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Autor: Kurt Lamedschwandner
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Elektromagnetische Felder und Wellen Bakkalaureatsvertiefung VU 389.143
Elektromagnetische Felder und elektronische Geräte
Kapitel 1.4 Gehäuseschirmung
Dr. Kurt Lamedschwandner, EMV-Prüfzentrum Seibersdorf, Seibersdorf Labor GmbH
https://www.seibersdorf-laboratories.at/produkte/elektromagnetische-felder
EMV-Prüfzentrum SeibersdorfInhalt
1.4 Gehäuseschirmung
Absorptions- und Reflexionsdämpfung
Schirmwirkung
Öffnungen im Schirm
Hohlleiter unterhalb der Grenzfrequenz
Leitfähige Sichtfenster
Stoßstellen und Spalte zwischen Gehäuseteilen
IEMI - Schutzkonzepte
Literatur
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Titelbild: Absorberhalle
18 GHz Absorberhalle für Automotive- Komponententests, MIL-STD 461, DO-160
Beispiel für Raumschirmung
Ausführung: elektrisch leitfähige Schirmwände = Faraday´scher Käfig, meist verzinktes Stahlblech; verschweißt oder verschraubt; Wabenkamine für Lüftung; Türe mit Kontaktfedersystem; Zuleitungen gefiltert hohe Schirmdämpfungen von über 100 dB erzielbar
EMV-Prüfzentrum Seibersdorf
Schirmwände
Störfeld
stellen die Schnittstelle zur em-Umwelt dar:
Entstörfilter
Störsenke
Schirmung Schirmung
Störstrom
Entstörfilter
Störquelle
Störfeld
Störstrom
Lösung für ungeschirmte Leitungen: Einsatz von Entstörfiltern; wichtig ist
eine gut leitende, flächige Verbindung des Filtergehäuses mit der
Schirmwand
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führt ohne Vorkehrungen zur Reduktion der Schirmdämpfung
Lösung für geschirmte Leitungen: Außenhülle der Leitung ist an der Durchtrittstelle rundum gut leitend mit der Schirmwand zu verbinden (z.B.
Kabelschirm-verschraubung)
Durchführung von Leitungen durch eine Schirmwand
Schirmgehäuse
PCB
falsch
Störstrom
Schirmgehäuse
PCB
richtig
Störstrom
Messung mittels Paneel
Abmessungen: 50 cm x 50 cm
Blick von Innen auf das Paneel Blick von Außen auf das Paneel
Bestimmung von Schirmdämpfungen
EMV-Prüfzentrum Seibersdorf EMV-Prüfzentrum Seibersdorf
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Schirmung
Hat 2 Aufgaben:
• Abschwächung der Störstrahlung einer Störquelle
• Schutz der Störsenke vor Störstrahlung
Störquelle Störsenke
Schirmdämpfung ist bestimmt durch:
• das verwendete Material selbst
• Größe, Geometrie und Anzahl der Gehäuseöffnungen Praxis: Öffnungen im Schirm (z.B. Lüftung) bestimmen den Schirmdämpfungswert!
Schirmwirkung von Metallblechen
Luft Z
0Luft Z
0Metall
Z
ME
MdE
iE
rE
tE
ME
MrH
MdH
iH
rH
tH
MH
Mrd
S…Schirmdämpfung als Funktion der Frequenz f E…elektr. Feldstärke, H…magnet. Feldstärke i…incident, t…transmitted
Bei den Impedanzsprüngen tritt Reflexion und Transmission auf.
Innerhalb des Metalls erfolgt Absorption wegen der ohm´schen Verluste.
( )
) log ( 20 ] [ )
( E f
f dB E
f S
t i E
( )
) log ( 20 ] [ )
( H f
f dB H
f S
t i H
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Berechnung Schirmdämpfung
Schirmdämpfung:
…Eindringtiefe, f…Frequenz, d…Dicke der Schirmwand
…el. Leitfähigkeit des Materials, r
…Permeabilität des Materials
Z0…Feldwellenwiderstand Luft, ZM…Feldwellenwiderstand Material A steigt mit d, f, µ, σ
Für Z = Z
0:
R steigt mit σ
R sinkt mit f, µ Für Z ≠ Z
0(Nahfeld):
R steigt bei Z > Z
0(Dipol)
R sinkt bei Z < Z
0(Loop) Absorptionsdämpfung:
Mit Eindringtiefe:
r
d
f d e
dB
A 20 log 8 , 686
0
f 1 2
dB A dB R dB
S
f
Z
M2
Z
MdB Z
R 20 log 4
0Reflexionsdämpfung:
Mit Materialimpedanz:
Absorptionsdämpfung
Eindringtiefe (proportional: 1/f, 1/ , 1/µ )
Quelle: Reiser und
Garbe (2002)
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Absorptionsdämpfung
Reflexionsdämpfung
Je stärker der Sprung im Feldwellenwiderstand, desto größer die Reflexion (im Fernfeld proportional: , 1/f, 1/µ r ).
Quelle: Reiser und
Garbe (2002)
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Messingblech
Schirmdämpfung gerechnet für d = 1 mm und d = 0,5 mm
0 50 100 150 200 250 300
0,001 0,010 0,100 1,000 10,000 100,000 1000,000
Frequenz [MHz]
Schirmdämpfung [dB]
A [dB] für d= 1 mm S [dB] für d = 1 mm R [dB]
A [dB] für d= 0,5 mm S [dB] für d = 0,5 mm
Gilt nur im Fernfeld (Z 0 = 377 Ω)!
Impedanz von Materialien
Impedanz von gut leitfähigen Materialien ist bei niedrigen
Frequenzen sehr gering!
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Impedanz von Feldern
Reflexionsdämpfung im Nahfeld
Fernfeld einer Strahlungsquelle: Z = 377 Material: Z < 377
Nahfeld Dipol: Z > 377 hohe Reflexionsdämpfung!
Nahfeld Loop: Z < 377 geringe Reflexionsdämpfung!
Niederfrequente Magnetfelder sind nur mit magnetischen
Materialien abzuschirmen (Mu-Metall)!
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entstehen durch:
Lüftungsöffnungen
Öffnungen für Bedienelemente und Displays
Gehäuseverbindungsstellen ohne Dichtungen
Beschädigungen bzw. Korrosionseffekte bei den Dichtungen
Unsachgemäße Kabeleinführungen
…
reduzieren die Schirmwirkung
weil der durch das Wechselfeld induzierte Schirmstrom nicht mehr ungehindert fließen kann und
dadurch „Schlitzantennen“ angeregt werden.
Besonders ungünstig: sehr lange Schlitze
Öffnungen im Schirm
Max. erlaubte Schlitzlänge?
in Abhängigkeit von Frequenz und Schirmdämpfung:
wenn z.B. 20 dB SD gefordert
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Einfluss Schlitzlänge und -anzahl
] 2 [ log
20 dB
S l
] [ log 10 log
20 n n dB
S
Literatur: Ott (2009)
S…Schirmdämpfung, l…größte Längsausdehnung, n…Anzahl der Öffnungen, λ…Wellenlänge
Näherungsformel:
Faustformel für die Praxis: l ≤ λ/10
Schlitzlänge λ/2 reduziert S auf 0!
Halbierung der Schlitzlänge bringt 6 dB Verbesserung
Erhöhung der Schlitzanzahl verringert S
2 Schlitze -3 dB 5 Schlitze -7 dB 10 Schlitze -10 dB
Messinggehäuse
für Schirmdämpfungsmessungen:
Hornantenne für f > 1 GHz
30 MHz – 3 GHz: 70 – 100 dB Messdynamik realisierbar!
Gehäuseabmessungen:
60 cm x 60 cm x 90 cm
Gehäuse ist mit Schaumstoff-
Pyramidenabsorbern ausgekleidet.
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Welche Geometrie ist optimal?
Ausführungsform 1: Ausführungsform 2:
Schlitz 294 mm x 15 mm 5 parallele Schlitze je 294 mm x 3 mm
Ausführungsform 3: Ausführungsform 4:
15 parallele Schlitze 2 Schlitze
je 294 mm x 1 mm je 147 mm x 15 mm
Ausführungsform 5: Ausführungsform 6:
10 Schlitze 30 Schlitze
je 147 mm x 3 mm je 147 mm x 1 mm
Ausführungsform 7: Ausführungsform 8:
Quadrat mit Loch mit 75 mm
66,5 mm x 66,5 mm Durchmesser
Ausführungsform 9: Ausführungsform 10:
25 Löcher mit 225 Löcher mit
je 15 mm Durchmesser je 5 mm Durchmesser
343 mm x 343 mm große Messingplatten mit 4410 mm² Lüftungsquerschnitt
Empfangsantenne
IEEE - Bus Meßempfänger
Personal Computer
Signal- generator
IEEE - Bus Messinggehäuse
zu messende Gehäuseteile
34 cm
Sendeantenne 3 m
6,6 m
eingelötete N - Durchführung
R & S SMG
R & S ESVP
55 cm Leistungsverstärker
doppelt geschirmtes Kabel mit Ferriten
Kabel schirmtes doppelt ge-
Mini-Circuits ZHL 2-8
Messaufbau in der Absorberhalle
Quelle: Lamedschwandner und Garn (1998)
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Parallele Schlitze
ΔS = -7dB (n=5) bzw. -12dB (n=15)
0 5 10 15 20 25 30
0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000
Frequenz [MHz]
S chi rm dä m p fung [d B ]
1 Schlitz 294 mm x 15 mm vertikal (Ausff. 1) 5 Schlitze je 294 mm x 3 mm vertikal (Ausff. 2) 15 Schlitze je 294 mm x 1 mm vertikal (Ausff. 3)
l = λ/2
Halbierung der Schlitzlänge
-5 0 5 10 15 20 25 30
0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000
Frequenz [MHz]
S chi rm dä m p fun g [d B]
2 Schlitze je 147 mm x 15 mm vertikal (Ausff. 4) 10 Schlitze je 147 mm x 3 mm vertikal (Ausff. 5) 30 Schlitze je 147 mm x 1 mm vertikal (Ausff. 6) 1 Schlitz 294 mm x 15 mm vertikal (Ausff. 1)
Halbierung der Schlitzlänge: ΔS = +6dB
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Geometrien Loch und Quadrat
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120
0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000
Frequenz [MHz]
S chi rm dä m p fung [ d B]
Meßdynamik
225 Löcher mit je 5 mm Durchmesser (Ausff. 10) 25 Löcher mit je 15 mm Durchmesser (Ausff. 9) 1 Loch mit 75 mm Duchmesser (Ausff. 8) 1 Quadrat mit 66,5 mm x 66,5 mm (Ausff. 7) 2 Schlitze je 147 mm x 15 mm vertikal (Ausff. 4)
Größte Längsausdehnung l bestimmt Schirmwirkung!
Daher günstig: viele kleine Öffnungen!
Faustformel für die Praxis: l ≤ λ/10
Größte Längsausdehnung
f…Frequenz; l…größte Längsausdehnung einer Öffnung; λ…Wellenlänge
l dB
S 14
2 log 10 2 20
log
20
Wenn l = λ/10:
l = 300 mm entspricht Ausführungsform 1
Messwert beträgt ca.16 dB
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Näherungsformel für Lochbleche
Ausführungsform 10: d=5 mm, N=225 Löcher, h=b=D=280 mm, c=20 mm, t=0,5 mm
Bedingung f << f
c; f ≤ f
c/10
im gesamten Messbereich erfüllt!
b h
D * Quelle: Weston (2001)
Vergleich 30 MHz – 1 GHz: Messwerte liegen zwischen 75 dB und 57 dB
d GHz c
f fc 3,5
10
* 5
* 1 , 17
10
* 300
* 1 , 17
10 3
6
0
dB
d D c d
dB t
S 66 , 0
005 , 0
28 , 0
* 02 , log 0
* 20 8 , 5 3
5 ,
* 0
* 32 log
* 20 8 , 3
*
32
32 3
2
ermöglichen unterhalb der Grenzfrequenz f c eine hohe Schirmdämpfung trotz Gehäuseöffnung
Hohlleiter
S…Schirmdämpfung, c
0…Lichtgeschwindigkeit, f
c….Cut-off frequency (Grenzfrequenz),
λ
c…Cut-off wavelength, d….Durchmesser des Hohlleiters, t…..Rohrlänge des Hohlleiters Quelle: Gonschorek (2005)
Cut-off Frequenz für Kreishohlleiter:
d d c f c
c c
8 0
0
1 , 75 * 10
* 71 ,
1
Wenn t/d ≥ 3 Schirmdämpfung ca.100 dB:
d
S 32 * t
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Kreishohlleiter
GHz
f
c2 , 5
07 , 0
10
* 75 ,
1
8
Geometrie: d = 7 cm, t = 21 cm S 32 * 3 96 dB
Rohrlängen: 0 cm, 7 cm, 14 cm und 21 cm
0 20 40 60 80 100 120 140
0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0
f [GHz]
S [dB]
L21 Simulation L21 Messung
0 20 40 60 80 100 120 140
0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0
f [GHz]
S [dB]
L14 Simulation L21 Simulation L14 Messung L21 Messung
0 20 40 60 80 100 120 140
0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0
f [GHz]
S [dB]
L7 Simulation L21 Simulation L7 Messung L21 Messung
0 20 40 60 80 100 120 140
0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0
f [GHz]
S [dB]
L0 Simulation L7 Simulation L14 Simulation L21 Simulation L0 Messung L7 Messung L14 Messung L21 Messung
Wellenausbreitung
Geometrie Kreishohlleiter: d = 7 cm, t = 21 cm
f = 1,28 GHz
f = 2,56 GHz
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Kreishohlleiter mit Leitung
Geometrie: d = 7 cm, t = 21 cm
Ein Hohlleiter funktioniert nur dann als Hochpass, wenn sich kein leitfähiges Material in seinem Inneren befindet.
Vergleich von Messergebnissen mit und ohne Kabelschirmauflegung siehe nächste Folie.
Kreishohlleiter mit Leitung
Leitung nicht aufgelegt
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90
0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0
f [GHz]
S [dB]
Simulation Messung
Leitung außen aufgelegt
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90
0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0
f [GHz]
S [dB]
Simulation Messung Leitung innen aufgelegt
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90
0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0
f [GHz]
S [dB]
Simulation Messung
Leitung beidseitig aufgelegt
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90
0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0
f [GHz]
S [dB]
Simulation Messung
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Öffnungen höchstmöglicher Schirmdämpfung realisiert man als Hohlleiter
Quelle: Ott (2009)
Praxisbeispiel: Wabenkamine als Lüftungsöffnungen
Praxisbeispiel: Durchführung durch eine Schirmwand
Montage eines Potentiometers in Gehäuse mit hoher Schirmdämpfung
Quelle: Goedbloed (1990)
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Schirmfenster für Displays
Zwischen den Glas- oder Kunststoffscheiben sind gestrickte oder gewebte Drahtgitter eingearbeitet.
Die Maschenweite und der elektrische Kontakt an den Drahtverbindungsstellen
beeinflussen die Schirmdämpfung.
Eine gut leitfähige Verbindung des Drahtgitters mit dem Gehäuse ist wichtig.
Source: Chomerics (2007)
Stoßstellen und Spalte
zwischen Gehäuseteilen bilden Schlitzstrahler!
Verbindung von Gehäuseteilen kann erfolgen durch:
• Federleisten
• leitfähige Dichtungen
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Für die Praxis ist folgendes wichtig:
Die Schirmdämpfung wird nicht primär durch das leitfähige Material bestimmt, sondern durch die Öffnungen im Schirm.
Wirkung von Schirmgehäusen
Für große Öffnungen Hohlleitereffekt ausnützen und darauf achten, dass die Hochpasswirkung nicht durch einen elektrischen Leiter zerstört wird. (Abhilfe: LWL)
Viele kleine Löcher/Quadrate sind günstigste Ausführungsform.
Das Ausmaß der Leckstrahlung ist hauptsächlich durch die maximale Längsausdehnung einer Öffnung bestimmt.
IEMI - Schutzkonzepte
sollten folgendes berücksichtigen:
EMV-Analyse
und daraus abgeleitet erhöhte EMV-Anforderungen und Störsicherheitsabstände für systemkritische Komponenten durchgängig auf allen Ebenen
Systemüberlegungen unter Berücksichtigung der
o räumlichen (z.B. Zonenkonzept, geschirmte Räume, Umzäunung), o organisatorischen (z.B. Zutritt, Sicherheitsunterweisung), o HW-technischen (z.B. Härtung gegen Beeinflussung) und o SW-technischen (z.B. Defensive Programming) Gegebenheiten.
o Wenn sicherheitskritisch: verteilte redundante Systeme, Fail-Safe-Prinzip
Betrachtung des Systems unter dem Gesichtspunkt der funktionalen Sicherheit o Systemanalyse / Risikoanalyse mit IEMI als Risikoaspekt
o Sicherstellen der funktionalen Sicherheit über die Lebenszeit des Systems
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EMV elektronischer Geräte:
EMV: Elektromagnetische Verträglichkeit
EMC: Electromagnetic Compatibility
EMB: Elektromagnetische Beeinflussung
EMI: Electromagnetic Interference
IEMI: Indended Electromagnetic Interference
ESD: Electrostatic Discharge
EMP: Electromagnetic Pulse
NEMP: Nuclear Electromagnetic Pulse
LEMP: Lightning Electromagnetic Pulse
Fachbegriffe
IC
Zaun
beinhaltet Systemkomponente, die bestmöglich geschützt werden muss
zentraler Erdungspunkt Yagi-Antenne
Wege der Einkopplung
leitungsgeführte Störung Fenster
Erdkabel Telefonleitung
Gebäude
Störfeld
PCB
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TU-Wien VU 389.143 Folie 41 IC
Zaun
Yagi-Antenne
Erdkabel Telefonleitung
Zone 1: Gebäude
PCB
Zone 2: Anlage
Raum- schirm Gebäude- schirm
Zone 3: System System-
rack
Zone 4: Gerät Geräte-
gehäuse
zentraler Erdungspunkt
Zone 0: Umwelt
Maßnahme Zonenkonzept
Abstand bewirkt Feldreduktion
r E 7 P
PCB IC Zone 4: Gerät
Zone 3: System
Zone 2: Anlage
Zaun
Zone 1: Gebäude Zone 0: Umwelt
Filter 1 Filter 2 Filter 3 Filter 4 Schirm 4 Schirm 3 Schirm 2 Schirm 1
Abstand r Filter 5
Störfeld
E S ,H S E 0 ,H 0 E 1 ,H 1
E
2,H
2E
3,H
3E
4,H
4Angriff mit Störsender
zentraler Erdungspunkt
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Autor: Kurt Lamedschwandner
TU-Wien VU 389.143 Folie 43
Entkopplung der Zonen durch Schirmwände:
Gebäude- (Stahlbeton, verschweißte Gitterpunkte) sowie Raum-, System-, Geräteschirmung (Faraday´sche Käfige)
Fenster, Leckstellen bei Dichtungen, Gehäuseöffnungen,… reduzieren die Schirmdämpfung S
Gesamtschirmdämpfung ergibt sich durch Addition:
Schirmung
S(f)..Schirmdämpfung als Funktion der Frequenz f
E
0….Amplitude der elektrischen Feldstärke vor der Schirmwand bei der Frequenz f E
1….Amplitude der elektrischen Feldstärke hinter der Schirmwand bei der Frequenz f H
0….Amplitude der magnetischen Feldstärke vor der Schirmwand bei der Frequenz f H
1.…Amplitude der magnetischen Feldstärke hinter der Schirmwand bei der Frequenz f
( )
) log ( 20 ] [ ) (
1 0
f E
f dB E
f
S
E
( )
) log ( 20 ] [ ) (
1 0
f H
f dB H
f S
H] [ ]
[ ]
[ ] [ ]
[
(0,1) (1,2) (2,3) (3,4)) 4 , 0
(
dB S dB S dB S dB S dB
S
E
E
E
E
E] [ ]
[ ]
[ ]
[ ]
[
(0,1) (1,2) (2,3) (3,4)) 4 , 0
(
dB S dB S dB S dB S dB
S
H
H
H
H
HPCB IC Zone 4: Gerät
Zone 3: System
Zone 2: Anlage
Zaun
Zone 1: Gebäude Zone 0: Umwelt
Filter 1 Filter 2 Filter 3 Schirm 4 Schirm 3 Schirm 2 Schirm 1
Abstand r Filter 5
Erdkabel U ,I
U 1 ,I 1 U
2,I
2U
3,I
3U
4,I
4 U5,I5leitungsgeführte Störung
U ,I
Filter 4
Angriff über Erdkabel
zentraler Erdungspunkt
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TU-Wien VU 389.143 Folie 45 PCB
IC Zone 4: Gerät
Zone 3: System
Zone 2: Anlage
Zaun
Zone 1: Gebäude
Zone 0:
Umwelt
Filter 1 Filter 2
Filter 3 Filter 4 Schirm 4 Schirm 3
Schirm 2 Schirm 1
Abstand r
Filter 5 Telefonleitung
zentraler Erdungspunkt
Angriff über Telefonleitung
Störfeld
E S ,H S
E 0 ,H 0
U 0 ,I 0
leitungsgeführte StörgrößeU
2,I
2U
3,I
3U
4,I
4 U5,I5U 1 ,I 1
PCB IC Zone 4: Gerät
Zone 3: System
Zone 2: Anlage
Zaun
Zone 0:
Umwelt
Filter 1
Filter 2
Filter 3
Filter 4
Schirm 4 Schirm 3
Schirm 2 Filter 5
Schirm 1
Yagi-Antenne
Zone 1: Gebäude
U5,I5
U
3,I
3leitungsgeführte Störgröße
Störfeld
E 0 ,H 0
E S ,H S
U 0 ,I 0 U 1 ,I 1
U
2,I
2U
4,I
4zentraler Erdungspunkt
Angriff über Antenne
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TU-Wien VU 389.143 Folie 47 PCB
IC Gerät ohne Schirmung
Filter Filter Filter Schirm Schirm
leitungsgeführte Störgröße
Zone 0: Gebäude
Zone 1: Anlage
Zone 2: System
Erdkabel Störfeld
zentraler Erdungspunkt
Angriff im Gebäude
= reduzierte Zonenanzahl
Präventive Maßnahmen:
Möglichst früh im Projektablauf beginnen: EMV-Systemanalyse => techn.
Maßnahmen => Überprüfung durch Vor-Ort-Tests z.B. nach Abschluss der Bauarbeiten, Überprüfung der geforderten Störsicherheitsabstände, mögliche Angriffspunkte getarnt ausführen (z.B. Camouflage-Abdeckungen für Antennen), evt.
Redundanzen im System vorsehen
Maßnahmen während einer Beeinflussung:
System nimmt sicheren d.h. Fail-Safe-Betriebszustand ein z.B. Systemabschaltung;
weiterarbeiten im Hand-Betriebsmodus ggf. möglich, oder redundantes System übernimmt.
Maßnahmen zur Konsolidierung:
Systembeeinflussungen durch Vor-Ort-Test nachzustellen versuchen, daraus entsprechende Abhilfemaßnahmen ableiten und implementieren.
BITTE NICHT: Abschaltung der Sicherheitsfunktionen!
Technische Schutzmaßnahmen
zu verschiedenen Zeitpunkten:
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TU-Wien VU 389.143 Folie 49
Feldstärkepegel [dBµV/m]
Frequenz [Hz]
Störfeldstärkepegel
Störfestigkeitspegel einer Komponente
Störbeeinflussung wahrscheinlich
Störsicherheitsabstand (Immunity Margin)
Störsicherheitsabstand
Störbeeinflussung dann möglich, wenn Störsicherheitsabstand nicht eingehalten wird.
Ziel: EM-Verträglichkeit sicherzustellen und Störbeeinflussungen zu vermeiden.
Präventive Maßnahmen:
Berücksichtigung der EMV-Anforderungen bereits in der frühen
Planungsphase => Festlegung der EMV-Zonen inkl. Umzäunung, Festlegung Platzierung EMV-kritischer Systeme (großer Abstand zum Zaun, ggf. unter der Erde), Besucheranmeldung, Zutrittskontrolle, Videoüberwachung,
Fotografierverbot, Sicherheitsbeauftragte mit EMV-Kenntnissen
Maßnahmen während einer Beeinflussung:
Identifizieren wo und wie die Störung ins System kommt (falls möglich); bei wiederkehrenden Beeinflussungen: Doku (wann?, Art der Störung?, ….)
Maßnahmen zur Konsolidierung:
Organisatorische Betriebsabläufe hinsichtlich Sicherheit verbessern z.B.
verstärkte Zutrittskontrolle (ggf. Zutrittssysteme mit Aufzeichnung bei allen kritischen Gebäuden anbringen)
Org. Schutzmaßnahmen
zu verschiedenen Zeitpunkten:
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TU-Wien VU 389.143 Folie 51
EMV-Umwelt
PCB/IC-Ebene
System/Geräte-Ebene
Gebäude/Anlagen-Ebene
Schnittstellen
Wirkungsbereichsebenen von Schutzmaßnahmen
Schutzmaßnahmen gegen em-Bedrohungen sind umso wirkungsvoller:
Wenn alle Ebenen einbezogen werden:
o Gebäude, Anlage, System, Gerät, Embedded System (PCB, IC)
Wenn alle Einkopplungswege betrachtet werden:
o Feldgebunden (durch Schirmwände, über Antennen)
o Leitungsgebunden (über Energieversorgungsleitungen, über Telefonleitungen)
Wenn alle Arten vom Schutzmaßnahmen gesetzt werden:
o Organisatorische Maßnahmen (bei Planung, bei Errichtung, im Betrieb) o Technische Maßnahmen (HW-technisch, SW-technisch, Redundanzen)
Wenn zu jedem Zeitpunkt Schutzmaßnahmen getroffen werden:
o Präventive Maßnahmen
o Maßnahmen während einer Bedrohung o Konsolidierende Maßnahmen
Zusammenfassung IEMI (1)
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Autor: Kurt Lamedschwandner
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Dabei lassen sich hohe Störgrößen nur durch eine Kaskadierung von Schutzmaßnahmen wirkungsvoll abbauen:
= gestaffelter Schutz = ZONENKONZEPT
o Aufeinanderfolgende Schirme
o Filter- und Überspannungsschutzkaskade
Tritt trotz aller Maßnahmen eine Systemstörung auf, muss sichergestellt sein, dass
o das System keinen unsicheren Betriebszustand einnimmt.
o FAIL SAFE PRINZIP: „If the system fails it has to fail safe.“
Stufenweise Überspannungsbegrenzung:
o Grobschutz: z.B. Funkenstrecke / Hauptverteiler
o Mittelschutz: z.B. Hochleistungsvaristoren, Gasableiter / Unterverteilern o Feinschutz: z.B. Suppressordioden / Endgeräte
Zusammenfassung IEMI (2)
Literatur
Goedbloed, J. J. (1990): “Elektromagnetische Verträglichkeit - Analyse und Behebung von Störproblemen”, Pflaum Verlag, München, ISBN 3-7905-0672-9
Gonschorek, K. H. (2005): „EMV für Geräteentwickler und Systemintegratoren“, 2005, Springer Verlag, Berlin Heidelberg, ISBN 978-3-540-23436-3
Gruber T, Neubauer G, Weinfurter A, Böhm P, Lamedschwandner K (2013):
"Derived Hazard Analysis Method for Critical Infrastructure", Vortrag: SAFECOMP 2013, Toulouse; 24.09.2013; in: "Safecomp 2013 Workshops", LAAS-CNRS, Toulouse, S. 253 – 264, ISBN: 2-907801-09-0
Kohling, A. (2012): „EMV – Umsetzung der technischen und gesetzlichen Anforderungen an Anlagen und Gebäude sowie CE-Kennzeichnung von Geräten“, 2. Auflage, VDE-Verlag, Berlin und Offenbach, ISBN 978-3-8007-3094-0
Lamedschwandner K, Garn H (1998): “Der Einfluß von Gehäuseöffnungen auf die Schirmdämpfung von Geräten“, EMV ´98, 6. Int. Fachmesse und Kongress, Düsseldorf, Proceedings S. 447 – 456, VDE-Verlag, ISBN 3-8007-2324-7
Lamedschwandner, K: ”Schutzmaßnahmen gegen elektromagnetische
Bedrohungen“, Vortrag beim Abschlussworkshop zu Projekt SEMB – Sicherheit
gegen elektromagnetische Bedrohungen kritischer Infrastrukturen, KIRAS
Sicherheitsforschung, Wien, Tech Gate, 23. Jänner 2013
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