Deutschland, deine Griechen ...

G E G E N · . .- - . _··

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ZEITSCHRIFT FÜR DEN DISPUT ÜaER WISSEN

Die 1997 gegründete Zeitsehrift .fngt nach den Voraussc:tzung.:n, Beschrinlcungen, Erfolgs·

loc:dinl!"ngt:n,lcurz: dem Kontext du Wissenscrzeugung" (Dieter Simon, Herausgeber der ':tC.Emv<lRTE)

Heft 4 bcschiiftigt sich mit der •Streitlwltur in den Wissenschaften• am Beispiel roerva1UChe:

Angriffe und Verteidigung, der •Aifenforscher• WolfSänger im Gesprach mit dem >Gerechtig·

keintorscher• Leo Monnda und Chancen der Mediation. Manfred Bierwisch beobachtet eine ,;chsame AtJ!umentation.

'Iehen Beitrigen über kämptcnde Stiere und d.u Lani!Uitgcdiichtnis der Böden, Streitkultur und

~udom\c 5010ie die sdiWieri~t G'rcii'Dielll~ng zwi'iChen 'fier und'Menscli erzahlt Horen-Autor Uwt Hm•u •Wie der Killerwal Willy seine Wärter ühmt•- und wie in jedem Heft ein Bericht Jer !liegenden Schildkrote.

lieft 4 der GEGENWORTE erscheint im Oktober 1999.

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wicklungen in Perspektive. Es ist dies ein Buch, das die Wandlungen in Euro- pa aus amerikanischer Sicht wiedergibt und der Frage, warum derartige Um- wälzungen ohne militärische Auseinan- derseczungen stattfinden konnten, kompetent nachgeht und aufgrund der tiefen Einblicke Hutchings' in das .,In- nere der Macht" Antworten liefert, die man in anderen Publikationen meist vergeblich sucht.

Sven Sehröder

Costas Gianacacos / Stamatis Gerogiorgakis (Hrsg.)

Deutschland, deine Griechen ...

Eine Anthologie (zweisprachig:

Deutsch I Griechisch)

Diverse Obersetzer I Obersetzerinnen Köln: Romiosini

1998, 444 Seiten

Nach Deutschland eingewanderte Autorinnen und Autoren fühlen sich oft unter starkem Legitimationsdruck.

Schreiben und publizieren sie doch in einem Land, das ebenso starke_ Ressen- timents ihnen gegenüber hat(te), weil sie entweder nicht auf deutsch schrei- ben, aber ihre Texte überserzen (lassen) oder sich Deutsch als Literatursprache erst erkämpfen mussten. Selbstorganisa- tionen sind Versuche, diesem Druck standzuhalten und zugleich Unterstüt- zung auf dem Weg zur Öffentlichkeit zu bekommen. Die "Vereinigung Grie- chischer Schriftsteller in der Bundesre- publik Deutschland" mischt sich seit der Gründung im Jahre 1996 aktiv in die Literaturszene ein. Die Anthologie

"Deutschland, deine Griechen ... " ist ein erster Schritt, die Arbeit dieser Organi- sation vorzustellen. Erzählungen, Ro- manfragmente, Berichte, Essays und Gedichte von 38 Autorinnen und Au- toren verschiedener Jahrgänge zeigen in sorgfältiger Auswahl die Standorte und Seile beim Schreiben in der Fremde.

Vertre-ten sind bereits bekannte Namen, wie Jorgos Marzuranis, dessen eindring- liche Dokumentar-Prosa sich mit der Arbeitswelt der Migranten befasst. Wie

ein (autobiographischer) Bericht liest sich zunächst auch "Disposition für die Fremde" von Diana Canerti. Doch ist dieser Essay, basiere~d auf einem Inter- view mit der in Frankreich und Grie- chenland lebenden Philosophin Mimi- ka Cranaki, eine beunruhigende Refle- xion über die Fremde a~ sich, als Da- seinsform. Sie lässt die Fragilität der Existenz auf einer Drehscheibe der Sprachen und Kulturen klar erkennen.

Ähnlich, aber weitaus provokanter for- muliert Antonis Risos in seinem Essay

"Vacersprache und Mutterland" diesen Konffik.c: "Die spi-ad1e der Fremde Tst die Stummheit, und das ist folgerichtig:

man holt den Gastarbei~er ins Land, nicht damit er spricht, sondern damit er schweigend gehorcht."

Durchaus nicht schweigend sind die Erzählungen dieser Anthologie. Am überzeugendsten sind solche, in denen Kinder die Hauptrolle haben. So in

"Um Murcers genähten Bauch versam- melt" von Leonidas Panagiocidis, der von einer Geburt durch Kaiserschnitt berichtet und immerhin mit der Be- merkung schließt, "dass Sprechen gleichbedeutend ist mit: ich trete in Be- ziehung zu anderen Menschen." Doch Kommunikation kennt Machtgrenzen, Unten und Oben sind spätestens dann geregelt, wenn die Polizei mitspielt. Ei- ne solche Situation hat Aris Christidis in "Wer kontrolliert die Kontrolleure?"

zu einer großartigen Satire aus Absurdi- stan verarbeitet.

Nicht alle halten das Niveau der er- wähnten Texte. Manche erweisen sich als fast larmoyante Erlebnisberichte ("Die zweite Chance" von Marianna Lösch-Kommata), andere als zu ober- flächlich komponiert, insbesondere eine Reihe von Gedichten. Doch die Mehr- zahl ist wie ein erfahrener Führer durchs Dickicht der Erfahrungen als Emigrant( in). Diese Texte haben end- lich auch literarische Qualitäten gefun- den, die keinen Vergleich zu scheuen brauchen. So ist ein berechtigtes Selbst- bewusstsein der Autorinnen und Auto- ren zu spüren, und die Lektüre dieses Bandes bietet deshalb sowohl unbeque- me Ansichten als auch ungetrübtes Vergnügen.

Hans-Dieter GrlJneft/d

Kultur./tutnusch 3/99