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Mahnung zum rechten Verhalten von Männern und Frauen im Gottesdienst

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Durch die Bibel 1. Korinther 11,4-16

Mahnung zum rechten Verhalten von Männern und Frauen im Gottesdienst

Erster Korintherbrief, Kapitel 11: Auf die ersten drei Verse bin ich bereits in der letzten Sendung eingegangen, wobei der erste Vers thematisch offenbar noch zum vorangegangenen Kapitel gehört.

„Folgt meinem Beispiel wie ich dem Beispiel Christi!“ (1 Kor 11,1) heißt es in diesem ersten Vers und damit beschließt Paulus jenen Teil seines Briefes, in dem es um die Freiheit der Christen und um die Grenzen dieser Freiheit ging.

Die Verse 2 und 3 wiederum bilden so etwas wie den Auftakt zum nächsten Thema. Ich möchte sie noch einmal kurz zitieren. Paulus schreibt: „Ich lobe euch, weil ihr in allen Stücken an mich denkt und an den Überlieferungen festhaltet, wie ich sie euch gegeben habe. Ich lasse euch aber wissen, dass Christus das Haupt eines jeden Mannes ist; der Mann aber ist das Haupt der Frau; Gott aber ist das Haupt Christi“ (1 Kor 11,2-3). In der letzten Sendung habe ich darauf hingewiesen, dass der zuletzt vorgelesene Vers 3 meines Erachtens eine Art „Organisationsstruktur“ vorgibt. Demnach scheint Paulus dem Mann die Aufgabe zuzuweisen, bei Meinungsverschiedenheiten letztlich eine Entscheidung zu treffen. Der Hinweis, dass „Christus das Haupt eines jeden Mannes“ sei, macht deutlich, dass der Mann seine Position gegenüber der Frau keineswegs missbrauchen darf. Vielmehr sollten Mann und Frau in einem respektvollen, vertrauten und von Liebe geprägtem Verhältnis zueinander stehen.

Nun sprach ich eben von einer Art „Organisationsstruktur“, die Paulus anscheinend vorgibt. Eine solche

„Organisationsstruktur“ sollte beispielsweise innerhalb einer christlichen Ehe eigentlich unnötig sein.

Und tatsächlich zeigen die weiteren Verse, die noch vor uns liegen, dass es dem Apostel Paulus hier nicht etwa um die Ehe, sondern offenbar um einen geregelten Ablauf des Gemeindegottesdienstes geht.

Und bei allem, was er schreibt, hat er die besondere Situation der Christen in Korinth im Blick. Das heißt meines Erachtens, dass seine Empfehlungen und Anweisungen nicht unbedingt verbindlich sind für alle christlichen Gemeinden auf dem ganzen Erdball und zu allen Zeiten. Sondern in erster Linie eben für die Christen im antiken Korinth. Meine Aufgabe als Bibelleser ist es nun, nach den Beweggründen für bestimmte Regelungen zu suchen. Denn erst wen ich verstehe, warum Paulus die eine oder andere Regelung erlässt, kann ich auch die richtigen Schlüsse daraus für meine eigene Gemeinde ziehen.

Mir ist bewusst, dass dies nicht die einzige Möglichkeit ist, an den vor uns liegenden Bibeltext

heranzugehen. Es gibt Christen, die die Empfehlungen und Anweisungen des Apostels Paulus möglichst eins zu eins in die Gegenwart umsetzen wollen. Andere halten sie für antiquiert und sind der Meinung, dass Paulus bei der Gestaltung des heutigen Gemeindelebens keine echte Hilfe mehr sein kann. Nun, beide Positionen muss ich respektieren. Und vielleicht wird die eine oder die andere Position ja auch von Ihnen, liebe Hörer, vertreten. Gerade deshalb ist es mir wichtig, Sie darüber in Kenntnis zu setzen, mit welchem Grundverständnis ich persönlich an den folgenden Bibeltext herangehe. Gleichzeitig möchte

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ich Sie herzlich bitten, mit allen Christen, die Ihre Auffassung zu manchen der nun folgenden Verse nicht teilen, im Gespräch zu bleiben. Denn wenn einer verächtlich auf den anderen herabblickt, dann

verstoßen wir garantiert gegen das Gebot der Nächstenliebe.

Wie vorhin schon angedeutet, geht es im ersten Korintherbrief, Kapitel 11, um die Gestaltung des christlichen Gottesdienstes. Auch wenn dies nicht ausdrücklich als Thema genannt wird, ergibt sich das recht schnell aus den Äußerungen des Apostels Paulus. Zunächst stellt er die richtige Kopfbedeckung beziehungsweise die richtige Haartracht in den Mittelpunkt. Schnell wird deutlich dass beides zu seiner Zeit eine wichtigere Rolle gespielt hat als heutzutage. Eine Frau beispielsweise, die sich in einer

freizügigen Stadt wie Korinth ohne Kopfbedeckung zeigte, geriet schnell in den Verdacht eine Prostituierte zu sein. Eine sittsame Frau dagegen verhüllte sich. Damit war im Grunde schon

vorgegeben, wie sich eine Christin kleiden sollte, wenn sie einen Gottesdienst besucht. Das heißt, die Erwartungen an sie wurden gar nicht so sehr durch die Gemeinde selbst vorgegeben, sondern sie wurden durch die allgemeinen Sitten und Umgangsformen bestimmt. Genauso verhält es sich auch mit den Erwartungen, die an einen Mann gestellt wurden, wenn er einen Gottesdienst besuchte. Im Vers 4 unseres Bibeltextes schreibt Paulus:

„Ein jeder Mann, der betet oder prophetisch redet und hat etwas auf dem Haupt, der schändet sein Haupt“ (1 Kor 11,4).

Noch heute ist es in aller Regel so, dass Männer ihren Hut abnehmen, wenn sie eine Kirche betreten.

Aber kaum jemand würde auf die Idee kommen, einem Mann, der seinen Hut aufbehält, vorzuwerfen, er „schände sein Haupt“. Was steckt also hinter den Worten des Apostels Paulus? Nun, er wendet sich offenbar gegen die Vorgaben der Rabbiner, der jüdischen Gottesgelehrten, wonach ein Mann sein Haupt bedeckt halten sollte. Im zweiten Korintherbrief wirft Paulus ihnen indirekt vor, einen Bericht aus dem Alten Testament falsch zu interpretieren beziehungsweise den falschen Schluss daraus zu ziehen.

Worum geht es genau? Nun, im zweiten Buch Mose, Kapitel 34, wird berichtet, wie Mose von Gott auf den Berg Sinai gerufen wird. Mose soll zwei unbeschriftete steinerne Tafeln mitbringen, auf die Gott dann zum zweiten Mal die Zehn Gebote niederschreibt. Als Mose vom Berg Sinai zurückkommt und sich dem Volk Israel zeigt, jagt er ihnen einen großen Schrecken ein, denn, so wörtlich, „die Haut seines Angesichts glänzte, weil er mit Gott geredet hatte“ (2 Mose 34,29). Die Herrlichkeit Gottes spiegelt sich also in gewisser Weise auf Moses Angesicht wider und versetzt die Israeliten in Furcht und Schrecken.

Daraufhin fasst Mose den Entschluss, sich den Israeliten nur noch verhüllt zu zeigen.

Doch wenn Mose mit Gott spricht, legt er sein Tuch (oder seine „Decke“, wie es in der Lutherbibel heißt) ab. Im zweiten Buch Mose wird berichtet: „Immer wenn Mose hineinging vor den HERRN, mit ihm zu reden, tat er die Decke ab, bis er wieder herausging. Und wenn er herauskam und zu den Israeliten redete, was ihm geboten war, sahen die Israeliten, wie die Haut seines Angesichts glänzte. Dann tat er die Decke auf sein Angesicht, bis er wieder hineinging, mit ihm zu reden“ (2 Mose 34,34-35). In Erinnerung an dieses Ereignis wurde es bei den jüdischen Männern Brauch, im Gottesdienst und bei manch anderen religiösen Verrichtungen eine Kopfbedeckung zu tragen. An diesem Brauch nimmt Paulus jedoch im zweiten Korintherbrief Anstoß. Denn nach seiner Ansicht besteht der Sinn eines

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Gottesdienstes nicht in erster Linie darin, dass ein Gottesgelehrter zu der Gemeinde spricht, sondern dass die ganze Gemeinde Gott begegnet. Und Mose hatte ja sein Tuch bei seinen Begegnungen mit Gott abgelegt, sozusagen um ihm von Angesicht zu Angesicht zu begegnen. Aus diesem Grund schreibt Paulus im zweiten Korintherbrief, Kapitel 3: „Weil wir nun solche Hoffnung haben, sind wir voll großer

Zuversicht und tun nicht wie Mose, der eine Decke vor sein Angesicht hängte“ (2 Kor 3,12-13). Als Begründung für die Bedeckung des Angesichts heißt es dann noch weiter: „… damit die Israeliten nicht sehen konnten das Ende der Herrlichkeit, die aufhört.“ Sprich: Die Israeliten sollten damals nicht mitbekommen, wie der Glanz Gottes langsam wieder vom Angesicht Moses verschwand. Auch diese Begründung sieht Paulus, wenn nicht als falsch, dann doch als überholt an. Denn Christen haben Anteil an der Herrlichkeit Jesu Christi. Und diese Herrlichkeit verlischt nicht.

Die schlichte Anweisung in unserem Bibeltext, dass jeder Mann, der im Gottesdienst betet oder prophetisch redet, dies ohne Kopfbedeckung tun soll, ist also Ausdruck einer gut begründeten

theologischen Überzeugung. Ein Mann, der ohne Kopfbedeckung seinem Gott begegnet – das erinnert an die Tatsache, dass der Mensch ursprünglich als ein Bild Gottes erschaffen wurde. Dass die Sünde beide dann voneinander getrennt hat. Dass aber Jesus Christus letztendlich durch seinen Erlösertod die tiefe Kluft zwischen Gott und Mensch wieder geschlossen hat.

In Vers 5 unseres Bibeltextes geht es nun um die Frage, ob sich christliche Frauen im Gottesdienst genauso verhalten sollen wie die Männer. Einiges deutet darauf hin, dass sie es tatsächlich tun. Das heißt, dass sie ohne Kopfbedeckung im Gottesdienst hervortreten und beten oder prophetisch reden.

Ob sie es im Sinne der Gleichberechtigung den Männern gleichtun wollen oder ob sie als Christinnen die Regeln, die in einem jüdischen Gottesdienst gelten, durchbrechen wollen, das lässt sich im Nachhinein nicht mehr feststellen. Aber denken Sie bitte an das, was ich vorhin ganz allgemein über Frauen gesagt habe, die sich in Korinth ohne Kopfbedeckung auf der Straße zeigten. Schnell konnte der Verdacht einer gewissen Ruchlosigkeit aufkommen. Aus diesem Grund, so meine Vermutung, kann Paulus es nicht gutheißen, dass sich Frauen im Gottesdienst genauso zeigen wie Männer. In Vers 5 heißt es darum:

„Eine Frau aber, die betet oder prophetisch redet mit unbedecktem Haupt, die schändet ihr Haupt; denn es ist gerade so, als wäre sie geschoren“ (1 Kor 11,5).

Wie eben schon angedeutet, vermute ich, dass Paulus es einfach als unschicklich empfand, wenn eine Frau mit unbedecktem Haupt im Gottesdienst hervortrat, um zu beten oder prophetisch zu reden. Doch statt darüber weiter zu spekulieren, lassen Sie uns doch bitte erst mal zur Kenntnis nehmen, was völlig unstrittig ist. Nämlich dass Frauen in der christlichen Gemeinde beten und öffentlich reden durften. Der oft zitierte Bibelvers „Das Weib schweige in der Gemeinde“ muss also sehr differenziert betrachtet werden. Außerdem ist er in diesem Wortlaut in den heutigen Bibelausgaben nicht mehr zu finden, weil eben dieser Wortlaut in die Irre führt. Denn wie wir gerade aus dem Munde des Apostels Paulus erfahren haben, erwartet er von den Frauen in der Gemeinde keineswegs, dass sie stumm bleiben sollen. Ein Pastorenkollege hat mir übrigens einmal verraten, dass seine Frau viel begabter sei als er, wenn es darum geht, einen Abschnitt aus der Bibel auszulegen. Und tatsächlich hörten viele Leute ihr viel lieber zu als ihm.

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Ich komme nun zu Vers 6 unseres Bibeltextes, der gewiss nicht so rabiat gemeint ist, wie er in der Übersetzung der Lutherbibel klingt. Über eine Frau, die im Gottesdienst ein Gebet sprechen oder prophetisch reden möchte, heißt es dort:

„Will sie sich nicht bedecken, so soll sie sich doch das Haar abschneiden lassen! Weil es aber für die Frau eine Schande ist, dass sie das Haar abgeschnitten hat oder geschoren ist, soll sie das Haupt bedecken“ (1 Kor 11,6).

Die Sache mit dem Abschneiden der Haare klingt in der Tat ein bisschen „haarig“. Gewiss handelt es sich dabei aber nicht um einen ernst gemeinten Vorschlag, sondern Paulus will offenbar zum Ausdruck bringen: „Wenn die Frau ihr Haar nicht bedecken will, dann könnte sie es doch ebenso gut auch

abschneiden lassen.“ Das wiederum würde kaum eine Frau freiwillig tun. Auch deshalb nicht – und jetzt kommen wir wieder einmal auf die besonderen Verhältnisse in Korinth zu sprechen – weil gewisse Damen es eben doch taten. Nämlich die sogenannten Vestalinnen, die Priesterinnen am Tempel der Liebesgöttin Aphrodite. Diese Priesterinnen, die man meines Erachtens auch als „Tempelprostituierte“

bezeichnen könnte, ließen tatsächlich ihr Haupthaar scheren. Und offenbar liefen sie in der Öffentlichkeit auch ohne Kopfbedeckung herum.

In der christliche Gemeinde von Korinth gab es nun einige Frauen, die anscheinend bei sich dachten:

„Was kümmern mich diese Priesterinnen! Ich gehöre zu Jesus Christus und will die Freiheit, die er mir schenkt, auch nutzen. Ich habe keine Lust darauf, mich den althergebrachten Anstandsregeln zu

unterwerfen.“ Nun, bei allem Verständnis dafür hält es der Apostel Paulus in dieser Sache für wichtiger, ein eindeutiges Zeichen zu setzen. Nie und nimmer soll sich eine christliche Frau auch nur annähernd so verhalten wie eine Tempelprostituierte, die sich in der Öffentlichkeit ohne Kopfbedeckung oder sogar mit geschorenem Kopf zeigt. So gesehen verteidigt Paulus geradezu die Ehre seiner

Glaubensschwestern. Keinesfalls ist die Kopfbedeckung in diesem Zusammenhang ein Zeichen der Unterdrückung oder der Unterwerfung unter einen Mann. Allenfalls Gott sollen sich sowohl die Frau wie auch der Mann freiwillig unterordnen.

Auch im ersten Timotheusbrief betont der Apostel Paulus das Miteinander von Mann und Frau in der Gemeinde. In Kapitel 2 heißt es dort: „So will ich nun, dass die Männer beten an allen Orten und aufheben heilige Hände ohne Zorn und Zweifel. Desgleichen, dass die Frauen in schicklicher Kleidung sich schmücken mit Anstand und Zucht, nicht mit Haarflechten und Gold oder Perlen oder kostbarem Gewand, sondern, wie sich's ziemt für Frauen, die ihre Frömmigkeit bekunden wollen, mit guten Werken“ (1 Tim 2,8-10). In diesen Versen scheint Paulus die spezifischen Schwächen von Männern und Frauen anzusprechen. Von den Männern erwartet er, dass sie gegen niemanden mehr Groll hegen, wenn sie im Gottesdienst öffentlich beten. Vielmehr sollen sie sich vorher mit allen aussöhnen. Und Frauen sollen den Gottesdienst nicht als Laufsteg für die neueste Mode missbrauchen, sondern lieber die Augen offen halten, wo ganz praktisch ihre Mithilfe gebraucht wird.

Nun will ich keineswegs verheimlichen, dass es auch Bibelstellen gibt, in denen die Erwartung geäußert

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wird, dass sich Frauen ihren Männern unterordnen sollen. Aber was bedeutet es, sich in diesem Sinne

„unterzuordnen“? Lassen Sie mich dazu aus dem ersten Petrusbrief einige Verse aus Kapitel 3 zitieren.

Dort heißt es unter anderem: „Ihr Frauen sollt euch euren Männern unterordnen, damit auch die, die nicht an das Wort glauben, durch das Leben ihrer Frauen ohne Worte gewonnen werden“ (1 Petr 3,1).

Hier geht es also um eine Form der Unterordnung, die dazu führt, dass ein ungläubiger Ehemann durch die Liebe seiner Frau, durch die Wertschätzung, die sie ihm entgegenbringt, zum Glauben an Jesus Christus findet. Im Grunde schließt das doch völlig aus, dass sich die Frau wie eine Sklavin ihrem Mann unterwirft. Unterordnung heißt hier vielmehr, aus Liebe zum anderen die eigenen Interessen

hintenanzustellen. Weiter heißt es im ersten Petrusbrief an die christlichen Frauen gerichtet: „Euer Schmuck soll nicht äußerlich sein wie Haarflechten, goldene Ketten oder prächtige Kleider, sondern der verborgene Mensch des Herzens im unvergänglichen Schmuck des sanften und stillen Geistes: das ist köstlich vor Gott“ (1 Petr 3,3-4).

Zurück zu unserem Bibeltext aus dem ersten Korintherbrief, Kapitel 11. Dort liefert Paulus nun weitere Begründungen dafür, warum der Mann im Gegensatz zu einer Frau im Gottesdienst keine

Kopfbedeckung tragen soll. Hören Sie dazu die Verse 7 bis 9:

„Der Mann aber soll das Haupt nicht bedecken, denn er ist Gottes Bild und Abglanz; die Frau aber ist des Mannes Abglanz. Denn der Mann ist nicht von der Frau, sondern die Frau von dem Mann. Und der Mann ist nicht geschaffen um der Frau willen, sondern die Frau um des Mannes willen“ (1 Kor 11,7-9).

Zugegeben: Es ist nicht ganz einfach, dieser Argumentation des Apostels Paulus zu folgen. Auf jeden Fall aber nimmt er Bezug auf die Schöpfungsordnung, wie sie im ersten Buch Mose dargelegt ist. Demnach wurde zuerst Adam von Gott geschaffen. Doch dann stellte Gott fest: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sei“ (1 Mose 2,18). Und diese Gehilfin, die nicht geschaffen wurde, um Adam zu bedienen, sondern die als ebenbürtige Partnerin „um ihn sein“ sollte, war Eva, die erste Frau auf Erden. Ohne seine geliebte Eva, ich glaube das kann man ohne Übertreibung sagen, war Adam nicht komplett. Und ich bin fest davon überzeugt, dass es sich auch heute noch so zwischen Mann und Frau verhält. – Vers 10:

„Darum soll die Frau eine Macht auf dem Haupt haben um der Engel willen“ (1 Kor 11,10).

Tja, ein rätselhafter Vers, denn noch immer streiten die Experten darüber, was wohl mit dieser ominösen „Macht auf dem Haupt“ gemeint sein könnte. Einige Bibelübersetzungen gehen davon aus, dass das entsprechende Wort im griechischen Bibeltext nichts anderes meint als gewissermaßen eine

„Kopfbedeckung mit Symbolcharakter“. Sprich: Die christlichen Frauen in Korinth sollten ihre Kopfbedeckung nicht einfach nur deshalb tragen, weil es sich eben so gehörte, sondern weil sie sich ganz bewusst dem Willen Gottes unterstellt und gerade dadurch eine gewisse Autorität (oder auch

„Macht“) ausgestrahlt haben. Noch rätselhafter ist in Vers 10 allerdings die Bemerkung: „um der Engel willen“. Denkt Paulus hier an die unsichtbaren Boten Gottes, die sozusagen darüber berichten könnten, was in einem Gottesdienst vor sich geht und ob er würdevoll gefeiert wird? Ich bitte Sie herzlich um Verständnis, wenn ich Ihnen hierzu keine vollständige Auslegung anbieten kann. Aber mehr als ein paar

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Gedankensplitter fallen mir und auch vielen anderen Bibelauslegern hierzu nicht ein. – Weiter ab Vers 11:

„Doch in dem Herrn ist weder die Frau etwas ohne den Mann noch der Mann etwas ohne die Frau; denn wie die Frau von dem Mann, so kommt auch der Mann durch die Frau; aber alles von Gott“ (1 Kor 11,11- 12).

Ganz am Anfang dieser Sendung sprach ich davon, dass Paulus in Kapitel 11 zwar sehr deutlich zwischen dem unterscheidet, wie sich eine Frau und wie sich ein Mann in der Gemeinde verhalten soll. Dabei geht es jedoch meines Erachtens lediglich um eine Art „Organisationsstruktur“. Das heißt, eine geistliche Hierarchie wird dadurch nicht festgelegt. Das zeigen die beiden gerade vorgelesenen Verse sehr deutlich. Frau und Mann sind vor Gott gleich viel wert! Und in der Ehe, da ergänzen sie sich gegenseitig und bilden eine enge Einheit. – Weiter ab Vers 13. Paulus schreibt an die Christen in Korinth:

„Urteilt bei euch selbst, ob es sich ziemt, dass eine Frau unbedeckt vor Gott betet. Lehrt euch nicht auch die Natur, dass es für einen Mann eine Unehre ist, wenn er langes Haar trägt, aber für eine Frau eine Ehre, wenn sie langes Haar hat? Das Haar ist ihr als Schleier gegeben. Ist aber jemand unter euch, der Lust hat, darüber zu streiten, so soll er wissen, dass wir diese Sitte nicht haben, die Gemeinden Gottes auch nicht“ (1 Kor 11,13-16).

Diese vier Verse haben es wirklich in sich. Einerseits fordert Paulus die Korinther auf: „Urteilt bei euch selbst, was sich gehört und was nicht.“ Hier bekommt man den Eindruck, dass er sie auffordert, auf ihr eigenes Empfinden zu achten. Und dieses Empfinden ist nun mal auch von dem Umfeld geprägt, in dem jemand lebt. Dann jedoch verweist Paulus auf die „Natur“, die angeblich den Menschen lehrt, dass ein Mann kurzes und eine Frau langes Haar tragen soll. Eine schwierige Behauptung, denn egal ob Mann oder Frau: Wenn sie der Natur freien Lauf lassen, werden bei beiden die Haare sprießen. Und warum führt Paulus an dieser Stelle überhaupt die Natur an und sagt nicht gleich: „Gott möchte, dass ein Mann seine Haare so und eine Frau ihre Haare so trägt“?

Nun, zur Zeit des Apostels Paulus mag es in der heidnisch geprägten Stadt Korinth wichtig und richtig gewesen sein, dass sich der Unterschied zwischen den beiden Geschlechtern auch an der Haarlänge ablesen lässt. Das Wesentliche scheint mir jedoch zu sein, dass wir den Unterschied zwischen den Geschlechtern grundsätzlich bejahen, weil er von Gott offenbar gewollt ist. Gleich auf der ersten Seiten der Bibel heißt es schließlich: „Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau“ (1 Mose 1,27). Wohlgemerkt: Beide, Mann und Frau, wurden von Gott zu seinem Bilde geschaffen. Beide besitzen eine besondere Würde vor ihm. Aber beide

Geschlechter zeichnen sich auch durch körperliche und seelische Unterschiede aus und ergänzen sich dadurch gegenseitig.

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