Zur Fortbildung Aktuelle Medizin
Selbstuntersuchung der Prostata
wiß nicht sehr ästhetischen Proze- dur einer rektalen Untersuchung zu unterziehen? Ich auch nicht.
Ebensowenig wie beim Rauchen sollte man dies mit einem bedau- ernden Achselzucken hinnehmen.
Wir sollten uns unserer Leitbild- funktion auch in diesem Punkte be- wußt werden und nach Möglichkei- ten der Abhilfe suchen. Nur mit dieser Grundeinstellung wird es uns gelingen, unsere Patienten zu ermuntern, der Gesundheitsvorsor- ge ebenfalls größere Aufmerksam- keit zu schenken als bisher und die deprimierende Beteiligungsrate von 12,6 Prozent an den Vorsorge- untersuchungen zu steigern. Wir alle werden älter. Das Prostata-Ca.
ist in besonderem Maße altersab- hängig. Bei 70- bis 80jährigen hat man in Serienschnitten der Pro- stata Mikrokarzinome mit allen hi- stologischen Kennzeichen der Ma- lignität in mehr als 50 Prozent ge- funden, die allerdings aus unbe- kannten Gründen meist nicht kli- nisch manifest werden.
Mein Vorschlag: Wer sich nicht aufraffen kann, sich wenigstens einmal jährlich jenseits des 50. Le- bensjahres einer rektalen Digital- untersuchung bei einem Kollegen zu unterziehen, der sollte es selbst tun. Ich entsinne mich gut einer Sitzung des Wissenschaftlichen Beirates der Bundesärztekammer, in der uns Kollege C. E. Alken, der Nestor der deutschen Urologen, aufforderte, die Hand zu einer Faust zu schließen und mit dem Finger den Handteller zu befühlen.
Dieses straff-elastische Gefühl ent- spricht etwa dem Palpationsbefund der normalen, etwa kastaniengro- ßen Prostata. Mit diesem Vergleich wollte uns C. E. Alken eine Ge- dächtnisstütze für die Untersu- chung der Patienten geben. Ich zögere nicht, sie auch auf die Selbstuntersuchung der Pro- stata anzuwenden. Auch der Unge- übte kann auf diese Weise — ähn- lich wie bei der regelmäßigen Selbstuntersuchung der Mamma bei Frauen — zumindest etwaige Ver- änderungen im Vergleich zur letz-
ten Untersuchung durchaus fest- stellen. Das gilt nicht nur für etwai- ge Veränderungen der Form und Größe, sondern vor allem für Ver- änderungen der Oberfläche im Sin- ne verdächtiger Knotenbildungen, höckriger Oberfläche oder Verhär- tungen, die bekanntlich den Ver- dacht auf ein Malignom rechtferti- gen mit anschließender Untersu- chung durch einen Spezialisten.
Die beigefügte Abbildung dient zur Auffrischung Ihrer anatomischen Kenntnisse. Die Palpation selbst ist denkbar einfach: Der Handschuh oder Fingerling des Zeigefingers wird gut eingefettet und dieser dann — sitzend auf einer Klosett- schüssel oder in Hockstellung — zwischen den Beinen vom Damm her eingeführt. Es ist zwar eine et- was größere Mühe nötig als bei der Untersuchung eines Patienten, um den Finger weit genug einzuführen, aber es gelingt durchaus.
1975 starben in der Bundesrepublik
— in einem einzigen Jahre also — 7356 Männer an Prostata-Ca. Das entspricht einem Anteil an allen Krebsformen bei Männern von 10,2 Prozent. Nach statistischer Wahr- scheinlichkeit werden demnach mehrere tausend der 120 000 bun- desdeutschen Ärzte an Prostata-Ca.
erkranken. Niemand von uns kann sich der Illusion hingeben, er selbst könne nicht darunter sein.
Falls mein Vorschlag dazu beitra- gen sollte, daß wenigstens ein Teil davon rechtzeitig der Operation zu- geführt werden kann, betrachte ich mein Ziel als erreicht.
Literatur
(1) DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 47 (1975) 2670 — (2) C. E. Alken: Leitfaden der Uro- logie, Thieme-Verlag Stuttgart 1973 - (3) F. Schmidt: DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 47 (1975) 1781, 3274
Anschrift des Verfassers:
Professor
Dr. med. Ferdinand Schmidt Maybachstraße 14-16 6800 Mannheim
FÜR SIE GELESEN
Die radiologische Diagnose des
Rezidivgeschwürs nach Drainageoperationen
Die klassischen Indikationen für Drainageoperationen sind Narben- stenosen im antrobulbären Kanal und die genuine Pylorushyper- trophie. Zunehmend werden sie auch im Rahmen der organerhal- tenden Ulkuschirurgie angewendet.
Grundsätzlich verbindet man jede trunkuläre oder beidseitige selektive gastrale Vagotomie mit einer Py- loromyoplastik beziehungsweise Gastroduodenostomie. — Unter 700 selektiven Vagotomien mit Py- loromyoplastik wurden 16mal Rezi- divgeschwüre diagnostiziert. Für den Röntgenologen sind exakte Kenntnis der vorangegangenen Operation und ausreichende Doku- mentation der veränderten Form des Pyloruskanals wichtig. Die er- folglos gebliebene Pyloromyopla- stik erkennt er an einem normalen oder nur geringfügig klaffenden Py- loruskanal mit unveränderter Bul- busbasis. Geschwürsrezidive lagen in 14 von 16 Fällen im Pyloropla- stikbereich. Verwachsungen, Ta- schenbildungen und Narben prä- disponieren zu Nischenbildung und erschweren die Erkennung eines Ulkusrezidivs. Weitere radiologi- sche Merkmale des Ulkusrezidivs sind Stenosen distal oder proximal der Pyloromyoplastik mit oder ohne Behinderung der Magenent- leerung. Solche Stenosen dürfen nicht mit der tonusbedingten Eng- stellung im Antrumbereich ver- wechselt werden. Rezidivgeschwü- re nach Pyloroplastik zeigen die gleichen klinischen Symptome wie alle anderen Magen- und Duode- nalgeschwüre. Die Verfasser emp- fehlen die Untersuchung im Dop- pelkontrastverfahren, die sie mit möglichst wenig Gas vornehmen. Pz
Sapounov, S., und Krause, D.:
Die radiologische Diagnose des Rezidivge- schwüres nach Drainageoperationen Fortschr. Röntgenstr. 112 (1975) 547-550 OA Dr. med. S. Sapounov, Röntgenabtei- lung des Marienkrankenhauses, 2 Hamburg 76, Alfredstraße 9
2168 Heft 34 vom 19. August 1976 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT