• Keine Ergebnisse gefunden

Du «gout» en France

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Du «gout» en France"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

A R S M E D I C I 1 72 0 0 4 833

E D I T O R I A L É D I T O R I A L

rgendwann im Juli: Unsere Nachbarn, ein befreun- detes Ehepaar, sollten eigentlich ihre Ferien genies- sen in der Bretagne. Stattdessen ein Telefon aus der Nähe von Plouguerneau, U. am Apparat: Was er machen solle, sein linkes Knie sei geschwollen, gerötet und schmerze tierisch. U. hat den ziemlich spartanisch ein- gerichteten und ausgestatteten Allgemeinarzt im nächs- ten Dorf aufgesucht und der hat, nach einem Blick aufs Knie und einer Anamnese, die in Art und Dauer dem Praxisinterieur entsprach («Was haben Sie gestern ge- gessen? Gab es in Ihrer Familie Fälle von Gicht?»), die Diagnose gestellt: Gicht. Sein Rezept: Ibuprofen, zirka 600 mg täglich. Und Colchizin. Die Medikamente durfte unser Nachbar in der Apotheke der nächsten etwas grösseren Stadt abholen. Arme Nachbarn, dabei wollten sie doch ausspannen und nicht Auto fahren. Das Resul- tat der Reiserei: Wie gesagt: tierische Schmerzen und

das dringende Bedürfnis nach einer second Opinion.

Eine Bestimmung der Harnsäure? Blutsenkung? Leuko- zyten? Blutbild? CRP? Dazu hätte der Arzt doch Blut entnehmen müssen, oder? – Sicher! – Nein, hat er nicht.

Und auch sonst nichts gesagt. Dafür hat der franzö- sische Kollege U. ein Restaurant empfohlen. Superb!

Der Koch stelle das beste «Kig ha fars du pays capiste»

her. Ein Muss. Ja, gut, für die Gicht sei das vielleicht nicht ganz das Richtige, aber wenn er schon in der Bretagne sei … Bon appétit! Mein lieber Kollege!

Scheints also: eine Monarthritis des Kniegelenks. Ätiolo- gie unklar. Gicht? Dann soll er zumindest ein vernünfti- ges Antirheumatikum nehmen, um die Schmerzen los- zuwerden, Indomethacin oder Diclofenac oder so. Aber vor allem solle er die Diagnose verifizieren lassen mittels Harnsäurebestimmung, am besten gleich noch ein Rönt- genbild anfertigen und das Gelenk punktieren lassen.

Man weiss ja nie. Eine verschleppte bakterielle Gon- arthritis wäre übel. Alles schon gesehen. Eventuell Yersi- nien abklären. Unser Nachbar notiert sich alles und noch mehr und will gleichentags einen zweiten Arzt auf- suchen. Der, so rapportiert unser Nachbar abends am Telefon, hätte den Verdacht geäussert auf eine Schleim- beutelentzündung und ihn ins Spital nach Brest ge- schickt. Noch eine kleine Reise, aber was solls. Dort habe man das Knie geröntgt und für i.O. befunden. Blut wollte man keines abnehmen. Erst auf Drängen unseres potenziell durchaus energischen Nachbarn habe man dann eine einsame Harnsäuremessung vorgenommen.

Normal. Nix Gicht. Auf erneutes Drängen unseres Nach- barn sei zudem das zunächst verschriebene Analge- tikum durch Voltaren ersetzt worden. Jetzt hätten die Schmerzen nachgelassen.

Ach, wenn doch mehr unserer Patienten in ihren Ferien krank würden und einen Arzt aufsuchen müssten, der weder eine Praxisassistentin noch ein Röntgengerät be-

sitzt, kein EKG machen darf, für Blutentnahmen ein La- bor am andern Ende der Stadt bemühen muss, keine Notfallmedikamente abgeben darf und nur eine sehr beschränkte Auswahl an Arzneimitteln zum Verschrei- ben zur Verfügung hat. Gut, die Konsultation beider Kollegen war vergleichweise billig, der Restaurant-Tipp sogar gratis, aber zweifellos: Unser Nachbar wird sich in den kommenden Monaten nicht mehr über zu hohe Krankenkassenprämien in der Schweiz beklagen. Ver- mutlich würde er auch eine Initiative zur Wiederein- führung der Selbstdispensation unterstützen. Immerhin.

Unsere Nachbarn hatten übrigens noch eine weitere Be- gegnung mit der französischen Medizin. Ihr Cockerspa- niel «Tüüfeli» hatte sich nämlich, wie das häufig vor- kommt in dieser Jahreszeit, beim Strandspaziergang eine Granne ins Ohr (genauer: je eine in beide Gehör- gänge) gesteckt und litt – ebenfalls tierisch. Man suchte den nächsten Tierarzt auf. Ein helle, freundliche Praxis, bestens ausgerüstet mit Röntgen und Labor. Eine kom- petente und attraktive junge Veterinärmedizinerin ent- fernte die Grannen in Narkose, und am Abend konnten unsere Nachbarn ihren Cocker gesund und munter wie- der abholen. Für U. ist klar, zu wem er sich das nächste Mal begeben wird, wenn er in der Bretagne ein gesund- heitliches Problem hat. Und das nicht (bloss), weil sie so hübsch war, die Tierärztin …

Richard Altorfer

Du «gout» en France

I

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Die Stadtverwaltung betont nachdrücklich, dass es sinnlos ist, im Impfzentrum Ludwigshafen ohne eigenen Termin oder auf den Verdacht hin vorstellig zu werden, möglicherweise

Im Labor können Blut, Urin oder die Samenflüssigkeit überprüft werden, wodurch sich beispielsweise die PSA-Werte, der Hormonstatus oder eventuell vorliegende Keime

Beim Essen oder Trinken süßer Speisen im Straßencafé oder auf der heimischen Terrasse sollten Allergiker sehr vorsich- tig sein – übrigens kann ein Stich in den Rachenraum auch

« Les élites françaises sont une obsession nationale qui a fait l’objet d’innom- brables études. […] En France, la discussion sur les élites se focalise très souvent sur

So muss gemäß einer hierzu geschlossenen Vereinbarung zwi- schen der Kassenärztlichen Bundes- vereinigung (KBV) und dem Spitzen- verband der Krankenkassen ein qua- lifizierter

So muss gemäß einer hierzu geschlossenen Vereinbarung zwi- schen der Kassenärztlichen Bundes- vereinigung (KBV) und dem Spitzen- verband der Krankenkassen ein qua- lifizierter

Neusc h affung v on FFH-Leb ensraum typen Artenreiche Borstgrasrasen [*6230]. Artenreiche

Hannover — „Giscard d'Estaing sieht die weltpolitischen Probleme durch eine tielschwarz gefärbte Brille. Insbesondere Westeuropa sieht er bedroht. Wie es zu retten wäre, wußte er