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Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, liebe Eltern und Paten, liebe Gemeinde!

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13. September 2020, 14. Sonntag nach Trinitatis Konfirmation in der Hugenottenkirche Erlangen Predigt zu Lukas 19,1-10 „Glaube auf Augenhöhe“

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, liebe Eltern und Paten, liebe Gemeinde!

Der große Tag ist da! Manchen wird es erstaunen zu hören, dass es kirchlich oder theologisch gesehen gar nicht so klar ist, was eigentlich an diesem Tag gefeiert wird.

Die einen sagen, es sei der Abschluss des kirchlichen Unterrichts. Doch diesen Abschluss haben wir im Grunde schon mit eurem selbst gestalteten Gottesdienst im Juli begangen.

Dann also eher eine Erinnerung an die Taufe, verbunden mit der Einladung oder der erstmaligen Zulassung zum Abendmahl. So war das Verständnis der Konfirmation noch in meiner Zeit, doch inzwischen sind in unserer evangelisch –reformierten Landeskirche schon lange Kinder zum Abendmahl zugelassen. Und so feiern wir heute zwar gemeinsam das Abendmahl als Zeichen der Zugehörigkeit zur

Gemeinde, aber ihre Bedeutung als Zulassung zum Abendmahl hat die Konfirmation verloren.

Für andere wiederum ist die Konfirmation die eigenständige Bestätigung der Mitgliedschaft in der Kirche. Oder: eine persönliche Entscheidung für ein Leben im Glauben. Doch das scheint dann manchmal fast ein bisschen hoch gegriffen.

Für viele Eltern ist die Konfirmation eher ein sogenannter „Schwellenritus“, ein Fest am Übergang zwischen Kindheit und Erwachsenenalter, auf dem Weg zu einer ausgeprägten und eigenständigen Persönlichkeit. Damit fällt die Konfirmation in eine in der Regel für Eltern und Jugendliche nicht ganz einfache Lebensphase.

Die Jugendlichen sind oft unzufrieden mit ihren Eltern. Sie suchen einen Weg, mehr Freiheiten und mehr Selbstbestimmung zu haben, trotzdem sind sie noch auf eine gewisse Geborgenheit angewiesen. Es ist eine Zeit, in der Jugendliche oft

unzufrieden sind mit sich selbst, in der sie mit sich nicht im Reinen sind, mit sich selbst hadern.

Es ist gleichermaßen eine schwierige Zeit für die Eltern, weil man merkt, dass man seinen Kindern häufig noch weniger helfen kann als vorher. Jede Einmischung von Seiten der Eltern wird sich als Bevormundung verbeten, jeder Ratschlag von Seiten

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der Eltern aus Prinzip als verkehrt abgelehnt. Es ist eine Zeit, wo auch Eltern oft mit ihren Kindern unzufrieden sind und mit sich selbst, weil man spürt, wie sich das Verhältnis zueinander verändert, aber man auch nicht richtig weiß, welche Rolle man nun einnehmen soll.

Alles ist neu auszuhandeln und neu auszutragen, durchaus im Streit und in der Auseinandersetzung, bei der man sich gegenseitig regelmäßig wehtut. Natürlich will man als Eltern den Kindern ihre Freiheiten und eigenen Erfahrungen lassen, aber gleichzeitig ist man nicht bereit, sie gegen jede Wand laufen zu lassen und jeden Fehler machen zu lassen.

Wir Eltern wissen ja eigentlich, wo es hingehen muss, dass wir unsere Kinder jugendliche Menschen sein lassen, die wir noch mehr als sowieso schon als

eigenständige Personen wahrnehmen, in einer Beziehung von gleich zu gleich, mit Respekt auch für Entscheidungen, die wir anders getroffen hätten, in einem

Verhältnis auf Augenhöhe.

Auch die Jugendlichen wissen ja eigentlich, wo es hingehen muss, zur Wahrnehmung der eigenen Verantwortung für sein Leben mit eigenen

Entscheidungen, doch gleichzeitig in Respekt vor den Eltern und in Dankbarkeit für alles das, was sie einem mitgegeben und ermöglicht haben.

Das ist für beide Seiten nicht leicht und braucht immer wieder Vergewisserung und Ermutigung. Auch so lässt sich Konfirmation verstehen, dass gerade der

Konfirmationssegen hier beide Seiten entlastet, weil er Gottes Unterstützung zuspricht.

Es gibt eine Erzählung aus dem Lukasevangelium, die genau von so einem Wandel erzählt: wie sich hier eine Beziehung von Über- und Unterordnung in ein Verhältnis von gleich zu gleich wandelt. Es ist die bekannte Begegnung von Jesus mit Zachäus.

Lukas 19,1-10: „Und Jesus kam nach Jericho und zog durch die Stadt. Und da war ein Mann, der Zachäus hieß; der war Oberzöllner und sehr reich. Und er wollte unbedingt sehen, wer dieser Jesus sei, konnte es aber wegen des Gedränges nicht, denn er war klein von Gestalt. So lief er voraus und kletterte auf einen

Maulbeerfeigenbaum, um ihn sehen zu können; denn dort sollte Jesus

vorbeikommen. Als Jesus an die Stelle kam, schaute er nach oben und sagte zu ihm:

Zachäus, los, komm herunter, denn heute muss ich in deinem Haus einkehren. Und der kam eilends herunter und nahm ihn voller Freude auf. Und alle, die es sahen,

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murrten und sagten: Bei einem sündigen Mann ist er eingekehrt, um Rast zu machen. Zachäus aber trat vor den Herrn und sagte: Hier, die Hälfte meines

Vermögens gebe ich den Armen, Herr, und wenn ich von jemandem etwas erpresst habe, will ich es vierfach zurückgeben. Da sagte Jesus zu ihm: Heute ist diesem Haus Heil widerfahren, denn auch er ist ein Sohn Abrahams. Denn der

Menschensohn ist gekommen zu suchen und zu retten, was verloren ist.“

(Zürcher Übersetzung)

Zachäus fühlt sich oben: Schließlich ist er Oberzöllner in der wichtigen Zollstation Jericho und sehr wohlhabend. Von den verschiedenen Marktzöllen, Grenzzöllen, Wegzöllen usw., die in seinem Bereich erhoben werden, muss er an die damalige römische Besatzungsmacht einen bestimmten Betrag abliefern; was er darüber hinaus einnimmt, verbleibt ihm als Gewinn, und er scheint ganz gut damit zu fahren.

Für die frommen Juden ist Zachäus allerdings unten: Die mit den Zöllen verbundenen Möglichkeiten der persönlichen Bereicherung und die Tatsache der Zuarbeit für die verhasste römische Staatsmacht führen dazu, dass „Zöllner und Sünder“ in einem Atemzug genannt werden. Mag er auch noch so reich sein, moralisch fühlen sich die gottesfürchtigen Juden ihm überlegen.

Zachäus, klein gewachsen, aber im Nehmen ganz groß. Er ist der

Obersteuereintreiber von Jericho und damit eine ideale Projektionsfläche für alles Hassenswerte. Denn er kollaboriert mit der Besatzungsmacht und verdankt seinen Reichtum unlauteren Geschäftspraktiken. So ist Zachäus für seine Landsleute und Religionsgenossen die Verkörperung des Unreinen, obwohl sein Name auf Deutsch

„der Reine“ bedeutet. „Der Reine und sein schmutziges Geld“ könnte man seine Lebensgeschichte also überschreiben.

Als Jesus nach Jericho kommt, wollen ihn alle sehen, auch Zachäus. Von seinen Beweggründen lesen wir nichts, es könnte auch reine Neugier sein. Nun steht er da:

der kleine Zachäus in der großen Menge, die ihn einfach nicht durchlässt. Seine Stellung wird von den Bewohnern Jerichos so wenig respektiert, dass er auf einen Maulbeerfeigenbaum klettern muss.

Zachäus macht sich größer, indem er einen Baum besteigt. Das ist vielleicht sogar ein bisschen lächerlich, wie der gestandene Oberzöllner da oben in der Baumkrone sitzt. Die Leute schauen zu ihm auf, machen sich dabei über ihn lustig. Er schaut dafür wieder einmal auf sie hinab, mit dem schönen Gefühl, sie wieder einmal ausgetrickst zu haben.

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Und Jesus kommt vorbei. Zachäus will eigentlich nur gucken, aber Jesus spricht ihn an, als hätte er geahnt, dass dort oben im Baum jemand sitzt, der ihn braucht. Jesus nimmt ihn wahr als Person, als Mensch, nicht in seiner Funktion als Zöllner. Jesus schaut auf und spricht ihn an und Zachäus steigt herunter. Es ist keine Frage, die Jesus ihm stellt, sondern eine Feststellung, ein Muss. „Heute muss ich in deinem Haus einkehren.“ sagt Jesus, und ich ergänze in Gedanken, „weil du mich brauchst“.

Jesus sieht Zachäus, nennt ihn beim Namen, reißt ihn aus seiner gesuchten Anonymität, holt ihn herunter vom Baum. Er macht ihn von einem Beobachter zu einem Beteiligten, holt ihn aus seinem Versteck, das ihm auch einen gewissen Schutz gegeben hat, und stellt klar, dass er bei ihm einkehren wird. Und die Menge ist entsetzt.

Zachäus muss also runter. Gleichzeitig hat Jesus ihn dadurch aufgewertet, denn beim gemeinsamen Mahl sind Zachäus und Jesus auf der gleichen Ebene. Das gefällt nicht allen. Zachäus empfängt hier eine unverdiente und unverhoffte Würdigung.

Aber dadurch dass Zachäus herunter gekommen ist und gleichzeitig auf die gleiche Ebene mit Jesus, kann er zum ersten Mal einen Perspektivwechsel vollziehen. Er kann sich jetzt in die Lage derer hineinversetzen, die für ihn immer „unten“ waren: die Armen und die Menschen, die er betrogen hat. Indem er den Armen Geld gibt und indem er den Betrug ausgleicht, akzeptiert er diese Menschen ebenfalls auf einer gleichen Ebene und holt sie zu sich auf Augenhöhe. Was Jesus an ihm gemacht hat, macht Zachäus nun an den Personen seines Umfeldes.

Zachäus erlebt buchstäblich eine Umkehr, nachdem Jesus im Umgang mit ihm alles umgekehrt hat, was für den Umgang mit „Unreinen“ galt. Der Zöllner will ein anderes Leben führen und neu beginnen, weil er Gott begegnet ist. Dabei wollte er das

eigentlich nicht, er war nur neugierig. Aber Gott wollte es. Gott nennt ihn beim Namen. Stellt keine Bedingungen. Er liebt die Menschen eben.

Auch hierin liegt Vergewisserung und Ermutigung, die wir dann auch wieder in unserem Leben erfahren können. Unser Gott ist ein Gott auf Augenhöhe, und das wahrzunehmen, auch das ist Konfirmation. Wir werden eben nicht nur im Leben erwachsener, sondern auch im Glauben. Daher liegen Konfirmation und die gesetzliche Religionsmündigkeit in zeitlicher Nähe.

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Ihr Konfirmandinnen und Konfirmanden geht den Weg des Glaubens nun mündig und selbstbestimmt. Unser Gott nimmt uns dabei ernst, wie Jesus Zachäus ernst genommen hat. In unseren Glaubensvorstellungen und unseren Gebeten, in unseren Zweifeln und unseren Ängsten, in dem, was uns als Menschen ausmacht. Die

Einladung gilt uns allen: „Los komm, heute will ich bei dir einkehren, in deinem Haus und in deinem Herzen!“. Ich wünsche uns allen, dass wir immer wieder so antworten wie Zachäus und Gott voller Freude in unserem Haus und Herz aufnehmen. Amen.

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