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rankenhäuser können ab dem Jahr 2002 ein von der „Kooperation für Transparenz und Qualität im Kran- kenhaus“ (KTQ) entwickeltes Qua- litätssiegel erwerben. Ziel der KTQ-In- itiatoren – das sind die Bundesärztekam- mer (BÄK), die Deutsche Kranken- hausgesellschaft (DKG), der Deutsche Pflegerat und die Spitzenverbände der Krankenkassen – ist es, die Qualität der Leistungserbringung eines Krankenhau- ses transparent zu machen und dadurch auch den Patienten neue Informations- möglichkeiten zu eröffnen. Das freiwilli- ge Zertifizierungsverfahren wurde in 25 Krankenhäusern erprobt und durchweg positiv beurteilt. Rund hundert Kran- kenhäuser werden im Jahr 2002 die KTQ-Zertifizierung beantragen. Dies erwartet Thomas Beck vom Verband der Angestellten-Krankenkassen (VdAK), der die neue KTQ-Geschäftsstelle in Siegburg ab dem 1. Januar leiten soll (In- formationen: www.ktq.de).Kernelement der KTQ-Zertifizie- rung ist die Selbst- und Fremdbewer- tung des Krankenhauses anhand eines Kriterienkatalogs. Bei der Selbstbewer- tung schätzen die Mitarbeiter ihre eige- ne Leistung ein; die Fremdbewertung wird durch ein externes Expertenteam vorgenommen. Bewertet werden insbe- sondere die Patienten- und die Mitar- beiterorientierung, die Krankenhaus- führung und das berufsgruppenüber- greifende Qualitätsmanagement. Nach erfolgreichem „Qualitäts-Check“ er- hält das Krankenhaus ein auf drei Jahre befristetes Zertifikat und veröffentlicht einen KTQ-Qualitätsbericht. Dieser soll Patienten, einweisende Ärzte und Krankenkassen über die Leistungen des Krankenhauses, die Personalbereit- stellung, die diagnostischen Möglich-
keiten sowie die medizinisch-pflegeri- sche und technische Ausstattung infor- mieren.
Die teilnehmenden Krankenhäuser hätten die Chance, sich mit dem Lei- stungsspektrum am Markt zu positio- nieren und in einen Leistungs- und Qualitätswettbewerb zu treten, beto- nen die KTQ-Initiatoren. Durch die
Beteiligung aller Krankenhausmitar- beiter bei der Selbstbewertung werde die Kommunikation und das Zusam- menwirken aller Berufsgruppen über Abteilungsgrenzen hinweg gefördert.
Neu am Ansatz der KTQ sei die Praxis- orientierung. Personen, die täglich im Krankenhaus tätig sind, hätten die In- halte erarbeitet. Damit unterscheide sich KTQ grundsätzlich von allen ande- ren Zertifizierungsverfahren, wie bei- spielsweise den ISO-Normen. Beck hofft, dass dies die Akzeptanz bei den Krankenhäusern fördert.
Die KTQ-Zertifizierung sei keine Schablone und beabsichtige keine Ver- einheitlichung der Krankenhäuser, be- tonte Prof. Dr. Jörg-Dietrich Hoppe letzten Mittwoch vor der Presse in Ber-
lin. Der Präsident der Bundesärzte- kammer prognostizierte eine Verän- derung der Krankenhaus-Landschaft:
Aus geplanten Strukturen entwickelten sich Strukturen, die auf Wettbewerb ba- sierten. Jörg Robbers, Hauptgeschäfts- führer der Deutschen Krankenhausge- sellschaft, geht davon aus, dass die Ökonomisierung des Krankenhauswe- sens in den nächsten Jahren weiter zu- nehmen wird. Bei einem intensiver werdenden Wettbewerb zwischen den Krankenhäusern werde die Qualität der Leistungen und ihre Darlegung aber immer wichtiger. KTQ liefere je- dem Krankenhaus wertvolle Hinweise zur eigenen Stärken- und Schwächen- analyse und biete zugleich einen Lei- stungsvergleich zu anderen Kranken- häusern.
Im Mittelpunkt des KTQ-Krite- rienkatalogs steht die Patientenorientie- rung. Nach der vor einem halben Jahr ab- geschlossenen Pilot- phase (siehe DÄ, Heft 33/2001) wurde der Katalog noch einmal überarbeitet und in Richtung Prozessori- entierung umstruktu- riert. Von der Erreich- barkeit des Kranken- hauses über die Ori- entierung im Kran- kenhaus, von der Auf- nahme des Patienten bis hin zu den Ent- lassungsmodalitäten stellen alle Beurtei- lungskriterien vor allem darauf ab, die Patienteninteressen zu berücksichtigen.
Nicht Inhalt des KTQ-Konzepts ist die Zertifizierung einzelner Abteilungen im Krankenhaus. Die Pilotphase habe gezeigt, dass dies nicht sinnvoll sei, weil es gerade an den Schnittstellen zwischen Abteilungen immer wieder zu Proble- men komme, sagte Prof. Dr. med. Fried- rich-Wilhelm Kolkmann, KTQ-Pro- jektleiter für die Bundesärztekammer.
Hoppe erwartet eine Entwicklung „weg vom derzeitigen Abteilungsdenken“. Er könne sich vorstellen, dass es bald zum Beispiel Stationen für alle Bauchpatien- ten gebe, auf denen dann die beteiligten Fachärzte zusammenarbeiten würden.
Dies hätte auch den Abbau von Hierar- chien zur Folge. Jens Flintrop P O L I T I K
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A3002 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 46½½½½16. November 2001
Qualitätssiegel für Krankenhäuser
Chance, sich am Markt zu positionieren
Die Selbstverwaltung hat ein Zertifizierungsverfahren für Krankenhäuser entwickelt, das die Qualität
der Leistungserbringung transparenter machen soll.
Funktionierende Selbstverwaltung: Jörg Robbers (DKG), Jörg-Dietrich Hoppe (BÄK), Hiltrud Kastenholz (BMG) und Werner Gerdelmann
(VdAK) Foto: Georg J. Lopata