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Die interkulturelle Rolle von Priestern im ptolemäischen Ägypten (Kat. 166-170)

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Ursula Verhoeven

28 Die interkulturelle Rolle von Priestern im ptolemäischen Ägypten (Kat. 166-170)

Priester höherer Ränge waren in der Epoche des grie­

chisch­römischen Ägyptens die gelehrten Männer des Landes, die abgesehen vom regelmäßigen Kultvollzug einen tiefen Einblick in das »kulturelle Gedächtnis«, das literarische, mythische und liturgische Repertoire des Alten Ägypten besaßen

1

. Auch in Administration, Topographie, Naturkunde, magisch­medizinischem Wissen konnten sie bewandert sein, weil sie die Mög­

lichkeit hatten, die Schriftquellen verschiedener Epo­

chen, Sprachen und Schriften, die in den Tempelbi­

bliotheken aufbewahrt wurden, zu lesen und zu ko­

pieren. Neben der Umgangssprache und ­schrift des Demotischen mußten sie die ältere Kursivschrift des Hieratischen beherrschen, die bis in die Römerzeit im­

mer noch überwiegend für die Beschriftung von Pa­

pyrusrollen mit religiösem, funerärem und teils auch literarischem Inhalt benutzt wurde

2

. Ein auf Papyrus erhaltener Text schreibt noch im Jahr 162 n. Chr. vor, daß nur derjenige in den Priesterdienst eingeführt werden könne, der aus einer priesterlichen Familie stammt, beschnitten ist und vor einem Prüfungsgre­

mium einen religiösen, hieratisch geschriebenen Text von einer Papyrusrolle vorlesen kann'. Aber auch das immer stärker mit spielerischen Schreibungen angerei­

cherte hieroglyphische Schriftsystem, das vornehmlich für Steininschriften benutzt wurde, setzte entspre­

chende Spezialisten voraus, die über ein fundiertes Wissen sowohl auf sprachlich­schriftlichem als auch auf mythisch­religiösem Gebiet verfügten. Daß die Priester auch Griechisch konnten, ist in vielen Fällen belegbar

4

, während umgekehrt die griechische Bevöl­

kerung eher selten die ägyptischen Dialekte oder Schriftarten erlernte

5

. An der Konzeption von Bi­

oder Trilinguen, vor allem wenn es dabei um Prie­

sterdekrete ging, waren ägyptische Priester daher si­

cher ebenfalls maßgeblich beteiligt.

Die makedonischen beziehungsweise ptolemäischen Fremdherrscher Ägyptens waren bekanntlich Auf­

traggeber und Finanzträger für umfangreiche Tem­

pelbauprogramme am Nil. Die raffinierte Dekoration

der Tempelwände bestand dabei aus der Kombinati­

on von anspruchsvollen hieroglyphischen Texten mit Bildern, die zwar der traditionellen ägyptischen Iko­

nographie und Komposition verpflichtet waren, de­

ren Stil besonders bei den Gesichts­ und Körperfor­

men jedoch innovativ war und auf hellenistische Ein­

flüsse zurückgehen dürfte. Umwälzende Neuerungen finden sich auch in den religiösen Vorstellungen: Ge­

bäude und Riten um die Geburt des örtlichen Götter­

kindes wurden im ganzen Land eingerichtet (soge­

nannte Mammisi; siehe auch unten den Beitrag von D. Budde, S. 334­341), neue synkretistische Götter­

formen und ­kulte wie Sarapis entstanden und wur­

den etabliert (siehe unten den Beitrag von S. Schmidt, S. 291­304)

6

, und in der religiösen Kleinplastik fan­

den graeco­ägyptische Terrakotten weite Verbreitung (siehe unten den Beitrag von S. Sandri, S. 342­346).

Um einen Einblick in die umfangreiche und viel­

schichtige ägyptische Götterwelt und Theologie und den Umgang mit dem traditionellen Gedankengut und den ägyptischen Schriftquellen zu gewinnen, be­

nötigten die Herrscher entsprechende Spezialisten, die im Dienste der Regierung in bezug auf die Tem­

pelorganisation und Baupläne kooperierend tätig wa­

ren. Solche Personen sind in vielen Einzelfällen histo­

risch greifbar, weil sie nach ägyptischer Tradition in autobiographischen Inschriften über die eigene Kar­

riere berichtet haben und uns eine Reihe dieser ein­

drucksvollen steinernen Privatstatuen mit ihren hie­

roglyphischen Texten erhalten geblieben sind. Die ela­

borierten und kunstvoll gestalteten Inschriften sind oft im Rücken der Statuen und in sehr kleiner Schrift angebracht, so daß sie nur unbequem und sowieso nur für Spezialisten lesbar waren. Für die Selbstdar­

stellung der Priester, welche die Statuen im Tempelbe­

reich aufstellen lassen durften, spielten sie jedoch eine große Rolle. Der Vorschlag, die Texte seien bei der Er­

richtung der Statuen möglicherweise auch mündlich vorgetragen und somit »veröffentlicht« worden

7

, ist daher sehr einleuchtend.

Nicht nur in der Konzeption der Tempel, sondern

Originalveröffentlichung in: H. Beck, P.C. Bol, M. Bückling (Hg.), Ägypten – Griechenland – Rom, Abwehr und Berührung.

Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, 26. November 2005 - 26. Februar 2006, Tübingen 2005, S.279-284; S. 593-598

(2)

2 8 0 URSULA VERHOEVEN

a u c h der ihrer eigenen Stelen ist m a n c h m a l ersicht

­ lich, d a ß sie die »Persönliche F r ö m m i g k e i t « sehr wörtlich n a h m e n

8

und sich gegenüber den N e u e r u n ­ gen der Zeit nicht verschlossen: Der Priester im Kö­

nigskult Ptolemaios' V. u n d Tempelschreiber Pa­di­

i m h o t e p , vermutlich aus Tanis im O s t d e l t a , h a t z u m Beispiel die Anbetungsszene seiner Stele sehr eigen­

willig gestaltet (Kat. 168); sie ist s o w o h l stilistisch als a u c h von d e r dargestellten G ö t t e r k o n s t e l l a t i o n her u n g e w ö h n l i c h . N e b e n der V e r w e n d u n g zahlreicher Zickzack­Linien ist sein mehrschichtiges G e w a n d mit Falten u n d F r a n s e n s c h m u c k auffällig, das zu den In­

n o v a t i o n e n der Zeit zählt

9

. Ein b e s o n d e r e s Detail zeigt meines E r a c h t e n s eine neue Variante, mit der ägyptischen K o m b i n a t i o n von Frontal­ und Seitenan­

sicht u m z u g e h e n : D e r H a l s k r a g e n wird hinter den v o r d e r e n Partien des N e m e s ­ K o p f t u c h s beziehungs­

weise der Perücke nicht weiter a u s g e f ü h r t , weil er in

natura d o r t nicht

m e h r zu sehen w a r (vgl. Kat. 2 3 3 ) . Ägyptische Priester am Hof der Ptolemäer

Als »ägyptische E x p e r t e n « , die »am H o f der Ptole­

m ä e r « in direkter und persönlicher Beziehung z u m König s t a n d e n , w u r d e n jüngst 15 Personen bezeich­

net

1 0

, von d e n e n solche mit Priesterämtern hier aus­

s c h n i t t h a f t vorgestellt w e r d e n sollen. Einerseits wird dabei ihre F u n k t i o n f ü r die interkulturelle Vermitt­

lung, andererseits z u m Teil a u c h ihre A n e i g n u n g neu­

er F o r m e n u n d G e d a n k e n zu beleuchten sein. Ihr Ein­

fluß und ihre persönliche A u s s t a t t u n g w a r e n i m m e n s , w a s ihre Selbstdarstellung auf den meist lebensgroßen Statuen o d e r a u f w e n d i g gestalteten Stelen erst e r m ö g ­ l i c h t e " . N i c h t zu vergessen ist d a n e b e n die Rolle von einheimischen Priesterinnen im Geflecht von ägypti­

scher u n d griechischer Gesellschaft, auf die a n d e r n ­ o r t s ausführlich eingegangen w u r d e

1 2

.

Besonders aufschlußreich ist die breite R ü c k e n p l a t t e einer heute leider nicht m e h r erhaltenen Statue des Priesters S o m t u ­ t e f ­ n a c h t a u s H e r a k l e o p o l i s m a g n a (Kat. 166), die verschiedene Besonderheiten a u f w e i s t : ein Bildfeld mit einer K r y p t o g r a p h i e , die vielleicht aus d e m Tempel des Herischef k o p i e r t w u r d e , da solche schwierigen Texte zur E h r u n g der G ö t t e r f i g u r e n in Tempeln m e h r f a c h überliefert s i n d " ; eine direkte u n d sehr persönliche H i n w e n d u n g z u m O r t s g o t t , f ü r des­

sen Hilfe er sich s o w o h l bezüglich seiner Karriere a m H o f e u n d a m Tempel als a u c h in schwierigen Kriegs­

situationen und auf Reisen b e d a n k t ; eine zeitgenössi­

sche Schilderung von 2 0 J a h r e n bewegter ägyptischer Geschichte ­ er erlebte n o c h d a s Ende der letzten p h a ­ raonischen Dynastie, d a n a c h die zweite Perserherr­

s c h a f t , d a n k des göttlichen Beistands ü b e r s t a n d er die

Schlacht bei Issos (oder G a u g a m e l a ) und kehrte heil nach Ägypten z u r ü c k , u m schließlich zu Zeiten Alex­

a n d e r s des G r o ß e n in seinem ägyptischen H e i m a t o r t die Statue errichten und auf deren Rückseite seinen Lebensbericht in einer H y m n e a n den G o t t Herischef (von den Griechen mit Herakles gleichgesetzt) eingra­

vieren zu lassen. N e b e n seiner F u n k t i o n im Tempel­

dienst des Herischef w a r er ­ w o h l unter Dareios III.

­ z u m Vorsteher der Spezialisten in Sachen Schlan­

g e n b e s c h w ö r u n g u n d G i f t h e i l u n g e r n a n n t w o r d e n

1 4

.

Z u Beginn der m a k e d o n i s c h e n E p o c h e lebte u n d w i r k t e auch der b e r ü h m t e H o h e p r i e s t e r und sieben­

malige lesonis des T h o t von H e r m o p o l i s n a m e n s Pe­

tosiris (Pa­di­wsir, »Der, den O s i r i s g e g e b e n h a t « ) , d e r bei seinem gesellschaftlichen Leben offensichtlich ef­

fektiv von seiner G e m a h l i n R e n p e t ­ n e f r e t unterstützt wurde

1 5

. Seine G r a b k a p e l l e in Tuna el­Gebel ist im q u e r g e l a g e r t e n V o r r a u m ü b e r w i e g e n d mit traditio­

nellen ägyptischen M o t i v e n , aber in hellenistischem Stil dekoriert, w ä h r e n d der hintere Bereich a u c h im ägyptischen Stil gehalten ist

16

. In den ptolemäischen W o h n h ä u s e r n von T u n a el­Gebel mischten sich im üb­

rigen in der W a n d d e k o r a t i o n ebenfalls ägyptische mit griechischen M o t i v e n ( R a u b der Proserpina, Elektra, Ö d i p u s , Sphinx, trojanisches Pferd)

1 7

. Schon Petosi­

ris' Vater w a r a m Ende der 30. Dynastie als H o h e r ­ priester des T h o t Berater des Königs u n d h a b e i m m e r die W a h r h e i t z u m K ö n i g g e s p r o c h e n , wie Petosiris herausstellt. Er selbst r ü h m t sich der G u n s t des Kö­

nigs und seiner b e s o n d e r e n Beliebtheit bei den H o f ­ d a m e n . In einer griechischen Inschrift mit jambischen Distichen bezeichnet sich Petosiris in seinem G r a b zu­

d e m als »Weiser« (sophos), in seinen Werken sind sei­

ne besonderen Fähigkeiten für Architektur und Rechts­

wesen, aber auch sein Interesse an griechischer Sprache und Literatur erkennbar. Für seinen jung verstorbenen Sohn h a t er eine Inschrift a n g e b r a c h t , die einerseits nach ägyptischer Metrik so gestaltet ist, d a ß die Anzahl der H e b u n g e n insgesamt der H ö h e des idealen ägypti­

schen Lebensalters von 110 entspricht

1

". Andererseits erinnern der Stil und Inhalt des Textes an ein griechi­

sches E p i g r a m m , in dem unter a n d e r e m wie in einem

threnos die Klage und

Trauer der Hinterbliebenen be­

sonders hervorgehoben wird

1 9

.

U n g e f ä h r gleichzeitig lebte in M e m p h i s ein Stadtgou­

verneur und Amun­Priester, dessen N a m e n wir leider nicht kennen (Kat. 167). Die vierzeilige, n u r teilweise erhaltene Inschrift auf d e m Rückenpfeiler seiner Sta­

tue b e n e n n t Titel, Eigenschaften u n d Etappen seiner

Karriere. Z u n ä c h s t w i r k t e er d e m n a c h n o c h unter

ägyptischer H e r r s c h a f t , d a n n aber, »zur Zeit der Grie­

(3)

DIE INTERKULTURELLE ROLLE V O N PRIESTERN IM PTOLEMÄISCHEN ÄGYPTEN 281

chen«, wurde er zum »Herrscher Ägyptens« bestellt, um als »Ratgeber der ersten Stunde«

20

zu dienen. Es wird angenommen, daß mit dem Herrscher der Satrap Ptolemaios, Sohn des Lagos, gemeint und somit die Zeit vor dessen Krönung 306 v. Chr. angesprochen ist

21

. Interessant ist auch die Aussage, er habe als rede­

gewandter und bedächtiger Mann mit Macht und Charakter neue Ideen im Bereich der Politik ­ Ge­

naueres läßt sich leider nicht entnehmen ­ geäußert, die dem Ptolemäerkönig gefielen. Seine Gewandkom­

bination ist seit der Perserzeit sehr beliebt, hat aber ih­

ren Ursprung bereits in der Saitenzeit und beruht auf Vorläufern in der Königsplastik der 18. Dynastie

22

.

Aus der Zeit von Ptolemaios I. und II. stammt der be­

rühmte Manetho (ägypt. Meri­netjer­aa)

23

, ein ägyp­

tischer Priester und Astrologe aus Sebennytos im Del­

ta, der durch das erste historische Werk über die Ge­

schichte Ägyptens in griechischer Sprache (Aigyptia- ka) bekannt geworden ist. Er hat offensichtlich so­

wohl alte hieroglyphische Quellen als auch die münd­

liche Überlieferung berücksichtigt, kannte daneben aber auch die Werke von Herodot und Homer. Ob die Ptolemäer ihm den Auftrag zu seinem Werk gaben, um die ägyptische Vergangenheit besser verstehen zu können, und welche Rolle er bei der Entwicklung des Sarapis­Kultes einnahm, wird angesichts der schwie­

rigen Überlieferungslage weiterhin diskutiert

24

.

Ein Priester mit aussagekräftigen Denkmälern

25

­ zwei hieroglyphisch beschrifteten Statuen aus den oberägyptischen Städten Qus und Koptos, von denen allerdings nur noch beschriftete Teile erhalten sind ­ ist ein Mann mit dem ägyptischen Namen Senu(­

scheri) oder Ni­su­nu(n)/Esnu(n). Die Namen seiner Eltern sind problematisch, der seines Vaters könnte griechisch Jason oder ägyptisch (?) Niseni lauten, der seiner Mutter Ta­merut oder Pyr(u)/Pyl(u)

26

. Nach seinem ersten Karriereabschnitt in Koptos/Qus wur­

de er unter Ptolemaios II. Mitglied der »Geheimen Kammer« »in einer fernen Stadt, die ich nicht kann­

te«, das heißt wohl in Alexandria. Dort habe ihn der König wegen seiner Weisheit, Eloquenz, Loyalität und Vertrauenswürdigkeit favorisiert. Außerdem scheint er im Bereich der Hieroglyphenschrift spezia­

lisiert gewesen zu sein: Er habe Tage und Nächte da­

mit verbracht, treffende Formulierungen und kor­

rekte Schreibungen für die Rekonstruktion zerstörter Monumente zu finden. Auch als Deuter von Orakel­

fragen (siehe hierzu unten den Beitrag von D. Budde, S. 334­341) gelangte er zu Ruhm. Für Ptolemaios II.

von besonderem Interesse könnte aber sein Wissen in juristischen Fragen gewesen sein, denn dieser Herr­

scher erließ ein neues Rechtssystem in Ägypten. Nach Senus Rückkehr in seine Heimatstadt konnte er die Tempel des Gaus von Koptos restaurieren, er organi­

sierte Prozessionen und Opfer für die lokalen Gott­

heiten und errichtete Statuen für Ptolemaios II. und Arsinoe IL, deren Kult er bis nach 270 v. Chr. betrieb.

Wie B. Legras vermutet, zeigte er besonderes Interes­

se für die mediterranen Herrschaftsbereiche der Pto­

lemäer »bis zur Mitte des Meeres«, vielleicht wegen seines Vaters Jason, der ihn mit der Dichtung über Ja­

son und die Argonauten bekannt gemacht haben könnte

27

. Möglicherweise ist ihm darüber hinaus ein Gnomon zuzuschreiben, so daß er dann auch in der Astrologie bewandert gewesen wäre

28

. Seine religiö­

sen Titel beziehen sich auf Priesterämter für die Göt­

ter Osiris, Isis, Horus, Ptah­Sokar­Osiris in Koptos, Schu und Tefnut in Qus.

Besondere Kenntnisse besaß ein gewisser Har­chebis zur Zeit von Ptolemaios VI. und VIII., der von seinem Vater die magische und medizinische Kunst im Um­

gang mit Schlangen und anderen Gifttieren erlernt hatte und sich auch in den entsprechenden Texten auskannte. Daneben war er bewandert in der Zeit­

rechnung und der aus Mesopotamien herübergekom­

menen Astrologie, woher er Voraussagen über die Zu­

kunft ableiten konnte. Für den König erstellte er ein Horoskop, das ihm hohe Ehren eintrug, bevor er sich im Alter in seine Heimatstadt Imet im Delta zurück­

I Q

zog".

Ptolemaios XII. scheint gute Beziehungen mit dem Hohenpriester von Memphis, mit Pa­scheri­en­ptah/

Psen­ptah III., gepflegt zu haben, der unter anderem dessen Krönung organisiert hat, was aus den Inschrif­

ten seiner informativen und besonders eindrucksvoll gestalteten Stele (Kat. 170) hervorgeht. Neben dieser hieroglyphischen Stele stand in seinem Grab eine zweite, rein demotisch beschriebene, außerdem ein entsprechendes Paar von Stelen für seine vor ihm ver­

storbene Gattin Ta­imhotep (hieroglyphische Stele BM 147; demotische Stele BM 377). Aus diesen Denkmälern gehen genaue Daten über ihr gemeinsa­

mes Leben unter Ptolemaios XII. und Kleopatra VII.

hervor: Während Pa­scheri­en­ptah im Jahr 76 v. Chr.

als 14jähriger bereits die Krönungsfeierlichkeiten von

Ptolemaios XII. Auletes organisierte, wurde seine

Frau erst 73 v. Chr. geboren. Die beiden heirateten im

Alter von 32 beziehungsweise noch nicht 15 im Jahr

58 v. Chr. Sie brachte drei Töchter zur Welt, aber für

die Geburt eines Sohnes mußten sie den Gott Imhotep

um Unterstützung bitten. Im Traum erschien Imhotep

dem Pa­scheri­en­ptah und verlangte Baumaßnah­

(4)

282 URSULA VERHOEVEN

men von ihm. Nach getaner Arbeit wurde Ta-imhotep schwanger und gebar am 15. 7. 46 v. Chr. um 14 Uhr einen Sohn namens Imhotep beziehungsweise Pa-di- bastet. Doch bereits im Alter von 31 starb sie am 15.

2. 42 v. Chr., ihr Mann anderthalb Jahre später am 14. 7. 41 v. Chr. Im Stelentext sind ihr Worte in den Mund gelegt, die nach dem Prinzip carpe diem ihren überlebenden Gatten auffordern, zu essen, zu trinken und fröhlicher Stimmung zu sein, während das Jen­

seits ausgesprochen negativ und deprimierend ge­

schildert wird

30

.

Ausnahmsweise sind bei den Denkmälern dieser bei­

den Eheleute sowohl der Autor als auch der Bildhau­

er namentlich genannt: Die Texte der Stelen BM EA 886 und 147 wurden von Ta­imhoteps Bruder Hor­

imhotep verfaßt und von dessen ältestem Sohn Cha­

hap graviert (erwähnt ist letzterer nur auf der Stele des Mannes, der Stil beider Stelen ist aber sehr ähnlich).

Griechen und hellenisierte Ägypter in Priesterämtern

Andererseits gibt es auch Quellen, die zeigen, daß nicht nur ägyptische Priester in den Tempeln tätig wa­

ren, sondern durchaus auch Griechen oder zumindest stark hellenisierte Ägypter in verschiedenen Ämtern und Positionen zu finden waren. Mit aller Vorsicht bei der Beurteilung griechischer Namen und Rückschlüs­

sen auf die ethnische Zugehörigkeit" können eine Reihe von griechischstämmigen Nichtägyptern oder Söhne aus bikulturellen Ehen in ägyptischen Priester­

ämtern ausfindig gemacht werden.

Die größte erhaltene Privatstatue (Kairo CG 1230;

3,5 m hoch und aus Granit) stammt aus einem ägyp­

tischen Heiligtum in Naukratis, sie ist ans Ende des 4.

oder ins 3. Jahrhundert v. Chr. zu datieren. Sie stellt einen Mann in ägyptischer Manier dar, der sich selbst als »der Grieche, ein Mann aus Pechat (= Naukratis), Priester des Min, des Herrn von Badjed (in Naukra­

tis), Haremhab/Armais, Sohn des Krathes/Chrates, geboren von der Schesemtet/Smithis« tituliert. So trägt er als Sohn eines Griechen und einer Ägypterin zwar einen ägyptischen Namen, aber dazu die Be­

zeichnung Hau-nebut »der Grieche«. Im weiteren Verlauf der Inschrift auf dem Rückenpfeiler dieser na­

ophoren Statue verkündet er, seinen Eltern habe er Bronzestatuen aufstellen lassen, was eine interessante Neuerung aufgrund des griechischen Einflusses dar­

stellt'

2

. Möglicherweise erlangte er seinen für diese Statuen nötigen Reichtum durch eine Beteiligung am florierenden Handel in der multikulturellen Stadt Naukratis". Seine Bezeichnung als hesy, »Gelobter«, verweist auf einen besonderen, »heiligen« Status, den

er als Verstorbener von der Nachwelt erhielt

34

und der seine Integration als Halbgrieche in die ägyptische Gesellschaft anzeigt

35

.

Dagegen trägt Dioskurides (ägypt. Dsqrds geschrie­

ben), geboren von der Ägypterin Ta­di­wsir, einen grie­

chischen Namen. Er lebte unter Ptolemaios VI. und führt auf seinem anthropoiden Basaltsarkophag (Lou­

vre D 40) den hieroglyphisch­phonetisch geschriebe­

nen Titel m irkysmtpyrks (= archisomatopbylax) sowie snty (= dioiketes). Außerdem scheint er General und Priester (des oben genannten Haremhab von Naukra­

tis?) gewesen zu sein und vereint damit zivile, militäri­

sche und religiöse Funktionen in einer Person. In den Darstellungen ägyptischer Tradition auf seinem Sarg ist er auffälligerweise stets mit einem Diadem mit Ro­

sette im Haar geschmückt (vgl. Kat. 169), das den grie­

chischen Rang eines syngenes (Bruder/Verwandter des Königs) ausweist

36

.

Ein anderer Grieche mit diesem Ehrentitel ist Aristo­

nikos

37

, der zusätzlich zu verschiedenen Ämtern in der Staatsverwaltung auch das Priesteramt eines Kind­

gott­Wärters innehatte und im 2. Jahrhundert v. Chr.

in To­bener, einem Kultort des Amun­Re im Delta, wirkte.

Weitere Griechen mit priesterlichen Funktionen waren zum Beispiel Achilleus, Sohn eines Dioskurides, der um 225 v. Chr. Priester im Sarapis­Kult war; ein Sara­

pion trug um 166/65 v. Chr. die Titel »Priester des Ho­

rns« (beziehungsweise Apollo?) und »großer Wab- Priester des Pharaos Alexander«; ein Herodes, Sohn des Demophon, aus Pergamon wirkte 163/62 v. Chr.

als »Priester des Chn[ubis]« und als »|Archi]stolist«

der Tempel von Elephantine und Philae. Ein anderer führte als ägyptischen Namen Hor­em­ach­bit und als griechischen Beinamen Archibios: um 123­121 v. Chr.

fungiert er sowohl als dioiketes (Finanzminister) als auch ­ zumindest nominell ­ als Priester und Königli­

cher Schreiber

38

.

Eine besonders intensive Verquickung der Kulturen und Amtsbereiche zeigt sich bei einem Mann namens Piaton (der Jüngere), Sohn eines Piaton und einer Ägypterin namens Ta­Djehuti/Tathotis vom Anfang des 1. Jahrhunderts v. Chr., dessen Familie aus Alex­

andria stammt, der aber selbst in Oberägypten statio­

niert war. Der Text auf dem Rückenpfeiler seiner Sta­

tue aus Karnak (Kairo JE 38033), bei der er über ei­

nem kurzärmeligen Hemd und einem langen Gewand einen Fransenumhang sowie ein Leopardenfell trägt (vgl. Kat. 168.170), informiert ebenso über seine Tä­

tigkeiten wie einige Papyri

39

: Er hatte das ptolemäi­

sche Amt des Strategen für mehrere Gaue im Bereich

von F'sna und Theben inne und übte Priesterämter für

(5)

DIE INTERKULTURELLE ROLLE VON PRIESTERN IM PTOLEMÄISCHEN ÄGYPTEN 283

verschiedene ägyptische G o t t h e i t e n in den Tempeln

von Esna, K o m O m b o , E l k a b , A r m a n t u n d T h e b e n aus. Im S t a t u e n t e x t berichtet er interessanterweise nicht wie üblich über seine Karriere, s o n d e r n schildert drei Situationen, in denen sich A m u n ihm im O r a k e l o f f e n b a r t u n d wie er selbst das O r a k e l übersetzt be­

ziehungsweise interpretiert habe. Dies k ö n n t e w ä h ­ rend der G e r i c h t s v e r f a h r e n im Bereich der Tempelto­

re geschehen sein, bei denen er als Stratege u n d A m u n ­ Priester a n w e s e n d war

4 0

. Insgesamt m u ß er einerseits a m t l i c h e Briefe in Griechisch v e r f a ß t , andererseits perfekt Ägyptisch verstanden und formuliert h a b e n k ö n n e n . Auf oberster Ebene ist in diesem Fall ein grie­

chischer F u n k t i o n ä r eng in das religiöse Leben der ägyptischen Tempel e i n g e b u n d e n u n d w a r in der La­

ge, die schwierige politische Situation der Zeit nach eigenen M a ß s t ä b e n zu beeinflussen.

A u ß e r diesen identifizierbaren Priestern o d e r Gelehr­

ten sind interkulturelle Bezüge beziehungsweise die w e i t r e i c h e n d e K e n n t n i s d e r hellenistischen K u l t u r a u c h vereinzelt in a n o n y m e n Textpassagen auf Papy­

rus o d e r in den Ritualszenen der g r o ß e n ägyptischen Tempel der Ptolemäer­ und besonders der R ö m e r z e i t zu e n t d e c k e n , die möglicherweise auf solche bikultu­

rellen Priesterpersönlichkeiten z u r ü c k g e h e n , wie sie hier auszugsweise vorgestellt w u r d e n . In einem hiero­

glyphischen P a p y r u s der Ptolemäerzeit, in d e m ein un­

b e k a n n t e r Priester m i n u t i ö s die M y t h e n und Kulte im 17./18. oberägyptischen G a u verzeichnet h a t (Papy­

rus Jumilhac), sind A n k l ä n g e an die Visionen des H e r ­ metikers Asklepius aufzufinden

4 1

. Und in der demoti­

schen Literatur, deren Träger ebenfalls die Priester w a r e n , n e h m e n f o r m a l e u n d stoffliche N e u e r u n g e n a b der Ptolemäerzeit zu u n d zeigen m i t u n t e r eine Re­

zeption »fremder« Vorbilder

4 2

.

In den hieroglyphischen Inschriften des H o r u s ­ T e m ­ pels von E d f u finden sich unter den Aussagen über die S c h ö p f u n g möglicherweise A n k l ä n g e an die platoni­

sche Philosophie

4

'. A u ß e r d e m wird in der Beschrei­

b u n g des Sieges von H o r u s über Seth in einer Inschrift dieses Tempels eine spezielle M e t h o d e der Behand­

lung des O p f e r s e r w ä h n t , wie sie in der Was von Achill a n H e k t o r vollzogen wird ­ somit ist a u c h die Kennt­

nis v o n H o m e r s W e r k e n bei den H i e r o g r a m m a t e n vorauszusetzen

4 4

. Im Tempel von K o m O m b o verber­

gen sich Spuren stoischen G e d a n k e n g u t s , indem in ei­

n e m H y m n u s an Sobek (allerdings erst unter Domiti­

an) die vier Elemente Feuer, L u f t , Wasser und Erde ge­

n a n n t w e r d e n , die in ägyptischen K o s m o g o n i e n in dieser Konstellation keine Rolle spielen, deren Bedeu­

t u n g aber über E m p e d o k l e s von den Stoikern p r o p a ­ giert w u r d e ; auch das nach stoischer Philosophie un­

ausweichliche Schicksal wird im weiteren Verlauf des Textes erwähnt

4 5

. In den S c h ö p f u n g s m y t h e n des rö­

merzeitlichen Tempels von Esna finden sich ebenfalls Parallelen zur platonischen Philosophie. Es w u r d e ge­

zeigt, d a ß die S c h ö p f u n g durch das W o r t hier direkte Bezüge zu Philon von Alexandria (dort: logos tomeus) aufweist, w ä h r e n d andererseits die F u n k t i o n der ägyp­

tischen Schöpfungsgöttin Neith mit arche und proton

ergon in V e r b i n d u n g zu bringen ist46

.

Die g e n a n n t e n Beispiele g r e i f b a r e r Priesterpersönlich­

keiten sowie a n o n y m e Indizien f ü r ihre weitgreifen­

den Interessen stellen n u r einen sehr kleinen Aus­

schnitt dessen dar, w a s an M a t e r i a l ü b e r die Bedeu­

t u n g von Priestern im griechisch­römischen Ägypten inzwischen b e k a n n t u n d bearbeitet ist

47

. Die Rolle der jährlich gewählten e p o n y m e n Priester im Königskult der Ptolemäer, der u m f a n g r e i c h e u n d g u t belegte Kle­

rus von T h e b e n und M e m p h i s , a b e r a u c h a n den gro­

ßen T e m p e l n von Philae, E d f u , D e n d e r a , A c h m i m etc., die zahllosen Stelen, Särge, T o t e n b ü c h e r u n d Ak­

ten von Priestern, Priesterinnen (besonders zahlreich belegt sind s o g e n a n n t e Sängerinnen des A m u n ) u n d ihrer F a m i l i e n a n g e h ö r i g e n a u s den verschiedensten O r t e n Ägyptens geben Z e u g n i s von der gesellschaftli­

chen Bedeutung dieser Berufsgruppe. Die Bezüge z u m eher griechisch geprägten N a c h b a r n o d e r Vorgesetz­

ten, zur griechischen K u n s t , Literatur u n d Sprache w e r d e n o f t n u r zufällig t r a n s p a r e n t . In m a n c h e n Ge­

bieten des Niltals w a r der d y n a m i s c h e P r o z e ß der A n ­ n ä h e r u n g der K u l t u r e n sicher schon bald so weit fort­

geschritten, d a ß zwischen Ä g y p t e r n , Griechen, R ö ­ m e r n nicht m e h r zu t r e n n e n w a r : Ägypten w a r einmal mehr, wie schon von A n b e g i n n , ein f r u c h t b a r e s K o n ­ g l o m e r a t multikultureller K o n t a k t e u n d der d a r a u s resultierenden N e u e r u n g e n auf vielen Gebieten.

Anmerkungen

1 Vgl. z.B. die Kompetenz von Ahmes, Sohn des Smendes, ei­

nem Priester von Karnak und Autor der Inschriften des Euerge­

tes­Tores von Karnak: Ph. Derchain, Allusion, citation, inter­

textualite, in: M. Minas ­ J. Zeidler (Hrsg.), Aspekte spätägypti­

scher Kultur. Festschrift für E. Winter, Aegyptiaca Treverensia 7 (1994) 72 f.

2 Zur Verwendung des Hieratischen im 1. Jt. v. Chr. siehe: U. Ver­

hoeven, Untersuchungen zur späthieratischen Buchschrift, Orien­

talia Lovaniensia Analecta 99 (2001) bes. 8 ff. (23­25 zur Ptolemä­

erzeit) und 338 ff.

3 S. Sauneron, Les conditions d'acces ä la fonction sacerdotale ä l'epoque greco­romaine, in: Bulletin de l'lnstitut Francais d'Ar­

cheologie Orientale 61,1962, 55­57.

4 Literatur bei: H. J. Thissen, Homerischer Einfluss im Inaros­Petu­

bastis­Zyklus?, in: Studien zur Altägyptischen Kultur 27,1999, 381, Anm. 60 f. Darüber hinaus nimmt dieser Aufsatz wichtige Grund­

satzfragen zur aktuellen Sicht des griechisch­römischen Ägyptens

(6)

284 URSULA VERHOEVEN

in den Blick und verneint deutlich die immer noch vertretene An­

sicht einer Trennung der Gesellschaft in einen ägyptischen und ei­

nen griechischen Bereich.

5 H. J. Thissen, Zum Umgang mit der ägyptischen Sprache in der griechisch­römischen Antike, in: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 97,1993, 239­252.

6 Siehe dazu: D. Kessler, Das hellenistische Serapeum in Alexan­

dria und Ägypten, in: M. Görg ­ G. Hölbl (Hrsg.), Ägypten und der östliche Mittelmeerraum im 1. Jt. v. Chr., Ägypten und Altes Testa­

ment 44 (2000) 163­230, bes. 166 ff.

7 Siehe dazu jetzt: J. Baines, Egyptian Elite Self­Presentation in the Context of Ptolemaic Rule, in: W. V. Harris ­ G. Ruffini, (Hrsg.), An­

cient Alexandria between Egypt and Greece, Columbia Studies in the Classical Tradition 26 (2004) 34 f.

8 Grundsätzlich zu dieser Thematik: M.­Th. Derchain­Urtel, Priester im Tempel. Die Rezeption der Theologie der Tempel von Edfu und Dendera in den Privatdokumenten aus ptolemäischer Zeit, Göttin­

ger Orientforschungen 4/19 (1989).

9 Baines a. O. (s. o. Anm. 7) 51.

10 B. Legras, Les experts egyptiens ä la cour des Ptolemees, in: Re­

vue historique 621, 2002, 963­991. Grundlegende Literatur (aus althistorischer Sicht) ist weiterhin: W. Huß, Der makedonische Kö­

nig und die ägyptischen Priester. Studien zur Geschichte des pto­

lemäischen Ägypten, Historia Einzelschriften 85 (1994). Ph. Der­

chain, Les imponderables de l'hellenisation, Monographies Reine Elisabeth 7 (2000), zeichnet anhand einzelner hieroglyphischer In­

schriften ein schillerndes Bild der Hellenisierung.

11 Allgemein und inspirierend zu dieser Thematik jetzt: Baines a. O.

(s. o. Anm. 7) 33­61.

12 Frederic Colin, Les pretresses indigenes dans l'Egypte helleni­

stique et romaine. Une question ä la croisee des sources grecques et egyptiennes, in: Le röle et le Statut de la femme en Egypte hel­

lenistique, romaine et Byzantine, Actes du colloque international, Bruxelles­Leuven, 27­29 Nov. 1997, Studia Hellenistica 37 (2002) 41­122.

13 Zuletzt: Chr. Leitz, Die beiden kryptographischen Inschriften aus Esna mit den Widdern und Krokodilen, in: Studien zur Altägypti­

schen Kultur 29, 2001, 251­276.

14 G. Burkard, Medizin und Politik. Altägyptische Heilkunst am per­

sischen Königshof, in: Studien zur Altägyptischen Kultur 21,1994, 39 f.

15 Vgl. dazu: Ph. Derchain, L'entourage feminin de Petosiris, in:

Chronique d'Egypte 77, 20 02, 65­72, bes. 70 ff.

16 G. Lefebure, Le tombeau de Petosiris, 3 Bde. (1924). Vgl. auch:

Legras a. O. (s. o. Anm. 10) 969 Anm. 29 mit weiterer Lit.; A. von Lie­

ven, Ikonographie und Stil im Spannungsfeld zwischen ägypti­

scher Tradition und griechisch­römischem Einfluß, in: P. C. Bol ­ G. Kaminski ­ C. Maderna (Hrsg.), Fremdheit ­ Eigenheit. Ägypten, Griechenland und Rom. Austausch und Verständnis, Städel­Jahr­

buch N. F. 19 (2004) 309­318; Baines a. O. (s. o. Anm. 7) 45­49.

17 H. J. Thissen, Homerischer Einfluss im Inaros­Petubastis­Zy­

klus?, in: Studien zur Altägyptischen Kultur 27,1999, 386.

18 Die metrische Analyse wurde in einem Seminar mit Ph. Derchain an der Universität zu Köln erarbeit (unpubliziert).

19 Ph. Derchain, Les imponderables de l'hellenisation, Monogra­

phies Reine Elisabeth 7 (2000) 32 f. 54­57.

20 Ebenda 18 f.

21 Legras a. O. (s. o. Anm. 10) 971 f.

22 G. Vittmann, Ägypten und die Fremden im ersten vorchristli­

chen Jahrtausend (2003) 31.

23 D. B. Redford, The Name Manetho, in: L. H. Lesko (Hrsg.), Egyp­

tological Studies in Honor of Richard A. Parker (1986) 118­121.

24 Siehe zu diesem Abschnitt im einzelnen die Ausführungen von Legras a. O. (s. o. Anm. 10) 969. 974 ff.

25 Zum Abschnitt vgl.: ebenda 983 ff. Die Denkmäler des Senu wur­

den zuletzt eingehend von Derchain a. O. (s. o. Anm. 19) 22­31. 44­

53 Taf. Ill­Vl sowie von I, Guermeur, Glanures, in: Bulletin de l'lnstitut Francais d'Archeologie Orientale 103, 2003, 281­296, behandelt.

26 Diskussion der Namen jetzt bei: I. Guermeur, in: Bibliotheca Ori­

entalis 60, 2003, 336­338.

27 Legras a. O. (s. o. Anm. 10) 984.

28 Guermeur, in: Bulletin de l'lnstitut Francais d'Archeologie Ori­

entale 103, 2003, 290 f. mit Taf. V (Petrie Museum U.C. 16376).

29 Legras a. O. (s. o. Anm. 10) 985 f.; Behandlung der autobiogra­

phischen Inschrift bei: Ph. Derchain, Harkhebis, le Psylle­Astrolo­

gue, in: Chronique d'Egypte 64,1989, 74­89.

30 Vgl. R. S. Bianchi et al., Cleopatra's Egypt. Age of the Ptolemies (1988) Nr. 122 (= Kleopatra, Ägypten um die Zeitenwende [1989]

Nr. 116). Vollständige deutsche Übersetzung der Stele der Ehefrau (BM147) von B. Ockinga, in: Grab­, Sarg­, Votiv­ und Bauinschriften, Texte aus der Umwelt des Alten Testaments 2/4 (1988) 540­544.

31 Siehe dazu: G. Vittmann, Beobachtungen und Überlegungen zu fremden und hellenisierten Ägyptern im Dienste einheimischer Kulte, in: W. Clarysse et al. (Hrsg.), Egyptian Religion. The last thou­

sand years. Studies Dedicated to the Memory of Jan Quaegebeur II, Orientalia Lovaniensia Analecta 85 (1998) 1233.

32 Ph. Derchain, Les imponderables de l'hellenisation, Monogra­

phies Reine Elisabeth 7 (2000) 42 f. Vgl. auch: Vittmann a. 0.1240 (24).

33 Baines a. O. (s. o. Anm. 7) 50.

34 Siehe dazu: Guermeur, in: Bibliotheca Orientalis 60, 2003, 334.

35 Derchain a. O. (s. o. Anm. 32) 20.

36 Zum Fall des Dioskurides: Ph. Collombert. Religion egyptienne et culture grecque. L'exemple de Dioskoun'des, in: Chronique d'Egypte 75,2000,47­63. Jetzt auch: Baines a. O. (s. o. Anm. 7) 42 f.

37 I. Guermeur, Le syngenes Aristonikos et la ville de To­bener (Statue Caire JE 85743), in: Revue d'Egyptologie 51, 2000, 69­78 mit Taf. 13 f.

38 Alle Belege und Kommentare bei: Vittmann a. O. (s. o. Anm. 31) 1233 ff.

39 Publikation und Bearbeitung: L. Coulon, Quand Amon parle ä Piaton, in: Revue d'Egyptologie 52, 2001, 85­126 mit Taf. 15­21.

40 Ebenda 107.

41 Ph. Derchain, L'auteur du papyrus Jumilhac, in: Revue d'Egyp­

tologie 41,1990, 9­30, bes. 27.

42 G. Vittmann, Tradition und Neuerung in der demotischen Lite­

ratur, in: Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumskunde 125,1998, 62­77.

43 Ph. Derchain, Des usages de l'ecriture. Reflexions d'un savant egyptien, in: Chronique d'Egypte 72,1997,10­16.

44 Ph. Derchain, Homere ä Edfou, in: Revue d'Egyptologie 26,1974, 15 f. Zu weiteren Bezügen demotischer Dichtung zu Homer bzw. zur griechischen Epik vgl.: Thissen a. O. (s. o. Anm. 17) 369­387.

45 Ph. Derchain, Le stoTcien de Kom Ombo, in: Bulletin de la So­

ciete d'Egyptologie Geneve 22,1998,17­20.

46 M. Broze, Les sept propos de Methyer, in: Bulletin de l'lnstitut Francais d'Archeologie Orientale 99,1999, 63­72.

47 Vgl. z.B. auch: K. Lembke ­ G. Vittmann, Die ptolemäische und römische Skulptur im Ägyptischen Museum Berlin I. Privatplastik, in: Jahrbuch der Berliner Museen 42, 2000, 7­56.

(7)

593

28 Die interkulturelle Rolle von Priestern im 166 Der Priester und Giftheiler Somtu-tef-nacht ptolemäischen Ägypten

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28.166

aus Herakleopolis magna

H 105 cm, B 44,4 cm Kalkstein

Ursprünglich aus Herakleopolis, 1765 im Iseum von Pompeji ent­

deckt

Neapel, Museo Archeologico Nazionale Inv. 1035 4. Jahrhundert v. Chr.

Es handelt sich bei diesem O b j e k t nicht u m eine Ste­

le, s o n d e r n u m die r ü c k w ä r t i g e Platte einer m o n u ­ mentalen Priesterstatue, die selbst leider nicht m e h r erhalten ist. A u f g r u n d der Texte d ü r f t e sie im Tempel des H a u p t g o t t e s von Herakleopolis, H e r i s c h e f / H a r ­ saphes (von den Griechen mit Herakles gleichgesetzt), aufgestellt gewesen sein, bevor sie in römischer Zeit f ü r die D e k o r a t i o n des Iseum von Pompeji u m g e a r ­ beitet und a b t r a n s p o r t i e r t w u r d e .

Der querrechteckige Bildstreifen zeigt links den wid­

d e r k ö p f i g e n G o t t Herischef mit der A t e f k r o n e , vor ihm zwei männliche Figuren mit Königsschurz u n d Krone bzw. N e m e s ­ K o p f t u c h , eine Göttin mit Kuhge­

hörn und Sonnenscheibe ( H a t h o r von H e r a k l e o p o ­ lis?), ein G o t t mit oberägyptischer K r o n e (Osiris?) so­

wie ein nackter Kindgott mit Finger a m M u n d und Sei­

tenzopf (Somtus von Herakleopolis?). Es folgen die

>acht Urgötter< von H e r m o p o l i s mit Frosch­ und Schlangenköpfen. Wenige eingefügte hieroglyphische Zeichen weisen darauf hin, d a ß dieses Bildfeld als re­

busartiger Text zu lesen ist, der sich durch die Schrift­

zeichen a m rechten R a n d auf den Stifter Somtu­tef­

nacht bezieht, o h n e d a ß er selbst dargestellt ist. Insge­

s a m t ist dieses Feld d e m n a c h f o l g e n d e r m a ß e n zu lesen:

»Ehrwürdiger bei Herischef, dem H e r r n der Beiden Länder, Herrscher der Ufer, H e r r von Herakleopolis«.

Die Inschrift unterhalb des Bildstreifens führt diesen Text mit der Aufzählung aller Titel dieses Priesters des Herischef und der Sachmet fort, nennt seinen N a m e n Somtu­tef­nacht (Z. 2) sowie die seiner Eltern (Djed­

Somtu­iuf­anch und Anchet). In Z . 3 läutet »Er sagt«

einen langen Passus (bis Z . 14) ein, der allerdings nicht autobiographisch von seinem Leben berichtet, sondern die Ereignisse in einen H y m n u s an den Lokalgott He­

rischef­Re kleidet, bei d e m er sich f ü r Beistand in schwierigen politischen Situationen b e d a n k t : Unter dem ägyptischen König (»dem guten Gott«) h a b e He­

rischef ihn an den Hof gelangen lassen, so d a ß der Kö­

nig zufrieden w a r mit ihm. Auch der »Prinz von Asien«

(heqa setjetiu) und seine Kurtisanen hätten ihn d o r t ge­

liebt und ihn in das A m t des »Vorstehers der Wab­Prie­

ster der Sachmet von Ober­ und Unterägypten« beför­

dert ­ eine Bezeichnung für Spezialisten in der Versor­

g u n g von Schlangen­ und Skorpionstichen. Herischef

habe ihn auch beschützt hei der Offensive der Griechen

(8)

594 ÄGYPTEN GRIECHENLAND ROM ­ KATALOG

(damit ist entweder die Schlacht von Issos 3 3 3 v. Chr.

oder die von G a u g a m e l a 331 v. Chr. gemeint):

»Du schütztest

mich in der Schlacht der Griechen, als du die Asiaten zurücktriebst. Sie (= die Griechen) tö­

teten eine Million an meinen beiden Seiten, o h n e d a ß sich ein A r m gegen mich e r h o b . D a n a c h sah ich dich im T r a u m . Deine M a j e s t ä t sagte zu mir: >Eile nach He­

rakleopolis! Mein Schutz ist bei dir!< Allein durcheil­

te ich die F r e m d l ä n d e r und ü b e r q u e r t e das M e e r oh­

ne Furcht ... und ich erreichte H e r a k l e o p o l i s , o h n e d a ß ein H a a r von m e i n e m Kopf g e n o m m e n w o r d e n w a r « (Z. 9 ­ 1 4 ) .

Es schließt sich ein Anruf a n alle Priester des Herischef a n , f ü r die ein Gebet zugunsten des S o m t u ­ t e f ­ n a c h t in alle Ewigkeit nützlich sein w e r d e (Z. 1 5 ­ 2 0 ) .

R. Pirelli, in: La collezione egiziana del Museo Archeologico Nazio­

nale di Napoli (1989) 142 f. Nr. 15,1; G. Burkard, Altägyptische Heil­

kunst am persischen Königshof, in: Studien zur Altägyptischen Kul­

tur 21,1994, 39 f. mit weiterer Lit; R. Pirelli, II monumento di Sam­

tawy Tefnakhte e il tempio di Iside a Pompei, in: N. Bonacasa et al.

(Hrsg.), L'Egitto in Italia, Atti del III Congresso Internazionale Italo­

Egiziano, Roma, CNR­Pompei, 13­19 Nov. 1995 (1998) 635­644.

URSULA VERHOEVEN

167 Anonymer Beamter und Priester aus Memphis

H 26,6 cm, B 19,45 cm, T 13,3 cm Gabbro

Eventuell aus Memphis

Wien, Kunsthistorisches Museum Inv. ÄOS 20 Ende des 4. Jahrhunderts v. Chr.

Es handelt sich u m den O b e r k ö r p e r einer stehenden M ä n n e r s t a t u e , die einen kleinen N a o s oder eine G ö t ­ terfigur getragen haben d ü r f t e . Die Büste ist glatt ab­

geschnitten und w a r bereits in einen Sockel vertieft, als die s e k u n d ä r e G l ä t t u n g und Ü b e r a r b e i t u n g d e r O b e r f l ä c h e v o r g e n o m m e n w u r d e . Die N a s e w u r d e aus den unteren Steinpartien ergänzt. Der Text impli­

ziert eine m e m p h i t i s c h e H e r k u n f t , die Statue w u r d e später w o h l von den R ö m e r n zur S c h m ü c k u n g itali­

scher Tempel f ü r ägyptische Gottheiten a b t r a n s p o r ­ tiert und dabei möglicherweise neu modelliert.

D a s schmale Gesicht, bei d e m d a s g r ö ß e r e linke O h r auffällig ist, ist von einer Beutelperücke, die tief in der Stirn sitzt, u m r a h m t . Der O b e r k ö r p e r ist mit einem U n t e r h e m d mit r u n d e m sowie d a r ü b e r einem Ärmel­

g e w a n d mit V­förmigem Ausschnitt bekleidet, unter­

halb der A r m e beginnt ein sicherlich b o d e n l a n g zu er­

gänzender, vor der Brust g e k n o t e t e r Wickelschurz, der seit der Saitenzeit belegt ist.

Auf dem Rückenpfeiler sind unter einer breiten H i m ­

28.167

melshieroglyphe vier T e x t k o l u m n e n mit kleinen Hie­

roglyphen eingraviert, welche die Karriere des h o h e n G o u v e r n e u r s und Priesters von M e m p h i s vor und un­

ter Ptolemaios, Sohn des Eagos, als »Ratgeber der er­

sten Stunde« vor dessen Königsweihe 3 0 6 v. Chr. be­

inhalten:

»(1) Der E h r w ü r d i g e bei Ptah­Südlich­seiner­Mauer, dem H e r r n von M e m p h i s (Anch-taui), E r b f ü r s t , G o u ­ verneur, Siegler des unterägyptischen Königs, Einzi­

ger Freund d u r c h die G u n s t (des Königs), ein Rede­

künstler, mit nützlichem R a t s c h l a g und b e d ä c h t i g s p r e c h e n d , | . . . |

(2) mit den Plänen d e r G ö t t e r ; w e n n (er) heraus­

k o m m t in Jubel, wird getan, w a s er sagt. Einer mit er­

folgreichen Taten, der f ü r das, w a s er begonnen hat, ü b e r a u s richtig >schmiedet<. Der Priester des A m u n des H o c h l a n d e s |von M e m p h i s . . . |

(3) f ü r [...] von deinem Ka. Ich w u r d e reich d u r c h dei­

ne Befehle, da d u e r k a n n t e s t , d a ß mein H e r z allem G u t e n zugetan war. Ich w a r dir treu von Kindesbeinen a n , und so gabst du G u n s t b e w e i s e [...]

(4) N u n , zu Zeiten der Hau-nebut (= Griechen) w u r ­ de ich vom H e r r s c h e r Ägyptens (Heka Ta-meri) geru­

fen, weil er meinen C h a r a k t e r (oder: mich?) liebte und die Ideen k a n n t e , die [ich] gegeben hatte [...].«

Der seltene Titel »Priester des A m u n des H o c h l a n d e s [von M e m p h i s ...]« k ö n n t e auf eine Identifikation mit A n c h ­ h a p i , dem Besitzer eines Kairener Sarges (Ägyp­

tisches M u s e u m Inv. C G 2 9 3 0 8 ) , oder mit einem sei­

ner Familienmitglieder verweisen.

E. Rogge, Kunsthistorisches Museum Wien. Ägyptisch­Orientali­

sche Sammlung 9, Corpus Antiquitatum Aegyptiacarum (1992) 145­152 (Übersetzung: G. Vittmann); H. Satzinger, Das Kunsthisto­

(9)

DIE INTERKULTURELLE ROLLE VON PRIESTERN IM PTOLEMÄISCHEN ÄGYPTEN 595

rische Museum in Wien. Die Ägyptisch-Orientalische Sammlung (1994) 12 Abb. 5; Ph. Derchain, Les imponderables de l'hellenisati- on, Monographies Reine Elisabeth 7 (2000) 18 f. 41. 67-69. Taf. I; I.

Guermeur, in: Bibliotheca Orientalis 60, 2003, 330-333.

URSULA VF.RHOEVEN

168 Der Priester und Tempelschreiber Pa-di-imhotep aus Tanis

H 50 cm, B 33,5 cm, T 8 cm Sandstein

Wahrscheinlich aus Tanis (östliches Nildelta) Amsterdam, Allard Pierson Museum Inv. EA 7776 Ptolemäerzeit, etwa 2. Jahrhundert v. Chr.

Die h o c h r e c h t e c k i g e Stele b e g i n n t m i t einer Kopfzeile fü r die Titel u n d N a m e n des V e r s t o r b e n e n , die aller­

d i n g s erst n a c h e i n e m u n b e s c h r i f t e t e n Q u a d r a t f e l d b e g i n n e n :

» W o r t e zu s p r e c h e n v o m Priester (... H i e r o g l y p h e d e r K u h m i t H a l s b e h a n g , s i t z e n d e r M a n n ) , Priester d e r E r s c h e i n e n d e n G ö t t e r (= P t o l e m a i o s ' V.), Schreiber v o m T e m p e l d e r A n a t , O s i r i s P a ­ d i ­ i m h o t e p , g e b o r e n v o n T a ­ d i u , g e r e c h t f e r t i g t a n S t i m m e . «

D a s in v e r t i e f t e m Relief g e a r b e i t e t e Bildfeld w i r d o b e n v o n einer ü b e r d i m e n s i o n a l e n s c h r a f f i e r t e n H i m ­ m e l s h i e r o g l y p h e ü b e r s p a n n t . R e c h t s s t e h t d e r Priester m i t R ä u c h e r g e r ä t u n d L i b a t i o n s g e f ä ß v o r e i n e m nied­

rigen Altar. Er h a t eine g l a t t e k a p p e n a r t i g e Frisur u n d ist b e k l e i d e t m i t H a l s k r a g e n , g e f ä l t e l t e m u n d g e k n o ­ t e t e m S c h u l t e r t u c h , f r a n s e n g e s c h m ü c k t e m w a d e n l a n ­ gen S c h u r z u n d S a n d a l e n . D a s Schriftfeld ü b e r seinem K o p f b e z e i c h n e t ihn w i e d e r als » O s i r i s P a ­ d i ­ i m h o ­ t e p , g e b o r e n v o n T a ­ d i u , g e r e c h t f e r t i g t an S t i m m e « . Er ist kultisch a k t i v v o r einer D r e i h e i t v o n G ö t t e r n , die s o s o n s t n i c h t belegt ist: Als erste G o t t h e i t steht i h m » C h o n s ­ d a s ­ K i n d , d e r H e r r v o n »Haus d e r Anat<« g e g e n ü b e r , b e k r ö n t m i t d e r H e m h e m k r o n e a u f W i d d e r g e h ö r n , d e m N e m e s ­ K o p f t u c h mit U r ä u s u n d J u g e n d l o c k e u n d g e k l e i d e t m i t e i n e m plissierten knie­

l a n g e n S c h e n d i t ­ S c h u r z m i t S t i e r s c h w a n z im R ü c k e n In d e n H ä n d e n h ä l t er d i e k ö n i g l i c h e n Insignien K r u m m s t a b u n d Wedel s o w i e ein A n c h ­ Z e i c h e n . I Unter i h m sitzen a u f e i n e m h o h e n Sockel zwei G ö t ­ t i n n e n a u f e i n z e l n e n B l o c k t h r o n e n m i t s c h r a f f i e r t e n S e i t e n f l ä c h e n . Die erste, » M u t , die G r o ß e , die H e r r i n v o n >Haus d e r Anat<«, t r ä g t u n t e r d e r D o p p e l k r o n e v o n O b e r ­ u n d U n t e r ä g y p t e n eine G e i e r h a u b e u n d ei­

ne dreigeteilte P e r ü c k e . Die z w e i t e , » A n a t , die H e r r i n v o n >Haus d e r Anat<«, ist m i t d e r A t e f k r o n e ge­

s c h m ü c k t , die a u s e i n e m Binsengeflecht mit S o n n e n ­ scheibe u n d zwei S t r a u ß e n f e d e r n besteht. Beide G ö t ­ tinnen t r a g e n lange s c h m a l e G e w ä n d e r mit Fischgrät­

r­ , » =>v'i. *

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m u s t e r u n d S c h u l t e r t r ä g e r n , d a z u w i e C h o n s einen breiten H a l s k r a g e n . W ä h r e n d er bei A n a t a u f g r u n d ihrer K r o n e v o n einer S c h u l t e r z u r a n d e r e n zu s e h e n ist, ist er bei C h o n s u n d Isis r a f f i n i e r t e r w e i s e n u r zwi­

schen d e n v o n v o r n e zu s e h e n d e n E n d e n d e s K o p f ­ t u c h s bzw. d e r P e r ü c k e a u s g e f ü h r t (vgl. a u c h K a t . 2 3 3 ) . D a s Bildfeld w i r d v o n einer — w i e d e r u m s c h r a f ­ fierten ­ S t a n d f l ä c h e a b g e s c h l o s s e n .

D e r a n s c h l i e ß e n d e vierzeilige T e x t e n t h ä l t einen A n ­ ruf a n die L e b e n d e n z u g u n s t e n des v e r s t o r b e n e n Pa­

d i ­ i m h o t e p u n d b e z e u g t d a m i t die A u f s t e l l u n g d e r Ste­

le a n einem ö f f e n t l i c h z u g ä n g l i c h e n O r t :

»(1) O h , alle Schreiber, alle Reinigungspriester, die al­

le a u s d e n Städten u n d G a u e n k o m m e n : sie sollen ne­

ben diesem Bildnis stehen u n d seinen N a m e n n e n n e n (2) m i t allen g u t e n D i n g e n , u n d sie sollen s a g e n : »Osi­

ris P a ­ d i ­ i m h o t e p , n i m m f ü r dich dieses dein k ü h l e s Wasser, d a s h e r v o r k o m m t n e b e n Osiris, m ö g e n d e i n e Beine (3) auf w e i ß e m Stein schreiten, m ö g e s t d u W a s ­ ser v o n d e r Stelle im Fluß t r i n k e n , m ö g e dein Ba her­

a u s g e h e n in d e r N a c h t , m ö g e dein H e r z göttlich sein, S o k a r ­ O s i r i s , (4) m ö g e s t d u eintreten a n d e r Seite d e r G ö t t e r d e r b e i d e n W a h r h e i t e n , m ö g e s t d u m i t d e n trefflichen Ba­Vögeln vereint w e r d e n , m ö g e dein H e r z

(10)

596 ÄGYPTEN GRIECHENLAND ROM ­ KATALOG

mit deinem Leib z u s a m m e n g e f

ü g t w e r d e n , ewiglich«.«

Der (erwachsen dargestellte) Kindgott C h o n s ­ p a ­ c h e ­ red u n d die Göttin M u t sind Bestandteile der theba­

nisch­tanitischen Triade A m u n ­ M u t ­ C h o n s , die seit der Ramessidenzeit in Tanis verehrt w u r d e . M u t k a n n d a r ü b e r hinaus als Tochter des Re a u c h die k ä m p f e r i ­ schen u n d gefährlichen Z ü g e einer Löwin h a b e n . Die ursprünglich vorderasiatische Kriegsgöttin A n a t galt in Tanis als M u t t e r des Königs. A u f g r u n d seiner Ä m ­ ter in ihrem Heiligtum w a r P a ­ d i ­ i m h o t e p ihr beson­

ders verpflichtet. Die e x p o n i e r t e Stellung des Kind­

gottes, mit d e m er in gleicher K ö r p e r g r ö ß e und H ö h e in der rechten H ä l f t e des Bildfeldes dargestellt ist, im­

pliziert eine Angleichung o d e r z u m i n d e s t enge Bezie­

h u n g zwischen d e m Priester u n d d e m G ö t t e r s o h n : N o r m a l e r w e i s e ist der Kindgott kleiner als seine M u t ­ ter o d e r hinter ihr stehend dargestellt.

Kindgestaltige Gottheiten w u r d e n in der Ptolemäerzeit immer häufiger im ganzen Land verehrt, wobei Chons­

pa­chered in Tanis dem Herakles angeglichen und mit­

unter auch eine Keule haltend dargestellt w u r d e (wäh­

rend der ägyptischen M u t die griechische Hera ent­

sprach). Die H e m h e m k r o n e (siehe den Beitrag von D. Budde, S. 3 3 4 ­ 3 4 1 mit Abb. 1­3) ist an diesem O r t typisch für ihn, w ä h r e n d N e m e s ­ K o p f t u c h , Schurz und Insignien dem Darstellungskanon des ägyptischen Kö­

nigs entsprechen, f ü r dessen legitime T h r o n f o l g e als leiblicher Sohn mit Sonnengottaspekten die Kindgötter Pate standen. Die späteren Prolemäer ließen sich in An­

lehnung an den G ö t t e r s o h n d a n n auch gerne selbst mit der Jugendlocke (Kat. 143) abbilden.

J. Yoyotte ­ P. Chuvin, Le Zeus Casios de Peluse ä Tivoli: Hypothe­

se, in: Bulletin de l'lnstitut Francais d'Archeologie Orientale 88, 1988,175­177 Abb. 2; R. S. Bianchi ­ R. A. Fazzini (Hrsg.), Cleopa­

tra's Egypt. Age of the Ptolemies. Exhibition Catalogue New York, Brooklyn Museum 7 Oct. 1988 ­ 2 Jan. 1989 (1988) Nr. 125; Kleopa­

tra. Ägypten um die Zeitenwende (1989) Nr. 119; E. Lanciers, Die Priester des ptolemäischen Königskultes, in: Revue d'Egyptologie 42,1991,128 f.; M. Minas, Die hieroglyphischen Ahnenreihen der pto­

lemäischen Könige, Aegyptiaca Treverensia 9 (2000) 39.

URSULA VERHOEVEN

169 Kopfteil einer anonymen Priesterstatue aus Buto

H 19,5 cm Schwarzer Basalt Aus Buto (Nildelta)

Württembergisches Landesmuseum Stuttgart Inv. 1.26 Ptolemäerzeit, 2. Jahrhundert v. Chr.

D a s kräftige Gesicht mit breitem Schädel und glatter kantiger Stirn ist u m r a h m t von H a u p t h a a r und Bart,

f

; •;

28.169

die in ihrer gekräuselten S t r u k t u r ineinander überge­

hen, n u r der O b e r l i p p e n b a r t ist mit gerade verlaufen­

den H ä r c h e n wiedergegeben. Auf dem Kopf trägt der Dargestellte einen u m l a u f e n d e n K r a n z aus einzelnen, fast q u a d r a t i s c h g e f o r m t e n Rosetten, die den Ehren­

rang eines V e r w a n d t e n des Königshauses (griech. syn-

genes) anzeigen

d ü r f t e n . N a c h W. Kaiser g e h ö r t die­

ser Kopf zu den realistischen Darstellungen nach 125 v. Chr. und gibt eine v e r ä n d e r t e Geisteshaltung der Zeit nach Ptolemaios VIII./Kleopatra II. wieder.

Unter dem H i n t e r k o p f endet der Rückenpfeiler. Im Bildfeld ist der Priester nun k a h l k ö p f i g , mit langem Schurz, a n b e t e n d vor einem falkenköpfigetl G o t t mit D o p p e l k r o n e sowie einer löwenköpfigen G ö t t i n mit Sonnenscheibe und Uräusschlange eingraviert. Allein der F u n d o r t v e r m a g die G o t t h e i t e n zu identifizieren, deren N a m e n s k o l u m n e n frei geblieben sind: die Lo­

kalgottheiten der uralten D o p p e l s t a d t Pe und Dep, später Buto (= » O r t der Uto«) im Delta w a r e n H o r u s und Um/Wadjet. H o r u s wird hier mythisch in seiner jugendlichen Gestalt verehrt, in der er in den S ü m p f e n des Deltas von seiner M u t t e r Isis u n d von U t o be­

schützt w u r d e . Die s e k u n d ä r e Löwengestalt der ur­

sprünglich mit der Schlange v e r b u n d e n e n Uto f ü h r t e z u m griechischen S t a d t n a m e n Leontopolis.

Die K o m b i n a t i o n von griechisch beeinflußter D a r ­ stellungsart im R u n d b i l d und traditionell ägyptischer Ansicht im Relief, d e m sicherlich eine hieroglyphische Inschrift mit Titeln und N a m e folgte, weist den dar­

gestellten Priester als in beiden Kulturen v e r a n k e r t e Persönlichkeit aus.

Vgl. dazu den Beitrag von U. Verhoeven, S. 279­284; E. Brunner­

Traut ­ H. Brunner ­ J. Zick­Nissen, Osiris, Kreuz und Halbmond. Die drei Religionen Ägyptens (1984) 139 Nr. 110; L. Delvaux, Les bron­

zes de Sais, les dieux de Bouto et les rois des marais, in: W. Clarysse

­ A. Schoors ­ H. Willems (Hrsg.), Egyptian Religion. The last thou­

sand years. Studies Dedicated to the Memory of Jan Quaegebeur

(11)

DIE INTERKULTURELLE ROLLE VON PRIESTERN IM PTOLEMÄISCHEN ÄGYPTEN 597

I, Orientalia Lovaniensia Analecta 84 (1998) 551­568; W. Kaiser, Zur Datierung realistischer Rundbildnisse ptolemäisch­römischer Zeit, in: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Abtei­

lung Kairo 55,1999, 255 Taf. 38 f.

URSULA VhRHOEVEN

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170 Der Hohepriester des Ptah von Memphis Pa­scheri­en­ptah III.

H 72 cm, B 60 cm, T 8 cm Kalkstein

Aus Saqqära

London, British Museum Inv. EA 886 Späte Ptolemäerzeit, 41 v. Chr.

D a s g e w ö l b t e Bildfeld zeigt unter einem Sternenhim­

mel u n d d e r geflügelten S o n n e n s c h e i b e links den k n i e n d e n Priester mit der seitlichen H a a r l o c k e des H o h e n p r i e s t e r s des Ptah von M e m p h i s , gekleidet in ein langes G e w a n d mit P a n t h e r f e l l ü b e r w u r f (das vor­

ne mit einer g e k n o t e t e n Schnur z u s a m m e n g e h a l t e n wird) sowie mit Sandalen. Sein N a m e Pa­scheri­en­

ptah/Psentais bedeutet »Der Sohn des P t a h « . Er f ü h r t

das Ritual »Den G o t t viermal a n b e t e n « aus, vor i h m ist sein eigenes T o t e n o p f e r dargestellt. Ihm gegenüber stehen a c h t Gottheiten, deren Gesichter sich auf der­

selben H ö h e wie das des H o h e n p r i e s t e r s befinden, al­

lerdings ist er a u f g r u n d seiner k n i e n d e n H a l t u n g da­

d u r c h die g r ö ß t e und unterschwellig b e d e u t e n d s t e Fi­

gur des Registers. Die G ö t t e r von links n a c h rechts:

Osiris ­ mumifiziert, mit der A t e f k r o n e , auf d e m Sok­

kel der M a ' a t stehend,

Apis ­ mit Stierkopf und Uräusschlange,

Isis und N e p h t h y s ­ bei denen jeweils beide Brüste in für Ägypten singulärer Weise n e b e n e i n a n d e r im Pro­

fil reliefiert sind, w a s eine w o h l hellenistisch inspirier­

te I n n o v a t i o n darstellt,

H a r e n d o t e s ­ mit Falkenkopf u n d D o p p e l k r o n e , Anubis ­ mit S c h a k a l s k o p f ,

I m h o t e p ­ vergöttlichter Baumeister und H e i l k u n d i ­ ger, der hier als Verstorbener gekleidet ist,

der Falke des Westens ­ auf einer S t a n d a r t e , so d a ß er als Tier dieselbe Gesichtshöhe wie die übrigen G ö t t e r erreicht.

Sie alle geben ihm ­ nach Aussage der Beischriften ­ Gutes f ü r seine jenseitige Existenz. A m linken R a n d u m k l a m m e r t eine lange Palmrippe als Symbol für Mil­

lionen von Jahren die Figur des Priesters mit dem Text, rechts steht ein langes Was­Szepter als Himmelsstütze und als Symbol für Glück bzw. M a c h t . Die letzte Text­

zeile ist von dieser U m k l a m m e r u n g a u s g e n o m m e n , sie enthalt die N e n n u n g des Verfassers des Textes (der Schwager des Pa­scheri­en­ptah mit Schreiber und Prie­

sterämtern n a m e n s Hor­imhotep) sowie des Graveurs (dessen ältester Sohn Cha­hap).

Der 14zeilige Text beginnt mit einer O p f e r f o r m e l an die dargestellten G ö t t e r und n e n n t d a n n über drei Zei­

len alle Titel des Pa­scheri­en­ptah, so d a ß sein N a m e in der Mitte von Z . 5 sicher nicht zufällig e x a k t im me­

trischen Z e n t r u m der g e s a m t e n Stele steht. A m An­

fang von Z . 6 lautet die Formel »Er sagt« den a u t o ­ b i o g r a p h i s c h e n Teil ein, dessen L e b e n s d a t e n a u f ­ g r u n d von A n g a b e n auf der Stele seiner G e m a h l i n Ta­

i m h o t e p / T a i m u t h e s ( L o n d o n , British M u s e u m Inv.

EA 147) sicher d a t i e r b a r sind:

Kurz nach seiner A m t s e i n f ü h r u n g als H o h e r p r i e s t e r mit 14 J a h r e n organisiert er im J a h r 76 v. Chr. in M e m ­ phis die K r ö n u n g von Ptolemaios XII. nach p h a r a o n i ­ schem Ritual. Anschließend fährt er nach Alexandria, w a s er altertümlich umschreibt: »Ich ging zur Resi­

denz der griechischen Herrscher (in Z . 9 findet sich der

ägyptische Ausdruck für die Inseln der Ägäis: hau-ne-

but), die

an der Küste des Meeres liegt, westlich der

Ac/tf­Sümpfe, u n d die m a n Rakotis nennt.« Der König

erscheint und gelangt z u m Tempel der Isis, w o er ein

großes Speiseopfer und "anschließend eine Prozession

(12)

598 ÄGYPTEN GRIECHENLAND ROM - KATALOG

um den Tempel der Isis in seiner Q u a d r i g a im G a l o p p « vollzieht (in Z . 10 zweimal eine detaillierte Streitwa

­ gen­Hieroglyphe). Anschließend h a b e der König ver­

k ü n d e t : »Ich h a b e den großen Vorsteher der H a n d ­ w e r k e r Pa­scheri­en­ptah zu meinem Priester ge­

m a c h t « , und dieser bespricht mit ihm d a r a u f h i n jähr­

lich die Angelegenheiten der Tempel von Ober­ u n d Unterägypten. Jedes M a l , w e n n der König seine In­

spektionsreisen nach Süden u n t e r n i m m t , m a c h t er mit seinem Gefolge Station in M e m p h i s bei Pa­scheri­en­

p t a h , der für ihn ein üppiges Picknick zur Erholung veranstaltet, u m r a h m t von den u n t e r h a l t s a m e n Feiern zum dortigen N e k r o p o l e n f e s t . Er wird vom König des­

wegen sehr gelobt, und die Details seiner Anstrengun­

gen w e r d e n erahnbar, w e n n Pa­scheri­en­ptah zur Be­

g r ü n d u n g der königlichen Ehren bekennt: »Ich bin schließlich ein sehr reicher M a n n und verfüge über die schönsten Tänzerinnen.«

Ph. Derchain, Le pique-nique de l'Aulete, in: W. Clarysse - A. Schoors - H. Willems (Hrsg.), Egyptian Religion. The last thou- sand years. Studies Dedicated to the Memory of Jan Quaegebeur II, Orientalia Lovaniensia Analecta 85 (1998) 1158-1160; S. Walker - P. Higgs (Hrsg.). Cleopatra of Egypt. From History to Myth, Exhi- bition Catalogue London, British Museum, 12 April - 26 Aug. 2001 (2001) 184-186 Nr. 192; J. Baines, Egyptian Elite Self-Presentation in the Context of Ptolemaic Rule, in: W. V. Harris - G. Ruffini (Hrsg.), Ancient Alexandria between Egypt and Greece, Columbia Studies in the Classical Tradition 26 (2004) 56-59.

U R S U L A V F . R H O K V E N

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