Schweizer Volkswirtschaft
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Kontingente
Seit 2002 muss der Bundesrat nicht mehr alle zwei Jahre bei der Festsetzung der jährli- chen kantonalen Bewilligungskontingente die gesamtschweizerische Zahl dieser Kontingen- te herabsetzen, sondern kann sie im Rahmen einer obersten Grenze von 1500 Einheiten unter Berücksichtigung der volkswirtschaft- lichen und staatspolitischen Interessen des Landes nach seinem Ermessen bestimmen. Er hat sie auf 1400 Einheiten festgelegt.
Mit den genannten Lockerungen und der im Jahre 1996 eingeführten sog. Pool-Lösung konnte der konstante Kontingentsmangel in
den Kantonen Tessin, Waadt und Wallis we- sentlich gemildert werden. Wie bis anhin kann ein Kanton die im laufenden Jahr nicht ge- brauchten Kontingentseinheiten auf das da- rauf folgende Jahr übertragen. Ende Oktober des zweiten Jahres fallen diese an den Bund zurück und können auf Gesuch einem Kanton zugeteilt werden, wenn dieser sein Kontingent des laufenden Jahres bereits aufgebraucht hat.
Es darf ihm aber höchstens die Hälfte seines ordentlichen Kontingents zusätzlich zuge- sprochen werden. Zusätzliche Einheiten aus dem Kontingent 2005 beanspruchten die Kan- tone Tessin, St. Gallen, Wallis und Waadt.
Vom gesamtschweizerischen Kontingent von 1400 Einheiten wurden alle 1400 bewilligt (2004: 1362).
Die Ausschöpfung der Kontingente stimmt in einem bestimmten Jahr mit den erteilten Bewilligungen nicht unbedingt überein. Die Zahl der erteilten Bewilligungen kann insge- samt oder auch nur in einzelnen Kantonen etwas höher als das Jahreskontingent liegen, dies aus zwei Gründen:
– Erstens sind die Kontingentseinheiten, die in einem Jahr nicht gebraucht werden, auf das folgende Jahr übertragbar;
Erwerb von Ferienwohnungen durch Personen im Ausland in der Schweiz im Jahr 2005
Im Jahr 2005 wurden für den Er- werb von Ferienwohnungen durch Personen im Ausland etwas weni- ger Bewilligungen erteilt als im Vorjahr. Die Zahl der tatsächlich erfolgten Erwerbe durch Aus- länder liegt jedoch etwas über derjenigen des Vorjahres, wes- halb die bewilligte Fläche ent- sprechend höher ist. Im Grund- buch wurden 1653 Handänderun- gen eingetragen. Nach Abzug der von Schweizern zurückgekauften und unter Ausländern übertrage- nen Grundstücke ergibt sich ein Nettozuwachs von 891 Ferien- wohnungen. Eine vergleichbare Entwicklung scheint sich für das Jahr 2006 abzuzeichnen.
Gertrud Zinniker Sektion Erwerb von Grundstücken durch Personen im Ausland, Bundesamt für Justiz (BJ), Bern
Kontingente Ausgeschöpfte Kontingente Ausschöpfung in %
2005 2004 2003 2002 2001 2000 1999 1998 1997 1996 1995 1994 1993 1992 1991 1990 1989 1988 1987 1986 1985 0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 1800 2000
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Grafik 1
Entwicklung der Kontingentsausschöpfung, 1985–2005
Quelle: BJ / Die Volkswirtschaft
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– zweitens können in früheren Jahren erteilte Grundsatzbewilligungen (Zusicherungen von Bewilligungen an Verkäufer) auch später noch über einen bestimmten Zeit- raum ausgeschöpft werden.
Zur Entwicklung der Kontingentsaus- schöpfung siehe Grafik 1, welcher auch ent- nommen werden kann, dass im langjährigen Durchschnitt die Kontingente nur etwa zu 70% ausgeschöpft wurden.
Bewilligungen
Im Jahr 2005 wurden in der Schweiz 1845 Bewilligungen für den Erwerb von Ferien- wohnungen erteilt (im Vorjahr 1874). Der Grossteil der Bewilligungen wurde in den Kantonen Wallis (759), Waadt (339), Grau- bünden (295), Tessin (204) und Bern (161) erteilt (vgl. Grafik 2).
Handänderungen
Die Handänderungsstatistik gibt – im Un- terschied zur Bewilligungsstatistik – Auf- schluss über die tatsächlich ausgeübten Er- werbsgeschäfte. Im langjährigen Durchschnitt
NE VS VD TI GR SG FR GL NW OW SZ UR LU BE Anzahl
Bewilligungen Handänderungen
0 100 200 300 400 500 600 700 800
Quelle: BJ / Die Volkswirtschaft Grafik 2
Bewilligungen und Handänderungen von Ferienwohnungen, 2005 (CH Total Bewilligungen: 1845; Handänderungen: 1653)
Im Jahr 2005 wurde das gesamtschweizerische Kontingent für den Erwerb von Ferienwohnun- gen durch im Ausland wohnhafte Personen von 1400 Einheiten zu 100% ausgenützt.
Bild: Keystone
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führen etwa 85% aller Bewilligungen zu einem Grundbucheintrag. Die Differenz zwischen der Handänderungs- und der Bewilligungs- statistik ergibt sich, weil zwischen der Ertei- lung einer Bewilligung und dem Eintrag im Grundbuch in der Regel mehrere Monate verstreichen und die Statistik auf die Hand- änderungen des erhobenen Jahres abstellen muss. Weiter kann es vorkommen, dass die Ausländer auf den Erwerb verzichten.
Im Jahr 2005 war die Zahl der Handände- rungen für Ferienwohnungen mit 1653 höher als im Vorjahr (1397). Am meisten Eintragun- gen in das Grundbuch wurden in den klassi- schen Fremdenverkehrskantonen verzeichnet:
Wallis 743, Graubünden 404, Tessin 182, Waadt 150 und Bern 110 (vgl. Grafik 2). Die Aufteilung der Handänderungen nach der Nationalität der Erwerberinnen und Erwerber hat sich kaum geändert (vgl. Grafik 3).
Nettozuwachs
Um den Nettozuwachs von ausländischem Ferienwohnungseigentum in der Schweiz zu berechnen, sind vom Total der Handänderun- gen einerseits die Rückerwerbe durch Schwei- zerinnen und Schweizer und zusätzlich die Veräusserungen von Ausländern an Ausländer in Abzug zu bringen. Für das Jahr 2005 ergibt sich – nach Abzug von 416 Übertragungen zwischen Ausländern und 346 Rückübertra- gungen an Schweizerinnen und Schweizer – ein Nettozuwachs von 891 Ferienwohnungen.
Flächenmässig macht dies rund 15 (Vorjahr 27) Hektaren aus. Detaillierte Angaben mit der Verteilung auf die Kantone können der
Tabelle 1 entnommen werden.
Kasten 1
Statistik über den Erwerb von Ferienwohnungen
Ferienwohnungen können nur in Kantonen erwor- ben werden, welche dazu eine entsprechende Rechts- grundlage eingeführt haben. Zurzeit sind das 16 Kan- tone, wobei nur in etwa der Hälfte davon auch tatsäch- lich eine Nachfrage besteht. Erhoben werden folgende Daten: die Anzahl der erteilten Bewilligungen, die tat- sächlich ausgeführten Handänderungen, die Fläche der Grundstücke, die Staatsangehörigkeit der Erwerberin- nen und Erwerber sowie die Anzahl der Veräusserungs- geschäfte zwischen Ausländern und der Rückerwerbe durch Schweizer. Dadurch lässt sich der jährliche Net- tozuwachs gesamtschweizerisch und aufgeteilt auf die Kantone ausweisen. Zusätzlich ausgewiesen wird die Ausschöpfung der Kontingente.
Deutschland Frankreich Italien Liechtenstein Österreich Belgien Grossbritannien
Niederlande Übriges Europa USA
Sowjetunion (ehemalige) Israel
Übriger Naher Osten Übrige Länder
Quelle: BJ / Die Volkswirtschaft Grafik 3
Handänderungen nach Nationalität der Erwerber, 2005 (Total Handänderungen: 1653)
Total Handänderungen Rückerwerb
Handänderungen zwischen Ausländern durch Schweizer Nettozuwachs
Kanton Anzahl Fläche in m2 Anzahl Fläche in m2 Anzahl Fläche in m2 Anzahl Fläche in m2
Bern 110 31 855 16 5707 4 1374 90 24 774
Luzern 1 859 0 9 2033 –8 –1174
Schwyz 7 1270 1 100 8 2123 –2 –953
Obwalden 27 6281 2 370 7 1140 18 4771
Nidwalden 14 5443 0 3 1451 11 3992
Glarus 2 335 0 2 2565 0 –2230
Freiburg 9 3857 5 2085 13 5937 –9 –4165
St.Gallen 4 520 0 4 851 0 –331
Graubünden 404 83 647 80 13 725 186 135 100 138 –65 178
Tessin 182 45 851 38 9574 1 500 143 35 777
Waadt 150 62 657 45 14 154 19 5645 86 42 858
Wallis 743 192 324 229 56 099 90 28 005 424 108 220
Schweiz 1653 434 899 416 101 814 346 186 724 891 146 361
Tabelle 1
Nettozuwachs an ausländischem Grundeigentum, 2005
Quelle: BJ / Die Volkswirtschaft