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Archiv "WHO: Koordination der humanitären Hilfen" (11.03.1994)

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THEMEN DER ZEIT

schädigt — bei unmißverständlicher Definition. In Radiodiagnostik und Pathologie sind Kostenerstattungen nur im Zusammenhang mit einer Art von Produktherstellung (zum Bei- spiel Anfertigung von Röntgenauf- nahmen oder Färben von histologi- schem Material) vorgesehen. Die in- tellektuelle Leistung der Diagnose- findung auf der Basis erstellter Vor- lagen (Filme von konventionellen Röntgen-, CT- oder MR-Untersu- chungen beziehungsweise gefärbte Histo-Schnitte) wird nicht honoriert.

In diesem Zusammenhang ist zu mo- nieren, daß „Kostenerstatter" wie zum Beispiel die Kassenärztlichen Vereinigungen oder privaten Kran- kenversicherungen und der Gesetz- geber bei der Abrechnung von Lei- stungen in keiner Weise zwischen den technischen Kosten einerseits und der ärztlichen Leistung der Film- interpretation andererseits differen- zieren. Nicht in der technisch ein- wandfreien Röntgenaufnahme liegt die eigentliche Leistung eines Radio- logen, sondern in der Wahl einer ge- eigneten Untersuchungsstrategie bei bestimmten klinischen Symptomen und in der synoptischen Befundinter- pretation mit dem Ergebnis einer korrekten klinischen Diagnose.

2. Da der um Rat suchende Kol- lege keine Möglichkeiten hat, zum Beispiel über einen Überweisungs- schein den Spezialisten entschädigen zu können, scheut er sich, einen für ihn „schwierigen" Fall in Form von Röntgenfilmen weiterzuschicken. Im Bewußtsein, daß Spezialisten häufig sehr überlastet sind, erscheint es ihm unzumutbar, einen solchen noch zu- sätzlich mit vielleicht fünf konventio- nellen Aufnahmen, 30 CT-Einzelbil- dern und eventuell mit zusätzlichen 40 MR-Schnitten zu „belästigen".

Nicht selten braucht ein Spezialist zur Interpretation eines solchen Fal- les eine Stunde, Diktat, Korrekturle- sen usw. nicht gerechnet. Gäbe es hingegen klare Regelungen einer Honorierung eines radiologischen Konsils, würde die formale Hemm- schwelle des um Rat suchenden Kol- legen herabgesetzt.

3. Viele Kolleginnen und Kolle- gen haben Hemmungen, einen Fall an einen Spezialisten zu schicken, weil sie fürchten, sich vor diesem zu

AU FSÄTZ E

blamieren. Solche Hemmungen ent- springen einem falschen Verständnis von der Aufgabenteilung zwischen

„Generalist" und „Spezialist". Wenn beispielsweise ein niedergelassener Kollege mit einem besonderen — vor- erst seltenen — Fall noch nie konfron- tiert wurde, darf man kaum erwarten, daß er ihn einschließlich der in Fra- ge kommenden Differentialdiagnose löst. Das wäre — auch aus forensi- scher Sicht — ein gefährliches Unter- fangen, wenn andererseits ein er- reichbarer ärztlicher Spezialist schon häufiger einen solchen Fall gesehen hat und mit seinen Besonderheiten vertraut ist. Unabhängig, ob man das Gefühl hat, sich zu blamieren, gebie- tet es die ärztliche Sorgfaltspflicht dem Patienten gegenüber, bei gering- stem Zweifel ein Konsil einzuholen.

Worin liegen die Vorteile eines funktionierenden Konsiliarsystems in der radiologischen Diagnostik?

Der schwierige Fall, das heißt der Patient, bekommt eine korrekte Diagnose. Insbesondere in der Or- thopädie können überflüssige Probe- biopsien — die zumeist auch keine klare klinisch verwertbare Diagnose erbringen — vermieden werden, ande- rerseits kann sich aufgrund des Kon- sils die Notwendigkeit zu einer biop- tischen Abklärung ergeben. Letzte- res ist aber erfahrungsgemäß eher selten der Fall.

Es werden in der überwiegenden Zahl der Fälle kostenaufwendige weiterführende Untersuchungen, ins- besondere mit bildgebenden Verfah- ren, vermieden, denn der Spezialist kommt erfahrungsgemäß vor allem in der Skelett- und Lungendiagnostik mit einfachen konventionellen Rönt- genaufnahmen aus, um eine korrekte klinisch-radiologische Diagnose zu stellen. Da der primär diagnostizie- rende Arzt in der Regel anhand der zuerst angefertigten konventionellen Bilder im besonderen Fall interpreta- torische Probleme bekommt, sollte er in diesem Stadium der Diagnostik die Bilder zum Spezialisten schicken und nicht reflektorisch kostenaufwendige Untersuchungsverfahren, wie bei- spielsweise Skelett-Szintigraphie, Magnet-Resonanz-Tomographie oder Computer-Tomographie, veran- lassen. Die Diagnose wird auf dem Gebiete der Skelettradiologie zu

mehr als 90 Prozent der Fälle nicht mit den letztgenannten bildgebenden Verfahren gestellt. Wohl können sie eine Bedeutung im Staging einer Er- krankung besitzen, vor einem Staging sollte aber selbstverständlich erst die Diagnose gestellt werden. Handelt es sich insbesondere um — maligne — tu- moröse Veränderungen, wird der er- fahrene Spezialist erst zu einer histo- logischen Abklärung raten.

Vorausgesetzt, der zu konsultie- rende Arzt steht ad hoc zur Verfü- gung, werden durch sein fachmänni- sches Urteil (zum Beispiel per Tele- fon oder Fax) Zeit gespart und dia- gnostische Odysseen vermieden. Im Falle maligner oder potentiell sich zu lebensbedrohlichen Zuständen ent- wickelnder Erkrankungen kann der Zeitfaktor relevante Bedeutung be- sitzen. Andererseits wird dem Pa- tienten und seinen Angehörigen die drückende Last der Ungewißheit ra- scher genommen

Prozessuale Auseinandersetzun- gen zwischen Arzt und Patienten, bei denen das unterlassene Konsil eine zunehmende Bedeutung erhält (eige- ne Erfahrungen in der gutachterli- chen Praxis), können vermieden wer- den. War der Spezialist konsiliarisch eingeschaltet, ist der — aus welchen Gründen auch immer — in einen Pro- zeß verwickelte Arzt allein aus juri- stischer Sicht seiner Sorgfaltspflicht nachgekommen

• Das radiodiagnostische Kon- sil sollte mit Hilfe einer angemesse- nen Honorierung in Analogie zum etablierten Facharztsystem selbstver- ständlich werden. Das Reservoir von ausgewiesenen Spezialisten auf be- stimmten Gebieten der Radiologie ist ausreichend. Kostenträger und Gesetzgeber sollten eine entspre- chende Gebührenziffer einführen (zum Beispiel in der Größenordnung von Nummer 21 GOÄ [das 2,3- bis 3,5fache] und Nummer 48a [700 Punkte] EBM [BMÄ/E-G0]) und statt dessen so manche überholte streichen.

Anschrift des Verfassers:

Prof. Dr. med. Jürgen Freyschmidt Direktor der Radiologischen Klinik Zentralkrankenhaus

St.-Jürgen-Straße 28205 Bremen A-634 (30) Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 10, 11. März 1994

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THEMEN DER ZEIT

D

ie Weltgesundheitsorganisa- tion (WHO) ist eine zentrale und gleichzeitig auch eine de- zentrale Organisation. Das Haupt- quartier in Genf übt im wesentlichen Funktionen aus, die globaler Natur sind. Sechs Regionen mit jeweils ei- nem Regionalbüro arbeiten mit ei- nem hohen Grad an Selbständigkeit und mit einem eigenen Haushalt, der zwar von der Weltgesundheitsver- sammlung genehmigt werden muß, in seiner Ausgestaltung jedoch weitge- hend den einzelnen Regionen über- lassen ist. Das Büro der Europäi- schen Region der WHO liegt in Ko- penhagen. Die Region umfaßt alle Länder Europas und zusätzlich Isra- el, das auf eigenen Wunsch zur Euro- päischen Region gehört.

Einmal im Jahr treffen sich die Regierungsvertreter der Länder der Europäischen Region, um sich über die Arbeit des Europäischen Büros unterrichten zu lassen, Gesundheits- probleme in Europa zu erörtern und Entscheidungen für die künftige Ar- beit in der Region und im Verhältnis zum Hauptquartier der WHO zu treffen. Die Jahrestagung 1993 fand im September 1993 in Athen statt.

Unverändert werden von der WHO in Europa die klassischen Auf- gaben der Weltgesundheitsorganisa- tion wahrgenommen Hierzu gehören die Gesundheit von Frauen und Kin- dern, die Verhütung von Infektions- krankheiten und von nicht übertrag- baren Krankheiten, die Weiterent- wicklung der Versorgungsqualität, die Bekämpfung von Alkoholismus und Rauchen, AIDS, die Gesund- heitsförderung, der gesundheitliche Umweltschutz und ein breit angeleg- ter internationaler Erfahrungsaus- tausch. Einen besonderen Stellen- wert haben die Programme „Gesund- heit für alle", „Gesunde Städte" und die Gesundheitsberichterstattung er- halten.

Zwei Ereignisse sind es, die das traditionelle Selbstverständnis der WHO in Frage stellen und eine Neu- bestimmung der Aufgaben dieser Weltorganisation • erfordern: Die Auflösung der Sowjetunion und die Situation im ehemaligen Jugosla- wien.

Sichtbarer Ausdruck der Auflö- sung der Sowjetunion ist die Zunah-

BLICK INS AUSLAND

me der Zahl der Mitgliedstaaten der WHO in der Europäischen Region von 31 auf 50. Allein die zahlenmäßi- ge Entwicklung der Mitgliedstaaten wirft strukturelle und finanzielle Pro- bleme auf. Mit dem gleichen Mitar- beiterstab — auch in der WHO sind die Haushaltsmittel gekürzt oder zu- mindest nicht erhöht worden — ist die Arbeit für 50 statt für 31 Mit- gliedstaaten zu leisten. Während je- doch die 31 früheren Mitgliedstaaten regelmäßig ihren Beitrag zur WHO geleistet haben, sind viele der neuen Staaten zu Beitragszahlungen nicht in der Lage. Das bedeutet für das Bü- ro in Kopenhagen mehr Leistung bei im wesentlichen gleichbleibenden Haushaltsmitteln.

Viel bedeutsamer ist jedoch die wirtschaftliche Situation und, in en- gem Zusammenhang damit, die Si- tuation des Gesundheitswesens in al- len Staaten des früheren Ostblocks.

Die Wirtschaft befindet sich in einer tiefen Krise. Im Gesundheitswesen herrscht Mangel am Nötigsten. Wohl alle diese Staaten haben sich vom staatlichen, zentralistischen Gesund- heitswesen abgewandt. Sie favorisie- ren ein wie auch immer geartetes Versicherungssystem und erbitten in dieser Situation Hilfe auch von der WHO, materielle Hilfe, doch beson- ders Beratung für die Neuorientie- rung ihres Gesundheitswesens.

Vor diesem Hintergrund hat es entscheidende Umschichtungen im Haushalt des Europäischen Büros der WHO gegeben mit dem Ziel, den Staaten des früheren Ostblocks so- viel Hilfe wie irgend möglich zu ge- ben. Hierzu ist das Programm „Euro- health" entwickelt worden, ein Pro- gramm, das in erster Linie der Bera- tung dieser Staaten dient. In einigen ehemaligen Ostblockländern sind für diesen Zweck bereits Büros der WHO eingerichtet worden.

Zwei Aspekte sind bei dieser Entwicklung besonders zu beachten.

Zum einen bedeutet die Umschich- tung von Haushaltsmitteln zur Stär- kung von „Eurohealth" eine geringe-

re finanzielle Ausstattung oder die vollständige Streichung von anderen Aktivitäten. Zwar wird „Eurohealth"

auch von freiwilligen Zuwendungen von Mitgliedstaaten der Europäi- schen Region gefördert, darunter auch von der Bundesrepublik Deutschland, doch ist es der erklärte Wille aller Mitgliedstaaten, daß pri- mär eigene Haushaltsmittel der WHO für diese Aufgabe eingesetzt werden müssen. Zum anderen sind Auftrag und Möglichkeiten der WHO weder eindeutig definiert noch eindeutig definierbar.

Viele der internationalen Hilfen ergänzen sich, andere überschneiden sich. Obwohl immer wieder eine Ko- ordinierung dieser Hilfen gefordert wird, ist es doch fraglich, ob die han- delnden Parteien hierzu tatsächlich bereit sind.

Wenn überhaupt, dann wäre wohl nur die WHO in der Lage, eine neutrale, nur am humanitären Auf- trag orientierte Koordination der un- terschiedlichen materiellen und ideellen Hilfen zu übernehmen. Da- bei ist allerdings nicht unproblema- tisch, daß sich die WHO in erster Li- nie an dem Konzept „Gesundheit für alle" orientiert, ein Konzept, das zwar von allen früheren Mitgliedstaa- ten des Europäischen Büros der WHO beschlossen worden ist, das in der neuen Aufgabe jedoch nicht im- mer den tatsächlichen Gegebenhei- ten in den neuen Staaten gerecht wird. In jedem Fall erwächst der WHO eine Aufgabe, die neue Kon- zeptionen und neue Handlungsnot- wendigkeiten erfordert.

Von einer völlig anders gearte- ten Natur sind die Konsequenzen, die sich für die WHO aus der Situati- on im ehemaligen Jugoslawien erge- ben. Hier ist Katastrophenhilfe erfor- derlich, Hilfe in einer kriegerischen Auseinandersetzung. Auch dies ist für die WHO eine neue Lage. Zwar gibt es einen Vorläufer: Die Hilfe nach dem Erdbeben in Armenien, doch hat die Lage im früheren Jugo- slawien eine andere Dimension. >

WHO: Koordination

der humanitären Hilfen

Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 10, 11. März 1994 (31) A-635

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BLICK INS AUSLAND

Gespräch mit einer vergewaltigten Frau

Ein Leben in völliger Abhängigkeit

Über einen schlammigen Weg, der sich mühsam eine kleine Anhöhe hinaufwin- det, erreichen wir ein verfallen und un- bewohnbar wirkendes Haus - das neue Zuhause der 24jährigen Kata und ihrer Familie. Neben der Eingangstür fällt ein primitiv zusammengenagelter Holz- verschlag auf, Katas Toilette. Durch ei- nen eisigen Vorraum, der den Blick durch die zerstörte Zimmerdecke auf den Dachboden freigibt, gelangen wir in das eigentliche Wohnzimmer von Kata.

Hier lebt sie mit ihrer kranken alten Mutter auf kaum 15 Quadratmetern Wohnfläche, nur erhellt durch das we- nige Licht, das durch eine kleine Fen- sterluke in die armselige Behausung fällt. Die einzigen Möbel sind ein ural- tes Sofa, ein Bett, ein alter Stuhl, ein kleiner Tisch und ein Ofen, aus dem beißender Qualm aufsteigt. Über dem Ofen ist eine Wäscheleine gespannt, auf der Stipos Windeln zum Trocknen hängen.

Stipo ist Katas sieben Monate alter Sohn. Er schläft in einem alten Kinder- wagen, der gerade zwischen Ofen und Bett paßt. Kata hat alle Möbel von ih- ren neuen Nachbarn geschenkt bekom- men. Von einem Kinderbettehen kann sie, die kaum weiß, was sie ihrem Kind zu essen geben soll, nur träumen. Denn nach nur einer Woche ist die monatli- che Ration der Caritas von einem Kilo Milchpulver bereits verbraucht, und Kata muß den kleinen Stipo mit einem Brei aus Wasser, Keksen und etwas Zucker beruhigen.

Vor ihrer Flucht hat Kata in Zentral- bosnien auf dem elterlichen Bauernhof zusammen mit ihrer Mutter und ihrem 22jährigen Bruder gelebt. Früher, da ging es ihr gut. Doch dann kam der Krieg, und von heute auf morgen wurde Katas einfaches, aber beschauliches Le- ben zerstört. Am 4. September 1992 be- gann der Leidensweg Katas. Die serbi- schen Eroberer waren an diesem Tag so weit vorgerückt, daß Kata nur noch mit einem Bündel Wäsche bepackt aus ih- rer Heimatstadt Kotor Varos fliehen konnte. Über Varos gelangten Kata und ihre Mutter nach Travnik, wo sie am 4. Oktober ankamen und einige Ta- ge Zwischenstation machten, bevor sie nach Vitez weiter mußten. In dieser Stadt wechselten sie mehrere Male den Wohnort, bis sie nach Busovaca verlegt wurden, das sie im November erreich- ten.

Wenn Kata von Busovaca erzählt, ver- dunkeln sich ihre Augen, und ihr Blick wird starr. Fahrig streicht sie sich durch die dunklen Haare. In Busovaca ist sie von vier Soldaten vergewaltigt worden.

Über den Tathergang will Kata nicht reden. Nur, daß ihrer Mutter kein Leid zugefügt worden ist und daß sie nie mehr heiraten möchte. Ihr Gesichtsaus- druck wirkt hart und verschlossen. Sie nimmt ihrer Mutter den Sohn ab und drückt ihn ganz fest an sich, als wolle sie aller Welt zeigen, wie sehr sie ihn liebt.

Denn das "Böse", das ihr widerfuhr, bleibt für sie nicht ohne Folgen. Sie wird schwanger und entschließt sich, das Kind, es ist Stipo, auszutragen und allein großzuziehen.

In Busovaca bleibt sie einen Winter lang. Sie verrammelt nachts die Tür. Im neuen Jahr gelingt ihr endlich die Flucht nach Kiseljak, und von dort ge- langt sie nach mehreren Versuchen endlich nach Vetovo, Kroatien. Dort lebt sie, die selbst nur vier Jahre lang zur Schule gegangen ist und keine Mög- lichkeit hat, einen Beruf auszuüben, seit April 1993 in völliger Abhängigkeit von anderen: von der Caritas, die ihr je- den Monat acht Kilo Mehl, zwei Gemü- sekonserven, etmge Fischkonserven und ein Kilo Milchpulver, gerade aus- reichend für eine Woche, gibt. Von den Nachbarn, die ihr alte Möbel und Klei- dung schenken und ihr das Haus, in dem sie jetzt lebt, zur Verfügung ge- stellt haben. Von ihrem 25jährigen Bru- der, der ab und an Gelegenheitsjobs bei Nachbarn bekommt und dessen ganzer Verdienst für den Kaufvon Brennmate- rial (ein Kubikmeter Holz kostet 200 Mark) gebraucht wird.

Kata ist in Sicherheit, aber sie muß wei- terkämpfen. Kämpfen um ihr Überle- ben, kämpfen für das Leben ihrer Mut- ter und das ihres Sohnes und kämpfen gegen ihre eigene ständige Angst. Die Angst, den Sohn zu verlieren, die Angst vor ihren Peinigern, die Angst vor der Zukunft.

~ Informationen: Internationale Ge- sellschaft für Menschenrechte, Dr. med.

Reinhard Gnauck, Deutsche Sektion e. V., Kaiserstraße 72, 60329 Frankfurt, Tel. 0 69/23 69 71, Fax 23 41 00. Bank- verbindung: Taunus-Sparkasse Bad Homburg, v. d. H., Konto: 23 000 091, BLZ 512 500 00, Kennwort: "Kinder in Bosnien" oder "Nähstube Bosnien".

Annette Blettner

A-636 (32) Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 10, 11. März 1994

Zusammensetzung: 1 Filmtablette Dynarm 0,5 enthält 0,522 mg, 1 Filmtabletle Dynarm 1,0 enthält 1 ,044 mg: 1 Filmtabletle Dynarm 2,5 ent·

hält 2,61 mg, 1 Filmtabletle Dynarm 5,0 enthält 5,22 mg Cilazapril1 H20.

Anwendungsgebiet: Essentielle Hypertonie. Gegenanzeigen: Über- empfindlichkeit gegen Cilazapril. Anamnestisch bekanntes angio·

neurotisches Ödem; Nierenarterienstenose (beidseitig oder bei Einzelniere);

Zustand nach Nierentransplantation, hämodynamisch relevante Aorten-oder Mitralklappenstenose bzw. hypertrophe Kardiomyopalhie, primärer Hyper- aldosteronismus, Schwangerschaft, Stillzeit Da keine ausreichenden Therapieertahrungen vorliegen: renale Hypertonie, schwere Nierenfunktions- störungen (Krealinin-Ciearance ·40 ml/min), primäre Lebererkrankung oder Leberinsuffizienz, unbehandelle, dekompensierte Herzinsuffizienz, obstruk- tive Atemwegserkrankungen, Kinder. Sorgfällige Nutzen-Risiko-Abwägung bei klinisch relevanter Proteinurie, klinisch relevonten Eleklrolytstörungen, gestörter Immunreaktion und· bei immunsuppressiver Therapie empfohlen.

Hinweis: Zu Therapiebeginn intensive Überwachung von Blutdruck und Laborparametern bei Patienten mit Salz-und/oder Flüssigkeitsmangel, mit eingeschränkter Nierenfunktion, schwerer Hypertonie, und gleichzeitig vorhandener Herzinsuffizienz sowie bei älteren Patienten (über 65 Jahre).

Nebenwirkungen: Gelegentlich übermäßige Hypoton~ (incl. orthosta- tische Hypotonie) evtl. mit Synkope (selten), zu Therapiebeginn, insbeson- dere bei Salz-und/oder Ftüssigkeitsmangel, Herzinsuffizienz, schwerer Hypertonie, aber auch bei Erhöhung der Diuretika- oder der Dynorm- Dosierung. Einzelfaltberichte für ACE-Hemmer bei Blutdruckabfalt:

Tachykardie, Palpitationen, Herzrhythmusstörungen, Angina pectoris, Myokardinfarl<t, TIA, cerebraler Insult Gelegentlicll Auftreten oderVerstärken von Nierenfunklionsslörungen, in Einzelfällen bis zum akuten Nieren- versagen. Selten Proteinurie. Gelegentlich Husten, Bronchitis; selten. Atemnot, Sinusilis, Rhinitis, vereinzelt Bronchospasmus, Glossitis, Mundtrockenheit Für ACE-Hemmer in Einzelfällen beschrieben: angio- neurotisches Ödem mit Beteiligung von Kehlkopf, Rachen und/oder Zunge.

Gelegentlich gaslrointestinale Störungen; selten Erbrechen, Durchfall, Ver- stopfung, Appetitlosigkeit Für ACE-Hemmer in Einzelfällen beschrieben:

cholestatischer Ikterus, Hepatitis, Pankreatitis, Ileus. Gelegentlich allergische Hautreaktionen, selten Urtikaria oder Erythema multiforme, Einzelfällen mit Fieber, Myalgien, Arthralgien, Vaskuliliden, Eosinophilie und/oder erhöhten ANA-Titern. Für ACE-Hemmer in Einzelfällen beschrieben: psoriasiforme Hautveränderungen, Photosensibilität, Alopezie, Onycholyse, Verstärkung der Raynaud-Symptomatik. Gelegentlich Kopfschmerzen, Müdigkeit, selten Benommenheit, Depressionen, Schlafstörungen, Impotenz, Parästhesien, Gleichgewichtsstörungen, Verwirrtheit, Ohrensausen, verschwommenes Sehen, Geschmacksveränderungen. Gelegentlich Abfall von Hämoglobin, Hämatokrit, Leukozyten oder Thrombozyten. Selten Anstieg von Harnstoff, Kreatin in oder Kalium bzw. Abfall von Natrium. ln Einzelfällen Erhöhung von Bilirubin und Leberenzymen. Verkehrshinweis: Durch individuell auftretende unterschiedliche Reaktionen kann die Fähigkeil ·zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt werden.

Dies gilt im verstärkten Maße bei Behandlungsbeginn und Präparate- wechsel sowie im Zusammenwirken mit Alkohol. Wechselwirkung:

Abschwächung der blutdrucksenkenden Wirkung durch Kochsalz, Anal- getika, Antiphlogistika. Verstärl<ung der blutdrucksenkenden Wirl<ung durch Antihypertensiva (insb. Diuretika), Narkotika, Anästhetika. Verstärkte Alko- holwirkung. Gleichzeitige Gabe von Kalium oder kaliumsparenden Diuretika kann zu einer Zunahme der Serum-Kalium-Konzentration führen. Bei Lithium-Therapie Kontrolle der Lithium-Serumkonzentration. Leukopenie bei gleichzeitiger Anwendung von Allopurinol, Zytostatika, Immunsuppressiva, Systemischen Corticoiden, Procainamid. Dosierung: Empfohlene Anfangs- dosis morgens 1/2 Tabl. Dynarm 2,5 (Patienten mit eingeschränkter Nieren- funktion oder ältere Palienten empfohlene Anfangsdosis 1/2 Tab!. Dynarm 1 ,0). Empfohlene Erhaltungsdosis einmal täglich Dynarm 2,5. Weitere Infor- mationen enthält die Gebrauchs- und Fachinformation. Handelsformen und Preise: Dynarm 0,5: 30 Filmtabletlen (N1) DM 37.51; 50 Filmtabletlen (N2) DM 58.39; 100 Filmtabletlen (N3) DM 104.82. Dynarm 1,0:30 Film- tabletten (N1) DM 41.39; 50 Filmtabletten (N2) DM 64.65; 100 Film- tabletten (N3) DM 115.86. Dynarm 2,5:30 Filmtabletten (N1) DM 48.54;

50 Filmtabtetlen (N2) DM 75.75; 100 Filmtabletlen (N3) DM 140.88.

Dynarm 5,0: 30 Filmtabletlen (N1) DM 65.91; 50 Filmtabletlen (N2) DM 100.ßß; 100 Filmtabletlen (N3) DM 189.76.

E. Merck, 64271 Darmstadt;

Hoffmann-La Rache. 79639 Grenzach-Wyhlen

MERCK

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[> Das Europäische Büro der WHO hat kurzfristig auf die Erfordernisse in Jugoslawien reagiert und Mitar- beiter und Material vor Ort zur Ver- fügung gestellt. Die WHO sah ihre Aufgabe in erster Linie in der Situa- tionsanalyse, der Bedarfsermittlung und in der Koordination von Hilfen Dritter im klassischen Sinne von Public Health. Diese Arbeit war er- folgreich; sie ist es noch heute.

Aber auch hier wurde in Athen die Frage nach der grundsätzlichen Aufgabe der WHO in Katastrophen- situationen gestellt. Die Expertise der Weltgesundheitsorganisation in Fragen des Gesundheitswesens ist unbestritten. Katastrophensituatio- nen erfordern jedoch umfangreiche Hilfen vielerlei Art, von der Ernäh- rung über die Unterbringung von Flüchtlingen und Obdachlosen bis hin zur Versorgung mit Wasser und Heizmaterial. Für viele dieser Aufga- ben stehen Unterorganisationen der Vereinten Nationen, andere interna- tionale Organisationen und schließ-

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BLICK INS AUSLAND

lieh auch nationale Hilfsmöglichkei- ten zur Verfügung. Koordinierungs- bedarf ist gegeben. Aber ist dies eine Aufgabe der Weltgesundheitsorgani- sation?

Weitere Katastrophen sind zu erwarten, welcher Art auch immer.

Deshalb besteht Handlungsbedarf, auch bei der WHO. Es ist daher fol- gerichtig, daß die Mitgliedstaaten des Europäischen Büros der Weltge- sundheitsorganisation das Büro in Kopenhagen beauftragt haben, ein Handlungskonzept zu entwickeln, das die Rolle der WHO in Katastro- phenfällen definiert. Über dieses Konzept soll auf der nächsten Sit- zung dieses Gremiums im September 1994 beraten werden.

Anschrift des Verfassers:

Prof. Dr. med. Fritz Beske Institut für Gesundheits-System- Forschung Kiel

Weimarer Straße 8 24106 Kiel

Bericht über eine Hilfsmission

1n

Bosnien

Patienten liegen in

dunklen Kellerzimmern

Im Auftrog der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW) besuchte ihr Vorstandsmitglied Prof. Dr. med. Ulrich Gottstein vom 29. November bis 6 . Dezember Krankenhäuser in Split (Kroatien) und in der umkämpften Stadt Mostar (Bosnien-Herzego- wina). Er sprach mit Ärzten und Ärztinnen und brachte dringend benötigte Medikamente.

Die Krankenversorgung in Split ist nach wie vor voll gewährleistet.

Während vor dem Krieg die Mehr- zahl der Patienten aus Bosnien-Her- zegowina stammte, findet sich jetzt nur noch eine Minderheit moslemi- scher Patienten in der dortigen Kli- nik. Dennoch sah ich sowohl mosle- mische Erwachsene als auch Kinder, die in Bosnien kriegsverwundet und jetzt gut operiert und behandelt wur- den. In Mostar herrscht Krieg. Der kroatisch regierte Stadtteil auf der westlichen Seite von Mostar weist zahlreiche Kriegszerstörungen an den Gebäuden auf, die sowohl im

Verteidigungskrieg gegen serbische Einheiten als auch nun unter Artille- riefeuer von moslemischer Seite ent- standen sind.

Das alte Stadtkrankenhaus liegt etwa 200 m von der Frontlinie ent- fernt, seine zur "feindlichen Seite"

lokalisierten Stationszimmer sind zu einem Großteil durch Einschüsse verwüstet, sämtliche Fensterscheiben durch Plastik ersetzt. Auf der gegen- überliegenden Klinikseite sind je- doch die Krankenzimmer zumeist be- legt. Von Mostars zweitem Kranken- haus können nur das Erdgeschoß und teilweise der erste Stock benutzt A-638 (34) Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 10, 11. März 1994

werden, da wegen des Kriegsaus- bruchs die oberen Stockwerke nicht eingerichtet werden konnten. Die Operationsräume sind gut ausstaf- fiert, allerdings fehlen wegen der Fi- nanzmisere Kroatiens manche Medi- kamente und LaborartikeL

Mit Hilfe des Flüchtlingshilfs- werks der Vereinten Nationen

(UNHCR) in Medugorje konnte ich in einem gepanzerten weißen Land- rover, versehen mit schußfester We- ste und weißem Stahlhelm, in den moslemischen Stadtteil von Mostar, also auf der östlichen Seite, gelan- gen. Viele Häuser sind dort total zer- stört, alle anderen weisen starke Schäden auf. Die Menschen leben in den Kellern.

Seit Ausbruch des kroatisch- mosiemischen Krieges mußten die Ärzte in größter Eile zwei "Hospitä- ler" einrichten. Das eine ist im Erd- geschoß und Keller eines Hauses un- tergebracht. Man versorgt dort ohne jegliche Elektrizität Verwundete und Kranke. Die Patienten liegen in stockdunklen Kellerzimmern, Bett neben Bett, und nur bei besonderer Notwendigkeit wird eine Kerze ange- zündet. Der Zahnarzt kann nur ex- trahieren, da seine Bohrmaschine ohne Elektrizität nicht funktioniert.

Das zweite "Hospital" wurde im früheren Gesundheitsamt eingerich- tet. In zwei Zimmern stehen alte Operationstische. Hier hat man ei- nen mit Kerosin gespeisten Genera- tor, der nur dann Elektrizität liefert, wenn Operationen stattfinden oder Licht dringend erforderlich ist. Die acht Ärzte leben und schlafen in ei- nem einzigen kleinen Zimmer mit vier Doppelstockbetten. Der chirurgische Chefarzt hat mit seinen Assistenten in den letzten fünf Monaten täglich 30 bis 60 Operationen und Wundversor- gungen vorgenommen, im laufenden Monat sei es viel "ruhiger", nur etwa drei bis fünf Operationen täglich. Seit sechs Monaten hat der Chirurg dieses Haus nicht verlassen.

.... Spendenkonten: IPPNW-

Bosnienhilfe, Stadtsparkasse Gagge- nau, Kto 500 009 18, BLZ 665 512 90.

IPPNW-Versöhnungsarbeit, Spar- kasse Rastatt-Gernsbach, Kto 600 148 59, BLZ 665 500 70.

Prof. Dr. med. Ulrich Gottstein, Frankfurt

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