1
WECHSELSTROM Fortsetzung von W1 …
e) Spannung- und Stromverlauf bei Widerstand R , Kondensator C und Spule L.
Die Spule mit der Selbstinduktivität L:
Im Arbeitsblatt EM4 haben wir gelernt, dass die tatsächliche Spannung U an einer Spule, welche nach dem Ohmschen Gesetz letztlich für die Stromstärke verabtwortlich ist, eine Überlagerung der Spannung USQ der Spannungsquelle und der durch die Selbstinduktion entstandenen Gegen- spannung Uind ist. Es gilt also U =USQ+Uind. Die induzierte Spannung Uind ergibt sich aus der Änderung Φɺ des magnetischen Flusses. Da die Querschnittsfläche A der Spule aber konstant ist, beruht Φɺ nur auf der Flussdichtenänderung Bɺ. Die Flussdichte B wiederum ist proportional zur Stromstärke I durch die Spule. Daher haben wir letztlich eine Proportionalität zwischen der indu- zierten Spannung Uind und der Änderung Iɺ der Stromstärke. Der Proportionalitätsfaktor heißt L = Selbstinduktivität. Die Lenzsche Regel bringt ein Minuszeichen. Daher ergibt sich letztlich Uind = − L I⋅ɺ. Die Selbstinduktivität hängt von der Bauform ab. Es gilt L=µ µr⋅ 0⋅n2⋅A l/ . Die Gleichung U =USQ+Uind geht also über in U =USQ− L I⋅ɺ. Mit U =R I⋅ folgt dann
R I⋅ =USQ− L I⋅ɺ. Für die ideale Spule ist nun aber R=0. Damit haben wir 0=USQ− L I⋅ɺ. Nun wurde gesagt, dass die Spannung USQ nicht zwingend von einer Spannungsquelle, sondern auch von einem anderen Bauteil kommen kann. Deshalb wurde USQ durch UL ersetzt, um anzu- deuten, dass UL die an L angeschlossene Spannung ist. Entsprechend wurde die Stromstärke I als
IL bezeichnet. Damit gilt für die ideale Spule 0=UL− L I⋅ɺL bzw. UL = L I⋅ɺL . Hier darf man nichts verwechseln, denn Uind =− L I⋅ɺ und UL = +L I⋅ɺL. Nun wird die Wechselspannung
ˆ sin
UL=U ωtan die Spule angeschlossen. Also gilt L I t⋅ɺL( )=Uˆsinωt. Gesucht ist der Stromver- lauf ( )I tL . In Arbeitsbl. EM4 war gezeigt, durch Integration ergibt sich ˆ
( ) cos ( )
L
I t U t
L ω
= −ω ⋅ . - Der Faktor vor der Kosinusfunktion ist Uˆ /ω⋅L. Die Stromamplitude ist daher ˆI =Uˆ /ω⋅L . - Die Minus-Kosinuskurve startet eine Viertel Periode später als die Sinuskurve.
Je größer die Frequenz f, desto größer der induktive Widerstand XL .
Der Grund: Bei hoher Frequenz muss das Magnetfeld permanent auf- und abgebaut werden.
Beide Vorgänge stellen wegen der Lenzschen Regel eine Behinderung des Stromflusses dar.
Daraus erklärt sich, dass der induktive Widerstand XL für f → ∞ ebenfalls gegen ∞ strebt.
Weil der Ohmsche Widerstand der idealen Spule R=0 ist, fließt ohne die Gegenspannung der Induktion ein unendlich großer Strom. Das geschieht für f →0 bzw. ω→0.
Daraus erklärt sich, dass der induktive Widerstand XL für f →0 ebenfalls gegen null strebt.
IL
UL
t Ergebnisse:
1) An der Spule hinkt der Strom der Spannung um eine vier- tel Periode nach.
2) Zu Uˆ gehört die Stromamplitude Iˆ=Uˆ /ω⋅L.
3) Der induktive Widerstand beträgt U Iˆ ˆ/ = XL =ω⋅L . Die Maßeinheit von XL ist wiederum Ω (Ohm).
Der induktive Widerstand XL ist prop. zu ω und zu L.
https://roter-faden-physik.de/ W2 von 5 Copyright Dr. Ortwin Fromm
2
1) Messung der Induktivität L einer Spule.
einstellen. Das Amperemeter wird auf „Wechselstrom“ eingestellt. Man ließt dann den Effek- tivwert Ieff des Stromes ab. Wegen Ueff =Uˆ / 2 und Ieff =Iˆ / 2 , erhält man den indukti- ven Widerstand XL =U Iˆ ˆ/ =Ueff ⋅ 2 /Ieff ⋅ 2 nicht nur als Quotient der Amplituden, son- dern auch als Quotient der Effektivwerte. Durch Einsetzen der Messergebnisse erhält man also
L eff / eff
X =U I . Die Induktivität L der Spule ergibt sich dann durch L= XL / ω. Beispiel: Die Spannungsquelle (der Frequenzgenerator) ist auf Ueff =100V und
2 2000 1
f = kHz= s− eingestellt. Am Amperemeter ließt man Ieff =4, 2mA ab.
Dann folgt 1 eff eff
L U ω I
= ⋅ 1001
1,89 4,7
(2 2 000 ) 0, 0042
V V s
s A A H
π −
= = ⋅ = ⋅
⋅ ⋅
B)Zeigerdarstellung von Wechselspannung und Wechselstrom 1) Problemstellung
Das gelingt am ein einfachsten mit der Zeigerdarstellung der Wechselgrößen.
2) Grundlagen
b) Für eine phasenverschobene Sinuskurve, welche ihren ersten Nulldurchgang bei t0 hat, muss der Zeiger zum Zeitpunkt t=0 in Richtung des Winkels 360 0
T t
ϕ = °⋅ zeigen.
L Die Induktivität L einer Spule ermittelt man experimentell durch
Messung des induktiven Widerstandes XL =ω⋅L.
An einem Frequenzgenerator (Wechselspannungsquelle) lässt sich (1) die Frequenz f und (2) der Effektivwert Ueff der Spannung
Ieff
Wird eine Schaltung durch eine Wechselspannung der Frequenz f angesteuert, so stellen sich innerhalb der Schaltung Spannungen und Ströme ein, die sämt- lichst auch Wechselgrößen der Frequenz f sind.
Doch stimmen im Allg. weder die Amplituden noch die Phasen mit denen der eingespeisten Größe über- ein. Zur Berechnung müssen Summen von Wechsel- größen gleicher Frequenz, aber unterschiedlicher
Amplitude und Phase gebildet werden. Summe von zwei Sinusfkt gleicher Frequenz
t
1( ) U t
2( ) U t
1( ) 2( )
U t +U t U
a) Dreht man einen Nullpunkts- pfeil, auch Zeiger genannt, der Länge ˆy während der Schwingungsdauer T einmal in mathematisch positivem Sinn um 360°, so liefert die Projektion der Kreisbewegung den Graphen einer Sinusfunk- tion mit der Amplitude ˆy.
Deshalb lässt sich die Sinusschwingung durch einen rotierenden Zeiger ersetzen. Der Zeiger ist ein zweidimensionaler Vektor.
Um Platz zu sparen schreiben wir die Komponenten neben und nicht untereinander. Die Schreibweise für einen Spannungszeiger ist daher
(
x y)
U = U U und für einen Stromzeiger I =
(
Ix Iy)
.x
y y
t
t0 Zeiger yˆ
ˆ y
Uy
y
x Ux
U positiver
Drehsinn
3
c)
3)
Ergebnis:
- Soll ein Zeiger P=
(
x y)
um + 90° (vor)gedreht werden, so muss man y in – y umschrei- ben und die Komponenten anschließend vertauschen.- Soll ein Zeiger P=
(
x y)
um - 90° (zurück) gedreht werden, so muss man x in – x um- schreiben und die Komponenten anschließend vertauschen.C)Zeigerdiagrame von Widerstand, Kondensator und Spule im Wechselstromkreis.
1) Widerstand R
2) Kondensator mit der Kapazität C.
Am Kondensator eilt der Strom der Spannung um eine viertel Periode voraus .
-2 -1 0 1 2 3 4 5 6 7 8
U1
U2
1 2
U +U
t Den Zeiger der Überlagerungsschwingung erhält man graphisch oder rechnerisch durch Vektor- addition
(
U1,x U1,y) (
+ U2,x U2,y) (
= U Ux y)
so ist die Summe wieder eine Sinusschwingung mit dieser Frequenz.
Überlagern sich zwei Sinusschwingungen gleicher Frequenz, y
1 x U
U2 U1+U2
-4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4
-4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4
( 3 2 )
P′ − P(2 3)
Drehung des Zeigers P=
(
x y)
um + 90° : P=
(
x y)
→P'= −(
y x)
-4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4
-4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4
(2 3) P
(3 2 ) P′ −
Drehung des Zeigers P=
(
x y)
um - 90°: P=
(
x y)
→P'=(
y −x)
Legt man die Spannung ( ) ˆsin
U t =U ωt an einen Wider- stand R, so fließt der phasenglei- che Strom I t( )= ⋅Iˆ sinωt. Die Stromamplitude folgt aus dem Ohmschen Gesetz
ˆ ˆ /
I =U R bzw. Uˆ =R I⋅ˆ
IC
UC
früher t später
Zeitfunktion IC( )t eilt UC( )t um 90° voraus Zeigerdarstellung: ∡
(
UC,IC)
= +90°Zeitfunktion IR( )t und UR( )t in t IR
UR
Zeigerdarstellung:
(
UR,IR)
= °0∡
Phasenverschiebung von ± T / 4 ≙ in der Vektordarstellung einer Drehung um ± 90°
UC
IC
y
x
Strom eilt Spannung um 90° voraus.
UR
IR
y
x
Strom und Spannung sind
„in Phase“.
4
3) Spule mit Selbstinduktivität L
An der Spule hinkt der Strom der Spannung um eine viertel Periode nach .
4) Aufgaben
(1) Gegeben ist jeweils nur ein Zeiger bei R, C bzw. L. Zeichne den fehlenden Zeiger ein.
(2) äopj Lösung:
(1)
Zusammenfassung
Verallgemeinertes Ohmsches Gesetz
Verallgemeinerter
Widerstand Phasendifferenz ϕ
∆ gemessen von U nach I
Widerstand ˆ ˆ
R R R
U =X ⋅I bzw.
, ,
R eff R R eff
U =X ⋅ I XR =R ∡
(
UR,IR)
= °0Kondensator ˆ ˆ
C C C
U = X ⋅I bzw.
, ,
C eff C C eff
U =X ⋅ I
Kapazitiver W. 1 XC
ωC
= ∡
(
UC,IC)
= +90°Spule ˆ ˆ
L L L
U = X ⋅I bzw.
, ,
L eff L L eff
U =X ⋅ I
Induktiver W.
XL =ωL ∡
(
UL,IL)
= −90°Zeitfunktion I tL( ) hinkt U tL( )um 90° nach Zeigerdarstellung: ∡
(
UL,IL)
= −90°IL
UL
t
IL
UL
y
x
Strom hinkt Spannung um 90° nach.
UR
y
x
IC
y
x
y
x IL
y
x 60°
UC
UR
y
x
IR UC
IC
y
x
y
x 60°
UC
90°
UL
y
x IL