8. Umweltauswirkungen bei Stoffgewinnung
Naturkatastrophen
- Erdbeben - Hochwasser
- Winde (z.B. Tornado) - Dürre
- Krankheiten / Epidemien
⇒ Schutz oftmals auch in hochentwickelten Ländern noch relativ gering
Technische Unfälle:
- bei Energieerzeugung
- bei Herstellung von chemischen Produkten
Chemischer Unfall:
* Unfälle bei der Herstellung und Anwendung von Chemikalien
* Unfälle beim Transport von Chemikalien
Globale und regionale Abfallströme
- Verwertungstechnologien sind Ausgangspunkte der Abfallströme - nachhaltige Bewirtschaftung von Ressourcen enthält den
Grundsatz, dass die Rate der Schadstoffemissionen die Kapazität zur Schadstoffadsorption nicht übersteigen darf
- der Anfall von Bergbauresten liegt mit 20 Mrd.m3 in der Größenordnung der aktuellen Erosionsrate von Boden und Gestein (dabei ist Erosion schon 6 mal größer als zu vorindustrieller Zeit)
- hinter der Herstellung eines Autos (ca. 1 t) liegen 25 t Abfall
- es müssen pro Einheit Metall immer größere Mengen von Material bewegt und gefördert werden
⇒ „Vielleicht sind diese riesigen Mengenströme langfristig für die Menschheit gefährlicher als viele chemische Schadstoffe“
Chemischer Unfall
- Gefahrenabwehr, umweltanalytische Verantwortung
-Produktherstellung
∗ Produktbilanzierung
∗ Erarbeitung der Analytik der Haupt-, Neben- und Spurenprodukte
∗ Prognose der Chemie beim Störfall
Änderung der Reaktionsbedingungen (Temperatur, Druck, Konzentration, O2 -Zutritt u.a.) führt zu anderen Reaktionsprodukten
Allgemeines Monitoring
∗ Wetter, Windrichtung, Temperatur, Luftfeuchte, Bodenrelief u.a.
Bestimmung der Hauptausbreitungsrichtung
Umweltanalytisches Monitoring
∗ Sonden/Probensammler
∗ Vergleichsflächen, Wasser als Referenz - bekannter „Nullwert“
∗ Bestimmung der Schadstoffe in den Proben, labor- und gerätetechnischer Zugriff
∗ Dateninterpretation ⇒ Krisenmanagement (Evakuierung, Dekontamination)
Chemieproduktion – Umweltauswirkung
„Chlorchemie“
Produktion von Chlor (weltweit > 30 Mio t) - aus Steinsalz durch Elektrolyse
Produkte Natronlauge (NaOH), Wasserstoff (H2 ) und Chlor (Cl2 )
(erstes Zielprodukt war NaOH für Bleich- und Waschmittelproduktion, später dann Chlor für Produktion chlororganischer Verbindungen)
Chlor ist Ausgangsstoff vieler Produkte
(30% zu Vinylchlorid: PVC; Pestizide; Lösungsmittel)
- Chloralkalielekrolyse
- Membranzellenverfahren (ohne Quecksilber und Asbest, 20% weniger Energie)
(100.000 t/a Produktionsanlage emittiert weniger Chlor als ein Schwimmbad was zur Desinfektion Chlor einsetzt)
Aber:
Viele Fachleute vertreten heute berechtigt die Meinung, dass der Ausbau der Chlorchemie in den 50er/60er Jahren ein entscheidender Fehler der industriellen Entwicklung des 20. Jahrhunderts ist,
Produktion von Chlor ist direkt und indirekt verknüpft mit der Produktion und Verwendung chlorierter Kohlenwasserstoffe
Anreicherung in Organismen
9 Entsorgung
Umweltverträgliche Synthesen
- Ersatz von konventionellen organischen Lösungsmitteln (VOC) - katalytische Reaktionen ohne zusätzliche Lösungsmittel
(Oxidation von Alkohol zu Aldehyd mit CeO2 , sofern Substrat flüssig) - für organische Reaktionen Wasser als Lösungsmittel nutzen - Reaktionen in überkritischen Lösungsmitteln (CO2 )
(SF-CO2 Reinigungsmittel der Zukunft) - Einsatz effektiverer Katalysatoren
- Minimierung des Einsatzes toxischer Substanzen
(z.B. Ersatz zinnorganischer Verbindungen bei Radikalreaktionen) - Einsatz nachwachsender Rohstoffe
(Nutzung nativer Pflanzenöle)
Entwicklung neuer chemischer Produktionsverfahren
Sammlung und Aufbereitung von Abfällen
- Getrennte Wert- und Schadstofferfassung im Hausmüll - Duales System für Verpackungsabfälle
- Behandlung von Massenabfällen (z.B. Baggergut)
- Chemisch-physikalische Behandlung von Industrieabfällen
Entgiftung (Cyanid durch Natriumhypochlorit), Emulsionstrennung (z.B. Flockung, Adsorption)
Hausmüllzusammensetzung BR Deutschland 1985
Deponie - Barrierekonzept
- Geologie (hydrogeologische und geotechnische Gesichtspunkte) - Dichtung (allseitig wirksames Dichtungssystem)
- Entsorgung (Erfassung und Ableitung der Wässer und Gase) - Betrieb (nach Stand von Wissenschaft und Technik)
- Überwachung
- Nachsorge, Kontrolle
⇒ Forderung: Immissionsneutralität
Ausstattungsmerkmale einer geordneten Deponie
- Untergrundabdichtung (Mindestdichtigkeit von 10-8 m/s) - Einrichtungen zur Erfassung und Behandlung (Ableitung)
des Sickerwassers
- Anlagen zur Erfassung und Behandlung bzw. Verwertung von Deponiegas
Schematischer Gelände- und Deponieschnitt
(unmaßstäblich)
Vorgänge bei der Verwitterung in Deponien
(nach Schenkel; in Blume „Handbuch des Bodenschutzes“)
physikalische chemische biologische
Verwitterung Verwitterung Verwitterung (Verrottung)
Vorgang:
Spalten- und primär durch die im Niederschlag Umwandlung organischer Rissbildung durch gelösten Gase der Luft Substanzen durch
wechselnden (Sauerstoff und Mikroorganismen Wassergehalt und Kohlendioxid) im aeroben Medium Frosteinwirkung
Folgen:
Intensivierung der Senkung des pH, Auflösung von durchgreifende Oxidation
chemischen und Feststoffen (Erdalkali- und organischer Verbindungen biologischen Schwermetallverbindungen) zu Kohlendioxid sowie von
Verwitterung durch Kohlensäure, Oxidation N, S, P zu Nitrat, Sulfat, und Auflösung von Produkten Phosphat
der Vererzung von Fe, Mn, S
Reaktionen und Produkte bei Deponierung
- Gasproduktion wird auf 10-25 Jahre geschätzt, Geruchsbelästigung
z.B. durch Mercaptane
- Sickerwasser hat bräunlich bis schwarze Farbe, jaucheartig, hohe Konzentrationen an Chlorid, Sulfat, Ammonium,
organischer Gehalt ist vom Alter der Deponie abhängig
- Belastungen können auftreten bis CSB 110000 mg/l BSB5 50000 mg/l,
Grenzwerte für die Ableitung sind CSB 200 mg/l, BSB5 20 mg/l, Fischtest,
AOX als Leitparameter
Zeitliche Veränderung der Gasphase von Siedlungsabfalldeponien
(nach Christensen/Kjeldsen)
- in einer kurzen aeroben Phase nach der Ablagerung werden die meisten organischen
Bestandteile durch den Luftsauerstoff in CO2 und Wasser umgewandelt, 1
- in einer ersten anaeroben Phase nimmt die Bakterienaktivität zu, es bilden sich flüchtige
Fettsäuren, CO2 und auch H2 , die saure Reaktion setzt verstärkt Metallionen frei, 2
- Aktivität methanogener Bakterien nimmt zu, Bildung von Schwefelwasserstoff und
Erhöhung des pH-Wertes, dadurch nimmt die Löslichkeit der Schwermetalle ab, 3
- die Methanbildung stabilisiert sich bei 50-65% der gesamten Gasproduktion, Anteile an
flüchtigen Fettsäuren und Wasserstoff nehmen ab, 4
- am Ende bleiben nur noch schwer abbaubare org. Stoffe zurück, es beginnt Stickstoff und
Sauerstoff in die Deponie zu diffundieren 5
1 2 3 4 5
N2 , O2
Anorganika,
schwerabb. Organika
Thermische Behandlung von Abfällen
Ziele:
- schädliche oder gefährliche Inhaltsstoffe des Abfalls sollen zerstört und immobilisiert (mineralisiert) werden
- Volumen und Menge des Abfalls soll vermindert werden - Stoffe sollen zumindest energetisch genutzt werden
- verwertbare Abfallkomponenten sollen rückgewonnen werden (z.B. aus Metall-Kunststoff-Verbundwerkstoffen)
Technische Kriterien einer Müllverbrennungsanlage
- Haus- und Industriemüll bedarf allgemein keiner Aufbereitung (ev. Zerkleinerung, schlammförmige Abfälle aufdüsen...)
- Müllbunker verschlossen, Unterdruck (Verhinderung von Geruchsbelästigung)
- Auflockern der Brennstoffschicht, Regelung hinsichtlich Trocknung, Zündung, Verbrennung, Ausbrand (Verweilzeit, Luftdurchsatz)
- Rauchgastemperatur mindestens 8000C, nachgeschaltete Brenn- kammer > 8500C (zum Anfahren Stützbrenner)
- Korrosion beachten vor allem bei Kesselanlagen (Halogene!)
Wesentliche Systeme einer Müllverbrennungsanlage
- Müllbunker mit Aufgabevorrichtung - Verbrennungsraum
- Rauchgaskühleinrichtung (oft mit Wärmenutzung) - Entschlackungseinrichtung
- Rauchgasreinigungsanlage
Abfallverbrennungsanlage
Schadstoffströme bei der Müllverbrennung
Rückstandsbehandlung
- pro Tonne Müll fallen etwa 250-350 kg Schlacke und Asche an, ca. 20-40 kg Filterstaub und ca. 8-45 kg Reaktionsprodukte aus Reinigungsstufe
- Rückstände werden zum Teil verwertet, zum Teil deponiert
- Rückstandsbehandlung (zukünftig) Waschen, Sintern, Schmelzen - Zusammensetzung der Rohschlacken:
3-5% Unverbranntes
7-10% Eisen- und Nichteisenmetalle
5-7% grobstückiges und 80-83% feinstückiges Material (Beton, Ziegel, Steine, Schlackebrocken, Glas, Keramik, Porzellan)
- mittels Aufbereitungsverfahren sollen aus Schlacke und Filterstäuben Metalle wiedergewonnen werden
- Verfestigungs- und Waschverfahren (immobilisierende Zuschlagstoffe zu- setzen)
- durch Schmelzverfahren Schlacke (auch Filterstäube) in auslaugungsfestes Produkt überführen
Gärung I
Definition:
ist anaerob verlaufender Prozess zur Energiegewinnung, bei dem der abgespaltene Wasserstoff auf organische Akzeptoren oder CO2 übertragen wird, die intermediär beim Substratabbau gebildet
werden, die dabei reduziert werden
- in der natürlichen Umwelt werden dadurch die in den Gewässerse- dimenten abgestorbenen Organismen und Pflanzenteile abgebaut - Gärung führt zum unvollständigen Abbau, es erfolgt keine
Mineralisierung
- Endprodukte: Acetat, Formiat, Propionat, Lactat, H2 und CO2
Beispiele:
alkoholische Gärung: Glucoseabbau über Acetaldehyd als Wasserstoffakzeptor zu Äthanol reduziert
Buttersäure-Butanolgärung: Eiweiße/Aminosäuren zu H2 , CO2 , Acetat, Butyrat-Butanol, Aceton-Isopropanol
Gärung II
- Unterscheidung nach Hauptstoffwechselprodukten:
C6 H12 O6 ⇔ 2C2 H5 OH + 2CO2 Ethanolgärung C6 H12 O6 ⇔ 3CH4 + 3CO2 Methangärung
C6 H12 O6 ⇔ 2CH3 CH(OH)COOH Milchsäuregärung
Atmung:
- anaerobe Atmung:
der Wasserstoff wird auf „Sauerstoff in gebundener Form“ übertragen (verläuft unter Sauerstoffausschluß) z.B. auf Nitrat oder Sulfatsauer- stoff als H-Akzeptor: NO3- ⇔ N2 , NH3 ; SO4 2- ⇔ H2 S
- aerobe Atmung:
abgespaltener Wasserstoff aus Organika auf molekularen Sauerstoff unter Bildung von Wasser übertragen: C6 H12 O6 + 6O2 ⇔ 6H2 O + 6CO2
Kompostierung
- Kompostierung beruht auf mikrobiologischen Stoffwechselprozessen - aus organischen Stoffen im Müll in einem exothermen Prozess und
Kohlendioxidentwicklung ein organomineralisches Bodenverbesse- rungs- und Düngemittel
(Nitrate, Sulfate, Zellulose und Lignin bilden Humussubstanz) - Rotteprozess
∗ ausreichende Luftzufuhr
∗ Nährstoffe für Mikroorganismen
∗ pH-Wert zwischen 5 und 8
∗ Beeinträchtigung durch Geruchsbelästigung
10. Umweltrecht
und umweltbezogenes Handeln
Beschreibung der modernen Umweltprobleme
Quantitative und qualitative Unterschiede zwischen den traditionellen und den modernen Umweltzerstörungen:
- an die Stelle punktueller treten universelle Probleme:
(Vor- und frühindustrielle Umweltschäden blieben lokal oder regional, auf die Umgebung einer Stadt oder einer Fabrik beschränkt, während weite Bereiche des betreffenden Ökosystems nicht beeinträchtigt wurden. Nicht zuletzt die Modernisierung, d. h. völlige Mechanisierung und Chemisierung der
Landwirtschaft, machte Umweltschäden flächendeckend.)
- an die Stelle einfacher treten komplexe Wirkungen:
(Die modernen Waldschäden sind nicht mehr, wie die herkömmlichen Rauchschäden an der Vegetation, auf die Wirkung eines bestimmten Stoffes zurückzuführen, sondern auf vielfache „Synergismen“, sodass weder ein „Verursacher“ noch auch eine „Ursache“ eindeutig identifiziert werden kann.)
- an die Stelle sofort sinnlich wahrnehmbarer Probleme treten Auswirkungen, die nur mit Hilfe wissenschaftlicher Analysenmethoden festgestellt werden können:
(Nicht mehr Staub, Rauch, Ruß, Gestank, verunreinigtes Wasser, sondern nicht wahrnehmbare Gase, Schwermetalle, giftige organische Verbindungen oder radioaktive Strahlen bilden heute die
Hauptprobleme.)
- an die Stelle reversibler treten tendenziell irreversible Schädigungen:
(In der Vergangenheit erholte sich ein Bach in recht kurzer zeit, wenn nicht länger Abwässer von einem bestimmten Betrieb, z. B. einer Gerberei, in ihn entlassen wurden. Die heute stattfindende Anreicherung der Böden mit Schwermetallen ist dagegen ebenso wenig umkehrbar wie das explosionsartig
ansteigende Artensterben oder die Veränderung der chemischen Zusammensetzung der Atmosphäre mit unabsehbaren Konsequenzen für das Klima.)
Wissenschaft und Technik als Risiko
- subjektives Empfinden
- politisch geprägte Information
- Unverständnis....Ungewissheit im Nutzen - „Sprachbarriere zwischen Profi und Laien“
Risiko nicht abschaltbar, immer vorhanden Ursachen für „neue Krankheiten“!
Wirkung von: Gentechnik, Formen der Energieerzeugung, Technik verbunden mit Strahlen,
Belastungen aus Zivilisation (Lärm, Abgase...)
∗ Formulierung von „Umweltzielen“
∗ strenge und verifizierbare nationale Grenzwerte
∗ internationaler Abgleich der Gesetze
∗ konsequente und spürbare Bestrafung bei Nichteinhaltung
∗ realistische Gesetzgebung
∗ Einbeziehung von Interessengruppen in das Gesetzgebungs- verfahren ??
Einfluss des Gesetzgebers und des
Gesetzgebungsverfahrens
Umweltgesetze
(medienbezogen)1. Gewässerschutz
Wasserhaushaltsgesetz (WHG), ergänzt durch Abwasser- abgabengesetz (AbwAG) und Waschmittelgesetz
2. Luftreinhaltung
Bundesimmissionsschutzgesetz (BimSchG) Verwaltungsvorschriften z.B. TA Luft
3. Abfallvermeidung, -verwertung, -entsorgung
Abfallgesetz (AbfG), verstärkt durch Kreislaufbewirtschaftungs- gesetz
Verwaltungsvorschriften z.B. TA Abfall
Klassifizierung von Umweltstandards
1. Raumbezogene Standards
2. Emissionsbezogene Standards
Normen zur Begrenzung der Emission von Schadstoffen in Umweltmedien, sowie zur schadlosen Beseitigung von Abfällen
3. Immissionsbezogene Standards
Normen zum Schutz von Pflanzen, Tieren, Sachgütern; Begrenzung der Schadstoffkonzentration in den Umweltmedien, die mittel oder unmittelbar die vom Menschen aufgenommene Schadstoffmenge bestimmen
4. Produktbezogene Standards
Regelung der Verminderung der Freisetzung von Schadstoffen bei Verwendung bestimmter Produkte und Erzeugnisse und den Umgang mit gefährlichen Stoffen
5. Biologische Standards
Begrenzung der maximal tolerierbaren Schadstoffkonzentration im menschlichen Organismus auf ein medizinisch unbedenkliches Maß
Gesetze, Verordnungen, Richtlinien
Informationen hierzu in: