Die seit Jahren als hoch- potente Antibiotika bekann- ten Substanzen stellen sich gegenüber den grampositi- ven Erregern zunehmend als stumpfe Waffen dar. Immer mehr multiresistente Staphy- lokokken, Streptokokken und Enterokokken machen gera- de auf der Intensivstation je- de Therapie zur Gratwande- rung.
Insofern bedarf die Ent- wicklung neuer Antibiotika- klassen höchster Aufmerk- samkeit und Intensität, erklär- te in Berlin Prof. Herbert Hof (Mannheim) bei einem von Pharmacia & Upjohn veran- stalteten Symposium während des 28. Europäischen Sympo- siums zur Klinischen Pharma- kologie.
In der EPIC-Studie wur- den europaweit am Stichtag 29. April 1992 auf den teil- nehmenden Intensivstationen zehn Prozent nosokomiale Infektionsfälle unter 10 000 Patienten verzeichnet. Wäh- rend gegen gramnegative Bak- terien die derzeitigen Anti- biotikaklassen noch ausrei- chende therapeutische Mög- lichkeiten bieten, bereiten die grampositiven Keime große Probleme.
Insbesondere die Inzidenz der Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus-Stäm- me (MRSA) steigt: zum Bei- spiel in Großbritannien von 1,5 auf 31 Prozent in der Zeit von 1991 bis 1997. Diese Bak- terien befinden sich bevorzugt an den Oberflächen von Kunststoffen, etwa von Kathe- tern oder künstlichen Endo- kardklappen. Mittlerweile er- weist sich in einigen Fällen selbst das Vancomycin nicht immer als wirksam.
Mit dem von Pharmacia &
Upjohn entwickelten innova- tiven Antibiotikum Linezolid steht nach rund 35 Jahren wieder eine neue Klasse von
Antibiotika (Oxazolidinone) für den klinischen Einsatz ge- gen grampositive Keime zur Verfügung. Die Zulassung für den deutschen Markt ist bean- tragt, das Medikament soll unter dem Namen Zyvox®er- scheinen. Das Indikations- spektrum erstreckt sich auf die von grampositiven Bakte- rien verursachten nosokomia- len und ambulant erworbe- nen Pneumonien, Haut- und Weichteilinfektionen sowie auf die in deren Gefolge auf- tretenden Septikämien. Die Phase-II- und -III-Studien zeigten, dass Linezolid so-
wohl bei Erwachsenen als auch Kindern, oral oder in- travenös, eine mit Standard- medikationen vergleichbare Wirkung erzielt und gerade im Fall der heute fatalen Re- sistenzen grampositiver Kei- me eine scharfe Waffe dar- stellt.
Die klinischen Phase-III- Studien zeigten im Vergleich von neuer und etablierter Therapie bei komplizierten Haut- und Weichteilinfektio- nen wie Ulzera, Verbrennun- gen et cetera eine Heilungs- rate von 90,7 Prozent inner- halb von drei Tagen gegen- über 86,3 Prozent bei Penicil- lin und Dicloxacillin und bei unkomplizierten Fällen von 91,3 zu 87 Prozent mit Clari- thromycin.
Bei nosokomialen Pneu- monien betrug die klinische Erfolgsrate über 21 Tage 66,4 Prozent gegenüber Vancomy-
cin 68,1 Prozent und bei van- comycin-resistenten Entero- kokkenstämmen 88,6 Pro- zent bei innerhalb von zwölf Stunden applizierten 600 mg beziehungsweise 73,7 Prozent bei 200 mg Linezolid. Hof be- zeichnete Zyvox als „Quan- tensprung“ in der Antibioti- kaforschung, da sich Wirkvor- teile gegenüber anderen Sub- stanzen abzeichneten. Oxa- zolidinone greifen nach Aus- sage seines Mitentwicklers Prof. Mike Barbachyn (Kala- mazoo, USA) Bakterien schon vor dem Beginn der Protein- biosynthese an – also in einem früheren Replikationsstadium als andere Antibiotika. Sie sind damit Initiationsblocker.
Kreuzresistenzen gegen an- dere Antibiotikaklassen oder eine schnelle Resistenzent- wicklung lassen die Studien nicht erwarten.
Dr. Barbara Nickolaus
A-856 Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 13, 31. März 2000
V A R I A AUS UNTERNEHMEN
Linezolid
Antibiotikum gegen grampositive Keime
Alle 30 Sekunden stirbt ein Mensch an den Folgen eines Insektenstiches. Die höchste Gefahr geht dabei von Anopheles-Mücken aus, die die Malaria übertragen.
Diese stellt die häufigste und bedeutsamste parasitäre Er- krankung dar, sie gefährdet rund ein Fünftel der Weltbe- völkerung, wie Dr. Morteza Zaim von der WHO (Genf) bei einem Symposium in Monheim betonte. Doch Ma- laria ist auch in Europa ein Thema. Immerhin gibt es in Deutschland rund 1 000 Fälle jährlich, die meisten Patien- ten infizieren sich während ei- nes Urlaubs in den Tropen.
Unabhängig davon ist auch in unseren Breitengra- den nicht jeder Insektenstich oder -biss unproblematisch, was allein schon die zuneh- mende Häufigkeit der Lyme- Borreliose zeigt. Doch gibt es
weder gegen die Malaria noch gegen die Lyme-Borre- liose einen sicheren Schutz;
Impfstoffe existieren auf ab- sehbare Zeit bei beiden In- fektionen nicht. Am sicher- sten ist deshalb eine mög- lichst optimale Expositions- prophylaxe. Diese schützt vor dem lästigen Stich und den juckenden und zum Teil schmerzhaften Folgen, und sie schützt vor potenziell durch das Insekt übertra- genen Erkrankungen, so die Experten bei der Veranstal- tung von Bayer Vital.
Gute
Verträglichkeit Neben allgemeinen Maß- nahmen, wie geeigneter Klei- dung und festem Schuhwerk, sind Repellentien hilfreich.
Durch den neuen Wirkstoff Bayrepel® (in Autan®) sind
diese inzwischen deutlich wirk- samer und bieten zudem mehr Anwendungskomfort. Denn die bisher gängige Substanz DEET (Diethyltoluamid) ist zwar gut wirksam, hat aber auch Nachteile wie ein unan- genehmes Hautgefühl, einen zum Teil störenden Geruch und Materialunverträglichkei- ten mit Plastik und lackierten Oberflächen.
Diese Nachteile wurden mit Bayrepel beseitigt: Die Substanz aus der Gruppe der Aminopropanole lässt sich gut auftragen, ist angenehmer im Geruch und hat ein gutes Sicherheitsprofil. Sie ist we- der karzinogen noch mutagen und hat keine entwicklungsto- xischen oder reproduktions- toxischen Wirkungen. Sie kann auch bei Kindern ab dem zweiten Lebensjahr ange- wandt werden, Hinweise auf gesundheitsgefährdende Ef- fekte gibt es nicht.
Der neue Wirkstoff hat einen weiteren Vorteil. Er bietet einen länger anhalten- den Schutz: Zecken halten sich im Mittel vier, Mücken, Bremsen und andere Stech- fliegen sogar acht Stunden fern. Christine Vetter