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Archiv "Eine Politik der gedrosselten Expansion" (12.12.1974)

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DEUTSCHES Leserdienst

ÄRZTEBLATT

Hinweise •Anregungen

WIRTSCHAFT:

Eine Politik der

gedrosselten Expansion Die „Konjunkturweisen" ge- ben Bundeskanzler Schmidt und Wirtschaftsminister Friderichs Schützenhilfe

BRIEF AN DIE REDAKTION:

Herbe Enttäuschung

PRAXIS UND HAUS:

Kalkschutz in der Heizung Küchenzange

Kleingefrierer

REISE:

Das andere Afrika

Kein Platz für Foto-Großwild- jäger — Folklore steht hoch im Kurs im Dschungelwald der Republik Elfenbeinküste

ROUTEN UND ZIELE

AUTO:

Leistungsstark: BMW 518

Die Entscheidung der Bundesre- gierung, ob es ein zusätzliches Programm zur Ankurbelung der Konjunktur geben wird, dürfte bis Mitte Dezember fallen. Viel spricht dafür, daß eine Reihe neuer Maß- nahmen zur Belebung der privaten Investitionen eingeführt werden. Im Mittelpunkt der Diskussion stehen Abschreibungsvergünstigungen für Neuinvestitionen und niedrige Zin- sen. Weitergehende Wünsche, wie die befristete Einführung von Inve- stitionszulagen oder die von der Wirtschaft gewünschte Einfügung des Verlustrücktrages im Steuer- recht werden mit Blick auf die Ko- sten, die zwangsläufigen Verwal- tungsaufwendungen und die fragli- chen konjunkturellen Auswirkun- gen kaum eine Chance haben.

Bundeskanzler Schmidt und Wirt- schaftsminister Friderichs ziehen vorerst an einem Strang. Aber Schmidt wird von seiner Fraktion und von den SPD-Länderchefs un- ter Druck gesetzt; sie verlangen konjunkturelle Sonderprogramme, um der steigenden Arbeitslosig- keit entgegenzuwirken. Die Mei- nungsverschiedenheiten zwischen Schmidt und starken Kräften seiner Partei beruhen auf der unter- schiedlichen Interessenlage. Wäh- rend Schmidt kaum noch Hoffnung hat, daß die SPD/FDP-Koalition in Düsseldorf über die Landtagswah- len am 4. Mai hinaus halten wird, rechnet sich Ministerpräsident Heinz Kühn noch Chancen aus, seinen Sessel in der Düsseldorfer Staatskanzlei zu retten, wenn es

nur mit der Konjunktur bis Mai wie- der erkennbar aufwärts ginge.

Das für Schmidt alles entscheiden- de Datum ist die Bundestagswahl im Herbst 1976; seine Politik zielt damit in erster Linie auf diesen Zeitpunkt. Das hat Konsequenzen für die Wirtschaftspolitik, sofern sich Schmidt mit seiner Konzeption gegen die klare Mehrheit seiner Fraktion durchsetzen kann. Am Ende wird man sich wohl auf einen Kompromiß einstellen müssen, der Kühn entgegenkommt, der aber letzten Endes doch von Schmidts Interessenlage bestimmt wird.

Schmidts Stehvermögen wird das entscheiden. Der Kanzler weiß, daß eine stark expansive Politik bis zum Frühjahr wenig ändern wird.

Die Bundesregierung würde nur Gefahr laufen, eine neue Inflations- welle auszulösen, die 1976 ihren Höhepunkt erreichte.

Die „Weisen"

empfehlen eine Doppelstrategie Der Kanzler und sein Wirtschafts- minister haben Schützenhilfe von den fünf „Konjunkturweisen" erhal- ten. Diese empfehlen eine „Dop- pelstrategie": der Bundesbank wird die Rolle zugewiesen, das Geld knapp zu halten, um die bis- lang erreichten Stabilitätserfolge abzusichern; dem Staat wird die Aufgabe zugewiesen, mit einer

„breit gestreuten" expansiven Aus- gabenpolitik den unerwünscht star- ken Beschäftigungseinbruch zu

Eine Politik

der gedrosselten Expansion

Die „Konjunkturweisen" geben Bundeskanzler Schmidt und Wirtschaftsminister Friderichs Schützenhilfe

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 50 vom 12. Dezember 1974 3653

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Daten zur wirtschaftlichen Entwicklung (Veränderung gegen 1974 in Prozent)

Prognosen für 1975

II III

Sozialprodukt — Entstehung

Arbeitsvolumen — 2 1/2 — 2 — 2 1 /2

Produktivität + 4 + 4 + 4

Bruttosozialprodukt (real) + 2

+

2 1 /2 + 1 1 /2

Preisentwicklung

Privater Verbrauch + 5'/2-6 + 5-5'/2 + 7'/2

Bruttosozialprodukt + 6 + 5 + 7 1 /2

Sozialprodukt — Verwendung (in jeweiligen Preisen) Privater Verbrauch Staatsverbrauch

Bruttoanlageinvestitionen Ausrüstungen

Bauten Ausfuhr Einfuhr

+ 9 + 8 1 /2 + 10 1 /2 + 9

+ 3 + 6

+6 1 /2 + 8 1 /2 + 1 + 4 1 /2 + 13 + 11 + 131 /2 + 14

+ 7 1 /2 Bruttosozialprodukt (nominal) + 8

+ 10 + 11'/2 + 4 + 7 + 2 1 /2 + 14 + 141 /2 + 9 Volkseinkommen — Verteilung

Bruttoeinkommen aus unselb. Arbeit aus Unternehmertätigkeit und Vermögen

+ 6'/2 + 9

+ 912 + 9

+ 8 + 8 Leserdienst

Hinweise • Anregungen

Politik der gedrosselten Expansion

mildern. Entscheidend aber kommt es nach Ansicht des Sachverstän- digenrates, dem die Professoren Kloten, Gutowski, Sievert, K.

Schmidt und Schernhorn angehö- ren, darauf an, die Tarifparteien zu stabilitätsorientierten Lohn- und Gehaltsabschlüssen zu bewegen.

Der Tarifrunde im öffentlichen Dienst wird eine Schlüsselrolle zu- gewiesen. Nach Ansicht des Sach- verständigenrates müssen die Ge- winnerwartungen der Unternehmen verbessert werden. Das allein kön- ne es gewährleisten, daß die priva- te Investitionstätigkeit wieder zu- nehme, von der das wirtschaftliche Wachstum und damit auch die Si- cherheit der Arbeitsplätze abhän- ge. Neue Ankurbelungsprogramme und erst recht eine Politik des leichten Geldes durch die Bundes- bank würden nur neue Inflations-

spielräume schaffen, ohne die Be- schäftigung dauerhaft zu sichern, meinen die fünf „Weisen".

Problematische Haushaltsdefizite von 50 Milliarden Mark

Hohe expansive Wirkungen gehen nach Ansicht der Sachverständigen von den Defiziten in den Haushal- ten von Bund, Ländern und Ge- meinden aus. Diese müssen nach der letzten Steuerschätzung auf etwa 50 Milliarden DM geschätzt werden. Auch die Sachverständi- gen halten es für problematisch, in diesem Umfang den Kapitalmarkt zu belasten, da die Finanzierungs- wünsche der privaten Unterneh- men zurückgedrängt werden könn- ten. Vom Kapitalmarkt her werde der Ausgabenzuwachs der öffentli-

chen Hand begrenzt. Die Sachver- ständigen haben daher nichts da- gegen einzuwenden, wenn zur Haushaltsfinanzierung auch die knapp zehn Milliarden DM, die als Konjunkturreserve bei der Bun- desbank liegen, eingesetzt werden.

Allerdings muß diese Geldschöp- fung, nichts anderes stellt die Auf- lösung jener Rücklagen dar, von der Deutschen Bundesbank im Rahmen ihrer Geldpolitik berück- sichtigt werden.

Dies bedeutet: Je mehr der Staat seine Rücklagen in Anspruch nimmt, um so weniger ist die Bun- desbank in der Lage, ihre immer noch vorsichtige Geldpolitik weiter zu lockern.

Auch eine Verschuldung der öffent- lichen Hand im Ausland wird als vertretbar angesehen. Dies führe bei frei schwankenden Wechsel- kursen zu einer Aufwertung der D- Mark, was den Abbau der hohen Exportüberschüsse fördern könne.

Steuererhöhungen für 1975 werden abgelehnt

Steuererhöhungen lehnt der Rat für das Jahr 1975 strikt ab. Er weist aber darauf hin, daß die schon heute in den Finanzplänen ange- legten Defizite der kommenden Jahre ein bedrohliches Inflations- potential enthielten. Der Rat gibt damit zu erkennen, daß bei Rück- kehr zu einer Phase des wirtschaft- lichen Wachstums eine Konsolidie- rung der öffentlichen Haushalte über Steuererhöhungen und Aus- gabenkürzungen beim Staat unver- meidlich ist.

Für das nächste Jahr hat der Rat drei alternative Prognose-Modelle entwickelt, die von unterschiedli- chen Annahmen über die Lohnent- wicklung und die Geldpolitik der Notenbank ausgehen. Dabei ergibt sich, daß trotz der gegenwärtig schlechten Wirtschaftslage bei ei- ner Begrenzung des Zuwachses der Einkommen aus unselbständi- ger Arbeit auf 6,5 Prozent im kom- menden Jahr doch noch mit einem

3654 Heft 50 vom 12. Dezember 1974 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Leserdienst Hinweise •Anregungen PRAXIS UND HAUS

realen Wachstum von 2,5 Prozent zu rechnen wäre. Das wirtschaftli- che Wachstum würde allerdings auch in diesem Fall erst Mitte 1975 einsetzen. Bei höheren Lohnab- schlüssen fiel die Wachstumsrate geringer aus, wie die Tabelle zeigt.

Der Rat gibt eindeutig der Progno- se II den Vorzug. wst

Brief an die Redaktion

RENTENVERSICHERUNG

Ein Hinweis kurz vor Toresschluß für alle, die noch in die Rentenversicherung wollen:

Herbe Enttäuschung

Viele Kollegen stehen in Zweifel, ob sie bis zum 31. Dezember 1974, dem letztmöglichen Termin, noch in die gesetzliche Rentenversiche- rung eintreten sollen. Die Anrech- nung von Ersatz- und Ausfallzeiten spielt dabei eine oft ausschlagge- bende Rolle, weil dadurch die zu erwartende Rente eine wesentliche Steigerung erfährt. Viele Kollegen erleben jedoch nach Eintritt in die Rentenversicherung eine herbe Enttäuschung, weil sie die Ersatz- zeiten nicht anerkannt bekommen.

Alle diejenigen, die während ihrer Assistentenjahre einmal bei der Rentenversicherung versichert wa- ren und sich die geleisteten eige- nen Beiträge haben zurückbezah- len lassen, bekommen bei einem jetzt erfolgenden Eintritt die Er- satzzeiten auf die Rente nicht an- gerechnet. Dieser Sachverhalt ist nicht ausreichend bekannt, zumal er jedem vernünftig Denkenden wi- dersinnig erscheinen muß: wer ein- mal in der Rentenversicherung ver- sichert war, wird schlechter ge- stellt als jeder andere. Ob an ihm ein Odium haftet?

Dr. med. G. Jung

67 Ludwigshafen-Rheingönheim Friedensstraße 61

Küchenzange

„Greifwender" ist der Name eines neuen vielseiti- gen Küchengerätes von Fissler. Mit ihm kann man druckempfindliches Kochgut — zum Beispiel Eier oder Knödel — anfas- sen, Kurzgebratenes in der Pfanne wenden und auch noch Eischnee oder Sahne schlagen. Die Küchenzange ist aus rostfreiem Edelstahl. (Herstel- ler: Fissler GmbH, 6580 ldar-Oberstein 2) Werkfoto/kb

Kleingefrierer

Auch im kleinen Haushalt kann man tiefgefrieren und Tiefgefrorenes lagern: Der Automatikgefrier- schrank (links) faßt 120 I bei einer äußeren Breite von 52,5 Zentimeter (die anderen Maße: 60 Zentimeter tief, 85 Zentimeter hoch, also Küchennorm- maße). Dieser Gefrierschrank paßt exakt mit einem 165-Liter-Kühlschrank des gleichen Produzenten zusammen. (Hersteller: BBC Hausgeräte GmbH, 68 Mannheim 1, Augusta-Anlage 25) kb/Werkfoto

DEUTSCHES ARZTEBLATT Heft 50 vom 12. Dezember 1974 3655

Referenzen

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