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Archiv "Psychologen: Realitätsverlust der Entscheidungsträger" (07.11.1997)

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Academic year: 2022

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Schafft mehr Probleme

. . . Ein Engpaß in der psychotherapeutischen Ver- sorgung der Patienten liegt nicht vor – Ärzte wie Psycho- logen, die entsprechende Zu- satzausbildungen absolviert haben, können über das An- trags-, Delegations- und Gut- achterverfahren therapeu- tisch tätig werden. Das beste- hende System der Richtlini- en-Psychotherapie beinhaltet die erforderliche fachliche Qualitätskontrolle (unabhän- gig, ob Psychologen oder Ärzte). Klinische Psycholo- gen zum jetzigen Zeitpunkt in die kassenärztlichen Verbän- de zu integrieren ist unnötig und unverständlich.

Das Integrationsmodell schafft mehr Probleme, als es vorgibt zu lösen. Wir weisen auf die zu erwartende Ent- wicklung der unkontrollier- ten Ausweitung der Behand- ler hin sowie auf die völlig of- fene Finanzierung. Es steht zu erwarten, daß eine solche Entwicklung das kassenärzt- liche System zum gegenwärti- gen Zeitpunkt der tiefgrei- fenden Veränderungen des Gesundheitswesens in nicht zu verkraftende Schwierig- keiten bringen wird.

Um das zu verhindern und das Qualitätsniveau der ganz- heitlichen psychotherapeuti- schen Versorgung nicht zu ge- fährden, fordern wir die ver- antwortlichen Politiker drin- gend auf, von der Realisie- rung des unzeitgemäßen Inte- grationsmodells abzusehen.

Dr. Charlotte Neidhardt, Dr.

Norbert Panitz, Bund Nie- dergelassener Neurologen, Nervenärzte, Psychiater und Ärztlicher Psychotherapeu- ten e.V., Giesebrechtstraße 13, 10629 Berlin

Realitätsverlust der Entscheidungsträger

Unbeachtet vom Futter- neid und der Identitätskrise unseres Berufsstandes geht die Entwicklung dahin, daß immer mehr Menschen ihre Probleme und Konflikte selbstbestimmter wahrneh- men und darin auch ernst ge- nommen werden wollen. Dies

auch ungeachtet der „Re- medikalisierungs“phantasien der Nervenärzte in ihrem jüngsten Standortsuchepa- pier. Widerstände gegen eine so tiefgreifende und gesell- schaftlich wie wirtschaftlich dringend notwendige Ent- wicklung führen nur dazu, daß sich diese um so gesünder und gereifter etabliert, da sie sich adäquater in die Realität eingliedern kann. Nachweis- lich ist die Sicherstellung in diesem Bereich auch nicht annähernd gewährleistet. Die Therapieplatzvermittlungen der örtlichen KVen sind nur Mangelverwaltung.

Wer diese Aufgabe im gesellschaftlichen Rahmen übernimmt und wie dies or- ganisiert wird, das ist letztlich vielfältig möglich. Niemand kann uns Ärzte hindern, uns von dieser Entwicklung abzu- trennen, außer eigene Ein- sicht und Vernunft. Aber da- zu ist Selbsterkenntnis als Ba- sis von Selbstverantwortung nötig. Genau der Mangel dar- an als Problem wird mit den genannten Beschlüssen und Papieren verleugnet.

Insgesamt ist derzeit ein Realitätsverlust der Entschei- dungsträger und eine Para- kommunikation innerhalb der Gremien und zwischen den In- stanzen zu verzeichnen. In der DDR wurden die sozialen Rechte idealisiert und dafür die freiheitlichen Rechte ge- opfert; dies scheiterte an der Dialektik der „kostenlosen Mahlzeit“. Gesamtdeutsch- land funktioniert nach dem ge- genteiligen Rechtsverständnis auch nicht mehr so recht.

Schon einmal wurde prophe- zeit, daß den, der zu spät kommt, das Leben bestraft.

Mal sehen, was demnächst so alles abgewickelt wird. Es ist an der Zeit, wirkliche innere Freiheit zu fördern und zu ent- wickeln und nicht die Pseu- dofreiheit über die Autobahn zu knallen oder Steuern zu hinterziehen. Dann erneuert sich auch wieder ein gesundes Gemeinschaftsgefühl . . .

Dipl.-Med. Andreas Thu- mulla, FA für Psychiatrie, Psychotherapie, Benzer Straße 2a, 29664 Walsrode A-2954 (10) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 45, 7. November 1997

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