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Archiv "Philosophy and Psychiatry" (30.09.2005)

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Medizingeschichte

Revolution des Strafrechts

Ylva Greve: Verbrechen und Krankheit. Die Entdeckung der

„Criminalpsychologie“ im 19.

Jahrhundert. Böhlau Verlag, Köln, Weimar, Wien, 2004, XI, 463 Sei- ten, gebunden, 49,90 A

Nachdem Verbrechen jahr- hundertelang mehr oder we- niger kompromisslos als Ver- gehen gegen Staat, Gesell- schaft oder Religion bestraft worden waren, diskutierte man seit der Aufklärung zu- nehmend mögliche Zusam- menhänge mit psychischen Ausnahmezuständen.

Montesquieu und der itali- enische Jurist Beccaria (1738 bis 1794) favorisierten die Spezial- prävention des Delinquenten, der von der Rechtsprechung nun auch als subjektives Wesen entdeckt wurde. 1792 sprach Johann Christian Gott- lieb Schaumann erstmals von der Wissenschaft der „Crimi- nalpsychologie“, aus der sich später die Kriminologie ent- wickelte. Nach 1800 wurde auf der Basis der „Erfahrungssee- lenlehre“ (der von Ludwig Heinrich Jakob aufgenom- mene Begriff wurde vor al- lem durch den romantischen Schriftsteller Carl Philipp Moritz, 1782, propagiert) und

„Vermögensseelenlehre“ (ihr komplexes Konzept verwies auf die Philosophie Christian Wolffs) eine Systematisie- rung der Psychopathologie des „Verbrechers“ ange- strebt. Das Strafrecht wurde damit revolutioniert. Becca- rias „Dei delitti e delle pene“, später die „positivistische“

Schule Cesare Lombrosos und die soziologischen Er- klärungen Emile Durkheims wurden wegweisend.

Die „Criminalpsychologie“

wurde durch den Aufstieg der wissenschaftlichen Psycholo- gie und Psychiatrie begünstigt, die diverse Geisteskrankheiten unterschied und zum Bei- spiel die „Unzurechnungs- fähigkeit“ oder „zweifelhafte Gemütszustände“ als straf- mindernde Aspekte entdeck- te, wobei die „gerichtliche

Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 39⏐⏐30. September 2005 AA2627

B Ü C H E R

Philosophie/Psychiatrie

Wachsendes Interesse

Thomas Schramme, Johannes Thome (Editors): Philosophy and Psychiatry. Verlag Walter de Gruyter, Berlin, New York, 2004, XVI, 391 Seiten, gebunden, 78 A

Vielleicht ist es gerade die zunehmende Dominanz der Neurowissenschaften in der Erforschung alles Geistigen, die vermeintliche Reduktion des Psychischen auf Biologi- sches, die zu einer Wieder- entdeckung des Komplemen- tären führt. In diesem Buch treffen sie sich wieder, zwei Disziplinen, denen es um die menschliche Seele geht. Es gibt eine Verbindung der bei- den großen Fächer Psychiatrie und Philosophie, und in die- sem Buch sind zahlenmäßig vor allem deutsche Geistes- größen repräsentiert, um sich der „vielen Möglichkeiten der

Philosophie der Psychiatrie“ – wie es in der Einleitung heißt – zu widmen. Dies geschieht nicht zuletzt im Rekurs auf die allzu oft vergessenen (oder verdrängten?) wissenschafts- historischen Wurzeln der heu- tigen klinischen und deprimie- rend selten selbstreflexiven Disziplin.

Die Anthologie gibt in sieben Abschnitten ein lange zu kurz gekommenes, nur schwer zu parzellierendes

Themenfeld des interdiszi- plinären Austausches wieder:

Es geht um die Beziehung zwischen Philosophie und Psychiatrie, um klassifika- torische und konzeptionelle Überlegungen, Methoden- lehre und Wissenschafts- theorie, Erkenntnistheorie, um Zwangsneurosen, Über- legungen zur (freien?) Wil- lensbildung – Benjamin Li- bets Ideen werden erstaunli- cherweise nicht diskutiert – und deren Störungen.Vorge- stellt wurden Überlegungen zur persönlichen Identität und zu einer Ethik der Psychiatrie. Sich in einigen Beiträgen akademisch in Nischenthemen verzettelnd, fehlte dem in letzter Zeit wieder wachsenden gegen- seitigen Interesse ein ge- lehriges Kompendium, wel- ches nunmehr zumindest in englischsprachiger Ausgabe vorliegt – es sei jedem

„Tellerrandgucker“ empfoh- len. Michael Noll-Hussong Arzneiwissenschaft“ besonde-

re Bedeutung erlangte. Bereits in der ersten Hälfte des 19.

Jahrhunderts sollte die psycho- logisierende Strafrechtskunde den deutschen Gerichtsalltag radikal verändern.

Das flüssig geschriebene Buch dürfte nicht nur krimi- nologisch und historisch in- teressierte Juristen, Ärzte und Psychologen interessie-

ren. Klaus Bergdolt

Biografien

Geld und Macht

Ronald D. Gerste: Amerikanische Dynastien. 320 Seiten, 29 Abbil- dungen, gebunden, mit Schutzum- schlag, Verlag Friedrich Pustet, Regensburg, 26,90 Euro

Seit den Gründerjahren der USA haben sich immer wie- der Dynastien etabliert, Fa- milien von Reichtum und Macht, oft von beidem. Einige der einflussreichsten werden von dem Arzt und Historiker Ronald D. Gerste vorgestellt.

Der dynastische Gedanke war

sowohl im amerikanischen Wirtschaftsleben als auch in der Politik weithin selbstver- ständlich. So sei es in der Ken- nedy-Familie nur teilweise als Scherz gemeint gewesen, als bald nach John F. Kennedys Wahl zum Präsidenten im Jahr 1960 Überlegungen angestellt wurden, dass nach dessen acht Jahren im Weißen Haus zunächst sein Bruder Robert und anschließend sein Bruder Edward folgen sollten.

Auch in der Wirtschaft setzten sich Dynastien bis in die Gegenwart fort. So legten durch die Massenproduktion von Automobilen Henry Ford und seine Nachkommen die Grundlagen für die heute als selbstverständlich angesehe- ne Mobilität. Die Vanderbilts machten vorwiegend durch die Entfaltung von unbe- schreiblichem Luxus von sich reden. So war ihre Residenz an der Fifth Avenue in New York mit 137 Zimmern das größte private Wohnhaus, das je in einer amerikanischen In- nenstadt erbaut wurde. Durch ihr philantrophisches Engage-

ment traten vor allem die Rockefellers hervor. In ihre Fußstapfen tritt Bill Gates, der gemeinsam mit seiner Frau Melinda im Jahr 2000 die „Bill and Melinda Gates Foundation“ ins Leben rief, eine der größten Wohltätig- keitsorganisationen der Welt.

Der Begründer von Microsoft hat sich als höchstes Ziel die Entwicklung einer Aids- Vakzine gesteckt. All dies erfährt der Leser in dem gleichermaßen sachkundigen wie spannend und teilweise auch humorvoll geschriebenen Buch. Gisela Klinkhammer

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