Problem noch nicht gelöst.

Zu Sezgins Feststellung, daß at-Tabari den gesamten Korankommentar des

Mugähid vollständig und systematisch zitiere (p. 22 Mitte), sei nur auf die von Sezgin angeregte, hier aber nicht zitierte Untersuchung von Georg Stauth verwiesen (Die Uberlieferung des Korankommentars Mugähid b. 6abrs. Diss. Gie¬

ßen 1969). Stauth kommt zu Ergebnissen, die der Behauptung Sezgins wider¬

sprechen.

Auf p. 9 bezeichnet Sezgin die Lehrgedichte, die unter dem Titel al-Qa^ida fi l-garib verfaßt wurden, als die frühesten bekannten Versuche der Araber, sieh

eine Art von Lexikon zu schaffen, das unabhängig von bestimmten Texten der

Erklärung schwieriger Wörter diente. Das einzige erhaltene Gedicht dieser Art aus älterer Zeit, das des öa'far Ibn BaäSär al-Asadi (Sezgin p. 27), läßt sich nur

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Bücherbesprechungen

schwer datieren; alles, was vom Verfasser bekannt ist, ist, daß er Überheferer

des Dichters al-Kumait Ibn Zaid (st. 743) gewesen ist. Eine Durchsicht der

Handschrift (Kairo, Där al-Kutub, magämi' 190 m/2), von der ich eine Kopie besitze, ergibt, daß es sich um 107 auf -o//-iiZ-w/reimende Verse handelt. Nach einer kurzen Einleitung beginnt der lexikalische Teil, der sich darin erschöpft, in

jedem Vers nach der Bedeutung von vier Wörtern zu fragen. Es ist also der

gleiche Typus von Gedicht wie die beiden anonymen Stücke, die Wilhelm Ahl¬

wardt aus einer Berliner Handschrift herausgegeben hat (Sammhmgen alter

arabischer Dichter. I: Ela^ma Hjjät neb.'it einigen Sprachqa(;iden. Berlin 1902, p. 79- 84). Um deutschen Lesern einen Eindruck von Fonn und Inhalt dieser Gedichte zu geben, hat er einige dieser Verse, die denen des öa'far Ibn Baääär zum Ver¬

wechseln ähneln, im Deutschen nachempfunden. Das liest sich so: Der Liebes¬

wahn sei abgetan! Nun Auskunft lieber mir verschaff, Was ist Odol, und was

Idol, was Camisol, und was ist baff. Und was ist Moos, und was ist Loos, was

Erdenkloss, und was ist Pech etc. (ebd. Einleitung p. XXVf.). Will man ein

solches Gedicht als Lehrgedicht bezeichnen, muß man vorher nachweisen, daß

die bei Ahlwardts Anonymus wie bei öa'far Ibn Baääär auf jeden dieser Verse folgende Prosakommentare, in denen die meisten Wörter erklärt werden, auch

vom Verfasser des Gedichtes selbst stammen. Wie auch Sezgin gesehen hat,

taucht in dem Kommentar zu den Versen des öa'far Ibn Baääär der Name des

Abü 1-Hasan a^-Tüsi auf, der als Schüler des Ibn al-A'räbi der zweiten Hälfte des 9. Jhs. zuzurechnen ist. Dessen Erwähnung wertet Sezgin als eine später in den Text eingedrungene Glosse, aber das ist nur eine von zwei möglichen Erklärun¬

gen; er kann ja auch der Kommentator selbst gewesen sein. Ahlwardt wollte den Kommentar seiner anonymen Gedichte gar in das 17. Jh. legen. Bestätigung dafür, daß Kommentare zu den i^anft-Gedichten nicht vom Autor selbst verfaßt

wurden, kann man auch bei Sezgin fmden: Die verlorene Qa^idat al-garib des

Suhail Ibn 'Azra wurde von Ibn Durustawaih kommentiert (Sezgin p. 23), und

ferner die des Ibn Niftawaih (Sezgin p. 150 Nr. 3) von Ibn Hälawaih (s. Häggi Halifa: KaSf az-zunün. Edd. §. Yaltkaya u. K. R. Bilge. Istanbul 1941-43, p.

1343 a 22. Diese Angabe ist bei Sezgin nachzutragen.). Wenn nun diese

Gedichte tatsächlich ohne Kommentare verfaßt worden sind, ist die Bezeich¬

nung „Rätselgedichte" angemessener als „Lehrgedichte". Daß übrigens Sezgin in diesem Zusammenhang immer noch auf die Lehrgedichte des Hälid Ibn Yazid verweist, in denen er eine Parallele zu den ^an6-Gedichten sieht, überrascht.

Nach den „Lehrgedichten" wendet Sezgin sich den Ursprüngen der lexikali¬

schen Monographien zu bestimmten Themen zu. Die einzige konkrete Angabe,

die hier (p. 10) angeführt wird, ist ein K. Yaum wa-laila eines Abü Basir Yahyä Ibn al-Qäsim al-Asadi, den Sezgin 105/723 sterben läßt. Würde sich hinter die¬

sem schon in GAS V 11 338 angeführten Titel wirklich eine lexikalische Monogra¬

phie in der Art der des Abü 'Umar az-Zähid (GAS VIII 157) verstecken, so wäre das in Anbetracht des frühen Todesdatums eine wichtige Information. Doch zum einen ist der Titel ja gar nicht eindeutig, der Qädi an-Nu'män z. B. hat ein K.

Yaum wa-laila geschrieben, in dem es um die im Laufe eines Tages zu sprechen¬

den Gebete geht (s. GAS I p. 577 Nr. 15). Zum anderen handelt es sich bei dem

von Sezgin angegebenen Todesdatum, wenn nicht um einen Schreibfehler Sez¬

gins, so um einen Druckfehler in der von ihm benutzten Ausgabe der Ri^äl des

Nagääi, die ich nicht einsehen konnte. Doch sowohl die Ausgabe Bombay 1317

p. 309, 2 als auch die Ri^äl des Muhammad Ibn al-Hasan at-Tüsi (ed. Muh. Sä¬

diq. Nagaf 1961) p. 333 Nr. 9 geben 150 (= 767) an, so wie das bei jemandem,

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Bücherbesprechungen

der nach Nagääi von Ga'far a?-§ädiq (st. 148/765) überlieferte, viel eher zu erwarten ist.

Ein Abschnitt von einem guten Dutzend Zeilen ist im Fihrist des Ibn an-Nadim (ed. Gustav Flijoel. Repr. Beirut 1964, p. 47, 13-28/ed. Ripä-Taöaddud.

Teheran 1971, p. 53, 3-15) mit der Uberschrift min hutüt al-'ulamä' versehen.

Nur an einer Stelle ist ausdrücklich von einem Buch die Rede (Z. 10 Taöaddud;

entspr. Z. 22 Flügel, wo Text korrupt) : wa-li-Umm al-Bahlül Kitäb an-Nawädir wa-l-maßädir bi-hatt as-Sukkari. Bei dem Rest des Abschnittes handelt es sich um Namen, denen gelegentlich ein Zusatz wie min ha(l as-Sukkari oder min haft Ya'qüb (d.i. Ibn as-Sikkit) folgt. Ähnlich wie Bayard Dodge {The Fihrist of al- Nadim. New York, London 1970, Bd. I, p. 103) möchte ich folgendermaßen über¬

setzen: „[Namen] aus eigenhändigen Aufzeichnungen von Gelehrten. N. N., N.

N.: aus einem Autograph von as-Sukkari. N. N., N. N.: aus einem Autograph von Ya'qüb." Es mag sich dabei um Namen von Gewährsmännern der erwähnten Philologen handeln, die Ibn an-Nadim selbst den ihm zur Verfügung stehenden

Autographen entnommen hat. Diese Vermutung erfährt eine gewisse Bestäti¬

gung aus der Überschrift, die sich bei 'Ali Ibn Yüsuf al-Qifti in seinem Inbäh ar- ruwät 'alä anbäh an-nuhät (ed. Muh. Abü l-Fadl IbrähIm. Bd. IV. Kairo 1973, p. 114, 1) über der gleichen, offenbar aus dem Fihrist übernommenen Liste fin¬

det. Dort heißt es „wa-mina l-a'räbi lladina dahalü l-hädirata ^amä'atun adkuru asmä'ahum wa-hum.". Ob diese Formuherung Produkt des Ibn al-Qifti ist oder vielleicht aus der ihm vorliegenden Kopie des Fihrist stammt, wissen wir leider nicht. Sezgin gibt der Liste eine andere Bedeutung, er übersetzt offenbar:

„[Bücher] in handschriftlichen Kopien von Gelehrten. N. N., N. N.: [von ihnen kenne ich Bücher] in der Abschrift von as-Sukkarl etc.". Entsprechend nimmt er diese Liste zum Anlaß, die Namen entweder in ganzen Artikeln (auf p. 32-45 ein Dutzend Fälle) und in einer Liste (p. 45 f) als die von „sprachkundigen Bedui¬

nen, deren Werke Ibn an-Nadim in Abschriften von Philologen kannte", auf¬

zureihen. Ich halte diese Auffassung für falsch, von Büchern steht abgesehen

von der erwähnten Ausnahme einfach nichts da. Daran ändert auch die Tat¬

sache nichts, daß man einige dieser Namen in späteren Lexika wie dem Tahdib al-luga nachweisen kann.

Was bleibt demnach übrig an positiven Informationen über die frühe ara¬

bische Lexikographie? Zunächst einmal drei a?H<ä/-Bücher, von denen eines, das des 'Iläqa Ibn Kursum, nicht unproblematisch ist, wie Sezgin auch festgestellt hat (GAS I p. 264 Nr. 16). Die beiden anderen Autoren, 'Abid Ibn Sariya und Suhär Ibn al-'Abbäs, sind in der Tat sehr früh, wohl in den ersten Jahrzehnten der Umaiyadenzeit, gestorben. Weiterhin wissen wir aus späteren Kompilatio¬

nen, daß Ibn 'Abbäs und unter anderen auch Mugähid sich zu Problemen der

koranischen Philologie geäußert haben. Daß dies jedoch in Form von von ihnen selbst verfaßter oder diktierter richtiggehender Korankommentare geschehen ist, ist bis heute noch nicht erwiesen.

Die nächsten festen Anhaltspunkte weisen in spätere Zeit. Es handelt sich durchweg um Philologen, die erst nach 150/767 gestorben sind. Erhalten sind von Gelehrten, die noch vor 184/800 gestorben sind, überhaupt nur zwei Werke, das K. al-Amtäl des Mufaddal ad-DabbI (Sezgin p. 116) und das K. al-'Ain des Halil Ibn Ahmad (p. 52 ff.). Dem Titel nach bekannt sind dann von 8 Autoren insgesamt 14 Werke lexikographischen Inhalts. Drei dieser 14 Werke werden

über die bloße Nennung des Titels hinaus in späteren Werken einige wenige

Male zitiert (das K. aj}-$ifät des Abü Haira und die am<ä/-Bücher des Abü 'Amr

(9)

Bücherbesprechungen

Ibn al-'Alä' und des Yünus Ibn Habib). Die restlichen Titel sind für uns — im

Moment — nichts mehr als dürre Namen. Sezgins Versuche, diese Titel mit

Leben zu füllen, indem er Zitate aus späteren Lexika, die nur Personen, aber keine Bücher nennen, den aus Ibn an-Nadim u.a. bekannten Titeln zuordnet, können nicht immer überzeugen. So hat aä-Sarqi Ibn al-Qu^ämi laut Fihrist eine Qasidat al-garib geschrieben, aber spätere Prosazitate können diesem Titel nur

unter der Annahme zugeschlagen werden, daß er das Gedicht auch selbst kom¬

mentiert hat. Und wenn man zum K. Halq al-insän des Abü Tarwän (p. 36) und

zum K. an-Nawädir des 'Amr Ibn Kirkira (p. 37 f) liest, daß Sezgin Zitate „aus diesem oder einem anderen Buch" in späteren Lexika gefunden hat, muß man den Eindruck gewinnen, daß zwei Araber sich überhaupt nicht über ein schwieri¬

ges Wort unterhalten konnten, ohne gleich ein Buch daraus zu machen. Man

vergleiche auch die 9 von Sezgin nur aus Namensnennungen erschlossenen

Kutub an-Nawädir im Index!

Dies führt zu einer generellen Frage. Neben philologischen Irrtümern stehen

hinter den im vorstehenden besprochenen Auffassungen Sezgins vor allem

seine Theorien über eine alles Mündliche ausschließende frühe Schriftlichkeit der arabischen Wissenschaften insgesamt. Zu diesen Theorien stehen gelegent¬

liche Beobachtungen von abweichender Textgestalt schriftlicher Quellen

gegenüber dem Text von Werken, die diese Quellen angeblich ausgeschrieben

haben sollen, zunächst im Widerspruch. Solche Beobachtungen wurden (auf

dem in GAS VIII behandelten Gebiet) gemacht von Ramadan Abdel-Tawab:

Das Kitäb al- Garib al-MusannaJ von A bü ' Ubaid und seine Bedeutung für die natio¬

nalarabische Lexikographie. (Diss. München). Heppenheim 1962, p. 87-137;

Rudolf Sellheim: Die klassisch-arabischen Sprichwörtersamnüungen insbeson¬

dere die des Abü 'Ubaid. 's-Gravenhage 1954, p. 48 f. u. 71; ders., Abü 'Ali al-Qäli.

Zum Problem mündlicher und schriftlicher Uberlieferung am Beispiel von Sprichwör¬

tersammlungen. In: Studien zur Geschichte und Kultur des Vorderen Orients (FS Bertold Spuler). Leiden 1981, p. 362-374; ferner noch die schon oben erwähnte Arbeit von Stauth. Es ist klar, daß auch nach Sezgins Vorstellungen Varian¬

ten entstehen können, da er p. 83 oben schreibt, daß Abdel-Tawabs Argu¬

mente kein Beweis für mündliche Übernahme seien. Wie diese Varianten zu

erklären sind, sagt Sezgin aber nur ganz nebenbei (p. 82, 2-3, Hinweis auf ar- riwäya bi-l-ma'nä) . Es wäre wichtig, einmal nachlesen zu können, ob denn Sez¬

gins Theorie überhaupt widerlegt werden kann. Eine Gelegenheit, sich dazu zu äußern, könnte der GAS-Band über Adab sein, wo dann ja die jüngst verneinte Frage nach der ausschließlichen Schriftlichkeit der Quellen des 'Iqd al-farid zu

behandeln sein wird (vgl. Walter Werkmeister: Quellenuntersuchungen zum

Kitäb al-'Iqd al-farid des Arulalusiers Ibn 'Abdrabbih. Berlin 1983. [Islamkund¬

liche Untersuchungen. 70.]).

Tilman Seidensticker, Gießen

Nabil Osman: Kleines Lexikon deutscher Wörter arabischer Herkunft. München:

Beck 1982.

Schon mehrfach sind im C. H. Beck-Verlag Bücher über den Orient erschie¬

nen, weitere sollen folgen. In diese Reihe gehört das Wörterbuch des ägj^ti- schen Germanisten 'Utmän, das er „nicht nur für Sprachforscher . . ., sondern

Zeitschrift der Deutschen Morgeniändischen Gesellsehaft Band Heft 1 (198.5)

© Deutsche Morgenländische Gesellsehaft e. V.

(10)

Bücherbesprechungen

für alle, die über die 'Worte aus der Fremde' mehr wissen wollen" (S. 10/11) geschrieben hat.

Nach einer kurzen kulturgeschichtlichen Vorbemerkung, einem Abkürzungs¬

verzeichnis und Erklärungen zur Transliteration {hier fehlen z. B. die emphati¬

schen Laute d, z) folgt die alphabetische Auflistung deutscher Wörter arabi¬

scher Herkunft. Hier erfährt der Leser die arabischen Wörter, aus denen

deutsche Entsprechungen entstanden sind, die Wege, die sie genommen haben, er erhält verschiedene kulturhistorische Informationen. Die meisten Artikel sind mit bibliographischen Angaben versehen.

Vor 7 Jahren hat der Verfasser im gleichen Verlag ein 'Kleines Lexikon unter¬

gegangener 'Wörter' herausgegeben. Dem verdanken wir, daß das Lexikon auch

eine Reihe nicht mehr gebräuchlicher Wörter arabischen Ursprungs enthält.

Verschiedene Unstimmigkeiten und Fehler in der Transliteration sind zu

erwähnen, wobei nicht immer eindeutig erkennbar ist, ob es sich um Irrtümer des Autors oder Dmckfehler handelt: statt 'wär (S. 54) muß es 'iwär oder 'awär heißen, statt madra«.sa (S. 78) wiarfrosa, statt 'wtem (S. 121) '«tem, um nur einige Beispiele anzuführen. AufS. 8 fmdet sich die Schreibung al Hwärizmi, auf S. 23 al-Hwärizmy. Damma. wird abwechselnd mit u (z. B. qur'än, S. 68) und o (z. B.

mohammad, S. 79) umschrieben.

Dazu kommen sachliche Fehler: Härün al-Raiid regierte nicht bis 880 (so

S. 6), sondern bis 809; „cahue" ist nicht das italienische Wort für Kaffee (so S. 60), sondern nur die früheste Form, in der das Wort im Italienischen nach¬

weisbar ist. Ebensowenig ist „cafe" (S. 36) im Italienischen korrekt, es muß hei¬

ßen „caffe". '^Türkisch nicht „raqi" (vielleicht als Umschreibung aus dem Osmani¬

schen gedacht?), sondern „raki".

Interessant ist, daß vielfach auch Wortbeispiele aus anderen Sprachen gege¬

ben werden, die sich ebenfalls aus dem Arabischen entwickelt haben. Leider wird hier nicht konsequent verfahren, die Zuverlässigkeit läßt zu wünschen übrig. Beispiele: Angeführt wird zwar serbisch „kafa" (S. 37), nicht aber ser¬

bisch 2irala (vgl. S. 50). Italienische Beispiele sind häufig, aber z.B. „arem", das auf S. 52 gehören würde, fehlt dort.

Eine relativ umfangreiche Bibliographie ergänzt das Buch. Hier kann man

einige Titel vermissen, andere als überflüssig empfinden, doch läßt sich über Bibliographien schlecht streiten. An konkreten Fehlern seien „Willhausen"

(korrekt: Wellhausen) und „Grundbaum" (korrekt: Grunebaum od. Grüne¬

baum). „Der Koran" ist natürlich unter D völlig falsch eingeordnet.

Trotz zahlreicher kritischer Anmerkungen sollte das Erscheinen des Werkes positiv gewertet werden. Als einziges seiner Art ist es interessierten Nichtfach- leuten zugänglich und zwar zu einem erschwinglichen Preis. Es liefert kurze Informationen von kultur- und sprachgeschichtlichem Interesse, mag auch man¬

chen Laien zu weiterer Beschäftigung mit dem Orient anregen. Die Mängel bei der Umschrift arabischer Wörter fallen weniger ins Gewicht: Der Laie wird wohl in keinem Fall viel damit anfangen können oder wollen, der Fachmann wird die Fehler meist sofort erkennen. Gefährdet ist wohl nur der Arabisch Lernende.

Ein Desiderat wäre, bei einer Neuauflage das Buch von einem Fachorienta¬

listen zusätzlich überprüfen zu lassen.

Alfred Schlicht, Beimt

8 ZDMG 1.35/1

(11)

Bücherbesprechungen

Norbert Nebes: Funktionsanalyse, von käna yafalu. Ein Beitrag zur Verhalsyn¬

tax des Althoc.harahischen mit hesonderer Berücksichtigung der Tempus- und A-tpektproblematik. Hildesheim: Olms 1982. XV, 222 S. (Studien zur Sprach¬

wissenschaft. 1.)

Die Funktionen der Verbformen des klassischen Arabisch {fa'ala, yafalu und zusammengesetzte Formen) sind schon öfter behandelt worden, sei es für sich betrachtet, sei es im Rahmen anderer semitischer Sprachen. Dabei mußte auf¬

fallen, daß die bisherigen Deutungen ein recht breites Spektrum einnehmen. Die beiden Gegenpole sind die Interpretationen als Aspekt- und als Tempussystem.

Zusätzlich zu Mischformen aus beiden sind in jüngster Zeit als weitere Aufgaben

einiger Formen noch die Lexemakzentuierung und die Kennzeichnung des

Gegensatzes von individuellen gegenüber generell-iterativen Sachverhalten in die Diskussion gebracht worden.

Die Schwierigkeiten, zu einem Ergebnis zu kommen, hegen wohl vor allein in

zwei Punkten begründet. Zum ersten kann man dem Einwand, daß fa'ala und

yafalu schlecht Tempora sein können, da ersteres auch im präsentischen Sinne und letzteres auch für die Vergangenheit stehe, Parallelen aus Sprachen mit anerkannt temporalen Systemen entgegenhalten. Zweitens kann man in vielen Fällen, wo in einer toten Sprache aspektuelle Verbformen verwendet werden,

aus dem Kontext gar nicht entscheiden, warum diese und keine andere Form

eingesetzt wurde, da es sich bei der Wahl häufig um eine stilistische Entschei¬

dung handelt. So ist es, um ein Beispiel aus der zu besprechenden Arbeit von

Nebes, einer Münchener Dissertation, zu geben, gleichermaßen möglich, zu

sagen an-nämüsu l-akharu lladi käna ya'ti Müsä und an-nämüsu l-akharu lladi

§ä'aMüsä (Nebes p. 183). Entsprechend schwer ist es dann auch, ein mehr als gefühlsmäßiges Urteil über Perfektivität oder Imperfektivität der beiden For¬

men zu fällen.

Dieser Schwierigkeit entgeht Nebes in seiner Untersuchung von käna yafalu, indem er für den Nachweis, daß diese Form das imperfektive Oppositionsglied zu perfektivem fa'ala ist, ein bestimmtes syntaktisches Schema, das sogenannte Inzidenzschema, benutzt. Es handelt sich dabei um das „Einbrechen" einer neuen Handlung (Inzidenzakt) in eine im Verlauf begrilfene Handlung (Basis für den Inzidenzakt) , Beispiel: kuntu asim ma'a rasüli Ilähi . . . fa-sa'altu rasüla Ilähi

(Nebes p. 160). Der auf den Romanisten Wolfgang Pollak zurückgehende

Gedanke, daß die Basis für den Inzidenzakt, da als im Verlauf begriffen vorge¬

stellt, gmndsätzlich durcb eine Verbform mit imperfektivem Aspekt aus¬

gedrückt wird, der Inzidenzakt durch eine mit perfektivem, hat in der Tat vieles für sich. Das Inzidenzschema mit käna yafalu als Basis kann Nebes aus seinem umfangreichen Korpus (u. a. Ibn Sa'd, Tabaqät l-III, Wäqidi, Magäzi, Ibn Ishäq, Sira) in hinreichender Zahl belegen. Ausgehend von dieser Deutung individuel¬

ler Basen für den Inzidenzakt interpretiert Nebes auch die übrigen Sachver¬

halte, die mit käna yafalu bezeichnet werden, als imperfektiv geschilderte. Bei diesen handelt es sich um generelle Sachverhalte mit iterativer und kontinuati¬

ver Stmkur, um isoliert-pluralische, pluralisch-iterierende und individuell-kon-

tinuierende Sachverhalte (Belege in großer Pülle stehen p. 66-103). Diese

Begriffe sind in der Einleitung sorgfältig definiert, wobei Nebes teilweise auch über frühere Arbeiten (Behandlung des Iterativs und Kontinuativs durch Com-

rie) hinausgelangt. In einer zweiten Annähemng an das Aspektproblem zeigt

Nebes dann auf p. 179-182, daß auch /«'ata (wie käna yafalu) für generelle

Zeitschrift der Deutschen Morgeniändischen Gesellschaft Band 135. Heft I (1985)

© Deutsche Morgenländische Gesellschaft e.V.

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Bücherbesprechungen

Sachverhalte stehen kann und nimmt damit dem Argument, daß der morpholo¬

gische Gegensatz käna yafalu/fa'ala darauf zurückzuführen ist, daß fa'ala auf individuelle, käna yafalu auf generelle Sachverhalte sich beschränkt, den Wind aus den Segeln.

Neben den skizzierten Überlegungen zur Aspektfrage fmden sich noch andere Ergebnisse zum Zeitlagenverhältnis von käna. yafalu und der Vertauschbarkeit von käna yafalu und yafalu etc. Die Erforschung des klassisch-arabischen Ver¬

balsystems ist durch Nbbbs' Untersuchung um einige wohlfundierte Einsichten weitergekommen.

Die nicht immer leicht zu verstehenden Prosabelege, die von Nebes durch¬

weg mit Übersetzung geboten sind, sind im allgemeinen korrekt und gelegent¬

lich geradezu elegant übertragen. Ich gebe zum Schluß noch Berichtigimgen zu

zwei mißverstandenen Stellen, die im übrigen Nebes' Argumentation nicht

berühren, p. 83 unter ff.: wa-käna Abü Du§änata yu'lamu bi-'ifäbatin hamrä'a übersetzt Nebes mit „'abü Dugäna erkannte man an einem roten Turban". Es ist jedoch in diesem Satz wie in den beiden anschließend zitierten yu'limu zu lesen (IV. Stamm Aktiv, denominiert zu 'alamun; falsch auch p. 109, lOff.) und entsprechend „markierte sich mit einem roten Turban" zu übersetzen, vgl.

Edward William Lane: Arabic-English Lexicon. London 1863 ff., Bd. 5, 2139

c 28ff. (a'la.ma l-färisu); Theodor Nöldeke in: ZDMG 49 (1896), p. 716, -

15ff. (mutige Krieger machen sich durch ein Zeichen kenntlich), p. 119, 14flr.

heißt es känat Süfatu tadfa'u bi-n-näsi min 'Arafata, Nebes übersetzt „(ein Mit¬

glied aus der Sippe) Süfa pflegte die Leute von 'Arafa wegzuschicken". Auch

Alfred Guillaume hat die gleichlautende Passage bei Ibn Hiääm mit „Süfa

used to send the people away from 'Arafa" übersetzt ( The Life of Muhammad, repr. Karachi 1967, p. 50, 10). Bei diesem do/a'a handelt es sich aber um einen

Fachausdruck des Hagg, man vgl. die Stellen bei Arent Jan Wensinck: Con¬

cordance et Indices de la Tradition Musulmane. Leiden 1936ff., Bd. II, p. 136 b unten s. v. dafa'a [min 'Arafa] ; etwas umständlich erklärt bei Lane a.a.O. Bd. 3.

891 a 12 ff., zu übersetzen etwa: „die Männer von der Sippe güfa rannten zusam¬

men mit den Pilgern von 'Arafa aus zum Hagg los". Kleine Versehen: p. 142, 12 lies al-bäb al-garbi st. al-bäb al-gurbä; p. 75, 8 u. 86, 17 lies Kunya st. Kunyä.

Tilman Seidensticker, Gießen

Michel Barbot: Evolution de l'arabe contemporain. Bd. I: Bibliographie d'arahe modeme et du Levant. Introduction au parier de Damas. Bd. II : Les sons du parier

de Damas. Paris: A. Maisonneuve 1981. X, 1008 S.

Die letzten Jahrzehnte haben eine größere Anzahl von sprachwssenschaftli-

chen Untersuchungen auf dem Gebiet des klassischen und modernen Arabisch

sowie der arabischen Dialektologie hervorgebracht. Seit den bahnbrechenden Arbeiten Cantineaus sind vor allem Dialekte von Syrien und davon häufig das

Damaszenisch-Arabisch analysiert und dadurch bekannt geworden. Das vorlie¬

gende Werk stellt in zweifacher Hinsicht die ausführlichste Beschäftigung mit dem Dialekt von Damaskus dar: erstens in seiner Bibliographie und Einleitung, zweitens in der Beschreibung der Laute.

Bd. I: Bibliographie des modernen Arabisch und des Ost-Arabischen nebst

einer Einführung in den Dialekt von Damaskus (S. 1-331). Zur Bibliographie (S. 17-196): Nur ein Teil dieser Literatur wurde tatsächlich vom Verf benutzt,

8*

Zeitsehrift der Deutschen Morgeniändischen Gesellschaft Band 13.5, Hell. 1 (1985)

© Deutsche Morgenländische Gesellschaft e. V.

(13)

Bücherbesprechungen

der den Versuch unternahm, die bibliographischen Angaben so vollständig wie möglich zusammenzustellen und so gut es ging nachzuprüfen. Dieses einzigar¬

tige Quellenmaterial wird durch kurze Kommentare, die die einzelnen bibliogra¬

phischen Angaben begleiten und Inhalt und Umfang der wichtigen Publikatio¬

nen verdeutlichen, ergänzt. Die Übersetzung der Titel aus Sprachen wie Rus¬

sisch, Tschechisch usw. ins Französische erleichtert dem Sprachunkundigen die Lektüre.

Die Einführung in den Dialekt von Damaskus (S. 199—295) behandelt alle

wichtigen Probleme, die diesen Dialekt innerhalb der arabischen Dialektgrup¬

pen lokalisieren, von ihnen differenzieren oder mit ihnen verbinden. Wir erfah¬

ren darüber hinaus Einzelheiten über die lange Beschäftigung des Verf mit dem Thema, die bis in die Mitte der fünfziger Jahre zurückreicht, und wie er sein Material zusammengestellt hat. Es folgen die Anmerkungen zu beiden Teilen von Bd. I (S. 263-95). Am Ende stehen Phonetik (S. 297-312) und Phonologie {Kap. I: Prinzipien und Methode) (S. 313-31).

Bd. H: Die Laute (S. 332-1008). Kap. II (S. 333-464): Beschreibung der

Konsonanten, die unterschieden werden in labiale, interdentale, dentale,

Zischlaute, Liquida, postpalatale, velare, pharyngale und laryngale. Kaj). III (S. 465-90): Das konsonantische System mit Analyse der Korrelation der Sono- rität, Korrelation der Emphase, Korrelation der Nasalität, Quantität der Konso¬

nanten, numerischen Aspekte und des Schemas des konsonantischen Systems.

Kaj). IV (S. 491-520): Die Sonanten w und y. Kap. V {S. 521-703): Beschrei¬

bung der Vokale, die unterschieden werden in: lange Vokale, kurze Vokale (mit Archiphonem a), Vokale außerhalb des Systems (kurze i und u, nasale Vokale, der Laut ü, ultrakurze Vokale), Quantität der Vokale und eine Schlußbemerkung über Vokal und Silbe, Oppositionen der Vokale, Emphase des Vokals, Frequenz der Vokale, Stabilität der kurzen Vokale, sowie Restaurierung der klassischen Vokale. Kap. VI (S. 705-814): Phonetik der Kombinationen. Teil I: Allgemei¬

nes, Entsonorisierung, Sonorisation, Assimilation, Imäla, Dissimilation; Teil II:

Gewinn oder Verlust der Emphase, Dehnung, Kürzung, Neutralisation, Umstel¬

lung, Verschwinden, Hiatus, Abgrenzung und eine Schlußbemerkung.

Der Prosodie sind 5 Kap. gewidmet (S. 815-968): Allgemeines, Silbe, Akzent, Rhythmus und Intonation.

Das Werk endet mit einem Schlußwort zu den beiden Bänden, einem Index

der Autoren, sowie einem Inhaltsverzeichnis. Es ist zu wünschen, daß das Werk, das viel Arbeit und Können beinhaltet, unter fachkundigen Lesern Verbreitung findet.

Raif Georges Khouby, Heidelberg

G. J. H. VAN Gelder: Beyond the line. Classical Arabic literary critics on the cohe¬

rence and unity of the poem. Leiden: Brill 1982. VIII, 229 S. 8° (Studies in Ara¬

bic literature.' 8.) ISBN 90-Ö4-06-854-6.

Der erste Eindruck, den der unbefangene moderne europäische Leser klas-

sisch-arabi.scher Gedichte gewinnt, ist zweifellos der mangelnder thematischer

Einheit und mangelnden Zusammenhangs zwischen den einzelnen Gedanken.

Die Lektüre einheimischer literaturwissenschaftlicher Werke verstärkt diesen

Eindruck noch; denn sie stellen den Einzelvers in den Mittelpunkt ihrer

Zeitschrift der Deutsehen Morgeniändischen Gesellsehaft Band 13.5. Heft 1 (1985)

© Deutsche Mcjrgenländische Gesellschaft e.V.

i,

(14)

Bücherbesprechungen

Betrachtung. So prägte Tadeusz Kowalski den BegrifT der Molekularität der

arabischen Dichtung, der dann vor allem von Wolfhart Heinrichs wieder

aufgenommen wurde. Erst in letzter Zeit wurde von Autoren wie Mary Cathe¬

rine Bateson, Renate Jacobi, Raimond P. Scheindlin, Kamal Abu

Deeb u. a. die Einheit und die Struktur der Gedichte zum Mittelpunkt ihrer Untersuchungen gemacht. Das wiederum hatte zur Folge, daß man auch die ara¬

bische Literaturwissenschaft mit anderen Augen sah und in ihr ebenfalls Passa¬

gen entdeckte, die das Gedicht als Ganzes oder den Bezug seiner Teile zueinan¬

der betrafen.

Dieser Forschungsstand veranlaßte van Gelder, das gesamte arabische

literaturwissenschaftliche Schrifttum von den Anfängen bis Ibn Haldün nach

Hinweisen auf mögliche versübergreifende Betrachtung zu durchforsten. Der

großen Belesenheit van Gelders und dem Umstand, daß er auch indirekte

Hinweise (wie etwa das Zitieren ganzer Gedichte) mit heranzieht, ist es zu ver¬

danken, daß ein sehr umfangreiches Material zusammen gekommen ist. Die

Lektüre dieses Materials ist allerdings etwas frustrierend. Und das liegt parado¬

xerweise an einem der großen Vorzüge von van Gelders Buch, nämlich an der

völligen Unvoreingcnommenheit, mit der er das Material interpretiert. Bei man¬

cher Stelle, die seine Vorgänger bereits als Beweis für die ganzheitliche Betrach¬

tung ansahen, kann er zeigen, daß doch nur die Einheit im Vers gemeint ist.

Andere Stellen wiederum bleiben ambivalent, oft weil Beispiele fehlen oder die Beispiele — eine häufige crux in arabischen Poetiken — nicht zu der vorhergehen¬

den Aussage passen. Wenn somit auch ein erheblicher Teil des Materials letzt¬

lich als neutral zu betrachten oder auf der Minusseite zu verbuchen ist, so blei¬

ben doch noch viele Aussagen übrig, die wirklich auf eine versübergreifende Betrachtungsweise hindeuten. Es handelt sich vor allem um Aussagen zur Bezie¬

hung von Gedichtanfang und -ende zum Gedichtganzen und zu den Ubergängen zwischen den einzelnen Teilen der qasida. Husn al-ibtidä', husn al-hätima, istit¬

rad, tahallus und hurü^ sind die wichtigsten einschlägigen arabischen termini.

Das alles ist natürlich wenig befriedigend für diejenigen, die von den alten Ara¬

bern ähnliche Strukturanalysen erwartet haben, wie sie neuerdings von Jacobi

und Scheindlin (und für den Koran von Angelika Neuwirth) unternommen

worden sind; aber auch die Anhänger der Gegenposition können kaum trium¬

phieren. '

Ewald Wagner, Gießen

' Zu Beginn seines Schlußkapitels charakterisiert van Gelder die Verhält¬

nisse sehr klar: "In the presentation of statements and interpretations in the preceding chapters 1 have steered a comfortable, although unspectacular, middle course; trying to strike a balance between those who have maintained that Arabic literary theory has almost nothing to say except on the single line,

and those who, in their enthusiasm for unity in poems, have misinterpreted a

number of passages by Arab critics that seem to support their ideals. To be sure, I have concentrated on those passages that do in fact discuss units larger than the single line, or seem to do so. In this sense my presentation is, of course, not representative of Arabic criticism and theory in general. No one will deny that

the Arabs were preoccupied with single lines and short passages to such an

extent that the concept of 'the poem' seems of minor importance."

(15)

Nuri Soudan [Hrsg.]: Weslarabische Tropik. Nazm IVdes Tanasi. Wiesbaden:

Steiner in Komm. 1980. XVII, 128, 397 S., 10 Bl. Taf. 8" (Bibliotheca Isla¬

mica. 29.)

Muhammad b. 'Abdallah b. 'Abdaljalil Abü 'Abdallah at-Tanasi at-Tilimsäni, an Algerian Scholar from the 9th/15th century who lived most ofhis life in Tlem¬

cen, wrote his Nazm ad-durr wa-'l-'iqyän fi bayän sharaf Bani Zayyän in praise of the Zaj^änid dynasty up to the time of his contemporary, Abü 'Abdallah Muhammad al-Mutawakkil. His exposition ofthe noble ancestry of this ruler is followed, in the second part ofthe work, by a mirror for princes. Part III, Part IV, and Part V deal respectively with various themes in literature, stylistic de¬

vices in prose and poetry, and wisdom and paraenesis. The seventh chapter of Part I was used by J. J. L. Barges in his Histoire des Beni-Zeiyan. Paris 1852 and his Complement de I'histoire des Beni-Zeiyan. Paris 1887. The fourth part has now been made available in a model edition preceded by a detailed introduction which discusses the author's career and analyses Tanasi's interpretation ofthe stylistic devices mentioned in this part. Soudan also presents the history of hterary criticism up to Tanasi's time and compares Tanasi's methods with those of other theoreticians in the Eastern and Western half of the Islamic world. He gives particular attention to the unedited T'iräz al-hulla of Abü Ja'far ar-Ru'ayni (d. 779), a commentary on the Badi'iyya of Ibn Jäbir al-Andalusi (d. 780) on which Tanasi relied very heavily. In his effort to make accessible an interesting text and in using this text to shed light on the differences in the methods follow¬

ed by various schools of literary theory and criticism. Dr. Soudan has suc¬

ceeded admirably. His work deserves a much fuller discussion than can be

undertaken in this short notice.

S. A. Bonebakker, Los Angeles

S. M. Stern: Studies in Early Ismä'Üism. Jerusalem: Magnes Pr.; Leiden:

Brill 1983. XXH, 340 S. 8" (The Max Schloessinger Memorial Series. Mono¬

graphs. 1.)

Der vorliegende Band bietet eine Auswahl aus bisher veröffentlichten (= 2.

Teil, S. 155-320) und noch unveröffentlichten Arbeiten, die sich im Nachlaß S. M. Sterns befinden (= 1. Teil, S. 3-152). D. R. W. Bryer hat in seinem

Vorwort (S. IX-XXII) wertvolle Anmerkungen zu dem von ihm bearbeiteten

wissenschaftlichen Nachlaß vorangeschickt.

Sterns veröffentlichte Arbeiten über die Ismä'iliyya umfassen 4 Gebiete: 1.

die Ihwän as-^afä'; 2. den Aufstieg der Ismä'ili-Bewegung; 3. den Abstieg der

Fätimiden sowie das Verhältnis zwischen Ismä'ilis und Qarämita, und 4. das

Aufsplittern der (iemeinschaft und das Ende der fätimidischen Ära. Die hier von

neuem abgedruckten Arbeiten befassen sich mit dem unter 1-3 genannten The¬

menkreis. Es handelt sich um die folgenden Aufsätze (ursprüngliches Erschei¬

nungsjahr in Klammern): 1. New information about the authors of the „Epistles of the Sincere Brethren" (1964); 2. Ismä'ili propaganda and Fätimid rule in Sind (1949); 3. The early Ismä'ili mi,ssionaries in North-West Persia and in Khuräsän and Transoxania (1960); 4. Cairo as the centre of the Ismä'ili movement (1972); 5.

Heterodox Ismä'ilism at the time of al-Mu'izz (1955); 6. Ismä'ilis and Qarmatians (1961); 7. Abü'lQäsim al-Busti and his refutation of Ismä'ilism.

Zeitschrift der Deutsehen Morgeniändischen Gesellsehaft Band I.S.5. Heft 1 (1985)

© Deutsche Morgenländische Gesellschaft e. V.

(16)

Bücherbesprechungen

Der 1. Teil des vorliegenden Buchs bietet dagegen eine Auswahl aus den bis¬

her unveröffentlichten Vorarbeiten zu einem Buch über die frühe Ismä'iliyya.

Das geplante Buch, mit dessen Ausarbeitung Stern schon in den 50-er Jahren begann, zeigt in seiner Anlage einen historischen (etwa 6 Kapitel) und einen phi¬

losophischen Teil, von welch letzterem die beiden einzigen vollendeten Kapitel (im vorliegenden Buch Kap. 1 und Kap. 3) veröffentlicht worden sind. Von den insgesamt 15 Artikeln sind 5 ediert worden: die Kapp. 2, 4, 5, 6 und 7. Diese bis¬

her unveröffentlichten Studien Sterns erscheinen als Teil 1 des Buchs und tra¬

gen die folgenden Uberschriften: 1. Tlit earliest cosmological doctrines of Ismä'i¬

lism (S. 3-29); 2. Abü Hätim al-Räzi on Persian religion (S. 30-46); 3. The account of the Ismä'ilis in Firaq al-Shi'a (S. 47-55); 4. Tlie „Book of the Highest Initiation" and other anti-Ismä'ili travesties (S. 56-83); 5. Fätimid propaganda among Jews according to the testimony of Yefet b. 'Ali the Karaite (S. 84-95); 6. Al- Mahdi's reign according to the 'Uyün al-Akhbär S. 96-145); 7. Ja'far ibn Mansür al-Yaman's poems on the rebellion of Abü Yazid (S. 146-152).

Im wissenschaftlichen Nachlaß Sterns befinden sich außerdem noch zehn

weitere Artikel, die wegen ihres fragmentarischen Zustands jedoch nicht ver¬

öffentlicht wurden. Sie sind im Vorwort (S. XIX-XXII) inhaltlich zusammenge¬

faßt worden und zeigen den weiten thematischen Rahmen, den Stern seinem

Buche zugrunde gelegt hat.

An der Bearbeitung und Herausgabe eines Teils des wissenschaftlichen Nach¬

lasses war eine Reihe von Forschern beteiligt. Ihnen und dem Verlag ist es zu

danken, daß ein bedeutender Teil der Forschungen, die Stern über mehrere

Jahrzehnte betrieben hat, der Öffentlichkeit nun zugänglich wurde. Bibliogra¬

phische Abkürzungen (S. 321 IT.) und ein Namenregister und Index der Koranzi¬

tate (S. 325-340) beschließen das Buch.

Felix Klein-Franke, Jerusalem

Louis Pouzet [Hrsg. u. Übers.] : Une Hermineutique de la tradition islamique: Le

Commentaire des Arba'ün al-Nawawiya de Muhyi al-din Yahyä al-Nawawi (m.

676/1277). Introd., texte arabe, trad., notes et index du vocabulaire. Beirut 1982. 371, 62 S. (Recherches. Univ. Saint-Joseph, Nouvelle S6rie: A: Langue Arabe et Pens6e Islamique. T. 13.)

Die 40 (in Wirklichkeit 42) Hadite des Damaszener Gelehrten an-Nawawi, eines Zeitgenossen des Zähir Baibars, waren von Anfang an ein Bestseller.

Dabei handelt es sich durchaus nicht um das erste Beispiel einer solchen Samm¬

lung; das Genre ist vielmehr schon von 'Abdallah b. al-Mubärak (gest. 181/797) begründet worden. Aber Nawawis Büchlein ist das erste erhaltene seiner Art,

und es ist im Laufe der Jahrhunderte etwa 50mal kommentiert worden. Wäh¬

rend andere Sammlungen einen thematischen Schwerpunkt setzen (40 Hadite

über den §ihäd, über das Gebet usw.), will Nawawi die Grundzüge des Islams aU¬

gemein erfassen. Auch darin ist er allerdings nicht originell. Er übernimmt die Ahädit al-'äliya (nicht 'äliya, wie S. 51 gesagt) des Ibn as-Saläh aä-Sahrazüri

(gest. 643/1245), 26 an der Zahl, und fügt 16 weitere Traditionen hinzu. Daß diese Kompilation so großen Erfolg hatte, erklärt der Herausgeber aus ihrem schlichten und ausgeglichenen Charakter; sie war ein Breviarium des einfachen Lebens. Der Kommentar, vom Autor selber verfaßt, ist von gleicher Art; er bie-

Zeitschrift der Deutechen Morgeniändischen Gesellschaft Band 13,'), Heft 1 (1985)

© Deutsche Morgenländische Gesellschaft e. V.

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Bücherbesprechungen

tet keine Sensationen. Der Herausgeber hat seiner Edition eine Übersetzung beigegeben und den Text durch eine ausführhehe Einleitung, ein arabisches Glossar und einen Namens- und Sachindex erschlossen. Die Arbeit wirkt verlä߬

lich. Nur die biographische Literatur zu den Prophetengenossen ist nicht

berücksichtigt; Nauwäs b. Sam'än, der S. 168, Anm. 4 als nicht identifizierbar ausgegeben wird, findet sich bei Ibn Abdalbarr; Isli'äb. Ed. Baöäwi. Kairo o.J.

S. 1534nr.2666. Daß die ?7Ä(iai-(/f76a des Ibn al-Atir eine Zusammenfassung der Ansäb des Sam'äni seien (so S. 38, Anm. 3), ist Unsinn; hier ist eine Angabe in

EI^ III 724 mißverstanden. Und daß der bekannte Philologe al-Marzubäni bei

Brockelmann nicht genannt wäre (S. 78, Anm. 1), stimmt auch nicht; vgl.

GAL S l/190f. Brockelmann hat im übrigen richtig M. b. Imrän statt M. b.

'Umrän.

Josef van Ess, Tübingen

Gilbert Delanoue: Moralistes et politiques musulmans dans l'Egypte du XIX'

siecle (1798-1882). Tome I: Livres I, II et III. Tome II: Livres IV et V. Kairo:

Institut fran9ais d'Archeologie Orientale du Caire 1982. XXIV, 739 S. 4" (Tex¬

tes arabes et Etudes islamiques. T. XV, 1. 2. IFAO 580 A-B.)

In dieser ideengeschichtlichen Darstellung der intellektuellen Entwicklung in Ägypten im 19. Jh. analysiert D. Leben und Werk von mehr als 35 verschiede¬

nen islamischen Gelehrten. Sein Hauptaugenmerk liegt auf den damaligen „Grö¬

ßen" der ägyptisch-islamischen Welt, nämlich auf 'Abdarrahmän al-öabarti (st.

1825), Ahmad as-§äwi (st. 1825), Rifä'a at-Tahtäwi (st. 1873), Muhammad 1h§

(st. 1882) und 'Ali Mubärak (st. 1893). D. teilt alle von ihm behandelten Gelehr¬

ten in folgende drei Gruppen ein: die Gelehrten der „Tradition" (31 'ulamä', fuqahä' und Sufis, livres I-III), die Gelehrten der „Aufklärung" (Hasan al-'Attär und Husain al-Marsafi, livre IV) und die Gelehrten der „Moderne" (at-'Tahtäwi und Mubärak, livre V). Die Quellenbasis ist sehr breit angelegt (über 60 hand¬

schriftliche oder gedruckte arabische Quellen), und die Einzelinterpretationen sind im Allgemeinen gut gelungen. Beides machen die Arbeit zu einem wertvol¬

len Nachschlagewerk zur Geschichte des islamischen Denkens in Ägypten im

19. Jh. Die langen, übersetzten Passagen aus dem Werk der diskutierten Ge¬

lehrten hinterlassen bisweilen den Eindruck einer Antologie. Die gewiß proble¬

matische und keineswegs originelle Gliederung der ägyptischen Ideenge¬

schichte in die Triade „Tradition", „Aufklärung" und „Moderne" wird von D.

lediglich aus einer immanenten Textkritik abgeleitet und deckt sich daher nur

selten mit den Forschungsergebnissen z.B. aus der Sozialgesehichte. Hier

macht sich eine Schwäche in der theoretischen Durchdringung der Fragestel¬

lung bemerkbar, die durch das Fehlen wichtiger, teilweise einschlägiger Sekun¬

därliteratur noch verstärkt wird. So wäre eine Diskussion von D.'s Forschung¬

sergebnissen mit denen Peter Grans (Islamic Roots of Capitalism. Egypt 1760- 1840. Austin/Texas 1979) sehr reizvoll gewesen, z.B. in Bezug auf Grans The¬

sen zur sog. islamischen Neoklassik (die in etwa mit D.'s „Aufklärung" identisch wäre!) oder zum sog. „cultural revival" (dies wäre bei D. „Tradition"). F. de

Jongs Arbeiten zum ägyptischen ft^mg-System (bes. Tumq and Tumq-Linked

Institutions in Nineteenth Century Egypt. Leiden 1978) hätten unbedingt berück¬

sichtigt werden müssen. D. scheint die Literatursammlung jedoch schon 1976

Zeitschrift der Deutschen Morgeniändischen Gesellschaft Band l.S.'i. Heft 1 (1985)

© Deutsche Morgenländische Gesellschaft e. V.

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Bücherbesprechungen

abgeschlossen zu haben. Insgesamt birgt die Arbeit sehr viel Neues im Detail (z.B. zur Konzeption des nür muhammadi im 19. Jh.), in der Gesamtkonze])tion jedoch folgt sie einer Tradition, die durch jüngere Forschungen mehr und mehr in Frage gestellt werden dürfte.

Reinhard Schulze, Bonn

Ann K. S. Lambton: State and govemment in medieval Islam. An introduction to the study of Islamic political theory: the jurists. London: Oxford Univ. Pr.

1981. 364 S. (London Oriental Series. 36.)

Die kontroversen, historisch gewachsenen Theorien über Begründung und

Legitimation islamischer Herrschaft stehen strenggenommen im Mittelpunkt dieser Studie. Im fortwährenden Spannungsfeld von Anspruch und Wirklichkeit ist jedoch der nahe Bezug zur leitbildlichen und im Grunde allein autoritätsver-

leihenden Satzung der Sarfa sowie zur einigen, lebendigen Gemeinschaft der

Gläubigen, die sich durch erstere konstituiert, einerseits und zur sich zu verselb¬

ständigen drohenden, weltlicher und moralisch fragwürdiger Eigengesetzlich¬

keit folgenden politischen Sphäre andererseits stets gegenwärtig. Das „ewige"

und natürliche Dilemma, bereits aus den frühislamischen fitan und deren

geistiger Bewältigung hervorgewachsen, durchzieht im weiteren genauso wie

der parallel zur entstellten Wirklichkeit nie gänzlich aufgegebene Absolutheits¬

anspruch des Gesetzes mit seinen ethischen Maximen für „Hirten und Herde"

die juristisch-theologische Literatur. Eindi'ucksvoU und mit zahlreichen Zitaten schildert die Verfasserin insbesondere ab al-Bäqilläni und al-Bagdädi, über al-

ftuwaini und al-GazälT, Fahr ad-Din Räzi, Ibn Gamä'a und Ibn Taimiya bis zu

Ibn Haldün und schließlich Fadl Alläh ibn Rüzbihän (st. 1521) die schillernde Begriffsvielfalt des wechselvollen Herrschaftsgedankens. Die entsprechenden

Theorien, mitunter mit dem Besten des aus der Antike und aus der eigenen

Vergangenheit überkommenen Kulturguts bewehrt, suchten eine beständige

Ausgleichung mit und Angleichung an die veränderliche politische Realität ohne wesentlichen Substanzverlust flir das Ideal herbeizuführen. Doch die mühsame

und kompromißbeladene Auspendelung der religiösen sowie sittlichen und der

politischen Gewichte, welche so mancher Gelehrte auch noch nach dem Unter¬

gang des Kalifats über die Einluhrung von Ersatzinstitutionen zuwege bringen zu müssen sich verpflichtet fühlte, führte letztlich vielfach in die uneingestan- dene Ausweglosigkeit.

Ann Lambtons sehr quellenbezogene und übersichtliche Arbeit behandelt

neben den sunnitischen auch die maßgeblichen schütischen Standpunkte (incl.

Safawiden), die mit ihrer utopischen Machtbasis zwischen gaiha und taqiya

ohnehin die Realität gefährlich verletzten bzw. in deren Erfahrung und poli¬

tischer Bejahung des hehre Ideal verrieten.

Werner Schmucker, Bonn

Andrä Raymond: Artisans et commergants au Caire au XVIIRme siecle. 2 Bde.

Damaskus: Inst. Frangais de Damas 1973-4. LX, 940 S. Index, Schautaf Kt.

Stagnation auf allen Schauplätzen, Verfall herkömmlicher handwerklicher Techniken, rentenkapitalistische (gibt es diesen BegrilT inzwischen im Französi-

Zeitschrift der Deutschen Morgeniändischen Oeselischaft Band 13.'). Heft 1 (198.5)

© Deutsche Morgenländische Gesellschaft e.V.

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Bücherbesprechungen

scheni) Abschöpfung gewerbhcher Erträge durch eine parasitäre Herrscher¬

kaste, aber auch kultureller Niedergang' (S. 585, 810) markieren die Wirt¬

schafts- und Sozialgesehichte Kairos, keiner bedeutenden Metropole mehr,

sondern eines bloßen Provinzzentrums, im 17. und 18. Jahrhundert. Der Glanz¬

zeit des durch die Wirtschaftskraft des osmanischen Binnenmarktes, die von

fremder Konkurrenz freigehaltenen Rotmeerverbindungen und vor allem die

spektakulär steigende Nachfrage nach der neuen Droge Kaifee (S. 142-4) geför¬

derten Orienthandels um das Jahr 1690 folgten in rascher Folge Währungskri¬

sen, die sich in den sinkenden Beträgen der hinterlassenen Vermögen (regi¬

striert in den Gerichtsakten der Personenstandsbehörden, il/a/tA:o?«a-Urkunden) spiegeln und auf die Politik der um die Macht im Lande mit- und untereinander ringenden drei Parteien rückwirkten: Der wälisda Sachwalter der Interessen der Pforte; die Repräsentanten der Ocaks; und die Mamlukenbeys^. Die vier Jahr¬

zehnte nach 1740 brachten eine Periode ökonomischer Gesundung, die dann in

die schreckliche Zeit der rücksichtslos den sinkenden Reichtum des Landes für ihre persönlichen Zwecke mißbrauchenden Beys führte, eine nur kurze Phase (1780-98), in der Währungskrise, Pe.stepidemien und Teuerungen aus unserer

heutigen weisen Rückschau eine besonders behutsame, Initiative, Risiko und

Investitionen ermutigende Wirtschaftspolitik (S. 816) angezeigt hätten. Poli¬

tische Wirren, demographischer Niedergang, vor allem aber die rapide Ver¬

schlechterung der ägyptischen Außenhandelsbilanz (Einfuhr europäischer Tex¬

tilien, die die einzige einheimische „Industrie" gefährdeten; nachlassende Nach¬

frage nach den Produkten des Orienthandels bis zur Umkehr der traditionellen Handelsströme, symbolisiert im Druck karibischen Kaffees auf die ägyptischen

Märkte; wachsende Knappheit an Edelmetallen) — anders ausgedrückt

(S. 814): die beginnende, präkolonialistische „ungleiche" Einghederung Ägyp¬

tens in den Weltmarkt — fiihrten zur unaufhaltsam fortschreitenden, das Ägyp¬

tenbild Europas unmittelbar vor dem Napoleorüschen Feldzug prägenden Ver¬

armung und Verelendung des Landes.

Zwei Phasen waren für die gesellschaftliche Entwicklung des Landes in die¬

sen hundert Jahren von Belang:

(1) 1660 bis 1670, die Entmachtung der Paschas durch die Regimenter und

die Bildung einer von Vorteil und Leistung nach beiden Seiten hin charakteri¬

sierten, geradezu symbiotischen (S. 725), Allianz aus reichen, in die Ocaks for¬

mell (gegen Entrichtung opulenter einmaliger oder auch kontinuierlicher himä-

ya- (Gebühren) kooptierten Großkaufleuten/te^^är (die wohlhabendsten und

mächtigsten unter ihnen zum großen Teil übrigens marokkanischer Prove¬

nienz!, cf S. 472, aber auch z.B. 804) und den beiden dominierenden Regimen¬

tern der Zeit, Janitscharen und Azabän. Die bis dahin erkennbare dominant vertikale Gliederung der ägyptischen Bevölkerung in einheimische — ich möchte hinzufügen: arabischsprachige — Untertanen' und fremde, türkische, Herrscher-

' Dem würden Peter Gran und Michel Mazzaoui mit ihren Thesen von

einer autoehthonen technisch-kapitalistischen Kultur bzw. einer „verlorenen Aufklärung" im Vorderen Orient des 18. Jhdts. freilich widersprechen.

^ Über deren politischen Aufstieg und innere Organisation wir auch jetzt, nach R.s Buch, noch nichts genaues wissen, jedenfalls nicht viel mehr als nach

dem Erscheinen von Peter Holts Aufsätzen zu diesem Thema.

•* Wer waren die awläd al-'arab min al-misriyin waS-Sämiyin, S. 739?

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Bücherbesprechungen

schiebt, wird durch horizontale Schnitte weiter fragmentiert: der Prozeß der Ägyptisiei-ung der einfachen Ocakhs schreitet fort — man spricht von ihnen ab der Mitte des 18. Jhdts. geradezu von der Misirliya (S. 725, 729)! —, auf der anderen Seite solidarisieren sich die Führer der Regimenter und die reichen Händler (vor allern Tuch-, Gewürz- und Kaffeehändler), von deren „Darlehen"

und „Schutzgeldern" die Militärelite ihre konsumptiven Ausgaben bestreitet.

(2) Nach 1770 beginnt die zweite Phase: Das institutionalisierte Duumvirat aus dem mächtigsten Janitscharen- und 'Azabän-Offizier wird beseitigt; die (wie

schon vor 1517) auf Abstand zu der ägyptischen misera plebs bedachten

(S. 785, 817), traditionell von den ländlichen Erträgen lebenden mamlukischen Beys beuten nun auch die städtischen muqäta'ät (die an Volumen den ländlichen Einkünften, wie R. eindrucksvoll nachweist, S. 652, 815, nicht nachstanden!) ohne Gegenleistung nur noch aus und bereiten den Boden für den Aufbruch offe¬

ner sozialer Konflikte zwisehen der ra'iya, gefiihrt — ein Novum ! — von „namen¬

losen" Zunftmeistern und Volkstribunen, und der konsequent (bereits unter der Tyrannei der Beys) auf Wahrung des status quo bedachten einheimischen Elite in den Jahren der französischen Besatzung und der Wiederherstellung osmarü- scher Direktverwaltung.

In einer außergewöhnlich umfangreichen und vielfältigen, aber dennoch von der ersten bis zur letzten Seite fesselnden Monographie, in der erste Ergebiüsse iimner wieder behutsam und, wenn nötig, unübersehbar vorläufig formuliert und

mit dem bisherigen Forschungsstand verglichen werden (S. 451 Rodinson,

S. 507 Baer, S. 587 Gibb-Bowen u.a.), wird die Wirtschafts- und Sozialge¬

sehichte Kairos mit einer Kompetenz und Professionalität dargelegt, wie man es von Islamhistorikern nieht gewohnt ist. Alle verfügbaren Quellengattungen (ägyptische und europäische Archivalien, darunter die französischen Konsular¬

berichte aus Kairo und z.B. die Bücher der Marseiller Handelskammer; erzäh¬

lende Quellen — es fehlen die türkischen Texte!) werden in den für sie gültigen

Grenzen einander ergänzend zu Rate gezogen. Welche Aussagekraft besitzen

namentlich die Nachlaßregister'' nicht nur über Güter und Warenströme, son¬

dern auch über handwerkliche Techniken (cf S. 344-9 über den Rumayla Platz

unterhalb der Zitadelle, das Zentrum des Kairoer Waffen- und Pferdehandels sowie der Manufaktur von einschlägigem Zubehör wie Zelten, Sätteln, Trensen

etc.), die städtische Geographie, die Konzentration fremder nationes in

bestimmten Gewerben und Regionen, das Heiratsverhalten der Gewerbetrei¬

benden und der Militärs und sogar das technische Vokabular der Zeit (nament¬

lich Berufs- und Gerätebezeichnungen).

Es ist besonders beeindruckend zu sehen, wie es dem Vf gelingt, die diversen Quellenkategorien aufeinander zu beziehen: Narrative Quellen und mahkama- Dokumente machen z. B. die Handelsaktivitäten des mächtigen Qäzdugli Emirs TJtmän Kathudä sichtbar (S. III); bei der genauen Abgrenzung der Zuständig¬

keit der Milizen bei der Ausbeutung bestimmter Berufe (z. B. des Gebegi und des Mahtar ba§i, S. 610-12) sowie anderer Pfründen spielen die mahkama-Vrkun-

Hierzu vgl. jetzt auch die Untersuchungen Donald Littles und Huda

LuTFis zu den Jerusalemer irogM/Urkunden des späten 14. Jhdts. oder die For¬

schungen 'Abd al-Öalil at-'TamimIs (Tunis) und Enoin Akarlis (Bogazifi

Ürüv.) zu den arabischen Provinzen des Osmanischen Reiches im 19. Jhdt. nach ilfaMama-Urkunden.

Referenzen

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