Individualisierung von Arbeitsgestaltung und Methodentraining durch Smart Devices
6. BAuA-Expertenworkshop:
Datenbrillen, Smart Devices und Smart Services
Kirsten Weisner, Dr. Marko Hubrig
Herausforderung und Motivation
Aktuelles Umfeld produzierender Unternehmen
Auswirkungen auf den Menschen im Produktionsumfeld
Produkt- und Prozessdiversifizierung
[2]
Demografischer Wandel
[1]
Digitalisierung der Arbeit
[3]
Steigende Variabilität der Arbeitsaufgaben
Problemlösungskompetenz/
Adaptionsfähigkeit Neue Qualifikations-
anforderungen
[4,5]
Projektidee
Einsatz von Smart Devices zur kontextsensitiven Arbeitsunterstützung als neue Komponente des
betrieblichen Gesundheitsmanagements
Analyse von Bewegungs- und Prozessdaten Personenindividuelle
Informationsbereitstellung
Personenindividuelles Mitarbeitertraining
Ergonomie-Analysen
Variation von
Bewegungsabläufen
Ausführungszeiten
Sicherheits- und Qualitätsdaten
Prozessdaten
Warnsignale
Motorisches Training
Erhalt der Anpassungsfähigkeit
Belastungswechsel und -ausgleich
Präventive Gesundheitsförderung
Konsortium
Anwendungspartner
Forschungseinrichtungen
• Analyse der Anforderungen an die Arbeitsqualität
• Motion Capturing zur Ermittlung und Validierung motorischer Bewegungsabläufe
• Aufbau der Laborumgebungen
• Adaption des Ansatzes
„differentielles Lernen“
• Entwicklung und Evaluation des Trainingsprogramms zum Erhalt der Anpassungsfähigkeit
• Parameteridentifikation für das Monitoring
• Praxisorientierte Begleitung der Entwicklung des Assistenzsystems
• Evaluation der Feld- und Laboruntersuchungen in der industriellen Anwendung
• Auswahl und Bereitstellung von Referenzprozessen
• Konzept zur Einbindung in das betriebliche Gesundheitsprogramm
Assoziierte Partner
• Verarbeitung und Visualisierung der erfassten Bewegungs- und Prozessparameter
• Softwaretechnische Umsetzung des Assistenzsystems
• Entwicklung/Evaluation des Trainingsprogramms
• Sicherstellung der Akzeptanz und Gebrauchstauglichkeit
• Erfassung der psychischen Belastung
• Durchführung von Feld-/
Laboruntersuchungen
• Kontextsensitive Arbeits- assistenz
Training operativer Mitarbeiter in der industriellen Produktion
Training-on-the-job
Erfahrungsbasiertes Lernen nach Kolb
Verknüpfung von Arbeits- und Lernumgebung
Lernen im Prozess der Arbeit (LiPA) bzw. arbeitsorientiertes Lernen
Coaching, begleitendes Lernen während der Arbeitsausführung
Training-off-the-job
Von der Arbeitsumgebung losgelöste Trainingsmaßnahmen
Planspiele, Workshops, Lernfabriken
Qualifikation vs. Kompetenz Arten der Kompetenzentwicklung Förderprogramme
[11]
[9,10]
Lernfabriken als partizipative Lehr-/Lernumgebungen
Aus- und Weiterbildung von Studierenden sowie industriellen Mitarbeiter
Vermittlung von theoretischem Wissen und Entwicklung von Kompetenzen
Hoher Immersionsgrad der Lernenden und erleichterter Transfer in den (späteren) beruflichen Alltag
Schwerpunktthemen sind Lean Management sowie Energie- und Ressourceneffizienz
IFA Lernfabrik IE - Training Centre Prozesslernfabrik CiP
Begriffsdefinition Flexibilität
Flexibilität (…) Fähigkeit eines Systems sich an dynamisch wechselnde Umgebungsverhältnisse und (…) geänderten Anforderungen und
Bedingungen best- und schnellstmöglich anzupassen, um auf diese adäquat reagieren zu können [6,7].
hoch gering
hochgering Ausgangssituation Wiederholfestigkeit
(Replikationsfähigkeit) Musterübertragung + Wiederholfestigkeit Musterübertragung
(Rekonfigurationsfähigkeit)
Neuheitsgrad der Aufgabe
Fähigkeit zur variierten Wiederholung Fähigkeit zur systematischen Übertragung
IV III
II I
Änderungsgrad der Rahmenbedingungen [8]
Systemdynamischer Ansatz und Differenzielles Lernen
Zeit
Übung
Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z
„Einschleifen und Wiederholen“
Zeit
Übung
Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z
AA…A BB…B
CC…C DD…D
…
„Methodische Übungsreihe“
[12]
Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z
Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z Z
Z Z Z Z Z Z Z
Zeit
Übung
P12
C4
A7 R2
E5
Y21 L13 P3
F3
Q1
M B
R N
„Differenzielles Lernen“
[12]
[12]
Förderung der Adaptivität koordinativer Systeme an unterschiedliche Rahmenbedingungen
Variabilität als Voraussetzung für adaptive und lernfähige Systeme
Lernen anhand von Differenzen, nicht anhand von Idealbewegungen
Stabilität einer Bewegung ist die Fähigkeit des neuromuskulären Systems, ständig adaptierend ein individuelles Bewegungsoptimum einzustellen
Lösungsraum einer Bewegung möglichst offen bzw. individuell
Zwischenfazit
Schwerpunkt zahlreicher aktueller Forschungsprojekte ist die Gestaltung und Entwicklung lernförderlicher Arbeits- und Produktionssysteme.
Im Bereich der Kompetenzentwicklung haben sich zunehmend Lernfabriken als innovative Lehr-/Lernkonzepte etabliert.
Diese Arbeiten schaffen grundlegende Voraussetzungen für den flexiblen Einsatz der Beschäftigten. Ein gezieltes, systematisches und vom
Arbeitsprozess ausgehendes Training der Flexibilität erfolgt jedoch nicht.
Im Bereich der Bewegungswissenschaften bestehen Ansätze, welche konkret die Adaptivität koordinativer Systeme fördern.
Zusätzlich sind die Beschäftigten in geeigneter Form durch technische
Assistenzsysteme individuell zu unterstützen
Technische Assistenzsysteme
Assistenzsysteme sind i.d.R. eine gesteuerte technische Einrichtung, die den Nutzer bei der Ausführung seiner jeweiligen Arbeitsaufgabe durch die
Übernahme von (Teil-)Tätigkeiten zielgerichtet unterstützt. [Ludwig]
[14]
[13]
Leichtbauroboter Sensorik
[15]
Smart Wearables/Smart Devices
[16]
17]
[18]
Referenzprodukt: Piezo-Dieselinjektor von Continental
[Quelle: VW Selbststudienprogramm]
Common Rail System
Piezo-Dieselinjektor
Einflussfaktoren auf das Referenzarbeitssystem
Technik
hohe Aufgabenvielfalt und Varianz
Interaktion mit Collaborative Robots hoher Anteil manueller
Tätigkeit
Mensch
Mensch Maschine Schnittstelle
Arbeitssystem
hohe Entscheidungsfreiheit des Mitarbeiters (Autonomie)
ergonomische Belastung Job rotation
Sicherheitsanforderungen
Einsatz von Smart Devices
hoher Anlernaufwand bei komplexen Aufgaben
Assistenzsystem
Anforderungskriterium Vorschlag 1:
Komplettierung von Injektoren
Vorschlag 2:
Demontage Befundung von Injektoren
hohe Aufgabenvielfalt und Varianz + ++
hoher Anteil manueller Tätigkeit (manuell bis semiautomatisch)
++ ++
hoher Anlernaufwand kann durch Assistenzsystem unterstützt werden
+ ++
Interaktion mit Collaborative Robots (Cobots) möglich
++ +
… .. …
Auswahl des Referenzarbeitssystem
Durchführung einer Informationsbedarfsanalyse
Identifikation der Informationen, die für eine kontextsensitive Unterstützung der Mitarbeiter erforderlich sind
Auswahl eines Referenzarbeitsplatzes
in der Injektorfertigung bei Continental Automotive
Wo können Smart Devices sinnvoll unterstützen?
Welche Verbesserungen lassen sich dadurch erzielen?
objektiver Informations- bedarf
subjektiver Informations- bedarf
geäußerter Informationsbedarf [Nusselein]
Assistenzsystem zur Belastungsreduzierung
arbeitsplatzbezogenes Belastungsprofil
Schichtanteil
Arbeitsvorgang 3
20%
Brückenbeispiele/Referenzsituationen arbeitsplatzbezogene Verr
Arbeitsvorgang 1
100%
Arbeitsvorgang 1
60%
Arbeitsvorgang 2
20% echnung
Ableitung eines arbeitsplatzbezogenen Belastungsprofils
Belastungsprofil „Good example“
Belastungsprofil „Poor example“
Assistenzsystem zur Belastungsreduzierung
Assistenzsystem
zur Belastungsreduzierung
Entlastung
Beispiel:
Reduzierung der Lastenhandhabung durch Einsatz einer Hebehilfe
in der Endverpackung von Injektoren
Einsatz von Smart Devices
Wesentliche Merkmale des Referenzarbeitssystem
Referenzarbeitsplatz unter Laborbedingungen
Einsatz innovativer Technologien zur Materialzuführung und Lastenhandhabung, wie z.B. Collaborative Robots, AGV
Einsatz von Smart Devices zur kontextsensitiven, individuellen Informationsbereitstellung, wie z.B. Smart Watches, Smart Phones
Einsatz von Sensorik zur Aufnahme und Analyse von Bewegungsdaten
Anforderung: Reduzierung der physischen Beanspruchung
Ziel: Optimierung der Bewegungsabläufe
Einsatz von VR-Technologien soweit wirtschaftlich sinnvoll
Innovatives Trainingskonzept:
Demonstrator mit Smart Device
Fazit
Fabriken der Zukunft sind auch im Kontext einer zunehmenden Dynamisierung und Digitalisierung der Arbeitswelt soziotechnische Systeme.
Zur Erreichung unternehmerischer Ziele ist der flexible Einsatz von Beschäftigten unabdingbar. Für die entsprechenden Qualifizierung der Beschäftigten ist ein innovatives Trainingskonzept zu entwickeln.
Darüber hinaus gilt es die Beschäftigten durch geeignete technische Assistenzsysteme (individualisiert) während ihrer Arbeitsausführung zu unterstützen.
Smart Devices bieten vielfältige Anwendungsmöglichkeiten in der industriellen
Praxis. In AIM dienen sie u.a. der individuellen Mitarbeiterunterstützung durch
Qualifizierung und kontextsensitive Informationsbereitstellung.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Kirsten Weisner, M.Sc.
Technische Universität Dortmund Institut für Produktionssysteme +49 231 755-8265
kirsten.weisner@ips.tu-dortmund.de www.IPS.DO
Dr.-Ing. Marko Hubrig
Continental Automotive GmbH Industrial Engineering Werk +49 3722 400-1266
marko.hubrig@continental-corporation.com www.continental.de
Literaturverzeichnis
1. https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Datenreport/Downloads/Datenreport2013.pdf?__
blob=publicationFile
2. http://bicc-net.de/workspace/uploads/subfeatures/downloads/bicctalk_cps- ictlabs_2013_hahn-524ad62786aaf.pdf
3. Plattform Industrie 4.0 2014a: Neue Chancen für unsere Produktion – 17 Thesen des Wissenschaftlichen Beirats der Plattform Industrie 4.0. Internet: http://www.plattform- i40.de/sites/default/files/140326_Broschuere_Industrie_0.pdf
4. Bundesministerium für Arbeit und Soziales (2015): Grünbuch Industrie 4.0. Berlin 5. Spath, D. (Hrsg.); Ganschar, O.; Gerlach, S.; Hämmerle, M.; Krause, T.; Schlund, S.
(2013): Produktionsarbeit der Zukunft – Industrie 4.0. Stuttgart: Fraunhofer Verlag.
6. Garavelli, C.A. (2003): Flexibility configurations for the supply chain evaluation. Essays of an Information Scientist. In: Journal of Production Economics 85 (2), 141-153.
7. Sethi, A.; Sethi, S. (1990): Flexibility in manufacturing – A survey. In: International Journal of Flexible Manufacturing Systems 2, 289-328.
8. Schlüter, M.; Stodko, I. (2013): Wandlungsfähigkeitstraining für Mitarbeiter in der
manuellen Montage basierend auf Trainingsmethoden aus dem Geräteturnen. Dissertation Universität Ilmenau
9. http://www.rehadat-bildung.de/de/angebote/berufliche-weiterbildung/
Literaturverzeichnis
10. http://www.livenet.de/lebenshilfe/leben/arbeit/240619- kompetenz_ist_vielfaeltig_und_lernbar.html
11. http://www.bbc.co.uk/education/guides/zn6hyrd/revision/2
12. Schöllhorn, W.; Beckmann, H.; Janssen, D.; Michelbrink, M.: Differenzielles Lehren und Lernen im Sport - Ein alternativer Ansatz für einen effektiven Sportunterricht.
Sportunterricht 58 (2009) 2, S. 36-40
13. http://www.abb.de/cawp/seitp202/f28131de77afd007c1257e210027a3e8.aspx 14. http://www.kuka-
healthcare.com/de/pressevents/news/201304_Weltpremiere_LBR_iiwa.htm 15. http://www.bosch.fr/media/fr/fichiers/communiqu_s_de_presse/ubk/oe/1-BCDS-
21831.jpg?width=2126&height=1535
16. http://www.samsung.com/de/smartphones/galaxy-s7/overview/
17. http://www.chip.de/artikel/Samsung-Gear_Fit-2-Fitness-Tracker-Test_97442035.html 18. http://www.win-10-forum.de/artikel-news/868-microsoft-hololens-technischen-daten-vr-
brille-uberblick.html
19. Nusselein, M.: Inhaltliche Gestaltung eines Data-Warehouse-Systems am Beispiel einer Hochschule (Diss.), Bayrisches Staatsinstitut für Hochschulforschung und
Hochschulplanung. Monographien: Neue Folge, Band 68, München 2003.