Uberabz¨ahlbarkeit der reellen Zahlen ¨
Mathematik M4 Dozentin: Dr. Regula Krapf
Jan Lukas Schallenberg Matr. Nr.: 214202241
November 2017
Inhaltsverzeichnis
1 Dedekindsche Schnitte 3
2 Addition und Multiplikation Dedekindscher Schnitte 4
3 Additive Inverse 6
4 K¨orper 7
5 Vollst¨andigkeit von R 8
6 Uberabz¨¨ ahlbarkeit der MengeR der reellen Zahlen 10
1 Dedekindsche Schnitte
Es ist m¨oglich reelle Zahlen mit Mengen von rationalen Zahlen, den Dedekind- schen Schnitten, zu konstruieren.
Definition:
Ein Dedekindscher Schnitt ist eine Teilmengeα⊆Qmit folgenden Eigenschaf- ten:
(D1) α6= Ø undα6=Q
(D2) Fallsp∈αundq∈Qmitq < p, so folgtq∈α
(D3) αist nach oben unbeschr¨ankt, d.h.∀p∈α ,∃q∈αmitp < q Beispiel 1:
Man kann rationale Zahlenp∈Qin nat¨urlicher Weise als Dedekindschen Schnitt auffassen. Dazu setzt man
αp:={q∈Q|q < p}.
Jetzt muss gezeigt werden, dass ap ein Dedekindscher Schnitt ist. Dazu wird eine feste rationale Zahlp∈Qgew¨ahlt und bewiesen, dassapdie Eigenschaften D1bis D3erf¨ullt.
D1 F¨ur festes p ∈ Q gilt αp 6= Ø, da Q nach unten unbeschr¨ankt ist. Das bedeutet es gibt mindestens eine rationale Zahlqmitq < p.
αp6=Qist ebenfalls trivial, daQnach oben und unbeschr¨ankt ist und alle Elemente vonαp kleiner alspsind.
D2 Seiq∈αp undr < q f¨ur einr∈Q. Dann folgt aufgrund der Transivit¨at von ’<‘-Relation auch r < p wegen r < q und q < p. Aus r < p folgt jedochr∈αp, womit D2 bewiesen ist.
D3 Es seiq∈αp. Dann giltq < p. Nun definiert man das arithmetische Mittel r:= p+q2 , welches sicher rational ist. Außerdem giltq <p+q2 =p2+q2 weil p > q. Zus¨atzlich gilt p+q2 = p2+q2 < p, dap > q.
Man erh¨alt also q < r < p. Hieraus folgtq < r∈αp.
Beispiel 2:
Es ist m¨oglich √
2 als Dedekindschen Schnitt darzustellen, obwohl √ 2 keine rationale Zahl ist. Sei
α:={p∈Q|p2<2∨p≤ −2}
Um zu zeigen, dass es sich hierbei ebenfalls um einen Dedekindschen Schnitt handelt, muss man erneut die EigenschaftenD1bis D3beweisen.
D1 Offensichtlich.
D2 Seiq∈αundr < qf¨ur ein r∈Q. Dann folgt aufgrund der Transitivit¨at der ”<“-Relation auch r < √
2 und q < √
2. Aus r < √
2 folgt jedoch r∈α, womit D2 bewiesen ist.
D3 Seip∈α, alsop2<2.
Zu zeigen: Es existiert einq∈αmit p < q.
Wir setzen q =p+x und bestimmenx so, dass gilt p+x ∈α. Daraus folgt (p+x)2<2 ⇐⇒ p2+ 2px+x2<2. Also m¨ussen wirxso w¨ahlen, dass 2px+x2<2−p2gilt.
Daxsehr klein sein soll, setzen wirx < pund somit 3px≤2−p2, da der Ausdruck 3px= 2px+px >2px+x2ist.
Wir w¨ahlen alsox=2−pp2.
2 Addition und Multiplikation Dedekindscher Schnit- te
2.1 Addition der Dedekindschen Schnitte
Dazu definiert man zun¨achst die Addition der Dedekindschen Schnitteα, β∈R, wobeiRdie Menge aller dedekindschen Schnitte ist, durch
α+β :={p+q| ∀α, β∈Rp∈α, q∈β}
und zeigt, dass alle EigenschaftenD1bisD3bez¨uglich der Addition vonαund β gelten.
Es gilt also:
Lemma 1 F¨ur α, β∈Rgilt α+β ∈R.
Das bedeutet, es wird gezeigt, dass die Addition zweier Dedekindscher Schnitte α, βwieder ein Dedekindscher Schnitt ist.
Beweis:
Seienα, β∈R. D1 α, β6= Ø
Es gibt also einp∈αund einq∈β woraus folgtp+q∈α+β und daraus trivialerweise
α+β6= Ø.
Daα, β6=Q, gibt esr∈Q\αunds∈Q\β, also istr+s∈Q\(α+β).
D2 Zum Beweisen von D2 seir∈α+β unds < r.
Es gibtp∈α, q∈β mitr=p+q.
Hieraus folgts < p+qund somitp > s−q.
Wegenp∈αund der G¨ultigkeit der Eigenschaft D2 f¨ur den Dedekindschen Schnittαgilt folglich s−q∈α.
Somit ist
s=s−q+q∈α+β wobeis−q∈αundq∈β gilt.
D3 Zum Beweis von D3 seir=p+q∈α+β, gem¨aß D3 f¨urαundβ gibt es p0∈αundq0∈β mit p0 > pundq0> q.
Hieraus folgtp0+q0> p+q=r.
Dap0+q0∈α+β gilt, ist die Eigenschaft D3 gezeigt.
Nach diesem Beweis der G¨ultigkeit der einzelnen Eigenschaften bei der Additi- on der Dedekindschen Schnitte wird nun die Multiplikation der Dedekindschen Schnitte eingef¨uhrt.
2.2 Multiplikation der Dedekindschen Schnitte
F¨ur zwei Dedekinsche Schnitteα, β mitα, β⊇α0 sei αβ:={pq| p∈α, q∈β}
ihr Produkt.
Es gilt:
Lemma 2 Das Produkt von Dedekindschen Schnitten α, β ∈R mitα, β ≥α0 ist wiederum ein Dedekindscher Schnitt
Beweis:
Seienα, β∈Rmit α, β≥α0. D1 Es giltα, β6= Ø.
Daher gibt es Zahlenp∈α, q∈β, sodasspq∈αβ gilt. Also ist die Menge αβ nicht leer.
Weiterhin giltα, β6=Qundα, β⊆Q. OBdA gibt es Zahlenr, s∈Qmit r, s≥0 undr∈Q\αunds∈Q\β.
Hieraus folgtrs∈Q\αβ und somit gilt auchαβ6=Q. D2 Es seir∈αβ unds < rmit s∈Q.
Es gibt Elementep∈α, q∈β mitr=pq.
OBdA. k¨onnen wirq >0 annehmen.
Hieraus folgt insbesonderes < pqund somitp > sq. Das bedeutet qs∈α.
Somit ist
s= s qq∈αβ wobei sq ∈αundq∈β gilt.
D3 Zum Beweis der Eigenschaft D3 f¨ur das Produkt sei r = pq ∈ αβ mit p∈α, q∈β.
Dann existieren, wegen Eigenschaft D3, Elementep0 ∈α, q0 ∈β mit p <
p0, q < q0.
OBdA. kann manp, q >0 annehmen.
Also gilt
r=pq < p0q0∈αβ
Es zeigt, dass auch die Eigenschaft D3 f¨ur die Mengeαβ erf¨ullt ist.
Anschließend l¨asst sich also festellen, dass das Produkt der Dedekindschen Schnitte α, β selber ein Dedekindscher Schnitt ist, da alle Eigenschaften D1 bis D3 gezeigt worden sind.
3 Additive Inverse
Zun¨achst beweist man, dass f¨ur jeden Dedekindschen Schnitt ein additives In- verses existiert. Dabei wirdαan der 0 gespiegelt und es entsteht
α:={−p|p∈α}
Das Problem ist, dass αkein Dedekindscher Schnitt ist, es ist nach unten un- beschr¨ankt anstelle nach oben. Deswegen betrachten wir die Menge
−a:=Q\α={q∈Q|q6=−p}={q∈Q| ∀p∈α, q <−p}={q∈Q| ∀p∈α, q+p <0}
Lemma 3 Es giltα+ (−α) = 0f¨ur alleα∈R.
Dabei wird 0 mit dem Dedekindschen Schnittα0identifiziert, mit α0:={q∈Q|q <0}.
Beweis:
(i) Es giltα+ (−α)⊆α0:
Zum Beweis dieser Inklusion seip+q∈α+ (−α) mit p∈α, q∈ −α=Q\α=Q\ {−t|t∈α}.
Hieraus folgt offenbarp+q <0 und somitα+ (−α)⊆α0, dap∈αund q∈ −αbeliebig gew¨ahlt worden war.
(ii) Es giltα0⊆α+ (−α):
Seir∈α0. Dann gibt es einp∈αmitp−r=p+ (−r)6∈αundq=r−p.
Wir zeigen:q∈ −α, d.h. wir zeigen
∀s∈α:q+s <0.
Es gilt q+s < q+ (p−r) = (r−p) + (p−r) = 0, dabei gilt die zweite Ungleichung, da p−r gr¨oßer als jedes Element von α ist. Somit folgt q+s <0.
Aus (i) und (ii) folgt die behauptete Indentit¨atα0=α+ (−α).
4 K¨ orper
Im folgenden Kapitel wollen wir zeigen, dass die Dedekindschen Schnitte alle K¨orperaxiome erf¨ullen und somit zeigen, dass die Dedekindschen Schnitte einen K¨orper bilden.
Satz 1 Die MengeRder Dedekindschen Schnitte mit der gezeigten definierten additiven und multiplikativen Verkn¨upfung ist ein K¨orper.
Beweis:
Abgeschlossenheit:
Die Abgeschlossenheit vonRbzgl. der additiven und multiplikativen Ver- kn¨upfung wurde bereits in Lemma 1 und Lemma 2 gezeigt. F¨ur alle α, β, γ∈Rsind offenbar diese Rechenoperationen auch assoziativ. Es gilt n¨amlich
(α+β) +γ=α+ (β+γ) und
(αβ)γ=α(βγ) Assoziativit¨at:
Zum Beweis der additiven Verkn¨upfung seiα, β, γ∈R. Dann gilt offenbar (α+β)+γ={p+c|p∈α+β, c∈γ}={p1+p2+c|p1∈α, p2∈β, c∈γ}
={p1+d|p1∈α, d∈β+γ}=a+ (β+γ)
Die G¨ultigkeit des Assoziativgesetzes f¨ur die Multiplikation l¨asst sich v¨ollig analog beweisen.
Neutrales Element der Addition:
Offenbar bezeichnetα0 das neutrale Element vonRbzgl. der Addition.
Es gilt n¨amlich einerseits
α0+α={p+q|p∈α0, q∈α}={p+q|p <0, q∈α} ⊆α (α∈R) Da wegen der EigenschaftD2die Addition einer negativen Zahl zu einem Element q des Dedekindschen Schnittes α ∈ R nicht aus diesem heraus f¨uhrt. Anderseits gilt auch f¨ur alleα∈R
α⊆α0+α
Zum Beweis dieser Inklusion seiα∈Rundp∈α. Dann gibt es wegen der Eigenschaft D3ein q∈αmit p < q; also gilt auchp−q <0 und somit p−q∈α0.
Man erh¨alt also p=p−q+q,
wobeip−q∈α0 undq∈α.
Es folgt die Inklusion α⊆α0+α.
Aus beiden Inklusionen ergibt sich die Identit¨at f¨ur alleα∈R α0+α=α.
Also istα0 das neutrale Element vonRbzgl. der Addition.
Inverses Element:
Aus Lemma 3 folgt nun sofort, dass der Dedekinsche Schnitt−αdas zu α∈Rinverse Element bzgl. der Addition ist.
Kommutativit¨at:
Da sich auch das Kommutativgesetz α+β = β+α(α, β ∈R) sich als triviale Folgerung aus dem f¨ur Q geltenden Kommutativgesetz ableiten l¨asst, ist nun bewiesen, dass die Menge R der Dedekindschen Schnitte eine additive Abelsche Gruppe bildet.
Neutrales Element und inverses Element der Multiplikation:
In weitgehend analoger Weise wie f¨ur die Addition, l¨asst sich auch zeigen, dass der Dedekindsche Schnitt
α1={p∈Q|p <1}
das neutrale Element von R bzgl. der definierten Multiplikation f¨ur alle α∈Rbeschreibt.
Daher existiert gleichzeitig das Inverse Element.
Kommutativit¨at:
Es gilt offenbar auch das Kommutativgesetzαβ=βαf¨ur alleα, β∈R. Distributivit¨at:
Da offenbar auch das Distributivgesetzα(β+γ) = (αβ) + (αγ) gilt, sind s¨amtliche K¨orperaxiome f¨ur die Menge der Dedekindschen Schnitte f¨ur alleα, β, γ∈Rerf¨ullt.
5 Vollst¨ andigkeit von R
Es ist bekannt, dass√
2 nicht inQliegt, wir haben aber√
2 als Dedekindschen Schnitt konstruiert. Daraus folgt, dass es in Q ”L¨ucken“ gibt. Diese L¨ucken werden gef¨ullt, indem wir R aus Q konstruieren. Dies f¨uhrt zum Begriff der Vollst¨andigkeit.
Wir k¨onnen Dedekindsche Schnitte in nat¨urlicher Art und Weise anordnen, durch
α≤β ⇐⇒ α⊆β.
Definition:
SeiX⊆Reine Menge von reellen Zahlen undα∈Reine Zahl, dann heißtα
• obere Schranke vonX, fallsx≤αf¨ur allex∈X
• Maximum vonX, fallsαeine obere Schranke von X ist mitα∈X. Die
¨
ubliche Schreibweise lautet:
α= maxX
• Supremum vonX, falls
a= min{β|β ist eine obere Schranke vonX} Die ¨ubliche Schreibweise heißt in diesem Fall:
α= supX
Das bedeutet, dass das Supremum die kleinste obere Schranke vonX ist.
X heißt nach oben beschr¨ankt, sobaldX eine obere Schranke besitzt.
Beispiel 3:
1. Die MengeNhat weder Supremum noch ein Maximum, sie ist also unbe- schr¨ankt.
2. Das Intervall [−1,2] hat ein Maximum und es gilt max[−1,2] = 2.
3. Das Intervall [−1,2) hingegen hat kein Maximum, daf¨ur jedoch ein Supre- mum und es gilt sup[−1,2) = 2.
Beispiel 4:
Als n¨achstes betrachten wir, wie schon in Beispiel 2, die Menge X :={p∈Q|p2<2∨p≤ −2}
X ist in Q zwar beschr¨ankt, allerdings besitzt X in Q kein Supremum. In R wissen wir existiert das Supremum
supX =√
2. Der Unterschied zwischenQ undR liegt wie dieses Beispiel ver- anschaulicht darin, dass inRjede nach oben beschr¨ankte Menge ein Supremum besitzt im Gegensatz zuQ.
Theorem 1 Die reellen Zahlen R sind vollst¨andig, d.h. jede nach oben be- schr¨ankte Teilmenge vonRbesitzt ein Supremum.
Beweis:
Wir betrachten eine nach oben beschr¨ankte TeilmengeX 6= Ø von R, das be- deutet, dass die Elemente vonX Dedekindsche Schnitte sind. Wir setzen
β := [
α∈X
α={p∈Q| ∃α∈X :p∈α}
Nun beweisen wir, dass auchβ ein Dedekindscher Schnitt ist.
D1 Offensichtlich giltβ 6= Ø, daX 6= Ø undα6= Ø f¨ur jedesα∈X.
Als n¨achstes ist zu zeigen, dass
β6=Q
gilt. Aufgrund der Tatsache, dass die MengeX nach oben beschr¨ankt ist, existiert eine rationale Zahl q ∈ Q mit p < q f¨ur alle p ∈ β. Somit ist q∈Q\β.
D2 Seip∈β undp < q, dann existiert einα∈X mitp∈α. Da allerdingsα ein Dedekindscher Schnitt ist und somit D2 erf¨ullt, folgtq∈α⊆β.
D3 Seip∈ β, dann existiert einα∈ X mit p∈α. Daα ein Dedekindscher Schnitt ist gibt es einq∈αf¨ur das gilt:p < q. Daα⊆β, folgtq∈β.
Nach dem Beweisen der EigenschaftenD1bisD3, wissen wir nun, dassβ∈R. Da allerdings α ⊆ β f¨ur alle α ∈ X gilt, muss β eine obere Schranke f¨ur X sein. Als n¨achstes gilt es zu zeigen, dass β die kleinste obere Schranke von X ist. Dazu nehmen wir anγ sei eine weitere obere Schranke von X mit γ < β also ist γ echte Teilmenge von β (γ ⊂ β). Dann g¨abe es ein p∈ β \γ. Nach Definition vonβ gibt es allerdings einα∈X mitp∈α. Also folgtα6⊂γ. Somit ist bewiesen, dassRkeine
”L¨ucken“ enth¨alt.
6 Uberabz¨ ¨ ahlbarkeit der Menge R der reellen Zahlen
In diesem Kapitel wird gezeigt, dass die Menge R der reellen Zahlen nicht abz¨ahlbar ist.
Satz 1 Die MengeRder reellen Zahlen ist nicht abz¨ahlbar.
Beweis:
Es ist bereits bekannt, dass jede TeilmengeN einer abz¨ahlbaren Menge M ={m1, m2, m3, ...}
h¨ochstens abz¨ahlbar ist. Das bedeutet, wenn wir die MengeRder reellen Zahlen betrachten und eine Teilmenge vonRfinden, welche nicht abz¨ahlbar ist, wissen wir, dass generell die Menge R der reellen Zahlen nicht abz¨ahlbar ist. Daher betrachten wir nun die Teilmenge vonR, gegeben durch das Intervall [0,1) aller reellen Zahlenrmit 0≤r <1.
Wir nehmen an, dass die Menge [0,1) abz¨ahlbar und eine Aufz¨ahlung{r1, r2, .., rn} ist.
Als n¨achstes betrachten wir jedesrn als die eindeutige nicht-endende Dezimal- entwicklung (also in eine unendliche Folge von Nullen am Ende):
rn = 0, an1, an2, an3, ...
Mitαni∈ {0,1, ..,9} f¨ur allenundi.
Als n¨achstes wird das unendliche Schema betrachtet:
r1= 0, a11a12a13, ...
r2= 0, a21a22a23, ...
. . .
rn= 0, an1an2an3, ...
Nun betrachten wir die reelle Zahl
y= 0, y0y1y2...
Mit
yn =
(0, xnn∈ {1,2, ..,9}
1, xnn= 0
Dann gilt immer yn 6= xnn, das heißt y 6= xn f¨ur alle nat¨urlichen Zahlen n.
Hieraus folgt, dassy nicht auf der Liste aller Zahlen in [0,1) erscheint und das ist ein Widerspruch.
Satz 2 Die Menge R2 aller geordneten Paare von reellen Zahlen (die reelle Ebene) hat dieselbe Gr¨oße wie R.
Hierbei wird ebenfalls das Intervall [0,1) betrachtet. Wenn der Satz f¨ur ein Intervall aus den reellen Zahlen gilt, dann gilt dies auch f¨ur die gesamte Menge der reellen Zahlen.
Beweis:
Wir wollen zeigen, dass die Menge aller Paare (x, y) mit 0< x, y ≤1 bijektiv auf das Intervall (0,1] abgebildet werden kann. Dazu wird das Paar (x, y) be- trachtet undx, yihrer eindeutigen undendlichen Dezimaldarstellung wie in dem Beispiel zugeschrieben.
x= 0,3 01 2 007 08 ...
y= 0,009 2 05 1 0008 ...
Die Ziffern vonx und y wurden, wie unschwer zu erkennen, in Gruppen auf- geschrieben; die Gruppen sind so angeordnet, dass alle Ziffern zusammen ge- schrieben werden, bis die erste Ziffer 6= 0 erscheint. Wir assoziieren zu (x, y) die Zahlz∈(0,1] indem wir die erste x-Gruppe hinschreiben, danach die ers- tey-Gruppe, dann die zweitex-Gruppe, usw. In unserem Beispiel erhalten wir nun:
z= 0,30090122050071080008
Wederxnochy enthalten ab einem gewissen Punkt nur noch Nullen, daher ist der Ausdruck f¨ur z wieder eine nicht-endende Dezimaldarstellung. Umgekehrt ist es m¨oglich aus zdas Urbild (x, y) abzulesen.
Literatur
[AZH15] Aigner, Martin ; Ziegler, G¨unter M ; Hofmann, Karl H.: Das BUCH der Beweise. Bd. 4. Springer, 2015
[Kra17] Krapf, Regula: Skript: Elementarmathematik vom h¨oheren Stand- punkt. 2017