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Academic year: 2022

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Schlüsselthema Unternehmensnachfolge

Vom Suchen und Finden

3– 2021 Dresden · Meißen · Bautzen · Görlitz Sächsische Schweiz – Osterzgebirge

ihk.wirtschaft

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Dresden

Kundendienstbüro Ina Elisabeth Rätsch Tel. 0351 8011028

Fax 0800 2875321592 inaelisabeth.raetsch@HUKvm.de Kundendienstbüro Jens Orlamünder Tel. 0351 4224117

Fax 0800 2875324252 jens.orlamuender@HUKvm.de Kundendienstbüro Sindy Zastrow Tel. 0351 2880737

Fax 0800 2875324005 sindy.zastrow@HUKvm.de

Kundendienstbüro Thomas Gelfert Tel. 0351 3110636

Fax 0800 2875324827 thomas.gelfert@HUKvm.de

Riesa

Kundendienstbüro Rocco Ehnert Tel. 03525 5290109

Fax 0800 2875324253 rocco.ehnert2@HUKvm.de Meißen

Kundendienstbüro Rocco Ehnert Tel. 03521 730795

Fax 0800 2875321278 rocco.ehnert@HUKvm.de Freital

Kundendienstbüro Heiko Eisold Tel. 0351 6445224

Fax 0800 2875321282 heiko.eisold@HUKvm.de

Pirna

Kundendienstbüro Silke Zeibig Tel. 03501 781659

Fax 0800 2875323216 silke.zeibig@HUKvm.de Bautzen

Kundendienstbüro Ronny Hentschel Tel. 03591 490886

Fax 0800 2875323847 ronny.hentschel@HUKvm.de Löbau

Kundendienstbüro Marion Riedel Tel. 03585 4137788

Fax 0800 2 875323806 marion.riedel@HUKvm.de

Zittau

Kundendienstbüro Peter Handrick Tel. 03583 7979410

Fax 0800 2875324021 peter.handrick@HUKvm.de Görlitz

Kundendienstbüro Elke Breite Tel. 03581 408751

Fax 0800 2875324019 elke.breite@HUKvm.de

* Mtl. Zahlbeitrag, Tarif ESV, Berufsklasse A, Beginn 01.11.2019, Versicherungsdauer 43 Jahre. Der monatlich zu zahlende Beitrag ist für das Kalenderjahr 2020 garantiert. Aufgrund Ihrer persönlichen Risikosituation kann sich der Beitrag ändern.

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A N Z E I G E

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D

ie Liste der Gesetze und Auflagen, an die sich Unternehmer und Unternehmerinnen zu halten haben, ist sehr lang. Kaum jemand kennt sie vollständig und ist zudem in der Lage, sie komplett umzusetzen. Für Verstöße gegen Inhalte haftet man trotzdem. Und die mit einem Unterneh- men einhergehende Bürokratie ist riesig. Sie lässt sich ebenfalls nicht umgehen – lenkt aber vom Ei- gentlichen ab. Ebenso könnte die Stellung der Ar- beitgeber in der Gesellschaft besser sein: Sie zahlen zu wenig und verlangen von ihren Mitarbeitern zu viel, heißt es häufig. Und dann wären da noch das unternehmerische Risiko im Sinne der Unterneh- mung selbst.

Da kann einemdie Lust aufs Unternehmertum schon mal vergehen – insbesondere wenn man mit dem Gedanken spielt, neu unternehmerisch tätig zu wer- den. Ist es eine wirkliche Alternative, wenn man sie den Vorzügen gegenüberstellt, die man als Ange- stellte oder Angestellter besonders in Zeiten des Fachkräftemangels hat? Winston Churchill, britischer Premierminister während und nach dem Zweiten Weltkrieg, hat das Problem des Unternehmertums schon vor vielen Jahrzehnten prägnant zusammen- gefasst: »Es gibt Leute, die halten Unternehmer für einen räudigen Wolf, den man totschlagen müsse.

Andere meinen, der Unternehmer sei eine Kuh, die man ununterbrochen melken kann. Nur ganz wenige sehen in ihm das Pferd, das den Karren zieht.«

Denn was wäre unsere Gesellschaft ohne Unter- nehmer? Und was wäre, wenn es für Tausende Un- ternehmen keine Nachfolger gäbe? Besonders in Ostdeutschland geht eine ganze Gründergeneration auf den Ruhestand zu. Nach der Wende hatten sie ihr Glück in die eigenen Hände genommen und großartige Unternehmen aufgebaut. Doch nun kommt die Zeit für andere. Schwierig wird es nur, wenn sich kein Nachfolger, keine Nachfolgerin fin- det. Glücklicherweise gibt es trotz aller Schwierig- keiten Menschen, die bereit sind, derartige Verant- wortung zu übernehmen und sich so aktiv in die Gesellschaft einzubringen.

Umso wichtiger ist es, dass Übergeber und Über- nehmer auch zusammenfinden. Die IHK erfüllt dabei eine sehr wichtige Aufgabe für unsere Wirtschaft:

Als neutraler Unterstützer ermöglicht und begleitet sie Unternehmensnachfolgen. Auch ich durfte bei meiner Übernahme vor reichlich fünf Jahren davon profitieren – und möchte eher nicht darüber nach- denken, was gewesen wäre, wenn es diese Hilfe der IHK nicht gegeben hätte.

Unternehmer gesucht

Ronny Ruider, Geschäftsführender Gesellschafter der PAKA Glashütter Pappen- und Kartonagenfabrik GmbH

Foto: PAKA Glashütter Pappen- und Kartonagenfabrik GmbH

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2 ihk.wirtschaft dresden 3/2021

EDITORIAL

1 Ronny Ruider, Geschäftsführender Gesell- schafter der PAKA Glashütter Pappen- und Kartonagenfabrik GmbH: Unternehmer ge- sucht

NEWS

4 Neues aus Berlin und Brüssel

5 Zu Corona und rund um den Jahreswechsel

TITEL

8 Interview mit Grit Fischer, Referatsleiterin Wirtschaftsförderung der IHK Dresden 10 DANCO-Technik GmbH: Ein spannendes

Gesamtpaket

12 Eisenfeustel: Die Mischung machts

14 Naturschänke Malschendorf: Ganz in Familie 16 Unternehmenswert ermitteln

PRAXIS

18 IHK-Geschäftsklimaindex: Rückschlag für die konjunkturelle Erholung

22 Transferprojekt: Modulbauweise macht Laserbearbeitung mobil

Vom Suchen und Finden

Ganz in Familie

Naturschänke Malschendorf

Rückschlag für die konjunkturelle Erholung

IHK-Geschäftsklimaindex

I N H A L T

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Alle Ausgaben der ihk.wirtschaft auf

Online lesen

Gute Ausbildungszahlen trotz Corona

Positive Bilanz

Kommunale Bürgerumfrage in Dresden

Leicht verbessert

24 Staatspreis für Design: Ideen für die Zukunft 26 Innostartbonus: Für innovative Geschäfts-

ideen

REGIONAL

28 Kommunale Bürgerumfrage in Dresden 33 Elblandklinikum Riesa mit neuer Station 34 Landkreis Bautzen: Investitionen in die

Zukunft

36 Mitteldeutscher Ernährungsgipfel geplant

KARRIERE

42 Ausbildung: Positive Bilanz trotz Corona 45 Schau rein!: Aktionswoche im Juni

INTERNATIONAL

46 EU-Wirtschaftsraum: Märkte vor der Haustür 48 Grundsatzabkommen mit China

START-UP

50 E-Autos.de Deutschland GmbH

IHK-SERVICE 59 Termine 60 Börsen

64 Ausblick / Kulturtipp

63 DENKSPORT

64 IMPRESSUM

www.dresden.ihk.de

EU-Wirtschaftsraum

Märkte vor der Haustür

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4 ihk.wirtschaft dresden 3/2021

N E W S

Berlin und Brüssel

EU-Rahmenprogramm aufgestockt

FORSCHUNG UND INNOVATION

Brüssel. Anfang Februar fand online die nationale Auftaktver- anstaltung zum Start des neuen EU-Rahmenprogramms für Forschung und Innovation »Horizont Europa« statt. Das Bud- get wurde im Vergleich zum Vorläufer um 30 Prozent auf bis zu 95,5 Milliarden Euro großzügig aufgestockt. Neu ist auch der Strategische Plan. Er bildet die Grundlage für die Arbeits- programme und Ausschreibungsthemen und ist schwer- punktmäßig auf einen ökologischen und digitalen Wandel ausgerichtet. Laut EU-Forschungskommissarin Mariya Gabriel handelt es sich um das ehrgeizigste Forschungs- und Innova- tionsprogramm der Welt. Horizont Europa will disziplinüber- greifend die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirt- schaft fördern. Das siebenjährige Programm soll dazu beitra- gen, die Ziele der UN-Agenda 2030 für nachhaltige Entwick- lung zu erreichen. Es stützt sich auf die Erfahrungen des Eu- ropäischen Forschungsrats und nutzt eine weltweit aner- kannte Organisation zur Förderung der Pionierforschung.

www.horizont-europa.de. (EU)

Zertifizierungssystem für 5G-Technologie

CYBERSICHERHEIT

Brüssel. Die Europäische Kommission hat Anfang Februar die Agentur der Europäischen Union für Cybersicherheit (ENISA) damit beauftragt, ein EU-Zertifizierungssystem für die Sicher- heit von 5G-Netzen auszuarbeiten. Es soll dazu beitragen, Ri- siken im Zusammenhang mit den technischen Schwachstel- len der Netze zu beseitigen und die IT-Sicherheit weiter zu verbessern.

Die Zertifizierung spielt eine entscheidende Rolle bei der Erhöhung des Vertrauens in digitale Produkte und Dienste – derzeit gibt es jedoch verschiedene Sicherheitszertifizie- rungssysteme für IT-Produkte, einschließlich 5G-Netze, in Europa.

Ein einziges gemeinsames System würde es den Unter- nehmen erleichtern, grenzüberschreitend zu handeln, und den Kunden, die Sicherheitsmerkmale eines bestimmten Pro- dukts oder Dienstes zu verstehen.

Binnenmarktkommissar Thierry Breton sieht die Sicherheit als ein Kernelement bei der Einführung der 5G-Technologie.

Die EU-weite Zertifizierung in Kombination mit weiteren Maß- nahmen unterstütze die Bemühungen der Europäer, die 5G- Technik zu optimieren und Schwachstellen zu beheben, so der Kommissar. (EU) GESETZENTWURF

Berlin. Das Bundeskabinett hat am 3. Februar einen Gesetzentwurf verabschiedet, der die Organisation des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), des Dachverbandes der 79 deutschlandweiten Indus- trie- und Handelskammern (IHKs), neu regelt. Bislang ist der DIHK als Verein organisiert. Nun soll er in eine Kör- perschaft des öffentlichen Rechts, quasi eine Bundes- kammer, überführt werden und den gleichen Vorgaben unterliegen wie die einzelnen IHKs.

Die künftige Bundeskammer bringt die Perspektiven aller IHK-Bezirke und damit aller Unternehmen abwä- gend bei der Vertretung des Gesamtinteresses auf Bun- desebene sowie auf europäischer und internationaler Ebene ein. Gleichzeitig werden im Gesetzentwurf die gesamtgesellschaftliche Verantwortung der Kammer- mitglieder hervorgehoben und die Auswirkungen wirt- schaftlichen Handelns auf die Gesellschaft in die Vertre- tung des Gesamtinteresses einbezogen. Durch die Be- rücksichtigung von Themen wie Klimaschutz, Men- schenrechte und aller Nachhaltigkeitsziele (SDGs) wird die Gemeinwohlorientierung der IHK-Organisation be- tont.

Die Gesetzesänderung kann ein wertvoller Beitrag sein, das System der Selbstverwaltung und die Interes- senswahrnehmung zugunsten von rund vier Millionen meist mittelständischen Unternehmen auf Bundes- ebene zu erhalten und zu stärken. (PR)

Foto: Jens Schicke

Interessenvertretung von IHKs neu geregelt

Das DIHK-Gebäude in Berlin

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Zu Corona und rund um den Jahreswechsel

FRISTEN UND HILFEN

Corona-Hilfen für den Einzelhandel

Trotz »Click & Collect«, was nun auch in Sachsen erlaubt wurde, stapelt sich vielerorts die Winterware. Damit Händler nicht auf ihren Kosten sitzenbleiben, hat das Bundesfinanz - ministerium jetzt mit der Überbrückungshilfe III eine Sonder- regelung für den Einzelhandel eingeführt.

Überbrückungshilfe III und Regelungen für Handel, Gastro nomie und Gewerbe

Die Bundesregierung hat die Corona-Hilfen für Unternehmen, Selbstständige und Freiberufler erneut ausgeweitet. Für die vom harten Lockdown seit 16. Dezember Betroffenen gelten jedoch vorübergehend andere Regeln als für Betriebe, Ver- eine und Einrichtungen, die schon im November schließen mussten.

Mit Dauerfristverlängerung die Umsatzsteuer später ans Finanzamt zahlen

Viele Unternehmer haben wegen der Corona-Pandemie mit erheblichen Umsatzeinbrüchen und noch nicht ausbezahlten Hilfen zu kämpfen. Die Liquidität in den Firmen wird knapp.

Die Finanzverwaltung gewährt mit der Dauerfristverlänge- rung jedoch versteckt eine Art Überbrückungshilfe light in der Umsatzsteuer.

Verjährung bei Steuerhinterziehung – Fahnder können länger aufspüren

Seit Juni 2020 gelten für die Verfolgung von Steuerhinterzie- hung in besonders schweren Fällen erweiterte Verjährungs- fristen. Die Verjährung tritt erst bis zu 25 Jahre nach dem Ende der Tat ein.

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Behörden müssen Finanzämter über ausgezahlte Corona-Hilfen informieren

Corona-Hilfen sind steuerpflichtige Betriebseinnahmen.

Damit Unternehmen die Hilfen korrekt versteuern, hat die Bundesregierung eine Meldepflicht für Behörden und andere öffentliche Stellen per 24. November 2020 eingeführt.

Kein Bußgeld für verspätet offengelegte Jahresabschlüsse zum 31. Dezember 2020

Unternehmen können sich zwei Monate mehr Zeit lassen mit der Offenlegung ihrer Jahresabschlüsse mit Bilanzstichtag 31. Dezember 2019. Darauf haben sich das Bundesamt für Justiz und das Bundesjustizministerium geeinigt. Demnach steht den Unternehmen kein Bußgeld ins Haus, wenn sie ihre Unterlagen erst bis zum 1. März 2021 eingereicht und zur Of- fenlegung bereitgestellt haben.

Wohnungseigentumsgesetz 2020 – mehr Rechte für Modernisierer

Seit dem 1. Dezember 2020 gilt das neue Wohneigentumsge- setz. Es erleichtert energetische Sanierungen und den Ein- bau von Ladedosen für Elektrofahrzeuge. Eigentümerver- sammlungen können per Videokonferenz stattfinden und per E-Mail und Umlaufbeschluss entscheiden. (LF)

Details zu den genannten Punkten und viele weitere Informationen rund um Corona-Hilfen, geltende Rege- lungen, Unterstützungsangebote der IHK Dresden und den richtigen Ansprechpartner für einen Direktkontakt:

www.dresden.ihk.de/corona

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K A R R I E R E K A R R I E R E K A R R I E R E T I T E L

Vom Suchen und Finden

SCHLÜSSELTHEMA UNTERNEHMENSNACHFOLGE

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»U

nternehmer, die ihr Unternehmen über die Jahre auf- gebaut und geführt haben, müssen irgendwann los- lassen – ihr Lebenswerk in andere Hände geben«, weiß auch Grit Fischer, Referatsleiterin Wirtschaftsförderung der IHK Dresden. »Dies fällt vielen verständlicherweise nicht leicht.« Das Unternehmen müsse auf die Übergabe vorberei- tet, ein passender Nachfolger gesucht und auch rechtliche und steuerliche Fragen geklärt werden, nennt sie wichtige Aspekte. »Auf der anderen Seite möchte ein Nachfolger ein bestehendes Unternehmen weiterführen.« Auch für sie oder ihn sei es nicht leicht, das Passende zu finden, es zu prüfen, den Kaufpreis zu verhandeln und eine Finanzierung auf die Beine zu stellen.

Die Referatsleiterin hat bereits etliche beraten – Übergeber wie Übernehmer, bestenfalls beide gemeinsam. Sie kennt zähe Verhandlungen, aber auch jede Menge zufriedenstellende Er- gebnisse. »Ein Erfolgserlebnis«, so beschreibt sie beispiels- weise den Moment, als Ronny Ruider Geschäftsführender Ge- sellschafter der PAKA Glashütter Pappen- und Kartonagenfabrik GmbH wurde. Einige Zeit hatte der Alteigentümer zusammen mit der IHK nach einem neuen Chef gesucht – bis mit Ronny Ruider der Richtige gefunden war (siehe auch Seite 1).

Fahrplan für die Übergabe

»Ratsam ist es, gemeinsam einen Fahrplan zu erstellen, in dem das Ziel der Zusammenarbeit sowie Dauer und Aufgabentei- lung genau festgelegt sind«, sagt Grit Fischer. Er sollte folgende Phasen und Ziele beinhalten: »Erstens die Informations- und Vorbereitungsphase, zu der auch eine Bestandsaufnahme des Unternehmens gehört.« Zweitens geht es darum, den Nach- folger zu suchen, und darum, welche Eigenschaften und Fer- tigkeiten er besitzen sollte. Die Transaktions- und Übergabe- phase ist der dritte Schritt, bei dem man sich auf einen Nachfolger festlegt und die Bedingungen der Übernahme ver- einbart. Viertens geht es an die Stabilisierung und um die wei- tere Entwicklung des Unternehmens. (the) Die Frage nach dem Chef oder der Chefin von morgen ist bei vielen Unternehmen eine sehr aktuelle. Bundesweit suchen rund 76.000 Inhaber bis Ende dieses Jah- res einen Nachfolger, so die Zahl aus dem Nachfolge-Monitoring des KfW-Mittel- standspanels. Doch wie findet man – nicht nur einen Interessenten, sondern den passenden – Nachfolger?

Foto: IHK Dresden / Thessa Wolf

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8 ihk.wirtschaft dresden 3/2021

T I T E L

sind gerade für produzierende Unternehmen auch höhere Kaufpreise zu zahlen. Und der in der Regel aufzunehmende Kredit muss natürlich erwirtschaftet und zurückgezahlt werden.

Die Interessenten sind oft gut qualifiziert, häufig An- gestellte in Führungspositionen und haben einen gewissen Lebensstandard. Sie suchen eine neue Herausforderung und möchten Verantwortung über- nehmen.

Und warum gibt es nicht ausreichend Interessenten für die Gastronomiebranche?

Möglicherweise liegt das an den wenig familien- freundlichen Arbeitszeiten. An den Wochenenden und Feiertagen hat man besonders viel zu tun, Ur- laub ist nicht immer möglich. Sicher spielt auch die Lage eine große Rolle – für Gaststätten in einem landschaftlich schönen Umfeld oder in einer florie- renden Innenstadt finden sich leichter Interessen- ten.

Doch gerade ist die Situation ja sogar für gut ge- hende Gastronomiebetriebe schwierig. Viele Mitar- beiter wechseln wegen der Unsicherheit in andere Branchen und verschärfen damit den in der Gastro- nomie sowieso schon vorhandenen Personalman- gel. Unter diesen Umständen einen Nachfolger zu finden, fällt besonders schwer.

Wer sind die typischen Nachfolgeinteressen- ten?

In der Regel sind sie zwischen 30 und 45 Jahren und haben den Willen, ein eigenes Unternehmen zu leiten und zu gestalten. Weniger als ein Drittel der Interessenten sind Frauen. Vielleicht liegt das daran, dass viele Frauen vorsichtiger sind und solch eine Entscheidung länger abwägen. Die meisten Nachfolger sind gut qualifiziert, haben Fachwissen und Branchenerfahrung. Teilweise fehlt kaufmänni- sches Wissen oder Führungserfahrung. Beides kann man lernen. Eine gezielte Einarbeitung oder ein pas- sendes Seminar können den Kaufinteressenten auf seine Aufgabe vorbereiten.

INTERVIEW MIT GRIT FISCHER, REFERATSLEITERIN WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG

Wer ist in der Mehrzahl – Übergeber oder Übernehmer?

Wie die Zahlen jener, welche Unternehmensnach- folger suchen, oder jener, die gern eine Firma über- nehmen möchten, aussehen, lässt sich so pauschal nicht sagen. Es ist abhängig von den unterschiedli- chen Branchen. Es gibt einen gewissen Überhang in der Gastronomie. Dort wird teilweise sehr lange nach einem Interessenten gesucht, der eine Gast- stätte übernehmen möchte. Auch im Handel wer- den, besonders für viele kleinere Läden, dringend Nachfolger gebraucht. Für eine Übernahme ge- wünscht werden dagegen häufig kleine bis mittlere Betriebe des produzierenden Gewerbes.

Was macht das produzierende Gewerbe für Nachfolger attraktiv?

Ich nehme an, dass diese Firmen lukrativ scheinen und man sich gute Gewinne verspricht. Allerdings

Foto: Crispin-Iven Mokry

Es ist die etwas andere Art der Partnervermittlung: Zwar spielt durchaus Sympathie eine große Rolle, wenn der Unternehmer und sein möglicher Nachfolger aufeinandertreffen. Aber wenn Grit Fischer, Referatsleiterin Wirtschaftsförderung der IHK Dresden, zwei Kandidaten zur Be- sprechung an ihren Tisch bittet, geht es immer auch um eine betriebswirtschaftlich realistische Einschätzung.

Den passenden Partner finden

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Wie sieht die konkrete Vermittlung von Suchenden aus?

Die Unternehmensbörse nexxt-change ist eine gute Möglichkeit, nach einem interessierten Nachfolger oder einem passenden Unternehmen zu recher- chieren. Wir stellen als Regionalpartner anonyme Inserate in der Börse ein und vermitteln den Kontakt zwischen Inserenten und Interessenten. Neben die- ser Kontaktvermittlung bieten wir außerdem ein ak- tives Matching an. Dabei arbeiten wir auch mit Part- nern aus dem Nachfolgenetzwerk FOLGERICHTIG zusammen. Die Unterstützung ist immer vertraulich und neutral.

Wie hoch ist die Vermittlungsquote?

Da gibt es keine konkrete Zahl. Wir haben bereits viele zusammengebracht. Aber meist ging das nicht im ersten Anlauf. Einige Nachfolgeinteressenten ha- ben am Anfang noch keine konkrete Branchenvor- stellung, andere suchen Unternehmen mit mehr als 20 Mitarbeitern, die selten im Angebot sind. Im per- sönlichen Gespräch versuchen wir die Interessen zu konkretisieren oder möglicherweise in eine an- dere Richtung zu lenken. Es muss zum Beispiel nicht immer das große Schiff sein. Möglicherweise ist ein wendiger Kahn viel interessanter, also eine kleinere Firma mit Entwicklungs- und Wachstumspotenzial.

Oder der Interessent überlegt, statt im produzieren-

den Gewerbe bei einem technischen Dienstleister einzusteigen, um diesen dann zu übernehmen.

Flexibilität ist da gefragt, übrigens beim Übergeber wie beim Nachfolger.

Warum muss der Übergeber denn flexibel sein?

Er will doch einfach nur aufhören.

Auch manche Unternehmer haben unrealistische Erwartungen. Sie suchen den perfekten Nachfolger, bei dem alles stimmen muss. Und einige haben auch überzogene Kaufpreisvorstellungen. Die konkrete Ausgestaltung mit steuerlichen, rechtlichen und be- triebswirtschaftlichen Aspekten muss im Laufe des Übergabeprozesses geklärt werden. Es gilt, die un- terschiedlichen Erwartungen zusammenzubringen.

Da ist es wichtig, einen für beide Seiten guten Kom- promiss zu finden.

Ist die Vermittlung kostenfrei?

Wir sind als IHK für unsere Mitgliedsbetriebe da und die Unterstützung ist natürlich kostenfrei – auch für die Interessenten, die ja noch keine IHK-Mitglieder sind.

Das Gespräch führte Thessa Wolf

Unternehmensbörse: www.nexxt-change.org Nachfolgenetzwerk: www.folgerichtig.net

FOLGERICHTIG-Webinar »Herausforderung Unternehmensnachfolge«, 23. März, online FOLGERICHTIG-Webinar »Gründung im gemachten Nest – Unternehmensnachfolge«, 4. Mai, online

Herausforderung Unternehmensnachfolge –

Was ist mein Unternehmen wert? 14. April in Zittau | 24. Juni in Meißen

Vom 21. bis 25. Juni gibt es in ganz Sachsen die »Aktionstage Unternehmensnachfolge« mit Veranstaltungen, Sprechtagen, Seminaren und Webinaren. Die Auftaktveranstaltung, unter anderem mit einer spannenden Podi- umsdiskussion von Nachfolgern und Übergebern, findet unter dem Motto »Nachfolge gestalten – Lebenswerk erhalten« am 21. Juni in Dresden statt.

Die nächsten Sprechtage Unternehmensnachfolge mit individuellen Beratungsgesprächen:

10. März in Görlitz | 17. März in Dresden | 24. März in Bautzen | 7. April in Dippoldiswalde | 18. Mai in Kamenz Informationen und Termine: www.dresden.ihk.de/unternehmensnachfolge

I H K - V E R A N S T A L T U N G E N

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10 ihk.wirtschaft dresden 3/2021

DANCO-TECHNIK GMBH

Ein spannendes Gesamtpaket

R

elativ einfach hatte Mario Heinrich es sich vorgestellt:

»Ich gehe zur IHK und such mir dort aus einer Art Kata- log eine Firma aus«, erzählt er vom etwas naiven Be- ginn seiner Suche nach einem Unternehmen. Nach Ausbil- dung und Maschinenbau-Studium war er in verschiedenen Be- trieben, auch in leitender Position, gewesen und suchte eine neue Herausforderung mit der Übernahme einer Firma. In etwa zur gleichen Zeit machte sich Michael Zoller, Geschäfts- führer der DANCO-Technik GmbH, erste Gedanken um seine Unternehmensnachfolge.

Das ist etwa fünf Jahre her und inzwischen stecken beide mit- tendrin – in der Übergabe. »Ende Juni«, macht Michael Zoller den Termin klar, an dem er endgültig raus sein möchte, dann vielleicht auf Weltreise, wenn das Reisen wieder möglich ist.

»Ich habe aber auch viele andere Ideen«, sagt der 64-Jährige und räumt ein. »Natürlich stehe ich zur Verfügung, wenn Not am Mann ist.« Das werde er hoffentlich nicht in Anspruch neh- men müssen, erwidert Mario Heinrich und erzählt von dem bisherigen unkomplizierten Arbeiten miteinander. Seit April vergangenen Jahres ist er täglich vor Ort, hat die Unterneh- mensstrukturen, den Chef und die Mitarbeiter kennengelernt.

»Die Chemie stimmte von Anfang an.«

Prozessheizsysteme für die Halbleiter-Branche

Gegründet im Jahr 1996, konzipiert die DANCO-Technik GmbH heute vor allem Prozessheizsysteme für die Halbleiter-Branche.

Das sind maßgeschneiderte Manschetten, mit denen Leitungen umhüllt werden, damit die darin befindlichen Gase konstant heiß bleiben. Weil die Maschinen mit ihren Leitungen immer wieder verbessert werden, müssen sich auch die Prozesshei- zungen anpassen – was wiederum eine sehr gute Auftragslage für das Unternehmen bedeutet. »Das Geschäft läuft exorbitant gut«, bekräftigt Michael Zoller. Und so hatte er auch finanziell verlockende Angebote von der Konkurrenz. »Aber ich wollte, dass die DANCO-Technik ein eigenständiges sächsisches Un- ternehmen bleibt.« Zwei Aspekte hätten ihn besonders be- stärkt. »Zum Ersten ist die Firma wie ein Kind für mich. Aus dem Nichts groß geworden und heute ein kräftiger junger Mann«, spielt er auf das diesjährige 25-jährige Firmenjubiläum im Frühjahr an. »Zum Zweiten gibt es zwei sehr fähige Mitar- beiter, die ihren Job behalten sollen.« Die Suche gestaltete sich langwieriger als gedacht. Von den mehr als 50 Bewerbern, die eine bundesweit tätige Rekrutierungsfirma ausfindig

T I T E L

Ein reichliches Jahr, besser noch anderthalb oder zwei Jahre sollte man einplanen – sagen beide. Der alte und der neue Chef haben inzwischen die ersten »200 Tagwerke« miteinander gearbeitet und viel klären können.

»Es war uns wichtig, das spezifische Know-how zu übermitteln – das, was man nirgendwo nachlesen, sondern nur vor Ort erfahren kann«, sagt Michael Zoller, der nun beruhigt Richtung Ruhestand gehen kann. Einen »fische- lanten« neuen Chef habe er sich für seine Firma gewünscht – und bekommen. Der »Neue« verweist darauf, dass man möglichst viele Beratungsangebote nutzen sollte und hebt aus den vielen Möglichkeiten die IHK Dresden und die Datenbank nexxt-change hervor. Aber auch die Bank sollte rechtzeitig informiert werden, um einen hieb- und stichfesten Finanzierungsplan aufstellen zu können. »Zusammen mit der Sparkasse haben wir da ein gutes Paket geschnürt«, freut sich Mario Heinrich. Was er heute anders machen würde? »Es gilt nicht nur, für die Übergabe genügend Zeit einzuplanen. Man muss diese auch strukturieren«, nennt er eine mögliche Verbesse- rung. »Wir hätten uns vielleicht mehr Meilensteine für zwischendurch setzen sollen. Am Ende rast die Zeit dann

sehr. Und wir haben noch einiges vor uns.« (the)

Anderthalb Jahre für die Übergabe einplanen

Foto: IHK Dresden/Thessa Wolf

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A N Z E I G E

machte, blieb – keiner. In einem dritten Anlauf traf Michael Zoller über die IHK Dresden dann auf Mario Heinrich. Und wäh- rend bei all den Bewerbern zuvor immer ein Rest Ungewissheit geblieben war und die Hoffnungen auf eine gelingende Über- gabe ausbremste, stimmte plötzlich alles, »auch die menschli- chen Qualitäten«, nennt Michael Zoller den Punkt, der ihm be- sonders wichtig ist. Sein Nachfolger wisse zudem, wie man Chancen und Risiken in einem Unternehmen geschickt ausba- lanciere. Ihm gehe es nicht um Gewinnmaximierung um jeden Preis, sondern um die Firma selbst.

Unterstützung der Gesellschafter

Das sei ja gerade das Spannende, erklärt Mario Heinrich. Das Unternehmen agiere in einer sehr interessanten Nische. Der 45-jährige Dresdner hatte in den knapp fünf Jahren seiner Un- ternehmenssuche jede Menge Erfahrungen gesammelt – auch schmerzhafte. Umso besser weiß er in der jetzigen Situation zu schätzen, was er hat. Um es auch finanziell stemmen zu können, bekam er zu den eigenen Ersparnissen ein normales Bank- und ein Förderdarlehen sowie die Unterstützung der Alt-Gesellschafter der Firma – ebenfalls in Form eines Kredits.

»So eine Unternehmensnachfolge ist kein Selbstläufer«, weiß er jetzt. »Aber all die Mühe und die Zeit haben sich gelohnt für dieses ›spannende Gesamtpaket‹.« (Thessa Wolf)

Für den Nachfolger stellt sich meist die Frage, ob und wie er das Vorhaben finanzieren kann. So ist der Er- werb häufig mit einem hohen Kapitalbedarf verbun- den. Neben dem Kaufpreis fällt gegebenenfalls weite- rer Kapitalbedarf für Investitionen oder Betriebsmittel an. Dies kann aus Eigenmitteln, Darlehen des bisheri- gen Unternehmers (Verkäuferdarlehen) und einer Bankfinanzierung kombiniert mit Förderkrediten finan- ziert werden. Für die Vorbereitung der Übernahme gibt es zudem Zuschüsse für Beratungsleistungen, die sowohl vom Übergeber als auch vom potenziellen Nachfolger beantragt werden können.

Einen Überblick über die wichtigsten Förderpro- gramme findet man in der Broschüre »Zuschuss, Dar- lehen & Co.«. Die Broschüre »Ohne Moos nichts los - Fit für die Unternehmensfinanzierung und das Bank- gespräch« enthält außerdem Hinweise für die Finanz- planung. Beide sind online unter

www.dresden.ihk.de/finanzierung abrufbar. (GF) U N T E R N E H M E N S F I N A N Z I E R U N G

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12 ihk.wirtschaft dresden 3/2021

ausgeholfen«, erinnert er sich. Und: Von Anfang war er vom Ge- schäft und dessen Sortiment überzeugt. Einen »Glücksfall« nennt er die Mischung von Werkzeugen, Eisen- und Haushaltswaren, Sanitärbedarf und Gartenzubehör. Zu allem habe er einen per- sönlichen Bezug. »Vom Orgelbau her bin ich mit Werkzeugen vertraut, von der Mutter habe ich Kochen gelernt, von den Groß- eltern die Gartenarbeit.« Und als Architekt würden ihm Laden- einrichtung und -ausstattung am Herzen liegen. Zugute kam ihm auch der schon fast kultige Ruf des »bestsortierten Baumarkts der Neustadt«. »Der Eisenfeustel war und ist eine Institution.«

Mittagspause im Ein-Mann-Betrieb

Seit Januar 2020 ist Thoms Haaß nun Geschäftsführer. Geöff- net hat Eisenfeustel von Dienstag bis Freitag, 9 bis 18 Uhr, ausgenommen eine Mittagspause – und Sonnabendvormittag.

Im Laden ist er aber fast täglich. »Es ist den Leuten mitunter schwer vermittelbar, dass es in einem Ein-Mann-Betrieb auch einen Ruhetag und eine Mittagspause geben muss.«, sagt er und wirbt – ohne Bitterkeit – um Verständnis für seinen Zwölf- Stunden-Tag, der ja nicht nur aus dem Verkauf bestehe, son- dern auch aus Einkauf, Buchhaltung und Lagerlogistik. Auch jetzt. Denn der Laden hatte im Lockdown gerade mal einen Tag geschlossen. »Als einschlägige Ersatzteilverkaufsstelle darf ich laut Paragraf 4 der Verordnung öffnen«, so Thomas Haaß. Allerdings war dies seinen Kunden anfangs nicht klar – und er hatte zum Vor-Ort-Verkauf auf Bestellung jede Menge Online-Kontakte zu bewältigen, »parallel 30 Mails, 30 Whats- apps, 60 Anrufe – und das täglich zu Beginn des ersten Lock- downs«, schätzt er. Inzwischen hat es sich eingepegelt – für den Händler aber bleibt eine gewisse Unsicherheit. »Einige re- den inzwischen vom Great Reset und davon, dass dieser Neu- start den gesamten Handel treffen und einschränken wird«, befürchtet er und will sich gar nicht vorstellen, dass das Tradi- tionsgeschäft – gegründet worden war es von Karl Feustel im April 1921 – vielleicht dichtmachen müsste. (Thessa Wolf) Bevor Thomas Haaß das Geschäft Eisenfeustel

übernahm, war er bei einem Existenzgründerse- minar der IHK Dresden. Er half bei den Inventu- ren und auch sonst immer mal wieder im Laden aus. Als er dann allein verantwortlich war, blieb der vorherige Geschäftsführer noch drei Wo- chen mit vor Ort. Thomas Haaß’ Tipp für alle, die ein Geschäft übernehmen wollen: »Sich Rat holen – und sich nicht mit der ersten Antwort zufriedengeben.« Er habe beispielsweise herausgefunden, dass eine Inventur für kleinere Firmen kein Muss ist. »Das spart mir jetzt viel Zeit.« Und man solle genau überlegen, was man leisten könne. »Ich werde jetzt die Buch- haltung auslagern.« Für den Kauf des Unterneh- mens hat er ein Mikrodarlehen über die Sächsi- sche Aufbaubank aufgenommen. (the)

Immer wieder nachhaken T I T E L

E

r hat Orgelbau gelernt und Architektur stu- diert. Nun ist Thomas Haaß Händler – und verdankt das zu einem Teil glücklichen Um- ständen und zum anderen dem Wunsch nach ei- nem persönlichen Neuanfang. »Zunächst war ich ein Kunde, der gern in diesem Laden einkaufte.

Ich wohnte ja in der Nachbarschaft«, erzählt der neue Geschäftsführer des Eisenfeustels in der Dresdner Neustadt. Es ist mittlerweile reichlich fünf Jahre her, als er sich nach einem Einkauf, kurz bevor er den Laden verließ, noch mal umdrehte

und den damaligen Chef Lothar Ollendorf vorsichtig fragte, wie es denn mit der Rente sei. Und ob er dann vielleicht einen Nach- folger suche? »Ich wusste nicht, dass mein Vorgänger schon ei- nige Zeit auf der Suche war, auch über die Presse, aber bis da- hin erfolglos.«

Vier Inventuren später stand Thomas Haaß dann tatsächlich hinter dem Verkaufstresen. »Lothar Ollendorf hatte mir angebo- ten, bei der Inventur mitzumachen, hab auch immer mal im Laden

EISENFEUSTEL E.K. IN DRESDEN

Die Mischung machts

Das Sortiment ist vielfältig und reicht hin zu Haushaltswaren und Gartenbedarf.

Foto: IHK Dresden/Thessa Wolf

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T I T E L T I T E L

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eim Urlaub am Senftenberger See hat sich für Familie Klausch die Zukunft entschieden. »Wir waren schon ei- nige Zeit auf der Suche nach einer eigenen Gast- stätte«, erzählt Tobias Klausch. »Und wir wollten gern nach Sachsen zurück«, so der gebürtige Stolpener, der zu dieser Zeit mit Frau und Kindern wie auch mit seinen Eltern und Ge- schwistern im Raum Stuttgart lebte. Dort hatte er seine Ausbil- dung gemacht und dabei seine Frau kennengelernt. Gemein- sam waren sie zehn Jahre im Hotel Sonnenhof – Schlagerfans werden das Domizil von Andrea Berg nahe Stuttgart vielleicht kennen – und drei Jahre in einem Brauereirestaurant. Im Juni 2018 im Urlaub erreichte sie dann der Anruf ihrer Unterneh- mensberaterin mit dem Hinweis, in Malschendorf werde für die Naturschänke samt zwei Ferienwohnungen ein Nachfolger gesucht. »Wir haben angerufen und sofort einen Termin ver- einbart – es war ja nur eine halbe Stunde Weg von Senften- berg bis dorthin«, erinnert sich Irina Klausch. Etwas gewundert habe er sich, ergänzt Tobias Klausch, als der Besitzer Jürgen Scheere ihn bat, mindestens zehn Minuten vor Öffnung da zu sein. »Damit wir kurz Zeit zum Reden haben. Danach geht nichts mehr.« Und tatsächlich: Punkt 11 Uhr waren Parkplatz und Gaststätte voll – und Familie Klausch beeindruckt.

NATURSCHÄNKE MALSCHENDORF

Ganz in Familie

Den gemeinsamen Traum verwirklicht

Jürgen und Marion Scheere hatten die Naturschänke zu etwas gemacht, dass von weither Gäste anzog – und die Einheimi- schen sowieso. Geburtstage, Weihnachtsfeiern, Hochzeiten – ja, Familientreffen aller Art feierte man gern in dem gemütlichen Ambiente zwischen holzvertäfelten Wänden und bei sächsi- scher Küche. »Toll, wenn man so etwas übernehmen kann«, freut sich Tobias Klausch. Es habe viele Bewerber gegeben damals. »Doch zwischen uns stimmte sofort die Chemie.« Zu- nächst arbeiteten sie im Team mit. Und natürlich gab es anfangs ein paar Unsicherheiten und Bedenken auf beiden Seiten. Die Alteingesessenen fürchteten, dass die jungen Leute alles um- krempeln würden. Die Klauschs hofften, dass sie das Team wie auch die Stammkundschaft von sich überzeugen könnten.

Umkrempeln wollten sie nichts. Vielleicht hier und da etwas verändern. Seit Januar 2021 ist Tobias Klausch nun Geschäfts- führer, kein leichter Start mitten im Lockdown. »Der Besitzer hat uns die Pacht erlassen für die Monate, in denen wir nicht öffnen dürfen. Und wir verkaufen Speisen außer Haus«, nennt der junge Chef die wenigen glücklichen Umstände. Die meisten seiner Leute seien in Kurzarbeit. Er freut sich schon darauf, wenn »endlich wieder alles normal ist«. Allerdings wird diese Normalität dann sicher anstrengend. »Wir haben schon so viele Reservierungen, Weihnachten sind wir komplett ausgebucht«, blickt er drei Jahreszeiten voraus. Im Frühjahr und Sommer sei die Naturschänke ohnehin immer voll, allein schon wegen der schönen Aussicht hinunter ins Elbtal und der herrlichen Um- gebung. Und vermutlich auch wegen der herzlichen Atmo- sphäre drinnen, inmitten dieses Teams, das nicht nur wie eine große Familie ist, sondern zum Teil auch direkt verwandt. Mit Tobias Klausch und seiner Frau Irina sind auch die Eltern Klausch mit zurück nach Sachsen gekommen. »Die Mutter bäckt Kuchen, der Vater macht Hausmeisterarbeiten.« Auch die Schwester sei dabei. Und alle wohnen sie wieder in Stolpen.

»Es war von Anfang an unser gemeinsamer Traum, ein eigenes Restaurant zu betreiben. Und hier haben wir ihn uns erfüllt«, so Irina Klausch. (Thessa Wolf)

»Mit einem guten Partner an deiner Seite kannst du al- les machen«, antwortet Tobias Klausch auf die Frage, worauf es bei einer Unternehmensnachfolge an- komme, und blickt dabei auf seine Frau. Unterstützt wird er zudem von seinen Eltern und dem vorherigen Geschäftsführer mit seiner Frau. Natürlich müsse das Objekt passen und die Chemie stimmen zwischen dem, der übergibt, mit seinen Angestellten und dem, der übernimmt. »Man sollte außerdem eine gute Kenntnis der Branche mitbringen sowie langjährige Er- fahrungen«, rät Tobias Klausch allen, die eine Nach- folge im Gastro-Bereich erwägen. Die Basis für das Team sei Vertrauen. »Es ist gut, den Angestellten Ver- antwortung zu übertragen.« Damit entlaste man nicht nur die eigene Familie, etwa, um ein paar Tage frei zu haben. Man schaffe auch ein gutes Betriebsklima, wenn die Stellvertreter eigene Entscheidungen treffen

können. (the)

Viele Erfahrungen sammeln

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Informationsmaterial wie Broschüren, Checklisten, Merkblätter zur Nachfolge können unter nachfolge@dres- den.ihk.de bestellt oder über die Internetseite der IHK Dresden heruntergeladen werden. Erfolgreiche Unter- nehmensnachfolgen findet man in der Broschüre: In guten Händen – Erfolgreiche Unternehmensnachfolgen in Sachsen. (GF)

Leistungen der IHK

– Beratung im Rahmen der Vorbereitung einer Nachfolge – Erstellen von Unternehmens- und Nachfolgeprofilen – Erstellen und Vermittlung von Inseraten über die

Unternehmensbörse nexxt-change

– Begleitung des Übernahme- / Übergabeprozesses – Kontaktvermittlung zu Netzwerkpartnern / Fachexperten – Organisation von Netzwerktreffen und Veranstaltungen

Informationen: www.dresden.ihk.de/unternehmensnachfolge und www.folgerichtig.net S E R V I C E

Ansprechpartner Grit Fischer

0351 2802-134

fischer.grit@dresden.ihk.de

Ansprechpartner Nicole Karbstein

0351 2802-135

karbstein.nicole@dresden.ihk.de

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A N Z E I G E N

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16 ihk.wirtschaft dresden 3/2021

T I T E L

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gal, ob ein Unternehmen familienintern an eine Nachfolgerin, einen Nachfolger verkauft wer- den soll oder eine externe Übernahme ansteht:

Um einen angemessenen Kaufpreis zu ermitteln, braucht es eine neutrale Unternehmensbewertung.

Schließlich darf der scheidende Eigentümer den ide- ellen Wert seines Lebensprojektes nicht mit dessen tatsächlichem Marktwert verwechseln. Auf der ande- ren Seite tendieren Käufer leicht dazu, den Wert eines Betriebes zu niedrig anzusetzen, in der Hoffnung, ein lukratives Geschäft zu machen. Hier hilft die unvorein- genommene Perspektive professioneller Berater.

Denn: Für die Unternehmensbewertung gibt es weder ein gesetzlich vorgeschriebenes Verfahren noch ei- nen Ansatz, der immer zutrifft. Deshalb muss jedes Unternehmen individuell betrachtet werden. In der Praxis haben sich dabei zwei Methoden etabliert: das Discounted-Cashflow- und das Ertragswertverfahren:

Das Ertragswertverfahren

Hierbei wird der Wert des Unternehmens anhand zu erwartender Gewinne ermittelt. Dazu werden die Erträge der letzten drei Jahre um außergewöhnliche Ausgaben und Einnahmen bereinigt, zusammenge- fasst und ein Durchschnittswert gebildet. Dieser durchschnittliche Gewinn wird mit dem Basiszins und dem erwarteten Risiko verrechnet – man spricht dabei auch von Abzinsung. Auf diese Weise wird der Ertragswert des Unternehmens ermittelt. Das Verfahren liefert für kleine und mittlere Unterneh-

UNTERNEHMENSWERT ERMITTELN

Zwei bewährte Methoden

T I T E L

men meist solide Ergebnisse. Allerdings lassen sich damit unvorhergesehene Entwicklungen nicht ab- bilden.

Die Discounted-Cashflow-Methode

Diese Methode stellt statt der Erträge die künftig zur Verfügung stehenden Geldzuflüsse, die Cash- flows, in den Fokus. Von diesen werden Finanzie- rungskosten abgezogen. Das wird in der Fachspra- che als »diskontiert« bezeichnet – deswegen auch:

»Discounted«-Cashflow. Grundlage der Berechnung ist ein Geschäftsplan, der das jährliche Betriebser- gebnis prognostiziert. Hierdurch werden anschlie- ßend die finanziellen Überschüsse nach Investitio- nen und Unternehmenssteuern, aber vor Zinsen und nach Veränderungen des Nettoumlaufvermögens ermittelt. Damit liefert die Discounted-Cashflow- Methode für überschaubare Zeiträume zuverlässige Ergebnisse, wird jedoch unschärfer, je weiter in die Zukunft geschaut wird. Die international angewen- dete Methode eignet sich besonders bei einer ge- planten Übergabe an ausländische Investoren.

(Ronny Baar/

ABG Consulting-Partner GmbH & Co. KG) Information: www.abg-partner.de/consulting/

KMU-Rechner für eine erste Bewertung des Unter- nehmens nach dem Ertragswertverfahren:

www.kmurechner.de

Foto: ABG Consulting-Partner GmbH & Co. KG

Unternehmensnachfolgen finden größtenteils altersbedingt statt. Die eigene Nachfolge sollte langfristig geplant werden. Dabei ist es ratsam, von fünf Jahren auszugehen, in denen sich der Altunternehmer umfassend mit den dazugehörigen Themen auseinandersetzt. Nach einer umfangreichen Informationsbeschaffung folgen die Pla- nung und das Überprüfen von Alternativen bis hin zur Entscheidung.

Doch was passiert bei einem unerwarteten Tod, etwa durch einen Unfall? In diesem Fall lässt sich eine gezwun- gene Unternehmensübertragung vermeiden, indem frühzeitig eine Notfallplanung festgelegt wurde. Sie ist so- wohl betrieblich als auch privat schon ab der Gründung des Unternehmens sinnvoll. Eine Hilfestellung bietet das Notfall-Handbuch. Es sollte u. a. das Testament, Vollmachten, wichtige Verträge beinhalten. (GF) Notfall-Handbuch für Unternehmen abrufbar unter: www.dresden.ihk.de/notfall-handbuch

N O T F A L L - H A N D B U C H

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Nicht immer steht für die Unternehmensnachfolge ein geeig- neter Verwandter zur Verfügung, dem man per Erbvertrag, Testament oder Vermächtnis Anteile oder Assets vermachen könnte. Eigene oder betriebsfremde Manager oder einfach andere Unternehmen könnten ein Interesse haben, das zu übertragende Unternehmen zu erwerben. Für den bisherigen Inhaber könnte dies sogar die lukrativere Variante sein.

Der Inhaber kann gleich komplett ausscheiden oder als Minder- heiteneigner noch bleiben und/oder für eine gewisse Zeit freier Berater werden. Der Kaufpreis kann auf einmal gezahlt werden, in Raten, teils per Anzahlung und teils aus dem Umsatz oder je nachdem. Die Gewährleistung wird meist ausge- schlossen, jedoch erhält der Erwerbsinteressent abgestimmten, weitreichenden Zugang zu den Unternehmensdaten, so dass er wissen sollte, was er kauft. Der Veräußerer gibt für verschie- dene besonders wichtige Punkte eine Garantie ab (zum Beispiel für die Inhaberschaft der Unternehmensanteile oder die Schutzrechte). Die einschlägige Fachsprache ist mächtig anglizistisch (Merger & Akquisition, Data Room, Due Diligence, Vendor Guarantee etc.), aber das braucht wirklich niemanden abzuschrecken. Nicht selten kommen taugliche und zahlungs- kräftige Erwerber auch aus dem Ausland, da ist die Vereinbarung von Schiedsgerichtsbarkeit ratsam. Die Notar- kosten trägt häufig der Erwerber, die eigenen Beratungs- kosten kann man in den Kaufpreis einpreisen.

Das alles muss vertraglich sorgfältig abgebildet und regel- mäßig notariell beurkundet werden. Bei alledem ist die menschliche Komponente immer wichtig. Es gibt wohl wenig Rechtsgebiete, wo es so auf das berühmte „Bauchgefühl“

ankommt.

Rechtsanwalt Dr. Axel Schober ist seit Jahrzehnten mit

„M&A“-Themen vertraut, hat schon viele Unternehmen über- tragen, auch schon im Team im neunstelligen Bereich und natürlich mit Auslandsberührung.

Dr. Axel Schober Rechtsanwalt, Dresden Spezialisiert auf:

Handels- und Gesellschaftsrecht Internationales Recht

IT-Recht

Schiedsgerichtsbarkeit

Telefon: 0351/871 85 05 Internet: www.dr-schober.de

UNTERNEHMENSNACHFOLGE DURCH UNTERNEHMENSVERÄUSSERUNG

A N Z E I G E

Das Handarbeitshaus in Gröbern ist eine Institution. Gegründet im Septem- ber 1998 wurde der Vierseithof in der Gemeinde Niederau nahe Meißen über Regions-, ja schließlich sogar Landes- grenzen hinaus bekannt. »2012 eröffnete der Online-Shop für Baumwollstoffe des Handarbeitshauses und ist mittlerweile bundesweit der größte seiner Art«, sagt Linda Loose. »Und gerade hilft uns das sehr.« Die junge Frau ist seit einem reichlichen Jahr Geschäftsführerin – und trotz der Herausforderungen, vor die sie mit der Corona-Pandemie ge- stellt worden ist, sehr froh darüber. »Der Schritt hat sich gelohnt.« Ihr Rat an alle Frauen, die überlegen, sich selbststän- dig zu machen oder ein Geschäft zu übernehmen: »Einfach mutig sein.«

Linda Looses Mut ist belohnt worden – das Handarbeitshaus blieb bestehen und auch die sechs Mitarbeiter behiel- ten ihre Jobs, als Ortrud Krüger mit knapp 70 Jahren in den Ruhestand ging. Sie hatte Haus und Museum auf- gebaut und bekannt gemacht, Patch- workstoffe und Patchworkzubehör ver- HANDARBEITSHAUS GRÖBERN

»Einfach mutig sein«

kauft, Nähkurse organisiert. Um die fünf Jahre suchte sie einen Nachfolger – bis Linda Loose der Zettel mit der Nach- folge-Suche in die Hände fiel, der dem Katalog des Handarbeitshauses beige- legt war. Die junge Frau war zu dieser Zeit im Familienunternehmen, einem Weingut, wenige Schritte weiter be- schäftigt. »Aber wir wollten uns erwei- tern, eine Vinothek aufbauen. Nur fehlte der Platz.« 2018 gab es erste Gesprä- che über die Idee für Weinproben und Nähkurse, dann ein Praktikum vor Ort, und ein Jahr später war das Ganze hieb- und stichfest.

Die Vinothek ist noch Zukunftsmu- sik, aber der Online-Shop läuft – »und die Nähkurse beginnen hoffentlich auch bald wieder«, so Linda Loose. Das per- sönliche Miteinander fehle schon sehr, auch die Hoffeste und Ausstellungen.

»Ich freu mich schon, wenn unser Haus wieder von allen besucht werden kann.« (the) Nicole Klengler (links) und Linda Loose

(20)

P R A X I S

Rückschlag für die

konjunkturelle Erholung

IHK-GESCHÄFTSKLIMAINDEX

(21)

D

ie Achterbahnfahrt der sächsischen Wirtschaft geht weiter. Zu diesem Ergebnis kam die jüngste Konjunk- turumfrage der sächsischen Industrie- und Handels- kammern, an der sich im Zeitraum vom 10. Dezember bis zum 15. Januar rund 2.100 Unternehmen aus Industrie, Bauge- werbe, Einzel- und Großhandel, Dienstleistungen, Verkehr so- wie Gast- und Tourismusgewerbe mit mehr als 105.000 Be- schäftigten beteiligten.

Corona hat Sachsens Wirtschaft erneut im Griff

Die Folgen der Corona-Pandemie haben die sächsische Wirt- schaft weiterhin im Griff. Rund jedes sechste befragte Unter- nehmen musste seinen Geschäftsbetrieb temporär einstellen.

Vier von zehn verzeichneten eine geringere Nachfrage nach ihren Produkten oder Dienstleistungen, nur jede zehnte Firma konnte ein Umsatzplus erzielen. Am häufigsten sind die Unter- nehmen von Personalausfällen durch Krankheit, Quarantäne oder Kinderbetreuung betroffen, aber auch Reiseeinschrän- kungen und rückläufige Kundenfrequenzen behindern bei vie- len die Geschäftstätigkeit. Die Pandemie wirkt sich so auch unmittelbar auf die Ertragslage und die Finanzsituation aus.

Unter den Befragten schreiben mit 30 Prozent drei Mal mehr Unternehmen Verluste als noch zu Beginn des Vorjahres. Viele sehen sich mit Eigenkapitalrückgängen und Forderungsaus- fällen konfrontiert, fast jedes fünfte Unternehmen meldet Liquiditätsengpässe. Bei sechs Prozent droht sogar eine Insol- venz. Von diesen existenziellen Problemen sind erwartungs- gemäß das Gast- und Tourismusgewerbe, personennahe Dienstleistungen, der Einzelhandel und der Personenverkehr am häufigsten betroffen.

Die zweite Corona-Welle mit ihren anhaltenden Be- schränkungen hat die Ende des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 eingesetzte Erholung abrupt unter- brochen. Nach dem starken Anstieg im dritten Quartal letzten Jahres ist der IHK-Geschäftsklimaindex so auch wieder von 103 Punkten im Herbst auf aktuell 94 Punkte gesunken.

Foto: pressmaster – stock.adobe.com

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20 ihk.wirtschaft dresden 3/2021

P R A X I S

Industrie, Bau und Großhandel bleiben stabil

Stabilisiert wird die Wirtschaftslage derzeit von der nahezu intakten Industriekon- junktur, der Baubranche sowie dem Groß- und Versandhandel. Gerade die sächsische Industrie bleibt auf Erholungskurs, was sich auch an der verbesserten Einschätzung der Geschäftslage seit dem Einbruch im Frühjahr 2020 ablesen lässt und fast wieder Vorkrisenniveau erreicht. Und auch im sächsischen Bauhauptgewerbe bleibt die Lage trotz Einschränkungen durch die Pandemie stabil. Die Auslastung liegt zwar mit rund 84 Prozent leicht unter dem Vorjahreswert, ist aber anhaltend hoch. Die Bezeichnung »Krisengewinner« trifft es sicher nicht zu hundert Prozent, dennoch verbessert sich die Situation im Großhandel seit Monaten kontinuierlich und übertrifft aktuell sogar das Vorjahresniveau.

Diffuser Planungshorizont führt zu Zurückhaltung

Die Unsicherheiten über den weiteren Verlauf der Corona-Pandemie und die daraus resultierenden Einschränkungen sind allgegenwärtig. Die Erwartungen der sächsi-

schen Wirtschaft trüben sich in Folge in allen Wirt- schaftsbereichen ein. Mittlerweile greift die Er- kenntnis um sich, dass die Erholung der Wirtschaft deutlich länger dauern dürfte als zunächst erwartet, was auch merkliche Spuren beim Investitionsen- gagement hinterlässt. Bereits jedes vierte Unter- nehmen verringerte seine Investitionen im Verlauf der Pandemie. Fast die Hälfte plant in den kom- menden Monaten mit geringeren Investitionsbud- gets oder fährt seine Investitionen komplett zurück.

Vor allem die stark von Schließungen betroffenen Sektoren korrigieren ihre Investitionsplanungen konsequent nach unten. Die Auswirkungen der Corona-Krise sind zu guter Letzt auch bei den Be- schäftigungsplänen spürbar: Trotz vielfach genutz- ter Kurzarbeit stiegen zuletzt die Arbeitslosen- zahlen in Sachsen an. Zwei Drittel der IHK-Unter- nehmen planen in den nächsten Monaten mit sta- bilen Belegschaftsstärken, 16 Prozent beabsichti- gen Neueinstellungen, 18 Prozent wollen ihren Personalbestand vermindern. Aktuell ist die Per- sonalnachfrage bei Dienstleistern und im Groß- handel am stärksten. Im Bau und im IT-Sektor be- hindern Fachkräfteengpässe nach wie vor Neueinstellungen. (Lars Fiehler)

60 90 120 150

2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021

94 99

77 103 120 138

117

121 127

130

114

127 127

0 10 20 30 40 50 60

53 41 39 38 36 28 25 16 16 14 12 12 11 10 6 2

53

Geschäftsaufgabe Sonstige Anpassung des Geschäftsmodells stärkere Nachfrage Produkte/DL Abbau von Personal keine negativen Auswirkungen betriebliche Ausbildung beeinträchtigt unterbrochene Absatzwege angeordnete Firmen-/Geschäftsschließung Investitionen verringert logistische Engpässe Kurzarbeit der Belegschaft rückläufige Kundenfrequenz vor Ort Reiseeinschränkungen geringe Nachfrage personelle Enpässe (Krankheit, Quarantäne, Kinderbetreuung)

Aktuelle Auswirkungen der Corona-Krise auf die sächsische Wirtschaft

IHK-Geschäftsklimaindex für Sachsen seit 2010

in Prozent Punkte

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H

äufig liest man aktuell, dass die Insolvenzantrags- pflichten ausgesetzt sind. Das ist im Zeitraum vom 1. Januar bis zum 30. April dieses Jahres tatsächlich so – aber nur eingeschränkt. Ab dem 1. Mai gilt wieder uneinge- schränkt die Insolvenzantragspflicht des Paragrafen 15a der Insolvenzordnung.

Wann besteht eine Insolvenzantragspflicht?

Grundsätzlich sind die Geschäftsführer einer GmbH verpflichtet, bei Zahlungsunfähigkeit und/oder Überschuldung einen Insol- venzantrag zu stellen. Durch das COVID-19-Insolvenzausset- zungsgesetz war diese Pflicht im Jahr 2020 weitestgehend ausgesetzt. Aktuell gilt dies aber nur noch eingeschränkt: Vo- raussetzung ist, dass der Insolvenzgrund durch die COVID-19-

Pandemie verursacht wurde und ein erfolgversprechender An- trag auf Corona-Hilfen gestellt wurde. Dieser muss im Zeitraum vom 1. November 2020 bis zum 28. Februar 2021 gestellt wor- den sein. War dies aus tatsächlichen oder rechtlichen Gründen nicht möglich, muss zumindest die Berechtigung zur Antrag- stellung bestanden haben. Zudem darf der Antrag nicht offen- sichtlich aussichtslos sein, und durch die Hilfeleistung muss der Insolvenzgrund beseitigt werden.

Wann liegt ein »Corona-Fall« vor?

Das Gesetz verlangt auch weiterhin, dass die Insolvenzreife auf den Folgen der COVID-19-Pandemie beruht – es sich also um einen »Corona-Fall« handelt. Lag bereits vor der COVID- 19-Pandemie ein Insolvenzgrund vor oder ist dieser aufgrund anderer Ereignisse eingetreten, bleibt es also bei der unein- geschränkten Insolvenzantragspflicht.

Dass die Insolvenzreife auf der COVID-19-Pandemie beruht, wird vermutet, wenn am 31. Dezember 2019 keine Zahlungs- unfähigkeit bestanden hat. Da es sich hierbei um eine wider- legliche Vermutung handelt, sollte sicherheitshalber genau geprüft werden, ob tatsächlich zu jenem Jahresende kein In- solvenzgrund vorlag. (Thomas Mulansky)

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Anzeigenschluss für die

April-Ausgabe:

18. März 2021

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22 ihk.wirtschaft dresden 3/2021

P R A X I S P R A X I S

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ür Laserbearbeitungsverfahren gibt es eine Vielzahl von Applikationen. Laserhärten und das Laserauftragsschweißen sind Technolo- gien, die unter anderem im Werkzeug- und For- menbau Anwendung finden. Man kann Werkzeug- standzeiten erhöhen, geometrische Korrekturen und Anpassungen an vorhandenen Werkzeugen vornehmen oder abgenutzte Werkzeuge aufarbei- ten.

Die ALOtec Dresden GmbH ist spezialisiert auf der- artige Laserapplikationen. Das Unternehmen fertigt kundenspezifische Roboteranlagen zum Härten, Draht- und Pulverauftragsschweißen. Ergänzend bie- tet es diese Leistungen in der Lohnfertigung an. Da- her ist man mit den Möglichkeiten, den technologi- schen Herausforderungen und den Grenzen der Technologien vertraut. Die Anlagentechnik wird hausintern entwickelt, kundenspezifisch erfolgen Anpassungsentwicklungen. So konnte eine Tech-

TRANSFERPROJEKT DES MONATS

Modulbauweise macht die Laserbearbeitung mobil

nologieführerschaft in den Bereichen Laserhärten und Laserauftragsschweißen erlangt werden.

Selbst eine additive konturnahe Fertigung von Bauteilen ist damit möglich.

Langstreckentauglich und weltweit einsetzbar Zu bearbeitende Werkzeuge können sehr groß und deshalb schwer zu transportieren sein. Oft sind meh- rere technologische Schritte am selben Werkstück auszuführen. Insbesondere in der Automobilindus- trie ist die Vermeidung langer Stillstandszeiten für die Aufarbeitung von Werkzeugen von hoher wirt- schaftlicher Bedeutung. Dieser Herausforderung hat sich das Unternehmen mit der eigenständigen Ent- wicklung der modularen 10-Achs-Laseranlage na- mens ALOhybrid gestellt. Die Roboteranlage kann wahlweise auf einem Kettenfahrzeug, einer Linear- einheit oder als Stand-Alone-Lösung betrieben wer- den. Dies erlaubt eine optimale Synthese zwischen mobilem und stationärem Einsatz ohne Genauig- keitsverluste. Die Mobilität der Anlage wird durch die konsequente Umsetzung des modularen Kon- zepts für alle Komponenten gesichert. Eine mobile Medienstation erlaubt dem funkferngesteuerten Raupenfahrzeug in einer Entfernung von bis zu 15 Metern zu arbeiten. Für den Wechsel zwischen La- serauftragsschweißen und Laserhärten werden ma- ximal 60 Minuten benötigt. Dazu wird nur das Modul der Laseroptik getauscht. Die patentrechtlich ge- schützte Anlage ist für die Anwendung an Groß- bauteilen in der Öl- und Gasindustrie, im Energie- sektor, an Windkraftanlagen sowie im Schiffs- und Fahrzeugbau geeignet. Erste Erfahrungen konnten unter anderem in der Walzengießerei gesammelt werden. Die bearbeiteten Walzen für die Herstellung von Eisenbahnschienen hatten ein Einzelgewicht von 32 Tonnen bei einer Länge von fünf Metern und einem Durchmesser von 1,3 Metern. Auch die Instandsetzung von Kettenradwellen mit einer Masse von 24 Tonnen in der Tagebautechnik ist ein Anwendungsgebiet des ALOhybrid. Anwendun- gen in der Automobilindustrie bestehen bei der Be- arbeitung von Press- und Umformwerkzeugen für Karosserieteile. Auch solche Werkzeuge können bis zu 20 Tonnen auf die Waage bringen.

Die mobile Bearbeitung vor Ort macht es möglich, dass das Bauteil oder Werkzeug nicht transportiert oder ausgebaut werden muss. Die Anlage ist so konzipiert, dass sie langstreckentauglich und welt- weit schnell einsatzbereit ist, beispielweise per Luft- fracht im Linienflug. Gesucht werden nun Partner, um die Potenziale der Technologie gemeinsam wei- ter auszuschöpfen und neue Einsatzfelder zu er- schließen. (Alexander Reichel) www.alotec.de

Foto: ALOtec Dresden GmbH

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