fluß das Fachgebiet, der Ausbil- dungsstand und das soziale Umfeld eines Arztes auf sein Bildungsver- halten haben.
Im einzelnen bestätigt die Stu- die die vorrangige Bedeutung des Literaturstudiums: Nur ein Bruch- teil- unter ein Prozent der Antwor- tenden - gab zu, keine Literatur zu lesen. Dabei liegt der Anteil der Ärzte, die rückmelden, daß sie Fachzeitschriften oft lesen, kon- stant bei 80 Prozent und mehr (10, 13, 20). Im Mittel werden 3,8 bis 4,8 Zeitschriften regelmäßig genutzt.
Im Vergleich zur Literatur wer- den audiovisuelle Medien deutlich seltener genutzt, zum Beispiel Vi- deorecorder nur von der Hälfte al- ler niedergelassenen Ärzte und von etwa 40 Prozent der abhängig Be- schäftigten. Allerdings hat sich der Gebrauch dieses Systems in der Ärzteschaft offensichtlich in glei- cher Weise verbreitet wie in der ge- samten Bevölkerung: 1975 vernein- ten noch 84,5 Prozent der befragten Ärzte die Benutzung audiovisueller Medien (10). Leider wurde bei un- serer Befragung keine Äußerung zur Verwendung von Computern und Datenbanken erbeten. Jedoch läßt die Studie von Risler den Schluß zu, daß diese Medien bei be- stimmten ärztlichen Berufsgruppen die traditionellen audiovisuellen Methoden (Video und Tonband) in ihrer Bedeutung schon überholt ha- ben.
Im Gegensatz zu dieser Ent- wicklung - hin zur Verwendung ef- fizienterer Methoden beim eigen- ständigen Lernen (16, 17) - ist beim interaktiven Lernen bisher keine Veränderung des Fortbildungsver- haltens festzustellen. Vielmehr wird seit Jahrzehnten - und so auch kon- stant in Schleswig-Holstein - der traditionelle, nicht immer lerneffizi- ente Vortragsstil (14) bevorzugt (7, 10, 13). Hier sollte unseres Erach- tens die Ärzteschaft einen Schwer- punkt zur Weiterentwicklung ihres Fortbildungsverhaltens setzen. Ziel muß es sein, vermehrt solche Ver- anstaltungsformen zu nutzen, die erwiesenermaßen einen Einfluß auf das ärztliche Verhalten haben.
Hierzu gehören unter anderem die Arbeit m Kleingruppen, die
AUFSÄTZE / BERICHTE
Berücksichtigung der eigenen Ar- beitsprobleme, die Verwendung von Schulungsmaterialien für Pati- enten beim eigenen Training, die Teilnahme an curricularen Trai- ningskursen (5, 8).
Schlußfolgerung
Mit Hilfe der beiden Befragun- gen der Ärztekammer Schleswig Holstein und dem Vergleich ihrer Ergebnisse mit bekannten Daten ähnlicher Untersuchungen konnten erstmals folgende Aspekte nachge- wiesen werden:
..,.. die Repräsentativität solcher Befragungen auf der Basis der ärzt- lichen Berufsordnung,
..,.. die Kontinuität der ärztli- chen Fortbildungsgewohnheiten in Deutschland und
..,.. der geringe Einfluß wieder- balter Befragungen auf die Selbsteinschätzung der Ärzte be- züglich ihres Fortbildungsverhal- tens.
Befragungen, wie in der Schles- wig-Holstein-Studie vorgestellt, stellen eine effektive Methode dar, um die Weiterentwicklung des ärzt- lichen Fortbildungsverhaltens zu erfassen und die Ärzteschaft zur Überprüfung ihrer Bildungsge- wohnheiten zu motivieren. Die Er- gebnisse der Schleswig-Holstein- Studie führten zur Formulierung des Abschnittes "Qualitätssiche- rung der Fortbildung" im Gesund- heitspolitischen Programm der Deutschen Ärzteschaft, welches am 12. Mai 1994 vom 97. Deutschen Ärztetag in Köln beschlossen wur- de.
De~---
){rzteblatt
91 (1994) A-3084--3087 [Heft 45]
Literatur beim Verfasser Anschrift für die Verfasser:
Privat-Dozent Dr. med.
Dr. Günter Ollenschläger
Leiter des Dezernats Fortbildung, Gesundheitsförderung und Arzneimittelwesen der Bundesärztekammer Herbert-Lewin-Straße 1 50931 Köln
Medica Baden-Baden
Zeit für
Fortbildung sinkt
Nach zweijährigem "Auswärts- spiel" ist die Sommer-"Medica"
nach Baden-Baden zurückgekehrt.
Wieder waren die Themen breit ge- fächert: Notfallmedizin, Gynäkolo- gische Endokrinologie, Hepatolo- gie, Kardiologie, Allergie, Geria- trie, Gastroenterologie, Onkologie, aber unter anderem auch Homöo- pathie, Akupunktur, Reisemedizin, Ozontherapie und EDV-Kurse.
"Zwar ist die ,Medica' Baden- Baden viel kleiner als die Düssel- dorfer im November, doch gibt es hier vielleicht die besseren Möglich- keiten zum persönlichen Erfah- rungsaustausch", meint "Medica"- Präsident Dr. med. Rolf-Detlev Be- rensmann. Nachdenklich stimmt ihn der Rückgang der Besucherzahl:
"Der Rückgang von früher bis zu 1000 auf jetzt etwa 600 Teilnehmer ist eine Auswirkung der Gesund- heitspolitik. Die Kollegen können sich nicht mehr so viel Zeit für Fort- bildung nehmen, sie verlieren zuviel an Einkommen, wenn sie ihre Pra- xen mehrere Tage schließen."
Zwar wurde die Dauer des Kongresses von bisher 14 auf zehn Tage verkürzt, aber, meint Dr. Be- rensmann: "Ohne Unterstützung der Industrie ist Fortbildung nicht möglich!" Ab diesem Jahr nun wird der Kongreß mitgetragen vom BDI, dem Berufsverband Deutscher In- ternisten. Dazu dessen Präsident:
"Es geht uns um die Intensiv-Fort- bildung. Wir vertrauen darauf, daß die neuestenwissenschaftlichen Er- kenntnisse hier rasch Verbreitung finden und in der Praxis angewen- det werden."
Berensmann will - nach nun- mehr 27 Jahren- in einigen Mona- ten sein Amt in jüngere Hände le- gen. Er wird dann nämlich 75.
Hilmar Bierl Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 45, 11. November 1994 (39) A-3087