Bufexamac ist eine antiphlogistisch wir- kende Substanz für die ausschließlich topi- sche Anwendung. Die zur Verfügung ste- henden Arzneimittel werden in Verkehr gebracht mit dem Indikationsanspruch zur Milderung von Entzündungssymptomen der Haut bei endogenem Ekzem (Neuro- dermitis) und chronischem Ekzem. Dem- zufolge wird Bufexamac als „Glucocorti- coid-Ersatz“ zur Behandlung der atopi- schen Dermatitis eingesetzt, es wird aber auch zur Behandlung von „Ekzemen“ al- ler Art (zum Beispiel Stauungs-Dermatitis bei Status varicosus, Perianalekzemen bei Hämorrhoiden), ja selbst bei nicht weiter diagnostizierten „Dermatosen“ verordnet (1). So wurde versucht, Hautkrankheiten wie Molluscum contagiosum (viraler Ge- nese!) oder Pityriasis versicolor (eine Hautpilzerkrankung) damit zu heilen (1).
Seit Entlassung aus der Rezeptpflicht be- steht die Gefahr des nicht indizierten Ein- satzes durch medizinische Laien, wodurch eine kausal-rationale Therapie hinausge- zögert oder gar verhindert werden könnte.
Der Wirkstoff Bufexamac ist als Kon- taktallergen schon seit längerem be- kannt. Bis 1987 waren in der Literatur 25 Fälle von allergischen Kontaktekzemen publiziert (1). Derartige Kontaktekzeme haben häufig eine monatelange Vorge- schichte, unter anderem weil Symptome des kontaktallergischen Bufexamac-Ek- zems fälschlich der behandelten Grund- krankheit „Ekzem“ zugeordnet werden.
Nicht selten wird ein schwerer Verlauf beobachtet (1, 2) mit einer (exanthemati- schen) Generalisierung des Ekzems (3) oder mit Erythema exsudativum multi- forme-(EEM-)artigen Symptomen. Dann ist eine Hospitalisierung nicht zu umge- hen (1). Wenn auch an dem allergenen Potenzial an sich nicht gezweifelt wurde, so wurde die quantitative Bedeutung der Bufexamac-Allergie lange nicht erkannt:
Sie sei eher „selten“, wie es noch im Arz- neiverordnungs-Report 1999 heißt (4).
Gleichwohl häuften sich in den letzten Jahren nicht nur die Kasuistiken, sondern klinisch epidemiologische Studienergeb- nisse belegen die auch zahlenmäßige Be- deutung der Bufexamac-Allergie (5).
Die Zahlen, die der Informationsver- bund Dermatologischer Kliniken (IVDK)
zur Erfassung der Kontaktallergien er- hebt, zeichnen für Deutschland folgendes Bild: Aufgrund der Sensibilisierungsrate von Bufexamac (1,7 Prozent), die in einem von 10/96 bis 12/98 in 14 Kliniken geteste- ten Patientenkollektiv (n = 8 163) ermit- telt wurde, und der Gesamtzahl der Stan- dardtestungen in Deutschland (nach An- gaben der Hersteller 600 000) lässt sich ei- ne Fallzahl von 10 200 pro Jahr sehr gut schätzen. Dies gibt für den günstigen Fall, dass alle Patienten auch tatsächlich den Hautarzt aufsuchen, die untere Grenze an, denn wenn im schlechteren Fall nur 15 bis 36 Prozent den Hautarzt zur Diagnostik eines Ekzems aufsuchen (6), dann wäre von 28 333 bis 68 000 Bufexamac-Allergi- en auszugehen.
Fazit: Bufexamac kann selbst Kontakt- ekzeme hervorrufen. Die Substanz soll bei Hauterkrankungen („Ekzemen“) in- diziert sein, die der UAW täuschend ähn- lich sind. Damit besteht die realistische Gefahr, dass die Bufexamac-Allergie ver- schleppt oder überhaupt nicht erkannt wird. Für Indikationen wie Stauungs-Der- matitis oder Perianal-Ekzem stehen ratio- nale Therapien zur Verfügung, die die Grundleiden (Status varicosus bezie- hungsweise Hämorrhoiden) ursächlich angehen. Hinzu kommt, dass Patienten mit einer Stauungs-Dermatitis leichter Kontaktallergien ausbilden als Patienten mit einer gesunden Haut (Entzündung als Trigger-Faktor). Schließlich wird die anti- ekzematöse Wirksamkeit als „eher ge- ring“, „zweifelhaft“ und „wenig ermuti-
gend“ eingeschätzt (4, 7). Vor einem kri- tisch abzuwägenden Einsatz von Bufex- amac-haltigen Externa sollten alternative (und wirksamere) Ekzemtherapien (8) in Betracht gezogen werden. Bei „therapie- resistenten“ Ekzemen, die mit Bufex- amac behandelt werden, muss auch an ei- ne ursächliche Rolle des als pathogen wir- kenden Therapeutikums gedacht werden.
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Literatur
1. Geier J, Fuchs T: Kontaktallergien durch Bufexamac.
Med Klin 84 (1989): 333–338.
2. Landrieux C, Esteve E, Serpier H, Kalis B: Dermite de contact grave au bufexamac avec desquamation en grands lambeaux. Ann Dermatol Venereol 123 (1996):
198–199.
3. Collet E, Lacroix M, Boulitrop Morvan C, Dalac S, Sal- lin J, Lambert D: Dermite de Contact Grave à la Crème Parfenac. Ann Dermatol Venereol 120 (1993):
892–893.
4. Schwabe U, Paffrath (Hrsg.) D (2000): Arzneiverord- nungs-Report 1999, Springer Verlag, Berlin, Heidel- berg, New York.
5. Kränke B, Szolar-Platzer C, Komericki P, Derhaschnig J, Aberer W: Epidemiological significance of bufex- amac as a frequent and relevant contact sensitizer.
Contact Dermatitis 36 (1997): 212–215.
6. Smit HA, Burdorf A, Coenraads PJ: The prevalence of hand dermatitis in different occupations. Int J Epide- miol 22 (1993): 288–293.
7. Baumgartner A: Nichtsteroidale antiinflammatorische Substanzen. In: R Niedner, J Ziegenmeyer (Hrsg.), Der- matika, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stutt- gart, 1992: 145–148.
8. Niedner R, Ziegenmeyer J (Hrsg.): Dermatika. Therapeu- tischer Einsatz, Pharmakologie und Pharmazie, Wissen- schaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, 1992.
Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, Aachener Straße 233-237, 50931 Köln, Telefon: 02 21/40 04-5 20, Fax: -5 39, E-Mail: akdae@t-online.de,
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A3212 Deutsches Ärzteblatt½½Jg. 97½½Heft 47½½24. November 2000
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Mitteilungen
Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft
Bufexamac: Ein Ekzemtherapeutikum, das selbst häufig allergische Kontaktekzeme hervorruft
Einladung zur 4. Deutschen Nikotin-Konferenz
Erfurt, 18. bis 19. Mai 2001, Hotel Radisson SAS
Hauptthemen: Rauchen und kindliche Entwicklung, Wirkungen des Rauchens auf Herz und Kreislauf, Fragen der Primärprävention
Des Weiteren sind freie Themen, die sich mit den Wirkungen des Rauchens und des Nikotins auf den menschlichen Organismus beschäftigen, als Kurzvortrag oder Poster zugelassen.
Vortragsanmeldungen mit einer Inhaltsangabe (Abstract) sind bis zum 31.
Dezember 2000 zu richten an den Leiter der Tagung, Herrn Prof. Dr. K.-O.
Haustein, Deutsche Gesellschaft für Nikotinforschung e.V., Johannesstraße 85-87,
99084 Erfurt (E-Mail: haustein@inr-online.de) ✮
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Deutsches Ärzteblatt½½Jg. 97½½Heft 47½½24. November 2000 AA3213