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Archiv "Früherkennung: Helle und dunkle Seite" (14.12.2001)

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auszuwandern. Dies könnte sich zu ei- nem Gesundheitsproblem für Westeuro- pa, besonders für Deutschland, ent- wickeln. Eine deutsche Studie belegt, dass bereits heute die in Deutschland re- gistrierten und an Tuberkulose erkrank- ten Russen eine Multiresistenz gegenüber den wichtigsten Antibiotika von mehr als elf Prozent besitzen. Besonders proble- matisch ist die zunehmende Zahl der ille- gal in Deutschland lebenden Tuberkulo- sekranken, die die zunehmend multiresi- stenten Tuberkulosestämme unbemerkt weiter verbreiten. Dieses Problem zu er- kennen und entsprechende Präventions- strategien umzusetzen muss eine vor- dringliche Aufgabe der Gesundheitspoli- tik sein. Es ist zudem nicht nur sinnvoll, sondern notwendig, auch in Russland weiter tätig zu werden. Dazu gehören:

–Fortsetzung der humanitären Pro- jekthilfe nach dem Prinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“. In Kaliningrad leitet Wolf- gang Weber die gut funktionierende Ge- schäftsstelle des Agitas-Circle e.V., eines Vereins für medizinische und humanitäre Hilfe aus Erkrath. Von hier aus können alle Projekte zielorientiert vor Ort umge- setzt und kontrolliert werden.

—Weil es an Finanzmitteln fehlt, ist der Verein auf Spenden angewiesen.

Benötigt werden gebrauchte, funktions-

fähige medizinische Geräte – vom Pari Inhalierboy, über Mikroskope und Rönt- gengeräte bis zu Röntgenschirmbildwa- gen. Nach Aussage der russischen Chef- ärzte bevorzugen sie Geräte aus Westeu- ropa, weil hierfür eher Ersatzteile zu be- schaffen sind als für russische Geräte.

˜Wegen der überhand nehmenden Infektionskrankheiten bedarf es neuer Einrichtungen. Vorbereitungen hierfür werden bereits getroffen, bedürfen aber einer umfangreicheren Unterstützung.

Literatur im Internet unter www.aerzteblatt.de Dr. med. Dietrich Rohde

Heinz-Dittmer-Straße 11 45470 Mülheim/Ruhr

T H E M E N D E R Z E I T

Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 50½½½½14. Dezember 2001 AA3355

D

ie Bundesregierung will noch in die- ser Legislaturperiode einen Gesetz- entwurf vorlegen, mit dem die so ge- nannten Gentests zur Krankheitsfrüher- kennung geregelt werden sollen. Das kün- digte die Parlamentarische Staatsse- kretärin im Bundesgesundheitsministeri- um, Gudrun Schaich-Walch, auf einer Ta- gung der Krankenkasse KKH in Berlin an.

Das Gesetz soll eine Aufklärungspflicht vor und nach Gentests vorschreiben. Der Patient solle entscheiden, ob er den Test machen wolle, und er müsse wissen, wie er mit dem Ergebnis umgehe, erläuterte Schaich-Walch. Besondere Aufmerksam- keit werde dem Datenschutz beigemessen.

Die Testergebnisse sollten bei dem blei- ben, für den sie erhoben wurden. Eine Weitergabe von Daten an Arbeitgeber und Versicherungen soll ausgeschlossen werden. Mit Blick auf die Gesetzliche Krankenversicherung erklärte Schaich- Walch: „Da die GKV keine Risikoversi- cherung ist, wird es für sie auch nicht inter- essant sein, die Risiken zu ermitteln.“

Deutliche Zweifel, ob es gelingen werde, die Daten zu schützen, meldete freilich der Münsteraner Philosoph, Prof. Dr. Kurth Bayertz, an. Es gäbe ei- nen strukturellen Widerspruch zwischen dem Nutzen für die außermedizinische Verwendung und dem Datenschutz.

„Wenn die Daten mal im Netz sind, ist es schwierig, sie zu schützen“, so Bayertz.

Eine Lösung sieht der Philosoph nicht.

Die genetische Diagnostik berühre ei- nen neuralgischen Punkt des Versiche- rungssystems. Jede Versicherung beruhe

„auf einem Schleier der Unwissenheit“.

Je genauer indes die Risiken zu bestim- men seien, desto mehr werde der Idee der Versicherung die Grundlage entzo- gen, erläuterte Bayertz. Gentests könn- ten deshalb gravierende Änderungen im Versicherungssystem herbeiführen.

Für eine qualifizierte Beratung vor und nach Tests – nicht nur Gentests, son-

dern generell bei Früherkennung – plä- dierte auch Prof. Dr. Linus Geisler (Gladbeck), Mitglied der Enquete- Kommission „Recht und Ethik der modernen Medizin“ des Bundestags.

Früherkennungsmaßnahmen führen, er- klärte Geisler, „zu einem heiklen Wis- sen, dessen Konsequenzen für den Gete- steten immer nur annäherungsweise ab- geschätzt werden können“. Früherken- nung bedeute einerseits zwar frühzeitige Diagnose und erfolgreiche Therapier- barkeit, andererseits könne sie aber auch zu belastendem, vergiftetem Wis- sen ohne therapeutischen Wert führen.

Parameter Frühtherapie

Der entscheidende Parameter für Früherkennung sei die Vorteilhaftigkeit der Frühtherapie, fasste Prof. Dr. Fried- rich Wilhelm Schwartz (Hannover), Vorsitzender des Sachverständigenrates für die konzertierte Aktion, zusammen.

Schwartz äußerte deutliche Skepsis ge- genüber breit gestreuten Check-ups, aber auch gegenüber Früherkennungs- methoden, die hohe Raten von falsch- positiven Ergebnissen zeigen.

Lohnt sich Früherkennung finanzi- ell? Schaich-Walch befand, dass man Früherkennung nicht primär unter Ko- stenaspekten sehen dürfe. Am Ende könne als Nebeneffekt finanzielle Er- sparnis stehen. Vorrangig seien Qualität und Chancen für den Patienten. In die- sem Sinne vergab die KKH denn auch vier Innovationspreise für Verbesserung in der Früherkennung. Deren Vorsit- zender, Ingo Kailuweit: Heute werde bei medizinischen Innovationen mei- stens nach den Kosten gefragt, der Nut- zen für den Patienten stehe dagegen zurück. Doch eine Krankenversiche- rung habe vor allem diesen im Auge zu

halten. Norbert Jachertz

Früherkennung

Helle und dunkle Seite

Früher wissen kann nützen, aber auch belasten.

Gentests bergen Risiken für das Versicherungssystem.

Spendenaufruf

Agitas circle e.V. – Gemeinnütziger Verein für medizinisch-humanitäre Hilfen, Morper Allee 2–4, 40699 Erkrath. Bankverbindung: Bank- haus Lampe Düsseldorf, BLZ 480 201 51, Konto: 1 333 313, Stichwort: „Tbc-Hilfe für Königsberg“.

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