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Archiv "3 Fragen an… Dipl.-Ing. Prof. Dr. med. Stephan Letzel, Leiter des Instituts für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Universität Mainz" (11.05.2007)

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A1290 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 19⏐⏐11. Mai 2007

M E D I Z I N R E P O R T

verlangsame den Alterungsprozess, schaffe Anerkennung und stärke das Selbstvertrauen.

Dass man länger arbeiten kann als bei uns üblich, haben andere Länder bereits vorgemacht – ein

Trend, dem man sich in Deutsch- land nicht verschließen könne, meint Prof. Dr. med. Thomas Kraus (Institut für Arbeits- und Sozial- medizin der Universität Aachen) in Mainz. So liege die Beschäftigungs-

quote der 55- bis 64-Jährigen in Deutschland bei knapp 40 Prozent, in Dänemark und den Vereinigten Staaten aber bei circa 60 Prozent. In vielen europäischen Ländern sei die Beschäftigungsquote der älte- ren Mitarbeiter in den letzten zehn Jahren um acht bis 16 Prozent ge- stiegen, in Deutschland lediglich um 1,8 Prozent (Tabelle). Diese er- schreckend niedrige Beschäfti- gungsquote und der geringe Zu- wachs spiegele die jahrzehntelang mit staatlichen Mitteln geförderte Frühverrentung wider, kritisierte Kraus. Zur Sicherung der langfristi- gen Beschäftigungsfähigkeit gehörte deshalb auch eine vernünftige Per- sonalpolitik, die das Vertrauen in die Leistungskraft der älteren Arbeit- nehmer stärke und nicht schwäche.

Das Defizitmodell sei überholt.

Zwar könne die körperliche Leis- tungsfähigkeit im Alter abnehmen,

Quelle: Bertelsmann-Stiftung TABELLE

Beschäftigungsguote Zunahme der der 55- bis 64-Jährigen Beschäftigungsquote

2004 der 55- bis 64-Jährigen

von 1995 bis 2004 in Prozentpunkten

Dänemark 61,8 % +12,5

USA 59,9 % +4,8

Großbritannien 56,2 % +8,7

Australien 51,8 % +10,4

Finnland 51,0 % +16,6

Niederlande 45,2 % +15,2

Deutschland 39,8 % +1,8

Schlusslicht:

Beim Vergleich der Beschäftigungs- quote älterer Arbeit- nehmer und ihrem Zuwachs schneidet Deutschland weit- aus schlechter ab als andere Industrienationen.

DÄ: Volkskrankheiten wie Adipositas und metabolisches Syndrom vorzubeugen, sehen Arbeitsmediziner als Voraus- setzung dafür an, dass eine Er- höhung des Rentenalters ver- antwortet werden kann. Nun gibt es schon Präventionspro- gramme, beispielsweise zur Früherkennung von Diabetes, die Fachgesellschaften zusam- men mit Krankenkassen, dem Hausärzteverband, Apothekern und Patientengruppen erarbei- tet haben. Welchen Platz könn- te der Betriebsarzt in einem solchen Präventionsprogramm einnehmen?

Letzel:Primäre Aufgabe der Arbeitsmedizin ist die Prävention am Arbeitsplatz. Ein wichtiger Be- standteil der arbeitsmedizinischen Vorsorge können hierbei auch spezielle betriebsärztliche Unter- suchungen, die zum Teil auch gesetzlich vorgeschrieben sind, sein. Arbeitsmedizinische Vorsorge geht jedoch weit über Vorsorge-

untersuchungen hinaus, hierzu zählen neben der Gefährdungs- beurteilung insbesondere auch die arbeitsmedizinische Beratung von Arbeitnehmern und Arbeit- gebern.

Vorteilhaft ist es, dass der Arbeits- mediziner auch Kontakt zu Perso- nen mit gesundheitlichen Risiken hat, die derzeit den kurativ tätigen Arzt nicht aufsuchen. Arbeitsme- diziner sind in erster Linie Berater und Gesundheitsmanager im Be- trieb, ihr Schwerpunkt liegt nicht auf der Therapie.

Es versteht sich von selbst, dass die vom Betriebsarzt angewende- ten diagnostischen Kriterien zur Einschätzung eines gesundheitli- chen Risikos den wissenschaftlich anerkannten Empfehlungen ent- sprechen. Wenn der Betriebsarzt bei einem Arbeitnehmer ein er- höhtes Gesundheitsrisiko feststellt und der Betroffene behandlungs- bedürftig ist, wird er ihm raten, sich an den Haus- oder Facharzt zu wenden.

DÄ: Umgekehrt gibt es Präven- tionsprogramme, die von Un- ternehmen initiiert werden . . . Letzel:Ja, richtig, insbesondere die Großindustrie, aber auch klein- und mittelständische Unterneh- men haben erkannt, dass Präven- tion und Gesundheitsförderung nicht ausschließlich einen Kosten- faktor, sondern in erster Linie einen Erfolgsfaktor für das gesunde Unternehmen darstellen. So werden auch von einzelnen Unternehmen gezielt Vorsorgeuntersuchungen, zum Beispiel auf kolorektale Karzi- nome, angeboten. Die hierbei erho- benen Daten können zusätzlich auch wissenschaftlich genutzt werden.

DÄ: Die Arbeitsmediziner schla- gen vor, für Arbeitnehmer im höheren Lebensalter Organisa- tion und Gestaltung der Arbeit dem höheren Lebensalter und individuellen Fähigkeiten anzu- passen, also auf körperliche und psychische Veränderungen Rücksicht zu nehmen.

Ist das vor dem Hintergrund des zunehmenden Kosten- drucks umsetzbar?

Letzel:Sicherlich wäre es zu kurz gedacht, mit einer dem Individuum angepassten Arbeits- organisation sowie Arbeits- gestaltung erst im höheren Le- bensalter zu beginnen. Präven- tion und Gesundheitsförderung zahlen sich für die Betriebe in je- dem Lebensalter, also auch für die jüngeren Beschäftigten, aus.

Zunehmend wird es bei der ge- sellschaftlichen Entwicklung für die Unternehmen wichtig sein, qualifizierte Arbeitskräfte an sich zu binden. Die Angebote der Unternehmen zur Prävention und Gesundheitsförderung werden hierbei eine wichtige Rolle spielen.

Letztendlich wird es aber auch eine Frage der Gesellschaft sein, wie viel man bereit ist, in die Ge- sundheit und Arbeitsfähigkeit der Bürger zu investieren.

Die Fragen stellte Nicola Siegmund-Schultze.

3 FRAGEN AN…

Dipl.-Ing. Prof. Dr. med. Stephan Letzel, Leiter des Instituts für

Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Universität Mainz

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