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brennpunk t

1 Physik Journal 10 (2011) Nr. 2 © 2011 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim

E

ntgegen unserer täglichen Er­

fahrung bewegt sich Licht nicht unbedingt geradlinig. Je kleiner der Durchmesser eines Lichtstrahls ist, desto stärker ist die Beugung, also die Tendenz, dass der Strahl breiter wird. Auch die Dauer von Lichtpulsen ändert sich, denn jedes zeitveränderliche Signal besteht aus verschiedenen Frequenzkompo­

nenten, die sich in transparenten Materialien unterschiedlich schnell ausbreiten und so auseinan der driften. Als Beispiel betrachte man einen 30 fs kurzen Puls mit einer Wellenlänge von 1,55 μm, der auf 10 μm Durchmesser fokussiert wurde. Bei der Ausbreitung durch vier Zentimeter Glas dehnt er sich auf etwa die 140­fache Breite und doppelte Dauer aus. Licht neigt also dazu, sich in Raum und Zeit zu „verdünnen“, und zwar umso schneller, je stärker es konzentriert wurde. Dies ist beispielsweise bei der optischen Datenübertragung äußerst hinderlich. Abhilfe schaffen hier Glasfasern, in deren Kern der Brechungsindex erhöht ist. Daher führt die Faser Licht durch Total­

reflexion und unterbindet, dass sich das Feld transversal verbreitert. Na­

türlich bringt dieses Konzept einen erheblichen Verlust an Flexibilität mit sich. Dem Ideal einer zeitlich wie räumlich konstanten hoch­

konzentrierten Lichtverteilung, die sich in jede beliebige Richtung aus­

breiten kann, kommt man so kaum näher.

Hier setzt das von Yaron Sil­

berberg im Jahr 1990 entwickelte Konzept der Lichtkugeln an („light

bullets“) []. Der Clou dabei besteht darin, den schwachen Anstieg der Brechzahl bei höherer Lichtinten­

sität im Glas so auszunutzen, dass die Verbreiterung des Lichtfeldes gerade kompensiert wird. Ein in­

tensiver Strahl bildet so eine effek­

tive Sammellinse, die der Beugung entgegenwirkt und das Licht fokus­

siert. In ähnlicher Weise verhindert die Nichtlinearität der Brechzahl in Glas auch das zeitliche Ausein­

anderlaufen von Pulsen im Bereich der für die Telekommunikation ge­

nutzten Wellenlänge von 1,55 μm.

Leider führt der angestrebte Pro­

zess der Selbstfokussierung nicht unbedingt zu stabilen Strukturen.

Ist die Pulsenergie hoch genug, dass es zur Selbstfokussierung kommt, verstärkt sich die nichtli­

neare Wirkung selbst, was wieder­

um das Strahlprofil weiter einengt.

Stabile Strukturen entstehen nur,

wenn sich das Feld nur in einer Richtung zusammenziehen kann.

So bilden sich sog. zeitliche Soli­

tonen in Glasfasern, in denen ein Indexprofil die räumliche Feldver­

teilung festlegt und nur noch eine Pulskompression möglich ist. In einem unstrukturierten Glasblock kann sich das Feld hingegen in drei Richtungen zusammenziehen, was zu einer wesentlich höheren Intensität führt. Oberhalb einer kritischen Pulsenergie kann das Glas dann sogar schmelzen, und es kann sich keine stabile Lichtkugel ausbilden.

Mitte der Neunzigerjahre wurde als Ausweg aus diesem Dilemma erstmals vorgeschlagen, das Materi­

al, in dem sich die Lichtkugel bewe­

gen soll, dreidimensional zu struk­

turieren []. In Bündeln mitein­

ander verschmolzener Glas fasern führen demnach die einzelnen

kugeln aus Licht

Das Auseinanderlaufen von Lichtfeldern lässt sich in Faserbündeln vollständig unterdrücken.

Abb. 1 In einem solchen Bündel aus verschmolzenen Glasfasern lassen sich Lichtkugeln erzeugen.

Abb. 2 In Abhängigkeit von der Leistung eines Lichtpulses ist dieser nach Ausbrei-

tung durch ein vier Zentimeter langes Fa- serbündel unterschiedlich stark räumlich

komprimiert. Die Leis tung beträgt dabei 200 kW (a), 500 kW (b) bzw. 1000 kW (c).

Zeit in fs

–500 0 500

normierte Intensität

1 0,8 0,6 0,4 0,2 0

normierte Intensität

1 0,8 0,6 0,4 0,2 0

normierte Intensität

1 0,8 0,6 0,4 0,2 0

a b c

b d f

Zeit in fs

–500 0 500 Zeit in fs

–500 0 500

S. Minardi, []

100 μm

S. Minardi, []

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brennpunk t

© 2011 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim Physik Journal 10 (2011) Nr. 2 19 Faserkerne das Licht, tauschen es

aber auch untereinander aus, wenn die Profile der an unterschied lichen Kernen gebundenen Moden über­

lappen. Die Stärke des damit ver­

bundenen transversalen Energie­

transports oder der resultierenden effektiven Beugung lässt sich durch eine entsprechende Wahl der Kernabstände bestimmen. Für be­

stimmte Pulsenergien reicht dann die nichtlineare Wirkung aus, um diese effektive Beugung zu unter­

binden, ohne einen Kollaps in den einzelnen Faserkernen auslösen zu können. Das Lichtfeld kontrahiert also nur, bis seine Ausdehnung ver­

gleichbar mit den Faserabständen ist. Danach stoppt die Selbstfokus­

sierung und eine stabile Lichtkugel entsteht.

Allerdings scheiterte die techni­

sche Realisierung dieses Konzepts lange daran, entsprechend homoge­

ne Faserbündel herzustellen. Das ist nun erstmals einer Gruppe in Jena gelungen (Abb. 1) [3]. Zur optischen Charakterisierung der hergestell­

ten Glasfaserarrays wurden 170 fs kurze Pulse mit einer Wellenlänge um 1,55 μm in einen zentralen

Prof. Dr. Ulf Peschel, Institut für Optik, Information und Photonik, Friedrich- Alexan der-Universi- tät Erlangen- Nürn- berg, Günther-Scha- rowsky-Str. 1, 91058 Erlangen

Faserkern injiziert. Für niedrige Leistungen verbreiterte sich die Feldverteilung erheblich, sodass am Ende einer vier Zentimeter langen Probe praktisch alle Kerne angeregt waren (Abb. 2). Ab einer Pulsleistung von 400 kW bildete sich jedoch ei­

ne stabile Lichtkugel aus, die sich in Ausbreitungsrichtung auf etwa 60 fs zusammengezogen hatte. Für noch höhere Pulsenergien kontrahierte die Feldverteilung immer weiter, bis zu Pulsdauern unterhalb von 30 fs.

Darüber hinaus beobachteten Mi­

nardi et al. eine komplexe Dynamik der Feldverteilung, die erheblich über das Bild der einfachen Licht­

kugel hinausgeht. Durch die Anre­

gung von Gitterschwingungen im Glas wurde der Puls rotverschoben und die Lichtkugel veränderte sich adiabatisch, insbesondere durch die mit steigender Wellenlänge stark zunehmende effektive Beugung im Faserarray. Teilweise reichte dann ab einer bestimmten Ausbreitungs­

länge die fokussierende Kraft der nichtlinear induzierten Brechzahl­

erhöhung nicht mehr aus, und die gesamte Feldverteilung riss schließ­

lich auseinander.

Die hier erstmals experimentell erzeugten Lichtkugeln sind ein wichtiger erster Schritt auf dem Weg zu dreidimensionalen selbst­

organisierten Lichtkonfigurationen mit großem Potenzial in Kommu­

nikation, Pulskompression oder Materialbearbeitung. Es wäre inter­

essant zu wissen, ob ein angepasstes Design des Faserarrays den letzt­

endlichen Zerfall der Lichtkugeln durch Rotverschiebung verhindern kann. Die bisher noch sehr hohen Pulsenergien lassen sich in stärker nichtlinearen Gläsern noch erheb­

lich reduzieren. Schließlich wäre zu prüfen, ob sich das Material auch über optisch eingeschriebene Gitter strukturieren ließe, was dem Kon­

zept der Lichtkugel ein viel breiteres Anwendungsgebiet erschließen würde.

ulf peschel [1] Y. Silberberg, Opt. Lett. 15, 1282 (1990) [2] A. B. Aceves et al., Phys. Rev. Lett. 75, 73

(1995)

[3] S. Minardi et al., Phys. Rev. Lett. 105, 263901 (2010)

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