Wiedereinsteiger, Rückkehrer und Quereinsteiger in der Altenpflege
Helmut Wallrafen-Dreisow
Arbeitsplatz Altenpflege - Außensicht
Datenlage
• Das Erwerbspersonenpotenzial in Deutschland schrumpft aus
demografischen Gründen von 2010 bis 2020 um 1,8 Mio. Personen und danach bis 2025 um weitere 1,8 Mio. (IAB 2010).
• Durchschnittsalter der Erwerbstätigen liegt heute bei 41,0 Jahren in Deutschland (HWWI 2010), Tendenz steigend.
• Die Zahl der Schulabsolventen verringert sich bis 2020 um 20% im Bundesdurchschnitt, in einigen Bundesländern um 45% (idw 2011).
• Bis zum Jahr 2030 werden rund 5,2 Millionen Fachkräfte fehlen (prognos 2012).
Anzahl der fehlenden Pflegekräfte in Deutschland 2005 und 2025
•Anzahl der fehlenden Pflegekräfte
39.000
112.000
0 20.000 40.000 60.000 80.000 100.000 120.000
2005 2025*
Quelle: Die Welt Dez. 2010
Arbeitsplatz Altenpflege - Innensicht
Aller Unkenrufe zum trotz:
• Hohe Motivation
• Hohe Arbeitszufriedenheit
• Viel Engagement
• Positives Feedback
Besser machen statt schlecht reden!
• Befragungen zeigen große „Schräglage“ in der öffentliche Wahrnehmung!
• Daten zeigen hohe intrinsische und konstante Zufriedenheit der Mitarbeiter
• Unzufriedenheit ist kein strukturelles Problem sondern „hausgemacht“
• Intelligente Organisationsstrukturen kompensieren Unzufriedenheit
• mangelnde Wertschätzung der eigenen Arbeit erhöht Unzufriedenheit
• Störgröße der Mitarbeiterzufriedenheit ist der Kunde
Schlüsselfaktor: Arbeiten im Team
Stellenwert und Zufriedenheit
- Mittelwerte -
Im Vergleich zu Hilfsarbeitern, Kfz- Mechatronikern, Bankkaufleuten oder Industriemeistern schneiden Mitarbeiter in der Altenhilfe nicht schlecht ab
Ihre Jahreseinkommen liegen bis zu 36 Prozent höher
Tarifvergleich zeigt:
Pflegeberuf sind lukrativ
Quelle: Wohlfahrt intern 9/2014
Die Pflege ist besser als ihr Ruf!
Die Pflege ist besser als ihr Ruf!
Wir haben…
Ein durchgängig hohes Qualitätsniveau (auch wenn die Wahrnehmung eine andere ist..)
Noch nie so viele Mitarbeiter wie heute
Ein hohes Qualifikationsniveau in allen Bereichen (können wir uns das weiterhin leisten…?)
Engmaschige Kontrollen (Heimaufsicht, MDK, Träger, Gesundheitsamt, Hygiene, MedGV, etc.)
Schwarze Schafe bestimmen das Image!
Uns fehlt
Eine Sprache, die von Kunden und Mitarbeitenden verstanden wird!
Selbstbewusstsein, um eigene Standpunkte offensiv zu vertreten
Eigenständige Profession, die in Ausbildung zum Ausdruck kommt
Wissenschaft, die in der Praxis verankert ist
• …ist eine Wissensbranche.
• …bietet Räume zum Leben und Arbeiten.
• …bietet Perspektiven für Menschen, die Verantwortung übernehmen wollen.
• …ist eine Innovationsbranche.
• …ist verlässlich und krisensicher
.
Die Altenpflege…
• Keines, was die Lebenssituation verklärt, sondern die Kunden ernst nimmt!
• Keines, was die Arbeitsbedingungen verklärt, sondern zeigt, dass Pflege ein anspruchsvolles Berufsfeld ist
• Eines, was den älteren Menschen die Angst vorm Alter nimmt
• Eines, was zeigt, dass Leben mit Hilfe- und Pflegebedarf lebenswert sein kann
• Eines, was zeigt, dass der Pflegeberuf attraktiv und wertvoll ist
Wir brauchen ein neues Bild
von der Altenhilfe
Welche Qualität beurteilen Mitarbeiter…?
Arbeits- und Dienstzeiten
Bezahlung und Versorgungsangebote
Befristung der Beschäftigung
Freundlichkeit der Kollegen
Umgang der Vorgesetzten mit den Mitarbeitern
Ideen und Initiative gefragt
Ausstattung mit Arbeitsmaterial, der Fahrzeuge, des Hauses
…
Mitarbeitern Perspektiven bieten
Grundlegende Aspekte bei
Suche und Bindung
Wodurch gewinnt man Mitarbeiter?
Quelle: Towers Perrin Global Workforce Study 2011
Aufmerksamkeit – Wodurch??
Die „richtigen“ Mitarbeiter auswählen
• Wir müssen unser Profil schärfen!
• Wir müssen zeigen, wie professionell und attraktiv das Berufsfeld Pflege geworden ist!
• Wir brauchen mehr Transparenz und Offenheit in Bezug auf die Arbeitsbedingungen!
• Wir brauchen neue Wege, um potenzielle Mitarbeiter auf uns aufmerksam zu machen!
• Wir müssen uns für neue Medien und Kontaktforen wie Facebook oder Xing öffnen!
Konsequenzen
Was bindet Mitarbeiter?
Quelle: Towers Perrin Global Workforce Study 2011
Nachwuchskräfte gewinnen und entwickeln
Niedrigschwellige Zugänge über Praktika/GFB/FSJ
Schüler (alle Schultypen) machen Praktikum
Besonders geeignete Schüler absolvieren FSJ
Besonders geeignete FSJ absolvieren Ausbildung Besonders geeignete Altenpflegehelfer absolvieren die
Fachausbildung
Fachkräfte werden zu Spezialisten oder Beauftragten
Fachkräfte können Bachelor-Studium durchführen und in diesem Rahmen Praxiseinsätze leisten
„Gute Praxis“ in der Sozial-Holding
Mönchengladbach GmbH
• Neue Wege bei Information und Kommunikation
• Imagebildung durch Beteiligung an Wettbewerben
• Arbeitszeitgestaltung mit unkonventionellen Lösungen
• Gesundheitsmanagement nicht mehr mit der Giesskanne
• Kompetenzentwicklung durch gezielte Angebote
• Ausbildung unterstützt durch intensive Begleitung
Von der Einzelmaßnahme
zum Gesamtkonzept
Image als Arbeitgeber aktiv gestalten
• 2009, 2010 und 2014 ausgezeichnet für ihre demografiesensible Personalpolitik mit dem internationalen Arbeitgeberpreis der AARP
• Mehrmals ausgezeichnet mit dem Arbeitssiegel der EKD „Arbeit Plus“
2001 / 2003 / 2005 / 2009/2013
• AOK Rheinland/Hamburg
Gesundheitspreis 2014
Erstellung eines wissenschaftlichen Demografieberichtes durch das Institut für Gerontologie an der TU Dortmund
– Ist-Analyse zur Altersstruktur, Fluktuation, Arbeitsunfähigkeit und Weiterbildungsbeteiligung
– Fortschreibung der betrieblichen Altersstruktur in 5 und 10 Jahren
Ziel: Sensibilisierung für den demografischen Wandel im Betrieb
Fakten kennen – gezielt verändern!
Zahlen, Daten und Fakten
• Die Altersstruktur der Sozial-Holding kann als alterszentriert bezeichnet werden
• Das Durchschnittsalter der Beschäftigten beträgt 44,3 Jahre
• Der Anteil an Mitarbeitern über 50 Jahren liegt heute bereits bei 35%
• Bis 2014 wird dieser Anteil auf 50%, bis 2019 auf 57% steigen
• Selbst bei gezielter Verjüngung ist dieser Trend nur schwach abzumildern
• Bis 2019 werden 233 Personen (25,2%) altersbedingt aus dem Unternehmen ausscheiden
Demografischer Wandel ist angekommen
• Von Teilzeit in der Pflege kann man nicht leben
• Pool-Lösungen für Pflegekräfte schafft Vollzeitbeschäftigung
• Von 228 Teilzeitbeschäftigten haben 71 mitgemacht
• 500 Wochenarbeitsstunden zusätzlich zur Verfügung
• Individuelle und flexible Arbeitszeitvereinbarungen
• Computergestützter, kundenorientierter Dienstplan
• Einführung Familienpflegezeit lange vor der gesetzlichen Regelung
Arbeitszeiten und Dienstplanung
• Gesundheitszirkel
• Gesundheitsbeauftragte
• Identifikation der Mitarbeiter mit Gesundheitsrelevanten Themen
• „gesunder Apfel“
• Betriebssportgemeinschaft
• Nutzung der Sportgeräte am Arbeitsplatz
• Psychologische Beratung
• Gesundheitsmanagement
Ziel: Langfristiger Erhalt der Arbeitsfähigkeit
Gesundheitsförderung mit System
• Kooperation mit Katholische Bildungsstätte für Gesundheits- und Pflegeberufe
• Eigener Ausbildungskurs für Pflegefachkräfte mit 25 Teilnehmern
• Insgesamt 60 Auszubildende in den Einrichtungen
• Pflegelehrerin zur Unterstützung der Auszubildenden
• Praxisanleiter werden durch eine eigene Lehrerin für Pflegeberufe koordiniert
• Praxistransfertage im 14-Tage-Rhythmus
Begleitete Ausbildung
Lebenslanges lernen
Wunsch und Wirklichkeit nach Befragung
• Die Teilnahme an Weiterbildung, gemessen in Prozent der Arbeitszeit nimmt mit zunehmendem Alter kontinuierlich ab.
• In der jüngsten und ältesten Altersgruppe ist die Teilnahme an Weiterbildung am geringsten.
• 50- bis 54-Jährige investieren nur etwa halb so viel ihrer Arbeitszeit in Weiterbildung wie
Beschäftigte der Altersklasse 25 bis 29 Jahre.
• Pflegehilfskräfte investieren etwa nur halb so viel ihrer Arbeitszeit in Weiterbildung wie ihre
examinierten Kollegen.
• Betriebliche Fort- und Weiterbildungsangebote für Beschäftigte aller Alters- und Qualifikationsstufen
• Bericht zur Ermittlung von Gründen der Nicht-Teilnahme an betrieblichen Weiterbildungsangeboten (Projekt der FFG)
• Wissenstransfer mittels Mentorenprogramm zur Sicherung wertvollen Erfahrungswissens
Motivation und Ermöglichung eines Lebenslanges Lernen der Mitarbeiter
Trotz alledem oder gerade deshalb
Kompetenzentwicklung und Wissenstransfer
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
Helmut Wallrafen-Dreisow