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Wildkatzen in Bayern: Verbreitungslücken schliessen sich

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Landesfachgeschäftsstelle Bauernfeindstr. 23 90471 Nürnberg Tel. 0911/81 87 8-0 Fax 0911/86 95 68 lfg@bund-naturschutz.de www.bund-naturschutz.de

Nürnberg, 01.12.2017 PM 110/17 LFG Naturschutz

WILDKATZEN IN BAYERN:

VERBREITUNGSLÜCKEN SCHLIESSEN SICH

In sechs Landkreisen in Unterfranken, Oberpfalz, Niederbayern und Schwaben haben dieses Jahr 100 Ehrenamtliche gezielt nach noch un- entdeckten Vorkommen der Wildkatzen gesucht.

Erfreuliche Ergebnisse eines der größten „Citizen Science“-Projekte

Bayerns: 23 Mal hatte die Wildkatze an bislang noch nicht nachgewie- senen Stellen am Lockstock Haare hinterlassen! Erstmals gelang der direkte genetische Nachweis, dass Wildkatzen aus der Rhön bis nach Schweinfurt wandern.

Seit fünf Jahren verfolgt der BUND Naturschutz (BN) unter Mithilfe von hun- derten Ehrenamtlichen die Wiederbesiedelung Bayerns durch die Europäische Wildkatze. Während der Spessart, die Rhön und die Hassberge inzwischen gut besiedelt sind, bleiben Verbreitungs- und Kenntnislücken, die mit Unterstüt- zung von engagierten BN-Mitgliedern, Jägern und Förstern nach und nach ge- schlossen werden. In sechs bayerischen Landkreisen, in denen bisher Vorkom- men unserer Ureinwohnerin nur vermutet werden konnten, wurden dieses Jahr über einen Zeitraum von acht Wochen 235 sogenannte Lockstöcke ausge- bracht. Knapp hundert Ehrenamtliche kontrollierten diese zum Jahresbeginn einmal wöchentlich hinsichtlich Katzenhaare. Das Ergebnis: Erstnachweise gelangenin den Landkreisen Miltenberg, Würzburg und Schweinfurt. Die Landkreise Deggendorf und Oberallgäu sind entweder noch nicht von Wildkat- zen besiedelt oder vorhandene Einzeltiere konnten wegen noch sehr geringer Dichte bisher dort nicht nachgewiesen werden.

Besonders erfreut ist der BUND Bayern e.V. über den bundesweiten Erstnach- weis der Europäischen Wildkatze im bayerischen Teil des Odenwaldes – hier war die Katze in den letzten Jahren bisher vergeblich gesucht worden.

Ein „Sechser im Lotto“ war der Wiederfund einer genetisch analysierten männ- lichen Wildkatze, die 2015 erstmalig in der Rhön an einem Lockstock nachge- wiesen wurde. Denselben Kuder nun zwei Jahre später etwa 40 Kilometer ent- fernt vom ersten Fundort wiederzufinden, bestätigt eindrucksvoll die Groß- räumigkeit eines Wildkatzenreviers und die Bedeutung der Vernetzung von großen Waldbereichen als Wanderkorridore.

Hubert Weiger, Vorsitzender des BN, dankte allen Mitwirkenden und den Ko- operationspartnern für ihr wochenlanges Engagement in den Wäldern: „Unser besonderer Dank gilt nicht nur den vielen Freiwilligen, die sich bereitwillig bei kalten und widrigen Witterungsverhältnissen jede Woche erneut auf die Suche nach Haaren begeben haben, sondern auch den Mitarbeitern der Bayerischen Staatsforsten, die vielerorts ihre Flächen für die Suche zur Verfügung gestellt oder selbst tatkräftig mit gesucht haben“.

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Landesfachgeschäftsstelle Bauernfeindstr. 23 90471 Nürnberg Tel. 0911/81 87 8-0 Fax 0911/86 95 68 lfg@bund-naturschutz.de www.bund-naturschutz.de

Nürnberg, 01.12.2017 PM 110/17 LFG Naturschutz Ebenfalls dankte Hubert Weiger ausdrücklich dem Bayerischen Staatsministe-

rium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten für die bereits jahrelange Un- terstützung im Einsatz für die Rückkehr der Europäischen Wildkatze in ihre bayerische Heimat.

Die faszinierenden Ergebnisse belegen jedoch auch, dass es sicher noch Jahr- zehnte dauern wird, bis sich die Wildkatze wirklich in ganz Bayern etabliert hat.

Wildkatzenfreunde brauchen also einen langen Atem und die Wildkatze braucht weitere Schutzmaßnahmen.

Eine bayerische Ureinwohnerin

Die Europäische Wildkatze ist eine echte Ureinwohnerin – sie durchstreifte unsere Wälder schon lange bevor die Römer die ersten Hauskatzen aus Afrika mitbrachten. In Bayern war die Wildkatze um 1930 durch falsch verstandene jagdliche Verfolgung ausgestorben. 1984 startete der BUND Naturschutz eine erfolgreiche Wiedereinbürgerungs-Aktion und setzte bis 2009 vor allem im Spessart insgesamt über 600 Wildkatzen aus. Dort entwickelte sich das erste reproduzierende bayerische Wildkatzenvorkommen. Von den laubholzreichen Wäldern des Spessarts, der Rhön und den Haßbergen breitet sich die Art seit etwa zehn Jahren über den Jurabogen in Richtung Südbayern aus. In Bayern rechnen die Experten des BN aktuell mit einem Bestand von etwa 700 Tieren.

Wildkatzen sind deutschlandweit streng geschützt. Die größte Gefährdung für Wildkatzen geht aktuell vom Straßenverkehr aus. Vielerorts fehlt es zudem an Vernetzungsstrukturen zwischen den Wildkatzen-Lebensräumen wie z.B. He- cken, Baumreihen und Brachflächen als Biotopverbund, sowie an Grünbrücken über Straßen oder geeigneten Unterführungen. Auf der Suche nach neuen Revieren stoßen die deckungsliebenden Tiere auf ausgeräumte Agrarland- schaften, Gewerbegebiete und Siedlungen oder stark befahrene Straßen, die eine fast unüberwindbare Barriere darstellen. Eines der übergeordneten Ziele beim Wildkatzenschutz ist daher auch die Wiedervernetzung der aktuellen und potentiellen Wildkatzen-Wälder durch sogenannte „grüne Korridore“.

Die Lockstockmethode - Katzen lieben Baldrian

Um an die begehrten Haarproben zu gelangen, setzt der BN eine elegante und effiziente Methode ein. Baldrian lockt die scheuen Katzen an. Raue Holzstäbe als „Lockstöcke“ werden an geeigneten Stellen in den Waldboden gesteckt und mit Baldrian-Lösung besprüht. Reiben sich Wildkatzen daran, so bleiben einige Haare am Holz zurück. Die abgesammelten Haare werden genetisch unter- sucht. Nur so können Wildkatzen von oft ähnlich gefärbten Hauskatzen sicher unterschieden werden. Die Genanalysen führte 2017 das Expertenteam der Wildtiergenetik am Senckenberg-Institut im hessischen Gelnhausen durch.

gez. Dr. Kai Frobel, BN-Artenschutzreferent

Ulrike Geise, Projektkoordinatorin Wildkatzenprojekt, Tel. 0171/6127325

Bild 1: Aktuelle Verbreitungskarte Wildkatze in Bayern

Bild 2: BN-Kindergruppe Werneck bei der Lockstock-Kontrolle (Thomas Fuchs) Bild 3: Wildkatze (Thomas Stephan)

Referenzen

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